Samstag, 5. November 2016

Was uns das Aussehen über Animecharaktere verrät



Der erste Eindruck ist der, der auch wirklich hängen bleibt und zählt. Das trifft auch auf Animecharaktere zu. Ein wichtiges Merkmal dieser ist nämlich, dass sie total ausgefallene Frisuren besitzen. Doch das allein macht ihre Exotik nicht aus. Von rot, über blau bis grün und Pink findet sich für jeden Geschmack etwas. Wusstest ihr aber, dass die Farben auch tatsächlich nicht nur zur Unterscheidung und Exotik dienen, sondern eine tiefere Bedeutung besitzen?

Doch damit nicht genug. Ich habe mich auch schon immer gefragt, ob das Aussehen der Charaktere etwas über deren Herkunft sagt. Das standardmäßige Design lautet ja: schlank, dünn, großer Kopf, große Augen, kleine Nasen und abwechslungsreiche Haarfarben. Nicht unbedingt das, was man von Figuren erwartet, die aus Japan, einem Land in dem die meisten doch eher kleinere Augen und schwarze Haare haben, stammen. Sind die Figuren nicht eher europäisch bzw. westlich angehaucht? Mit diesen zwei Punkten möchte ich mich heute befassen.


Im Internet findet man tausende von Erklärungen zu den Haarfarben mit entsprechenden Beispielen. Doch inwiefern treffen diese auch wirklich zu? Und was sagt uns das über die heutigen Animecharaktere, die nicht mehr ganz so ausgefallene Haarfarben besitzen?


Schwarz


Schwarze Haare sind eher ein Zeichen für ernste, ruhige also „durchschnittliche“ Charaktere. Das kann auch darin liegen, dass die meisten Japaner eben schwarzhaarig sind, sodass auch diese Haarfarbe eher für normale Figuren verwendet wird. Jedoch ist es nicht unüblich, dass gerade solche Figuren dann auch Protagonisten werden. Schwarz wirkt aber auch oftmals mysteriös, weswegen diese Figuren auch als unnahbar und ernst charakterisiert werden.
Beispiel: Nana (Nana), Son Goku, Kamui (X)

Blond


Blonde Charaktere zeichnen sich durch Stärke und Mut aus. Sie übernehmen ebenfalls oftmals die Hauptrollen. Sie sind unschuldig, süß, rein, loyal und aufrichtig. Blond wird aber auch mit Arroganz verbunden. Da die Farbe unter Japanern nie vorkommt, wird diese auch als etwas Exotisches betrachtet. Daher wird die blonde Haarfarbe gerne auch für Ausländer und Europäer verwendet.
Beispiele: Bunny (Sailor Moon), Maron (Jeanne die Kamikaze Diebin)

Rosa



Charaktere mit dier Farbe gelten als verfüherisch, naiv und sehr feminin. Sie sind einfühlsam, emotional und hilfsbereit. Sie stehen für harmloses und kindliches Verhalten. Im Kontrast dazu herrscht aber auch die Vorstellung, dass gerade solche Figuren voller Kraft und starkem Willen sind und einen großen Gerechtigkeitssinn haben.
Beispiele: Momo aus (Wedding Peach), Chibi-Usa (Sailor Moon)


Rot/Orange

Rothaarige Figuren sind so temperamentvoll wie das Feuer. Rot steht wie das Feuer auch für Vitalität. Sie wirken sehr stark, emotional und abenteuerlustig. Darüber hinaus können sie auch stur, zickig, aggressiv sein. ES gibt weniger rothaarige männliche Figuren, dafür mehr rothaarige weibliche, die sich durch burschikoses und brutales Verhalten auszeichnen.
Beispiel: Anne Shirley (Anne mit den roten Haaren), Ranma (Ranma 1/2)

Grün


Grüne Haare präsentieren Loyalität, Einzelgängertum und starken Willen. Diese Figuren sind eher ruhig und natürlich, wecken Vertrauen. Grün steht auch meist für übersinnlich begabte Wesen, wie Außerirdische. Grün findet man unter all den Farben mit am seltensten und so gut wie gar nicht bei Protagonisten. Die Farbe ist mehr für Figuren im Hintergrund reserviert. Grünhaarige Figuren zeichnen sich durch starke Hilfsbereitschaft aus.
Beispiel: Zorro (One Piece), Hinagiku (Wedding Peach)

