Sonntag, 1. Juni 2014

Rückblick: Sense & Sensibility


Inhaltsbeschreibung:


Sahnetorte oder Schokokuchen? Blond oder schwarze Haare? Nett oder aufdringlich? Aya weiß nicht, was sie will. Sie liebt Kento, aber sein Bruder Haraaki weckt ebensolche Gefühle in ihr. Sie dachte immer, sie wäre nicht so … Hina Sakurada zeigt eindrücklich, dass die Liebe einen zuweilen verrückt machen kann. Ayas Situation ist so tragisch wie normal.

Info: Den Manga kann man auch hierzulande für 7 Euro bei EMA kaufen. 

Meine Meinung:

Die Inhaltsbeschreibung beschreibt nur eine von den drei Kurzgeschichten in diesem Einzelband. In der ersten Kurzgeschichte „Sense & Sensibility“ geht es kurzum also um ein Mädchen, dass Gefühle für zwei Jungs empfindet, wobei sie mit dem einem Jungen namens Kento zusammen ist. Beim Lesen haben sich bei mir zwei unterschiedliche Ansichten heraus kristallisiert. Einerseits war die Geschichte für mich herrlich erfrischend, da sie eben nicht 0-8-15 ist und nach dem Schema verläuft „Junge und Mädchen lernen sich kennen und verlieben sich – sind glücklich und zufrieden bis an ihr Lebensende“. Vielmehr behandelt die Geschichte die eher dunkleren, negativen Seiten in der Liebe und erzählt von Betrug, Unentschlossenheit, Seitensprung und Liebe zu mehreren Jungen. Für mich war das mal etwas ganz neues und so eine Perspektive auf die Liebe hatte ich bisher nur in dem Einzelband Cappuccino gehabt. Dadurch, dass eben auch mal die dunkleren Seiten von Liebe verdeutlicht werden, hatte ich auch mal einen realistischeres Bild von Liebe erhalten, denn nicht alles ist immer schön und toll.
Das zu dem positiven Aspekt an der Geschichte und aus einer eher objektiven Sicht. 


Rein subjektiv jedoch fand ich die Geschichte jedoch nicht so ansprechend, denn einerseits konnte ich absolut nicht mit der Protagonistin sympathisieren und war einfach nur genervt von ihrer inneren Unentschlossenheit. Auch die Anspielungen auf die Wahl zwischen Schokokuchen oder Sahnetorte fand ich mit der Zeit etwas abgedroschen. Klar war es mal toll, dass die Protagonistin an ihren Gefühlen zweifelte und sich mal dem Jungen und dann wieder dem anderen hingezogen fühlte. Man hat ihr richtig gut angemerkt, dass sie sich in einem Dilemma befand, aber auf der anderen Seite fand ich die Heldin einfach nur schwach. Fortwährend kam es mir so vor, als hätte sie keinen wirklichen Willen und wurde zum Spielball von Haraaki. Solche Mädels kann ich in Mangas echt nicht leiden. Auch war sie unheimlich oberflächlich, denn die einzigen Eigenschaften, die sie an Kento toll fand, waren, dass er gut aussah, beliebt und nett ist. Wow und aus diesem Grund liebt sie ihn, sehr toll. Für mich sah das überhaupt nicht nach Liebe aus, sondern nach bloßer Schwärmerei, denn ansonsten hätte sie ihren Freund nicht einfach so mit seinem Bruder betrügen können. Weiterhin konnte ich nicht nachvollziehen, weswegen sie so verrückt nach dem Bruder war. Klar Mädchen stehen auf Bad Boys, besonders wenn sie mysteriös sind, aber der Typ war einfach nur hässlich und creepy und hat sie sogar richtig sexuell belästigt. Naja manche mögen sowas ja...Ich weiß ja, dass der Manga nicht darauf abzielt eine Moralpredigt über das Betrügen in der Beziehung zu halten, aber es wäre schön gewesen, wenn die Protagonistin Aya mal etwas mehr ihr Verhalten reflektiert hätte, aber sie war auch einfach nur ein ziemlich dummes Naivchen. 


Und das bringt mich zu dem nächsten Punkt, den ich eher schlecht fand: die Figuren. Sie sind allesamt aus der Klischee-Kiste und haben keine wirkliche Tiefe (na gut bei meiner Kurzgeschichte auch nicht möglich). Außer der Bad Boy Haraaki, der einerseits extrem verspielt, dann wieder total hinterhältig war und einem manchmal etwas leid tat (und dem man nie durchschauen konnte), fand ich die restlichen Figuren nicht so toll. Kento fand ich noch einigermaßen sympathisch, aber der war auch nur ein Märchenprinz, der total sanftmütig war, gegen Ende aber auch mal eine etwas menschlichere Seite zeigte.


