Sonntag, 3. Januar 2016

Review: Strobe Edge – Realfilm




Story:

Der Film handelt basierend auf dem Manga von einem jungen Mädchen namens Ninako, das bisher noch keine wirkliche Ahnung von Liebe hat und sehr naiv durch die Welt schreitet. Alles ändert sich schlagartig, als sie im Zug auf Ren trifft, den wohl beliebtesten Jungen an ihrer Highschool. Sie verliebt sich zunehmend in den sehr schweigsamen, aber liebenswürdigen Jungen, doch ihre Liebe scheint vom Unglück verfolgt. Nicht nur macht plötzlich ihr bester Freund ein Liebesgeständnis, auch erfährt sie, dass Ren bereits mit einem berühmten Model zusammen ist. Obwohl all ihre Freundinnen den Rat geben, Ren zu vergessen, schafft sie es einfach nicht. Sie nimmt all ihren Mut zusammen und gesteht ihrem Schwarm die Liebe. Nicht anders zu erwarten, weist er sie ab, doch möchte Ninako weiterhin mit ihm befreundet bleiben... Dann taucht auch noch der beste Freund von Ren, Takumi, auf und sorgt für ordentlich Stress, denn er entwickelt zunehmend Gefühle für die Protagonistin... Wie wird die Heldin mit dieser unerwiderten Liebe umgehen? Wird sie weiterhin aufgeben oder weiterhin für Ren kämpfen?

Mit diese Zusammenfassung lässt sich der Kern der Handlung des Realfilms Strobe Edge auf den Punkt bringen. An dieser Stelle muss ich natürlich in Betracht ziehen, dass einige den Manga bereits kennen und andere ziemlich ahnungslos sind. Deswegen versuche ich in meiner Review auf beide Perspektiven einzugehen. Zunächst einmal möchte ich den Film aus Sicht eines Fans der Vorlage betrachten.


ACHTUNG SPOILER!

Der Film beginnt anders als der Manga mit dem Aufeinandertreffen der beiden Hauptfiguren im Zug, woraufhin die Liebeserklärung Ninakos folgt. Somit wird man direkt in das Geschehen als Zuschauer hinein geworfen ohne zu wissen, was überhaupt los ist. Für Fans ist das sicherlich nichts Besonderes, verfügen sie über das Hintergrundwissen. Dennoch ist es gut, ein wenig Abwechslung in die Erzählweise zu bringen und somit etwas vom Original abzuweichen.

Danach werden in sehr knapper Zusammenfassung die vorherigen Ereignisse dargelegt und zwar wirklich in einem rasenden Tempo, bei dem der eine oder andere sich gewünscht hätte, man wäre auf eine Szene davon mehr eingegangen. Ich sehe es aber so, dass der Film unbedingt einige Szenen aussparen oder kürzen muss, sonst würde er einfach zu lange andauern. Mir persönlich war die Zusammenfassung durchaus zu knapp und die Darstellungsweise der Szenen zwischen Ninako und Ren war technisch etwas seltsam.

Stellt euch vor ein Bild wird in zwei Hälften geteilt, wodurch man die Reaktionen beider Figuren auf einmal sehen kann. Nette Idee rein theoretisch, aber ich fand es etwas verwirrend, weil man dadurch auf beide achten musste. Klar man kann sicherlich beide Figuren auf einmal anschauen, aber dadurch fehlt eben auch die Spannung und die Tiefe der Szene. Es wirkt einfach intensiver, wenn die Kamera nur auf eine Figur den Fokus setzt als auf beide. Sicherlich kann man darüber streiten, aber mir gefiel dieser Aspekt nicht so gut. Man versucht womöglich den Manga zu sehr nachzuahmen, denn das sah so als hätte man Panels vor sich. Doch nur weil es im Manga so klappt, sollte man das nicht unbedingt auf den Film übertragen, weil er doch andere gestalterische Mittel nutzen muss.