Blau


Blauhaarige Figuren sind eher zurückhaltend, unnahbar und kühl. Dennoch sind sie sehr loyal, können vornehm und elegant wirken. Blau steht andererseits in Japan auch für Lebensfreude und Erfolg. Grün wie Blau sind zwei Farben, die mit der Natur in Verbindung stehen.
Beispiel: Rei (NGE), Amy (Sailor Moon)

Violett


Diese Farbe wird vor allem bei vornehmen Figuren aus gutem Hause verwendet. Sie sind recht zurückhaltend. Diese Farbe wird auch gerne für reifere Frauen verwendet, die dadurch verfüherisch wirken. Violett strahlt ebenfalls eine mysteriöse Aura aus und deutet auf geheimnisvolle Kräfte der Figuren hin.
Beispiele: Saeko (Highschool of the Dead), Misato Katsuragi (NGE), Shampoo (Ranma 1/2)

Braun


Braunhaarige Figuren sind meist eher in Nebenrollen zu finden, wie die schwarzhaarigen gelten sie als normal, haben ruhige, passive Persönlichkeiten. Sie sind oft gute Hausfrauen und naturverbunden. Männliche Figuren dagegen gelten eher als Feiglinge.
Beispiel: Makoto (Sailor Moon), sämtliche Harem-Mains

Weiß


Weißhaarige Figuren sind meist übernatürlicher Art, Bösewichte oder göttliche Wesen. Da Weiß eben etwas Besonderes ist, wird diese auch bei besonderen Figuren verwendet. Weiß wird auch bei älteren Figuren verwendet, um deren Weisheit zu unterstreichen. Bei jüngeren Figuren dagegen meint die Farbe etwas anderes. Weiß wird als Verlust von Farbe und somit Charakter gewertet, wodurch diese Figuren unnatürlich wirken.
Beispiele: Zero (Vampire Knight), Inuyasha

Keine Haare



Auch das ist wichtig, wenn man den Charakter anhand des Aussehen beschreiben will. Haarlosihkeit steht in Japan mit buddhistischen Mönchen in Verbindung und drückt ähnlich wie weiße Haare Weisheit aus. Darüber hinaus symbolisiert die Glatze auch Disziplin und innere Stärke.
Beispiel: Kuririn „Dragon Ball“

Zu den Haarfarben lässt sich abschließend sagen, dass viele Animefiguren tatsächlich ausgehend von ihren Haarfarben diesen Charaktereigenschaften entsprechen. Dabei gibt es aber auch Überschneidungen und manche Farb-Charakter-Kombinationen passen sich so recht, doch größtenteils haut es schon hin. Aus all den Farb-Charaktertypen lassen sich grundsätzliche folgen Stereotype ableiten:

a) die normalen unscheinbaren
b) die Unnahbaren, kühlen, ruhigen
c) die lebendigen, emotionalen
d) die mysteriösen, übernatürlichbegabten
e) die fröhlichen, naiven, kindlichen Figuren

Wir sehen hier also schon ein ziemlich breites Spektrum an verschiedenen Charaktertypen und erkennen daran auch, dass es eben nicht nur die typischen „japanischen“ Charaktereigenschaften sind, die die Charaktere auszeichnen. Wäre das auch Indiz für eine Vielfalt und Akzeptanz verschiedener Temperamente? Schließlich sind ja nicht nur positive Charaktereigenschaften vertreten, sondern auch solche, die ein soziales Miteinander stören könnten wie man an den rothaarigen Figuren sieht. Außerdem haben wir auch den Aspekt der Fremde und des Anderssein in Form der mysteriösen Figuren. Ich finde es schon sehr interessant, was man anhand der Farben schon alles ablesen kann. Dabei lassen sich universelle Farbassoziationen ausmachen wie man anhand von weiß, rot und blau sehr gut erkennen lässt. Während bei Weiß allgemeingültig doch eher für ältere Generationen steht und daher auch mit Weisheit verbunden ist, stehen rot und blau häufig mit den Elementen Feuer und Wasser in Verbindung. Feuer wird als stürmisch, gewalttätig, aber auch lebendig charakterisiert, während Wasser eher ein Ruhepol ist, durch Kälte aber auch Unnahbarkeit geprägt ist. Rosa ist auch in unseren Breiten eher eine kindliche Farbe, die vor allem eher für Mädchen verwendet wird. Rosa steht sogar für mich überhaupt für Niedlichkeit schlechthin. Auch Blond ist eine Haarfarbe, die man im westlichen Raum eher mit Dämlichkeit assoziiert, andererseits ist blond auch recht beliebt.

