Sonntag, 25. Oktober 2015

Gelesen: Like Milk and Honey



Inhaltszusammenfassung:

Die Rückkehr ihres Bruders Megumu aus New York bringt neuen Schwung in das Leben der fleißigen Moka. Damit nicht genug, lernt sie in der Bibliothek auch noch den ultrasüßen Masato kennen, in den sie sich auf den ersten Blick verliebt.
Leider entpuppt sich dieser als Mädchenschwarm, der nichts anbrennen lässt. Wird es Moka gelingen, ihn für sich zu gewinnen und mit ihm glücklich zu werden?

(Klappentext: Tokyopop)


Meine Meinung:

Story:

Die erste Frage, die ich mir sofort gestellt habe ist: Warum dieser Titel? Nachdem ich den zweibändigen Manga abgeschlossen hatte, konnte ich mir immer noch nichts unter dem Titel vorstellen. Wie „Milch und Honig“, a la Mädchen und Junge passen perfekt zusammen oder wie oder was? Ich bin verwirrt, aber denke mir einfach meinen Teil dazu. Öfter mal erscheinen Manga oder Anime mit verrückten, gar absurden Titeln, die überhaupt keine Bedeutung haben müssen. Einfach weil es cool klingt und sich deswegen besser verkauft oder? Kann sein, dass es bei dem Manga der gleiche Fall ist.

Ich will mich aber nicht an so einer Nebensächlichkeit aufhängen, sondern mal den Manga selbst ordentlich auseinander nehmen. Schauen wir uns den Kern der Geschichte mal an. Ihr seht schon am Plot, der Manga schreit förmlich vor Klischees! Wie so oft verliebt sich ein total naives Mädchen in einen scheinbar super tollen Kerl. Damit aber alles extra spannend und dramatisch wird, ist der Kerl ein ziemliches Arschloch. Was für ein Schock oder? Dann hätten wir noch die Liebe auf den ersten Blick und eine recht typische Heldin, die aber nicht ganz so schrecklich wie andere Protagonistinnen ist.

Achtung! Es folgen gewaltige Spoiler, weil ich einfach mal ziemlich viel zu kritisieren habe!

Obwohl der Manga selbst voller Klischees strotzt, ist eine Idee doch mal etwas interessant. Der Typ selbst, Masato, ist nicht einfach nur ein Mädchenschwarm wie es im Buche steht. Er macht sich eigentlich nicht an jedes Mädchen ran. Viel eher hat er eine Vorliebe für Mädchen, die bereits in festen Händen sind. Ist er mit denen erst mal zusammen, sind die Mädchen so sehr in ihn verschossen, dass sie ihren ersten Freund in den Wind schießen. Wer jetzt glaubt, dass dies das Ziel von Masato ist, hat sich gewaltig geschnitten. So süß und charmant wie er anfangs erscheint, entpuppt er sich als ein gewaltiges Arschloch, eiskalt und ohne jede Emotion serviert er seine Freundinnen ab. Sobald ein Mädchen nur noch ihn liebt, wird es für ihn uninteressant. Er liebt also das Spiel mit dem Feuer und wenn diese komplizierte Beziehung sich wandelt, ist es mit seiner Leidenschaft auch vorbei. 

Mal ernsthaft, wie unglaubwürdig ist das bitte? Wer würde sich denn nicht geehrt fühlen, wenn er jetzt die #1 ist? Dann wird von der Geschichte die Erklärung geliefert, dass er sich nicht an den Frauen ran macht, weil sie vergeben sind. Sondern weil sie jemanden haben, den sie wirklich lieben und er es genießt die #2 zu sein. Doch wenn sie denjenigen verlieren, den sie lieben und ihn lieben, ist das für ihn nicht mehr reizvoll. Wie krank ist das denn? Also mit dem Jungen stimmt echt vieles nicht...

