Freitag, 12. Juli 2013

Kokoro Connect




Ich möchte einen sehr schönen Anime vorstellen, der auf den ersten Blick vielleicht wie ein normaler Slice-of-Life-Anime wirkt, aber viel mehr zu bieten hat als man glaubt.



Allgemeine Informationen:

Episoden: 13
Ausgestrahlt: 2012
Genres: Comedy, Drama, Romance, School, Supernatural
Dauer: 24 Minuten pro Episode


Zusammenfassung:
Die fünf Mitglieder des kulturellen Erforschungs-Clubs, Taichi Yaegahi, Iori Nagase, Himeko Inaba, Yui Kiriyama und Yoshifumi Aoki sehen sich eines Tages einem bizarren Phänomen konfrontiert als Aoki und Yui ohne jegliche Vorwarnung im Körper des anderen stecken. Dasselbe beginnt ebenso den anderen Mitglieder zu widerfahren, was ihren Alltag ganz schön durcheinander bringt.

War es anfangs so, dass die fünf Schüler ein gewisses Vergnügen inmitten der Verwirrung verspürten, entwickelt sich das Ganze zu einer einzigen Tragödie, als diese ungewollte Verbindung die schmerzhaften Narben in ihren Herzen offenbart. Als ihre angenehmen Tage zunehmend zerbrechen, beginnen sich auch die Beziehungen zwischen den fünf Schülern sich drastisch zu wandeln...

Bewertung: 9/10

Begründung:


Story:
An der eigentlichen Grundidee mag vielleicht nicht viel originelles stecken: Fünf junge Menschen erleben etwas Unnatürliches, was ihr Leben auf den Kopf stellt und so versuchen sie irgendwie eine Lösung zu finden, das Beste daraus zu machen.

Doch wirklich bedeutend ist eigentlich die Art und Weise wie die Grundidee in der Geschichte umgesetzt wird! Und da finde ich, kann Kokoro Connect wirklich glänzen und sich von allen anderen School-Comedy-Dramen unterscheiden.

Erschien der Anfang noch sehr belustigend und ohne ernsthafte Auswirkungen, offenbart sich zunehmend eher das Gegenteil. Nehmen wir das Beispiel des Körpertausches. An sich zeichnet es sich nicht nur durch Komisches/Lustiges aus, in dem Anime steckt mehr hinter dem Phänomen und was es eigentlich bezwecken will.

Hier wird die ernsthafte Frage problematisiert, inwiefern wir in der Lage sind, einen Menschen durch sein Inneres und nicht durch sein Äußeres zu erkennen. Wer sind wir? Was macht uns aus? Und was passiert mit Menschen, die eigentlich keine wirkliche stabile Persönlichkeit haben, sondern ihren Charakter an Umstände und Personen festmacht? Möchte ich mich an die Erwartung der Gesellschaft anpassen oder mich selbst entfalten, so wie ich es will? 
Der Körpertausch wird zunehmend zu einem Existenz/Identitätsdiskurs und die Charaktere verlieren sich in ihrer Unsicherheit, ihre Freundschaft wird durch viele verschiedene Tests, die ihnen Heartseed, eine unbekannte Macht, die scheinbar alles so gestaltet, wie es ihr passt, stellt, auf die ernsthafte Probe gestellt.
Anfangs erscheint es so, als würde dieser Gegenspieler sich an den Leiden und Problemen der Figuren erfreuen, doch zum Schluss wendet sich alles.

Weitere Phänomene fordern die fünf Freunde an ihre Grenzen zu gehen, sie lernen sich selbst und ihre Freunde immer besser, können sich in den anderen hinein versetzen, teilen gemeinsames Leid. Man könnte sagen, dass dieser Anime sich vor allem um Freundschaft und soziale Beziehungen daraus entstehende Probleme dreht. So wird auch der Zuschauer dazu aufgefordert sich selbst im Spiegel zu sehen: Was würde ich tun, wenn ich ausschließlich von meinen Trieben geleitet werde und dadurch andere verletze? Wie würde ich reagieren, wenn ich alle Gedanken meiner Freunde, und seien sie noch so widersprüchlich zu ihren Worten, mit ihnen teilen könnte? Wo fängt Freundschaft an? Wo hört sie auf? Was macht sie aus? Wie kann sie allen Hindernissen trotzen und stärker werden? Wie geht man mit eigenen Problemen um und wie verhält man sich gegenüber Problemen von Freunden?  All diese Fragen werden in diesem Anime auf höchst einfühlsame und emotionale Art und Weise beantwortet.

Ihr werdet sicherlich merken, dass dieser Anime trotz vieler lustiger Szenen und Interaktionen eine sehr melancholische sowie dramatische Stimmung bereit hält, die wirklich zum Tränenausbruch führen kann. Dabei dienen die "übernatürlichen Elemente" vorwiegend um diese tiefer liegenden, sozialen, psychologischen Probleme aufzudecken.
Meiner Meinung macht diese Machart der Story, die soviel wichtige Themen in unserem alltäglichen Leben ansprechen, den Anime so einzigartig und herzzerreißend.