Was mir noch bezüglich der Frisuren und Haarfarben aufgefallen ist, dass sich in den letzten Jahren diese doch recht normalisiert haben, wenn ich das mal so sagen darf. Noch vor der 2000-Wende gab es meiner Ansicht nach viel mehr Figuren mit unterschiedlichen und sehr krassen Haarfarben. Auch die Frisuren wirkten sehr viel extremer und aufwendiger als sie es heute sind. Mir fällt das besonders bei Anime auf, die doch mehr realitätsbezogen sind, da dominieren vor allem normale Farben wie blond, braun und schwarz. In Anime, die fantastischer oder auch einfach komischer sind, gibt es eine wilde Kombinationen aus Farben. Die Farbauswahl hat also nicht nur mit den Charakteren zutun, sondern auch mit dem entsprechenden Setting und Thematik des einzelnen Anime zutun.


Westliches versus japanisches Aussehen?

Doch nun zu meiner zweiten Frage: Sind Animefiguren eher „japanisch“ oder „westlich“ angehaucht? Die Frage dürfte euch sicherlich überraschen, denn beim Schauen macht man sich darüber eigentlich keine wirklichen Gedanken. Dass die Figuren eben nicht japanisch aussehen und dann auch noch total absurde Frisuren und Haarfarben besitzen, nehmen wir für selbstverständlich. Das gehört eigentlich zu den Konventionen von Anime. Ich bin da auch nicht jemand, der das kritisiert, weil ich mir bewusst bin, dass die Figuren keine Menschen darstellen sollen, sondern eben Figuren sind, das ist der große Unterschied. Während Menschen wirklich komplexe Persönlichkeiten besitzen, die unverwechselbar sind, stellen Animefiguren eher Typen und Stereotype dar. Kein Wunder also, dass man diese auch schon anhand ihrer Haarfarben charakterlich wie äußerlich bestimmten Typen zuordnen kann. Doch wie sieht das nun mit der Herkunft aus?

In der Manga- und Animeforschung gibt es zwei verschiedene Sichtweisen auf diese Problematik. Die erste Sichtweise sieht in dem überhaupt nicht japanisch wirkenden Aussehen einen klaren Hinweis, dass die Figuren eher westlich-europäisch geprägt sind. Dafür sprechen auch einige Argumente. Zunächst einmal entsprechen sie nicht dem normalen Aussehen von Japanern, schwarze Haare findet man nicht so oft, braune Augen auch nicht unbedingt, stattdessen überwiegt doch eine klare Farbvielfalt bezüglich der Haare und Augen. Diese Farbvielfalt könnte man auf symbolischer Ebene auch als eine kulturelle Vielfalt interpretieren, obwohl die jeweiligen Farben jetzt nicht unbedingt bestimmten Ländern entsprechen müssen. Was ich eher dahinter erkennen kann, ist die Toleranz gegenüber verschiedenen Temperamenten, wie man an den Bedeutungen der Haarfarben erkennen kann. Das mag vielleicht etwas an den Haaren herbei gezogen sein, aber ich denke mal, dass man gewissermaßen mit den Haaren auch eine Art Ordnung schafft, sodass man leicht erkennen kann, was für eine Art Charaktertyp die Figuren darstellen sollen. Da wäre ich wieder bei dem Gedanken, dass in Japan strikte Ordnung herrschen muss, wie auch aus der Differenzierung der verschiedenen Genres (z.B. Shojo, Shonen etc.) erkennbar wird.

Die Haarfarbenvielfalt ist für mich und auch für die Forschung ein indiz für ein westliches Bild, da eben in Europa und Amerika die Haarfarben unterschiedlicher ausfallen können. Das wird bei den Animecharakteren natürlich stark übertrieben, weil wir normalerweise keine so krassen Farben wie Pink oder Lila in der Realität haben. Vielleicht ist es auch ein indirektes Streben danach, sich von anderen abzugrenzen und durch das Aussehen schon allein seinen Charakter zur Schau zu stellen.

