Sonntag, 30. Oktober 2016

Halloween in Japan










Morgen steht Halloween weltweit vor der Tür, auch Japan wurde vom Gruselwahn erfasst. Doch was hat das japanische Halloween mit unserem gemeinsam und worin unterscheidet es sich?



Das Gruselfest stammt ursprünglich aus Irland, wurde jedoch erst durch die Amerikaner auch in Japan bekannt gemacht. Japan kam mit Halloween nach 1997 in Berührung, nachdem Tokyo Disneyland eine „Disney Happy Halloween“ - Kostümparty veranstaltete. Davor kannte man den Brauch bereits aus dem Fernsehen oder dem Englischunterricht. Im Jahre 2000 versammelten sich dann 400 kostümierte Besucher und Disney-Charaktere zur „Happy Halloween Twilight Parade“. Dies zog auch viele andere Menschen in ihren Bann und etablierte das Gruselfest auch in Japan zu einem Herbst-Höhepunkt. Auch Universal Studios Japan veranstaltete mit „Hollywood Halloween“, was noch einmal die Popularität steigerte.









Das Fest selbst ist mehr an Erwachsene gerichtet, als an Kinder, was ebenfalls einen Unterschied ausmacht. So besteht es in Japan vor allem aus verschwenderischen Partys, bei denen der Alkohol in Maßen strömt und außergewöhnliche Kostüme getragen werden, die man im Oktober überall erhalten kann. Da in Japan der Cosplay-Kult sowieso fest verankert ist, war es also nicht überraschend, dass auch dieser Aspekt von Halloween in Japan Einzug fand. Tatsächlich wird in keinem anderen Land so viel Wert in Kostüme gelegt wie in Japan.


In Japan gibt es aber nicht nur überall Halloween-Kostüme zu ergattern, sondern auch passend dazu Spielfiguren und Kuscheltiere rund um das Fest. Neben ausgefallenen Accessoires und Dekorationsartikeln findet man auch viele Süßigkeiten im Halloweenstil in den Läden. Schokolade mit Kürbisgeschmack, kleine Kuchen a la Kürbisart oder Torten mit schaurigem Halloween-Design: da ist für jeden Gruselfan etwas dabei.



Ein bedeutsamer Unterschied im Feiern von Halloween im Vergleich zum westlichen Raum ist, das „Süßes oder Saures“ eher nur wenige Menschen faszinierte, da die Tradition von Haus zu Haus zu gehen und dann nach Süßem zu fragen einfach der japanischen Mentalität widersprach. Das war einfach vielen zu peinlich, auf fremde Grundstücke zu kommen und dann nach etwas zu betteln. Japaner wollen grundsätzlich niemanden belästigen. 




Selbst die Yakuza nehmen an dem Fest teil, indem sie riesige Säcke voller Süßigkeiten vorbereiten und an Kinder verschenken, um Werbung für sich zu machen. Dies stößt aber immer wieder auf Kritik.


Ein weiterer Unterschied besteht in der Vermischung von Niedlichem mit Gruseligem. In Amerika werden gerne gruselige Dekorationen verwendet, doch die Kostüme sind mehr sexy und cool, als gruselig. In Japan ist es genau umgekehrt: Niedliche Dekorationen dominieren, während man bei der Verkleidung darauf Wert legt, einen besonders schaurigen Eindruck zu hinterlassen.

Während wir Halloween besonders mit den Farben Orange und Schwarz verbinden, scheint die Farbe Lila in Japan besonders Anklang zu finden. Dort verbindet man diese Farbe mit Hexen oder Zaubersprüchen sowie Süßkartoffeln, die ein typisches Wintergemüse sind.


Obwohl Halloween im Westen eng mit den Verstorbenen und Geistern verbunden ist, scheint dieser Gedanke in Japan kaum Beachtung zu finden. Dagegen haben die Japaner bereits das Obon-Fest, in dem die Geister der Verstorbenen befriedet werden.


Früher wurde Halloween vor allem von Ausländern in lustigen Kostümen gefeiert. Es gab sogar "Halloween-Züge" in denen sowohl in Tokyo als auch in Osaka Ausländer in Kostümen erschienen und dann darin wilde Partys veranstalteten. Diese Zwischenfälle sorgten dann 2009 im Web für hitzige Diskussionen, in denen man dann Kommentare wie "Dumme Ausländer, raus aus Japan" und "Wir Japaner brauchen kein Halloween!" lesen konnte.


Ein weiterer Kritikpunkt resultiert auch aus dem Verhalten vieler junger Japaner. So wird Halloween auch von diesen gerne als Ausrede oder Rechtfertigung genommen, schlechtes Verhalten an den Tag zu legen. Viele denken, dass sie einfach mal die Sau raus lassen können und für ihre Taten nicht gerade stehen müssen, wodurch die Städte in Unordnung gebracht werden. Es reihen sich Berge an Müll und Dreck, Wände werden mit Kunstblut beschmutzt und getragene Kostüme finden sich auf den Straßen. Glücklicherweise gibt es immer wieder freiwillige Helfer, die jedes Jahr aufs Neue bei Putzaktionen Japan wieder auf Vordermann bringen.


Natürlich dürfen auch große Grusel-Paraden nicht fehlen. Diese werden jährlich von mehreren tausend Menschen besucht. Auch werden Kostümwettbewerbe veranstaltet, bei denen die beste Verkleidung geehrt wird.





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