Sonntag, 13. Dezember 2015

Weihnachten in Japan


Es dauert nicht mehr lange, bis wir endlich Weihnachten vor der Tür haben, weswegen heute mal ein Beitrag zu diesem schönen Fest erfolgt. ;)

In Deutschland und vielen europäischen Ländern gilt Weihnachten als ein beliebtes Familienfest. Selbst wenn man viele Kilometer voneinander entfernt ist, trifft man sich zu dieser Zeit um schöne, besinnliche Stunden miteinander zu verbringen. Man bereitet ein weihnachtliches Essen, ob Gans, Ente, Kaninchen oder andere Speisen vor, bäckt schön Plätzchen, verwandelt das traute Heim in ein weihnachtliches Wunderland. Man sitzt und isst zusammen, singt vielleicht Weihnachtslieder, schaut sich die alljährlichen Märchen an und überreicht sich zeremoniell die Weihnachtsgeschenke. Vielleicht geht man noch gemeinsam auf den Weihnachtsmarkt, bestaunt die schönen Dekorationen und Stände und trinkt ein Glas Glühwein dazu. Doch wie sieht das in Japan aus? Gibt es Gemeinsamkeiten oder eher große Unterschiede zu unseren Festlichkeiten?


Historischer Hintergrund zum Weihnachtsfest in Japan

Ursprünglich wurde das erste Weihnachtsfest 1549 von Jesuiten mit Einheimischen Japans zelebriert. Nachdem das Land seine Isolation aufgegeben hatte und die Religionsfreiheit eingeführt wurde, (1868/1873) führten die christlichen Kirchen auch Weihnachtsmessen durch. Während des Wechsels zum 20. Jahrhundert, wurde es zum Brauch der Oberschicht nach amerikanisch-europäischer Art Partys zu feiern und sich gegenseitig zu beschenken. Diese Tradition etablierte sich vor allem in größeren Städten. Set 1945 gewann das Fest an Popularität, wobei wie gesagt die religiösen Aspekte außen vor gelassen werden.


Wie feiert man Weihnachten in Japan?


Auf japanisch heißt Weihnachten „kurisumasu“ und ist im Gegensatz zum Neujahrstag kein offizieller Feiertag. Entgegen der Vorstellung im abendländischen Raum gilt in Japan Weihnachten nicht als Fest, bei der man mit der Familie zusammen ist, sondern stellt neben Valentinstag das Fest der Liebe dar.

Seit 1980 dient der „Christmas Eve“ als Möglichkeit für viele Paare sich näher zu kommen. Dabei beschenken sich die Verliebten gegenseitig, planen ein besonderes Date oder bestaunen die schönen Weihnachtsbeleuchtungen. Vergleichbar mit Valentinstag gehen Paare schön essen oder machen andere Unternehmungen.

Natürlich werden Geschenke nicht nur dem Liebsten, sondern auch an Familie und Freunde gegeben. Die Geschenke können in die niedliche Richtung gehen und oftmals werden Teddy Bären, Blumen, Schals (warmhaltende Accessoires), Ringe und anderer Schmuck überreicht. Auch Weihnachtskarten sind sehr beliebt unter Freunden.


Die Weihnachtsfeier finden nur am 24. Dezember statt. Einen Tag später werden in den Geschäften die Weihnachtsbeleuchtungen und jegliche andere Weihnachtsdekoration entfernt, damit man wieder mehr Platz für die Deko des wichtigeren Neujahrfests zur Verfügung hat.

Die älteren Generationen empfinden Weihnachten als das „Fest für Kinder“, weswegen diese hauptsächlich beschenkt werden.


In diesem Zusammenhang sollte man eine besondere Trinkparty erwähnen. „Bonenkai“ (wörtlich „vergiss-das-Jahr“) ist eine japanische Trinkparty, die speziell am Jahresende also im Dezember stattfindet und wird meist von Mitarbeitern oder Freunden gefeiert. Die Absicht dahinter, wie der Name schon verrät, ist, all die Sorgen und Probleme des vergangenen Jahres hinter sich zu lassen und voller Hoffnung dem neuen Jahr entgegen zu blicken. Und dies eben mit einer Menge Alkohol. Diese Art von Partys vermischt sich gerne mit der japanischen Weihnachtstradition, bei der man, wenn man nicht ein romantisches Date mit seinem Partner verbringt, eben mit einer Gruppe von Freunden ausgelassen feiert.


Warum ist Weihnachten aber in Japan so romantisch?