Das wäre eigentlich so ziemlich das einzige große Manko, was mir direkt einfallen würde. Ansonsten würde ich sagen, dass der Film eine recht treue Adaption des Manga darstellt. So werden wirklich viele, wichtige Szenen aus dem Manga direkt übernommen und filmisch umgesetzt. An dieser Stelle möchte ich auf einige wichtige verweisen: Allen voran die Liebeserklärung, die meiner Ansicht aber irgendwie total steif und nicht realistisch wirkte, wie man es auf Manga kennt. Das ist eines der Probleme von Adaptionen: Die Wirkung der Erzählweise im Manga muss nicht unbedingt auch im Film klappen. Dem Manga verzeiht man es, wenn das Verhalten der Figuren zu steif, stereotyp oder unrealistisch ausfällt, im Film dagegen nimmt das groteske Züge an, sodass es nur lächerlich rüber kommt. Und ich fand, dass dies bei der Liebeserklärung der Fall war.


Ansonsten wären da natürlich noch die Gemeinsamkeiten zwischen Ren und Ninako: beide haben einen ungewöhnlichen Geruchssinn, hören die gleiche Musik. Der Vorfall, bei dem die beiden sich zum ersten Mal näher kommen anhand des kaputten Schlüsselanhänger wird nur kurz angerissen. Die Beziehung zwischen Ren und Mayuko findet selbstverständlich ebenfalls Einzug in die Geschichte, wird meines Erachtens aber wirklich nur oberflächlich gezeigt. Dabei hätte man dieser mehr Raum geben sollen, weil hier doch einer der Konfliktpunkte der Handlung steckt. Soll heißen, dass Ren zunehmend Gefühle für Ninako entwickelt, diese aber verdrängt, weil er Mayuka versprochen hat bei ihr zu bleiben. Warum das nun so ist, wird nur sehr kurz angedeutet, hätte aber mehr behandelt werden sollen, damit die Spannung größer wird.


Natürlich kommt auch der Gegenspieler Takumi Ando im Film vor und sorgt für ordentlich Ärger, indem er Ren heraus fordert, sich an Ninako heran macht und seine Ex-Freundin auftaucht. Ich muss gar nicht erst auf die unzähligen romantischen Szenen zwischen Ren und Ninako eingehen, wie bspw. die bei der Ninako auf Rens Schulter einschläft, sie sich um ihren kranken Schwarm kümmert oder der Schulausflug. Besonders gelungen fand ich das Schulfest und somit das Ende des Films, das wirklich direkt aus dem Manga hätte entspringen können, Das wären nur einige der markanten Zwischenfälle, die die Filmmacher direkt aus der Vorlage entnommen hat.


Insofern musste ich als treuer Fan des Manga natürlich immer wieder schmunzeln und habe mich direkt an die Stellen in der Vorlage erinnert. Das war schon ein befriedigendes Gefühl, wenn man die Szene vor dem inneren Auge hat und das dann mit der filmischen Umsetzung vergleichen kann. Die Szenen weichen wirklich kaum vom Original ab und ich persönlich schaue ja solche Adaptionen aus dem Grund, weil ich genau das aus der Vorlage auch hier erwarte. Deswegen konnte mir der Film genau das geben, was ich wollte. Ich konnte nahezu alle wichtigen Liebesszenen aus dem Manga mit realen Menschen sehen und das Gefühl war fast dasselbe. Ich bin auch hier total ins Schwärmen geraten, konnte mich auch mit Ninako identifizieren und entwickelte dadurch ein wohlig warmes Gefühl. Wieder einmal kommt die hoffnungslose Romantikerin in mir zum Vorschein.


Ich bin tatsächlich jemand, der eher für eine treue Verfilmung wäre, als für eine, die mit Veränderungen aufwarten würde. Seit ich aber in der Uni ein Seminar zu Literaturverfilmung besucht habe, wird mir bewusst, wie kreativ und cool es sein kann, wenn die Adaption total anders als das Original ausfällt und dies eine besondere Interpretation darstellt. Ich will behaupten, dass viele Realfilm-Adaptionen von Manga/Anime meist eher ein Abklatsch darstellen als eine eigene Interpretation, weil man die Fans nicht enttäuschen will.

Der Running-Gag, der aber mit der Zeit für ein Augenrollen beim Zuschauer sorgen dürfte, ist die Tollpatschigkeit der Protagonistin, die bei jeder Gelegenheit hin fällt, ob nun einfach beim Rennen, Treppen herunter laufen oder wenn sie auf etwas steht. Und immer ist Ren an ihrer Seite, der sie wie ein Prinz auffängt. Wie romantisch! Sagen wir mal so, es war zwar süß, aber wirkte total konstruiert.