Viele junge Japaner wollen sich äußerlich vor allem eben durch gefärbte Haare von der Masse unterscheiden. So werden aber doch eher vorwiegend blonde oder braune Farbtöne verwendet, die also noch im „normalen“ Bereich liegen. Man fällt zwar auf, aber auch nicht zu sehr, sodass es schon gefährlich abstoßend wird. Auch, dass die Japaner eher zu solchen Farben greifen ist für mich ein Beweis, dass sie sich am westlichen Aussehen orientieren, bei dem eben Blond und Braun eher als Haarfarben dominieren und weniger Schwarz.

Man könnte demnach also auch die verschiedenen Haarfarben der Charaktere so verstehen, dass darin eben der Wunsch besteht, sich deutlicher von anderen abzugrenzen bzw. seine Individualität zu entwickeln. Aber das ist nur meine eigene These, die gerne diskutiert werden darf.

Ein weiteres Argument, dass Animecharaktere westlich aussehen besteht darin, dass sie extrem große Augen besitzen, die dann ebenfalls eine breite Palette an Farben zulässt. Auch das ist etwas, was man bei Japanern eher weniger sieht. Die meisten haben doch eher mandelförmige kleine Augen, die die meisten aber nicht gut finden. Große Augen scheinen vor allem unter jungen Mädchen und Frauen ein Schönheitsideal zu sein, weswegen sie auch durch Schminke, Wimperntusche oder Circle Lenses versuchen die Augen größer wirken zu lassen. Das kann tatsächlich ziemlich paradox wirken, wenn man sich einige Purikura Bilder ansieht. Bei diesen kann man so gut wie alles bearbeiten, selbst die Augen können größer dargestellt werden als sie sind. Auf der anderen Seite haben wir Europäer, die im Vergleich zu Asiaten doch meist eher größere Augen besitzen und ebenfalls wie schon bei den Haaren verschiedene Farben enthalten. Hier also noch eine weitere gewagte These: Augen sind ja bekanntlich das Fenster zur Seele und wenn man der Farbenlehre der Anime und Manga folgt, so stellen besonders auch die Augenfarben der Figuren den Charakter heraus. Jedenfalls sehen sich sehr viele Japaner nach den großen, farbenprächtigen Augen der Europäer, was man auch daran erkennt, dass die meisten Circle Lenses dann auch verschiedenen Farbtöne besitzen. Die Japaner haben es anscheinend mit Farben.

Ein drittes Argumente für die „Westlichkeits-These“ sehe ich darin, dass viele Manga- und Animefiguren doch recht groß gewachsen sind. Es gibt da so besondere Fälle wie die Figuren von Clamp, One Piece oder auch Sailor Moon, in denen die Figuren schon fast übertrieben schlank und groß dargestellt werden. Es kommt mir aber jetzt nicht auf den Körperumfang an, sondern die Körpergröße, wie ihr euch denken könnt. Es ist bestimmt statistisch bewiesen, dass die meisten Japaner und Japanerinnen nicht unbedingt zu den Ländern gehören, die die größten Menschen besitzen, im Gegenteil, die meisten sind doch eher kleiner gewachsen. Dagegen sind die Europäer doch eindeutig im Vergleich wesentlich größer, selbst der Durchschnitt. Was kann man daraus jetzt nun bezogen auf die Animecharaktere ableiten? Dass hier ebenfalls ein Schönheitsideal vorliegt? Anime und Manga sind Fiktionen, enthalten aber auch viele Wertvorstellungen wie Sehnsüchte der Macher wie auch Fans, deswegen vermute ich mal, dass man sich insgeheim schon danach sehnt, größer zu sein, weil Größe auch gleichermaßen mit Stärke und Kraft zutun hat. Klingt das für euch plausibel? Es sind nur Vermutungen, über die man gerne diskutieren kann.

Ein weiteres Schönheitsideal, was nicht unbedingt mit westlichen Aussehen zutun hat, aber mir ebensfalls einfällt ist die Hautfarbe. Die meisten Figuren zeichnen sich durch eine helle oder zumindest mitteldunkle Hautfarbe aus. Meist dominiert aber doch eher die typische „weiße“ Hautfarbe. Schwarze oder braune Figuren findet man dagegen wesentlich seltener. Wie ist das zu erklären? Viele Japaner wünschen sich eine helle Haut und viele besitzen sie auch. Um diese zu behalten, tun sie alles Mögliche, sie meiden die Mittagssonne, gehen nur in voller Kleidungsmontur nach draußen oder verwenden sogar Bleich-Mittel für die Haut, was natürlich nicht gerade gesund ist. In Japan gilt es als schön, wenn man eine weiße Haut besitzt. Hier haben wir wieder die Farbbedeutung: Weiß steht auch universell für Unschuld, ist absolut positiv. Darüber hinaus kennen wir das auch aus der europäischen Vergangenheit, in der der Adel eine vornehme Blässe besaß, während die Arbeiter und Bauern den ganzen Tag in der prallen Sonne schuften mussten und dafür dann auch sehr braun geworden sind.