Die zweite Kurzgeschichte „Sorgentagebuch“ war dagegen weniger kontrovers, dafür mehr comedylastig und ohne wirklich viel Inhalt. Dabei geht es um ein sehr ungleiches Paar, bestehend aus einem schüchternen Mauerblümchen und einem heißen, beliebten Typen. Das Problem bei den beiden ist, dass sie ihre Beziehung geheim halten, weil der Typ das so will. Das Mädchen ist zwar einverstanden, beginnt aber nach einer bestimmten Zeit das Ganze zu hinterfragen und an seiner Liebe zu zweifeln. Ich fand die Geschichte nicht wirklich besonders, die Grundidee findet man in ziemlich vielen Mangas wieder, jedoch wurde das Ganze relativ lustig und überzogen dargestellt, wodurch man es auch nicht mehr ernst nehmen konnte. Die Figuren war diesmal richtig doll stereotyp, da sie einfach nur zum Fortschreiten der Handlung benötigt wurden. Ansonsten konnte ich dieser Geschichte echt nichts abgewinnen.


Anders sah es dann aber mit der dritten und letzten Kurzgeschichte „Die Meerjungsfrau, die zur Hexe wurde“ aus. Diese basiert wie man aus dem Titel her leiten kann auf dem Märchen der kleinen Meerjungfrau, das jedem bekannt sein sollte. Ich bin ja ein wirklicher Märchenfan und mochte dieses Märchen auch sehr gern. Dementsprechend fand ich auch die Kurzgeschichte toll. Aber abgesehen davon kopiert die Geschichte nicht einfach die Vorlage, sondern macht etwas Eigenes daraus. Denn in diesem Märchen könnte man sagen, wird der Werdegang der Hexe, die die Meerjungfrauen ins Unglück treibt erzählt. Denn Anfangs war sie selbst eine Meerjungfrau und verliebte sich in einen schönen Menschenprinzen. Um selbst ein Mensch zu werden, ging sie zu einer Hexe, die ihr hässliche Menschenbeine im Austausch gegen ihr schönes Haar und ihre schöne Meerjungfrauenflosse gab. Daraufhin war sie aber furchtbar entstellt und der Prinz wollte nichts mehr mit ihr zutun haben und hatte schon längst eine andere Geliebte gefunden. Danach ermordete die abgewiesene Meerjungfrau diesen und lebte fortan an der Seite der Hexe, deren Aufgabe sie nach ihrem Tod weiter führte. Sie wurde durch die zerbrochene Liebe richtig bösartig und verlor den Glauben an die Liebe und wollte dass auch andere Meerjungenfrauen ihr Schicksal teilen müssen.
Als sie jedoch einen schönen Meermann (gibt es diesen Namen?) kennen lernt, verändert sich ihre Einstellung und sie verliebt sich erneut. Wie man sich aber vorstellen kann, endet auch diese Liebesgeschichte nicht sonderlich gut und darin liegt eben wieder das Tragische.
Ich fand es toll, dass die Geschichte zwar einerseits auf dem Märchen basierte, aber eben dieses umänderte und etwas viel Düsteres und Tragischeres entstehen ließ. Schön fand ich auch, dass eben die Einstellung „Nur die Schönheit zählt“, wie wir sie in vielen Märchen finden, durch die Meerjungfrau/Hexe kritisiert und in Frage gestellt wird. Man leidet wirklich sehr mit der Hexe und kann auch gut nachvollziehen, weswegen sie so teuflisch geworden ist. Das Ende fand ich wie gesagt wirklich richtig tragisch und stimmte mich sehr melancholisch. 

Zeichenstil:

Das Charakterdesign der Figuren war für mich eigentlich der Hauptgrund dafür, den Manga zu kaufen. Ich mag diesen Zeichenstil einfach, weil eher sehr individuell und hervor stechend ist. Die Mädchen sehen sehr hübsch aus, wohingegen die Jungs teilweise sehr entstellt und leicht schwul aussehen, teilweise sogar richtig bösartig. Ich finde, dass das Besondere an dem Zeichenstil der Mangaka ihr Talent zum Zeichnen von übertriebenen Gesichtszügen ist, wodurch die Gefühle wirklich sehr gut vermittelt werden. Die Emotionen schreien einfach nur förmlich aus den Gesichtszügen heraus und geben dem Ganzen noch mehr Dynamik. Teilweise war ich auch richtig schockiert, als ich einige Fratzen von den Jungs gesehen haben, die durch ihre Gefühle einfach nur verzerrt waren. Richtig gut gemacht! Vielleicht ist diese Art des Zeichenstils nicht für jedermann geeignet, aber wer mal nach einem Zeichenstil sucht, der ausdrucksstark ist, sollte sich den Manga mal anschauen.



Fazit: Auch wenn ich eine recht zwiespältige Meinung zu den einzelnen Kurzgeschichten hatte, finde ich, dass jeder, der genug von den typischen Shoujo-Mangas hat, sich diesen Einzelband unbedingt zu legen sollte. Die Mangaka schafft es wirklich sehr gut, auch mal die dunklen Seiten von Liebe und die Tragik dahinter zu beleuchten, was die Geschichten doch wieder realistischer macht. Außerdem geht es an einigen Stellen heiß her, was einen Gegensatz zu den sonst prüden Shoujo-Mangas darstellt. Auch der Zeichenstil hat einen ungemein hohen Wiederkennungswert und verleiht den Figuren viel Emotionalität.

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