Eine andere Sache, die vielleicht nicht so schlimm ist war, dass die Nebenfiguren drastisch in den Hintergrund gedrängt worden. Klar muss man bei einem Film Prioritäten setzten keine Frage, aber schade fand ich es schon. Zum einen ist man nicht sehr lange auf die Beziehung zwischen Daiki und Ninako eingegangen, zum anderen wurde auch das Nebenpaar Daiki und eine Freundin von Ninako gar nicht beleuchtet. Es gab nur kleine Andeutungen, aber wie sich das jetzt entwickelt hat, wurde nicht verraten. Oder auch das familiäre Problem Daikis, was auch für Kummer bei Mayuka sorgen muss, wurde nicht so gut behandelt. Zum anderen habe ich auch nicht verstanden, warum Ren dadurch so krank geworden ist. Für mich wurde das kaum ersichtlich.


ACHTUNG! Spoiler Ende!

Die Schauspieler


Von links nach rechts: Sota Fukushi (Ren) und Kasumi Arimura (Ninako)

Genug von der Handlung, kommen wir zu den Schauspielern und deren Figuren!
Auch hier muss ich die Auswahl der Hauptfiguren loben, denn sie entsprechen tatsächlich noch am ehesten meiner Vorstellung der Figuren. Man hat sich wirklich Mühe gegeben die Schauspieler nach dem Aussehen auszusuchen, denn das Äußere ist ja beim Film ebenso wichtig wie die schauspielerische Leistung.

Sota Fukushi ist meiner Ansicht nach wirklich wie gemacht für die Rolle von Ren. Vom Äußerlichen her hätte es gar nicht jemand Besseres geben können und er sieht wirklich sehr gut aussehend aus. Doch das Aussehen reicht natürlich nicht aus, innerlich muss der Schauspieler auch etwas leisten. Auch hier finde ich, kann Sota durchweg überzeugen. Er hat eine recht tiefe Stimme, die die Männlichkeit und Reife seiner Figur unterstreichen, außerdem konnte er wirklich sparsam Gestik und Mimik einsetzen. Man kauft Sota einfach seine Rolle ab, den er verleiht seiner Figur wirklich Authenzität. Sein Verhalten ist steif, zurückhaltend und relativ unsicher, aber teilweise auch ziemlich emotionslos, wie man es auch von Ren aus dem Manga kennt. Dafür ist sein Lächeln umso schöner und so warmherzig wie aus dem Manga.

Kasumi Arimura als Ninako passt meiner Ansicht nach auch sehr gut. Rein vom Äußerlichen her punktet sie auf jeden Fall, denn sie sieht nicht wie eine Schönheit aus, ist von ihrer Statur her klein und zierlich und wirkt echt durchschnittlich so wie die Ninako aus der Vorlage. Ich hätte mir zwar vielleicht noch mehr Enthusiasmus gewünscht, etwas mehr Aufgedrehtheit und Naivität, aber dafür wirkt ihre Ninako etwas ruhiger und nicht ganz so kindisch wie die aus dem Manga. Eigentlich hätte ich mir gewünscht, dass Ninako wirklich eine ziemlich hohe Stimme bekommt, aber man kann eben nicht alles haben. Kasumi spielt Ninako so, dass sie auf jeden Fall nicht nervig ist und dadurch sympathisch wird.


Von links nach rechts: Yuki Yamada (Takumi) , Arisa Sato (Mayuka) , Jungi Irie (Daiki) , Yuina Kuroshima (Mao)

Yuki Yamada als Takumi ist auch eine gute Besetzung. Er hat vom Äußeren genau das, was man auch von Takumi kennt. Die gleichen gefärbten Haare, katzenähnliche Augen und immer dieses freche Grinsen und seine überzogenen Reaktionen werden perfekt durch Yuki dargestellt. Andererseits sieht er zwar im Film nicht so schön aus, wie man es aus dem Manga kennt, aber das Wesentliche wurde umgesetzt. Auch ihm nimmt man seine Rolle ab. Er ist vorlaut, wirklich nicht auf den Mund gefallen, doch an den richtigen Stellen handelt er auch vernünftig und liebenswürdig.