Das liegt zum einen an der stimmungsvollen Beleuchtung und den Dekorationen, die einem überall in der Stadt anspringen. Die Straßen, die Geschäfte, die Gebäude selbst die Themenparks bringen Pärchen in eine romantische Stimmung. Magazine und das Fernseh-Programm tragen ebenso ihren Beitrag dazu, junge Menschen an „Christmas Eve“ aus dem Haus zu locken. Besonders in Japan geben besonders Pärchen ihr Geld für das weihnachtliche Fest aus, sodass Hotels, Juwelier-Geschäfte alles daran setzen, damit man möglichst viel Geld für den Geliebten investiert.


Es gibt jede Menge Magazin-Guides, die die Leute informieren, wie sie ein erfolgreiches und romantisches „Christmas Date“ vollbringen können. Im Fernsehen werden die tollsten „Dating Spots“ vorgestellt. Junge Menschen glauben, sie bräuchten zu Weihnachten einen Freund oder eine Freundin und wenn sie diese nicht haben, fühlen sie sich deprimiert und schämen sich. Es hat sich wirklich zu einem seltsamen Phänomen entwickelt, dass Singles einfach alles tun um in letzter Sekunde noch ein Date zu bekommen.

Der gesellschaftliche Druck, die Werbungen überall und die Weihnachtsbeleuchtungen machen das Weihnachtsfest zum romantischen Tag der Liebe.


Weihnachtliches Essen in Japan


Anders als in Deutschland wird zu Weihnachten kein spezielles Gericht zubereitet. Dafür bestellen die Japaner meist Fast Food. Sicherlich habt ihr schon davon gehört, dass Chicken Wings von „Kentucky Fried Chicken“ besonders zu Heiligabend beliebt sind, aufgrund aufdringlicher Werbung, sodass an diesem Tag richtige Schlangen vor den Filialen stehen.

Wer jedoch selbst kochen möchte, nimmt sich Hühnchenkeulen oder andere Speisen mit Huhn, da der Großteil der Japaner durch die Werbung von KFC glauben, dass Hühnchen das typische Weihnachtsessen in Europa und Amerika darstellt.

Eine wirklich japanische weihnachtliche Spezialität stellt die Weihnachtstorte da („Kurisumasukeki“ engl. von „Christmas Cake“). Sie gehört wirklich zu jedem weihnachtlichen Familienfest dazu, wird aber meist gekauft, seltener gebacken.


Auch hier denken viele Japaner, dass die Torte typisch für westliche Weihnachtsfeiern ist. Am 25. Dezember werden diese Torten zum halben Preis angeboten, um sie so schnell wie möglich zu verkaufen, da sie am 26. wieder entsorgt werden.

Ausgehend davon hat sich in den letzten Jahrzehnten der Brauch entwickelt, junge Frauen als „Weihnachtstorten“ zu bezeichnen, da Frauen, die zu der Zeit noch nicht mit 25 Jahren verheiratet waren, Probleme bei der Männersuche hatten.

Man muss jedoch nicht immer die weiße Weihnachtstorte mit Erdbeeren verspeisen, sondern kann alternativ auch „Bûches de Noel“ zu sich nehmen.


Weihnachtsgebäck wie Plätzchen, Makronen oder Lebkuchen findet man in Japan eher weniger, was auch daran liegt, dass die meisten japanischen Haushalte keine Öfen besitzen. Wenn Familien doch in diesen Luxus kommen, backen sie höchstens Mürbeteigplätzchen.


Weihnachtsbeleuchtungen und Aktivitäten

In japanischen Familien darf bei diesem Fest auch nicht der Weihnachtsbaum fehlen, der hübsch geschmückt ist. Auch Lichterketten an der Hausfassade werden beliebt.


Interessant ist auch, dass die festliche Stimmung durch große Weihnachtsbeleuchtungen erzeugt werden, die ganze Städte schmücken können. Man kann ein sogenanntes „Light up“ besuchen. So werden zur Winterzeit in verschiedenen Orten Straßenzüge mit außergewöhnlichen Lichterdekorationen in ein wahrhaftiges Lichtspektakel verzaubert. In Sendai trifft man diesbezüglich auch eine Parade von verkleideten Menschen, die den Santa Claus darstellen.


Ähnlich spektakuläre, leuchtende Straßen lassen sich überall in Japan finden. Paradebeispiele sind der Landmark-Tower in Yokohama oder in Odaiba in Tokyo. Dort werden verschiedene Veranstaltungen angeboten, um das Christmas Date zu zelebrieren. Darüber hinaus befindet sich hier der beleuchte Odaiba-Memorial-Tree, ein besonderer Weihnachtsbaum, den man bewundern kann.

Auch so etwas wie einen Weihnachtsmarkt nach deutschem Vorbild gibt es in Japan. In Osaka wird der Weihnachtsmarkt auf dem Gelände des Umeda Sky Buildings abgehalten. In Sapporo wird ein Weihnachtsmarkt nach dem Müncher Vorbild innerhalb des Light-up-Events „Sapporo White Illumination“ aufgebaut.




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