Charaktere:
Auch die Figuren zeichnen sich durch Vielseitigkeit aus, was vermutlich natürlich daran liegt, dass der Anime vor allem psychologische sowie soziale Aspekte behandelt. Dadurch wirken die Handlungen der Figuren sehr realistisch und man sich sehr gut mit ihnen identifizieren.
So haben wir z.B. Iori, die anfangs wie ein super süßes, fröhliches Mädchen wirkt, aber eigentlich nur eine Rolle von vielen spielt. Je nachdem in wessen Nähe sie sich befindet, ist sie in der Lage ihren Charakter zu "switchen", nur um zu gefallen. Das Traurige dabei ist, dass sie selbst nicht mehr weiß, wer sie ist, nachdem sie so oft ihr Verhalten verändern musste. Alles nur weil ihre Mutter ständig neue Männer nach Hause brachte und Iori sich selbst diesen Druck machte, jedem als Stieftochter zu gefallen. Im Endeffekt stellt sich auch heraus, dass die glückliche, freudige Iori gar nicht ihr wahres Ich ist und sie selbst noch versucht ihren wirklichen Charakter zu offenbaren, was nicht leicht ist. Iori hat mir am besten gefallen, aufgrund ihrer traurigen Vergangenheit und eben ihrer Persönlichkeitskomplexität.

Dann haben wir noch Yui, die nach außen hin ebenso wie ein süßes, nettes aber doch teilweise burschikoses Mädchen rüber kommt, nicht zuletzt weil sie Kampfsport betreibt. In ihrer Vergangenheit wurde sie beinahe vergewaltigt, weswegen sie noch immer sehr große Angst vor Männern und jeglichen Kontakt mit ihnen hat. Hier spiegeln sich zwei Konzepte in ihr: Einmal die Kämpfernatur, die versucht stark zu wirken und andererseits das verschüchterte, scheue Reh, welches sich am liebsten in ihrem eigenen Zimmer verstecken will.

Das dritte Mädchen Himeko kann als selbstbewusst, ordnungsliebend und als Anführerin bezeichnet werden. Obwohl sie ihre Freunde sehr gern hat, sich um sie sorgt, hat sie nach wie vor eine Barriere zwischen sich und den anderen errichtet. Obwohl sie versucht die Erwachsene und Souveräne zu spielen, steckt in ihr ebenso ein sehr unsicheres Mädchen, welches womöglich Angst vor sozialen Bindungen und Verletzungen hat und daher niemanden an sich heran lässt.


Die anderen beiden Jungs, muss ich persönlich sagen, sind meiner Meinung nach nicht ganz so vielseitig gelungen wie die Mädels, aber trotzdem nicht weniger liebenswert.

So ist Taichi jemand, der gerne mal als ein Idiot bezeichnet wird, der stets an das Wohlergehen seiner Freunde denkt und sich daher auch Hals über Kopf in Probleme einmischt. Natürlich nur weil er es gut meint.

Yoshifumi wirkt auf mich wie ein aufrichtiger Junge, der zu seinen Gefühlen steht und ebenso versucht seinen Freunden egal was ist zu helfen.


Animation:

Die Animation finde ich ausgesprochen schön gemacht, nicht anders zu erwarten von den Machern von K-ON. Obwohl die Figuren so süß aussehen, ist der Anime keinesfalls eine leichte Kost, wie man an der Story schon erkennen kann. Ich liebe die Gestaltung der Figuren und auch die Hintergründe harmonieren mit ihnen. Alles wirkt sehr flüssig und dynamisch. Dank der schönen Animation wurden auch die Gefühle sehr gut über Gestik und Mimik der Figuren verdeutlicht.



Sound:
Zum Sound an sich kann ich nicht viel sagen. Dabei liegt natürlich der Schwerpunkt des Animes auf den Charakteren und der Handlung, weswegen die Musik eher im Hintergrund angenehm als Begleitung diente. Das Opening an sich wirkt im Gegensatz zur Story des Animes viel fröhlicher, täuscht also ein wenig über den Grundton des Animes hinweg.


Vergnügen:

Aufgrund der vielen Zerreißproben in diesem Anime musste ich des öfteren sehr oft meine Traurigkeit zeigen in Form von Tränen. Der Anime hat mich ehrlich von Grund auf sehr erschüttert, mich teilweise sehr geschockt und eben sehr melancholisch gestimmt, was aber nur gut sein kann. Denn Animes sollen vor allem das Herz berühren und das hat Kokoro Connect wirklich geschafft! Ich wurde auf eine Achterbahn mit Höhen (Freude) und Tiefen (Trauer) gebracht und bereue es kein Stück. Zum anderen hat mir der Anime den Anstoß gegeben die verarbeiteten Motive/Problematiken im Anime auf mein eigenes Leben zu übertragen und etwas fürs Leben mit zu nehmen. Nicht zuletzt bietet der Anime viele Ratschläge für das gemeinsame Zusammenleben und die eigene Selbstfindung.
Wer allerdings denkt, dass man den Anime mal zwischendurch schauen kann, irrt sich gewaltig! Denn nach Schauen einer jeder Episode wird man mit einer gewissen Unruhe im Inneren zurückgelassen mit der man sich erstmal befassen muss...


Fazit:
Wirklich ein sehr gelungener Anime, der selbst das kälteste Herz zum schmelzen bringen und so schnell nicht mehr aus dem Gedächtnis gebannt werden kann. Empfohlen für Menschen mit Nerven aus Stahl und besonderer Hingabe für Dramen und Tragödien!

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