Arisa Sato als Mayuka entspricht ebenfalls meinen Erwartungen. Dadurch dass sie schon wesentlich schöner aussieht als unsere Protagonistin fällt der Kontrast zwischen Model und Durchschnittsmädchen sehr gut auf. Arisa spielt ihre Figur ganz ordentlich, sie erscheint immer nett, höflich und im Unterschied zu Ninako reifer.

Mit Jungi Irie als Daiki bin ich dagegen eher weniger zufrieden. Das liegt zum einen am Optischen, weil mir das Aussehen des Schauspielers nicht zusagt und auch überhaupt nicht dem Daiki aus dem Manga entspricht. Nun kann man es den Zuschauern sowieso nicht recht machen, aber ich finde, dass auch wenn sich der Schauspieler sehr große Mühe gegeben hat, Daiki nachzuahmen, es ihm einfach nicht gelingt.

Yuina Kuroshima als Mao hatte ich ehrlich gesagt nicht mehr so wirklich im Hinterkopf. Aber ich kann sagen, dass ich weder zufrieden noch unzufrieden mit der Besetzung wäre. Ich hatte sie glaube ich, ein wenig anders in Erinnerung gehabt, aber vom Charakter her entspricht sie der Mao aus dem Manga. Sie sieht ziemlich unschuldig aus, aber verfügt über einen eisernen Willen, wenn man es so sagen will.


Die Musik ist mir ehrlich gesagt nicht so wirklich im Gedächtnis geblieben, was man sowohl positiv als auch negativ ansehen könnte. Ich kann mich eigentlich nur vage an das Musiksstück erinnern, dass Ren und Ninako zusammenhält, was aber auch nicht besonders war.

Wie würde ich den Film nun aus Sicht eines unerfahrenen Zuschauers bewerten? Wer den Manga nicht kennt, würde den Film wahrscheinlich ohne wirkliche Handlung und ohne so viel Spannung ansehen. Zwar denkt man sich, dass das Mädchen sehr viel leiden wird, weil ihr Schwarm in festen Händen ist, aber wie es mit solchen Filmen nun mal ist, weiß man eigentlich, dass beide zusammen kommen. Das ist eigentlich das ungeschriebene Gesetz von Liebesfilmen. Nur die Art und Weise und der Weg dahin sind unbekannt. Ich würde behaupten, dass der Film an sich wie die Vorlage mit vielen Klischees gespickt ist, viele Szenen vorhersehbar und konstruiert sind, aber es immer solche Momente gibt, wo man das alles über Bord wirft und einfach vor sich hin schmelzen kann.


Der Film ist für Leute, die den Manga nicht kennen, nur eine kurzweilige Unterhaltung, die an einigen Stellen auch sehr langweilig sein kann, weil eigentlich so viel nicht passiert. Besonders ist der Film nicht, ich würde ihn bestimmt niemanden empfehlen, der nach einer unkonventionellen Liebesgeschichte sucht, die einen tiefen Eindruck hinterlässt. Andererseits möchte ich positiv anmerken, dass er eben gerade, weil nichts Besonderes passiert, doch stellenweise authentisch wirkt. Man fühlt sich vielleicht in seine Schulzeit hinein versetzt, wo man sich mit den Alltäglichkeiten des Lebens und der ersten Liebe herum schlagen musste. In deutschen oder amerikanischen Filmproduktionen geht es meist um große Gefühle und möglichst viel Dramatik. Da ist dieser Film eine Abwechslung, weil er ruhiger erzählt wird, gemächlich voranschreitet und einfach nur normal wirkt. Das kann auch unglaublich entspannend sein. Wer eben solche Liebesgeschichten aus Shoujo-Manga den Hollywood-Schnulzen vorzieht, wird auf jeden Fall mit dem Film glücklich.

Fazit:


Strobe Edge ist ein Realfilm, der meiner Ansicht nach eine ziemlich gute Adaption des Manga darstellt. Treue Fans werden dahin schmelzen und sich an den lieb gewonnen Szenen erfreuen, doch auch Shoujo-Fans kommen auf ihre Kosten. Negativ muss man anmerken, dass durch diese Adaptionstreue viele Klischees bedient werden, die Handlung vorhersehbar und konstruiert wirkt und für Leute, die so etwas nicht schauen, auch eher langatmig und ermüdend sein kann. 

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