Wenn man diese Aspekte nun betrachtet, könnte man tatsächlich auf den Gedanken kommen, dass Animecharaktere nach westlichem Vorbild gestaltet sind. Aber es gibt auch noch die andere Sichtweise, die dies bestreitet. Hier ist der Grundgedanke, dass Animecharaktere weder asiatisch/japanisch noch westlich/europäisch angehaucht sind. Sie sind jenseits dieser zwei Pole zu finden. Sie stellen Multkulturalität dar oder besser gesagt, sie lassen sich keiner wirklichen Nationalität oder Kultur zuordnen. Da gibt es auch einige Forscher, die meinen, die Charaktere wären absolut nicht japanisch. Dem widerspricht doch aber eindeutig, dass sie japanische Namen besitzen, japanischer Herkunft sind und sogar die japanische Sprache beherrschen. Den japanischen Hintergrund sieht man schon eindeutig, das kann man nicht bestreiten. Doch was das Aussehen betrifft, würde ich dem sogar zutreffen.

Gerade, weil die Figuren sowohl Aspekte japanischer Kultur wie aber auch westlicher Nationalität haben, sind sie eher als ein „Mischmasch“ zu sehen. Die ausgefallenen Farben stehen für mich ebenfalls für ihre kulturelle Unabhängigkeit, denn diese Farben sind keine existierenden natürlichen Haarfarben und somit sind auch die Charaktere nicht unbedingt bestimmten Nationalitäten zuzuordnen. Sowieso sind die Figuren natürlich nicht echt, sondern eben nur Fiktionen. Einige Forscher dieser Sichtweise gehen soweit zu sagen, dass die Japaner eigentlich Menschen sind, die in der Fiktion versuchen ihrer nationalen Identität zu entkommen und dadurch eben auf solche Figuren zurückgreifen, denen man ihre Nationalität nicht ansieht. Aber dem widerspreche ich, weil eben doch genug Merkmale vorhanden sind, die diese dann doch eher in Richtung Japan bringen.

Abgesehen vom Verhalten und der eigentlichen Herkunft zeichnen sich Animefiguren doch eher durch kleine Nasen aus, was meiner Ansicht nach dem westlichen Aussehen widerspricht. Es gibt ja genug Ausländer in Anime und die werden niemals mit weichen Gesichtszügen gezeigt, sondern mehr mit kantigen Gesichtern und großen Nasen. An diesen spiegelt sich die Vorstellung eines typischen Europäers in japanischen Augen wider. In Bezug auf die „Westlichkeits“-These wäre das ein wichtiger Hinweis, denn wir haben eine klare Trennung von japanischen Figuren und europäischen Figuren, wenn man sich deren Aussehen und auch Sprache ansieht. Insofern kann man also zumindest in dem Zusammenhang nicht von einer kulturellen und nationalen Unabhängig der Charaktere sprechen. Oder nehmen wir den Manga „Hetalia“, indem die Figuren eindeutig bestimmten Ländern zugeordnet sind und diese repräsentieren, aber das wäre schon eine große Ausnahme.

 Jedenfalls halte ich diese Sichtweise, dass Animecharaktere überhaupt jenseits von Kultur und Nation sind, für nicht so plausibel. Für mich ist es so, dass die Animefiguren eindeutig japanischer Herkunft sind, jedoch eben keine typischen „Japaner“ darstellen, denn sie vereinen Japanisches mit westlichem Aussehen mit dem sie sich selbst mehr Individualität verschaffen wollen. Darüber hinaus sehe ich das als Protest gegen den Konformitätszwang in Japan, bei dem sich jeder vorbildlich und einheitlich benehmen soll, nicht aus der Masse hervorstechen darf. Die Animefiguren widersprechen diesem Ideal dermaßen, da jede Figur mit ihrer typischen Farbe wieder einen ganz anderen Charaktertypus darstellt und damit auch anecken kann. Ich sehe ihre Charakterkonzeption in Verbindung mit den Farben als Befreiung von gesellschaftlichen Zwängen an. Was meint ihr dazu?



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