Wie ihr es euch sicherlich denken könnt, ist Moka eben ein typisches, naives Mädchen wie es im Buche steht. Sie ist jungfräulich, unschuldig und hatte natürlich bisher keinen Freund. Auch wenn sie ziemlich normal wirkt, ist sie doch nicht ganz so typisch wie andere Heldinnen. Sie ist nicht schüchtern, das merkt man von Anfang an. Als sie sich in Masato verguckt, wird sie nicht total ruhig oder flieht vor ihm, im Gegenteil! Sie stellt sich prompt vor und fragt sogar offensiv nach seinem Namen. Später muss sie nicht einmal sich dolle überwinden um ihn nach einen Date zu fragen. Also Moka hat da echt meinen vollsten Respekt, dass sie da so mutig an die Sache ran geht, obwohl sie bisher kaum Erfahrung in der Liebe hat. Das hat mir an Moka gefallen, dass sie eben nicht auf den Mund gefallen ist und sich trotz aller Schwierigkeiten durchringt an Masato dran zu bleiben. Viele könnten das als Dummheit und Verzweiflung bezeichnen, ich sehe es teilweise auch so, aber bin dennoch beeindruckt von ihrer Willensstärke.

Und da wir wissen, dass ihr Schwarm nur auf vergebene Mädchen steht, hat Moka von Anfang an keine Chance bei ihm. Ich wittere starke unerwiderte Liebe, die für viel Herzschmerz sorgen wird. Das macht eigentlich das ganze Drama im Manga aus. Normalerweise würde man an Mokas Stelle Masato vergessen wollen. Ich meine, wer kann noch ernsthaft Gefühle für jemanden empfinden, der anderen die Freundin ausspannt und am Ende auch diese fallen lässt? Mal ernsthaft, der Tyo hat doch abgesehen von seinem guten Aussehen nichts wirkliches zu bieten. Er mag nett sein, aber wer weiß, ob das echt ist? Zumal ich sowieso einen großen Bogen um den machen würde. Wenn der nur Interesse an liierten Weibern hat, hat der doch eindeutig ein echtes psychisches Problem, egal wie hart das jetzt klingen mag. Ich hätte allenfalls Mitleid mit ihm mehr nicht. Jedenfalls weiß sie eigentlich nicht so recht, weswegen sie in ihn verliebt ist, sie kann eben nichts dagegen tun. Typisch Shojo eben!

Nun finde ich die Ausgangsidee einerseits ziemlich absurd, andererseits amüsant. Doch wie die Geschichte entfaltet ist, ist meiner Ansicht nach nicht so toll. Vieles wirkt so konstruiert und komisch. Zum einen wäre da der Bruder von Moka, der ausgerechnet jetzt wieder nach Japan kommt. Damit es zu einem großen Missverständnis kommt, haben sich die Eltern getrennt und die Geschwister haben unterschiedliche Nachnamen. Weil die beiden sich länger nicht gesehen haben, wirken sie nach außen nicht mehr so wie Geschwister, was auch zu Missverständnissen führt. Und jetzt ratet mal wozu das alles gut ist. 


Genau, der Bruder ist eigentlich fast nur dazu, damit er die Beziehung zwischen Moka und Masato voran treibt. Der serviert Moka ab, aber sobald er erfährt, dass Moka männliche Begleitung hat, schließt er sofort darauf, dass sie einen Freund haben muss. Facepalm! Zunächst einmal wie dämlich muss man sein, nur darauf zu kommen, weil man mal ein Mädchen mit einen Jungen sieht. Ist ja nicht so, als würden die beiden Händchen halten, sich umarmen oder rum knutschen. Hätten doch auch Freunde oder GESCHWISTER sein können! Oh mann, wie konstruiert und vorhersehbar das war. Es gibt keinerlei Hinweise, dass die beiden ein Paar wären, aber natürlich dient das dazu, dass Masato sich doch an Moka ran macht.

Das ist eine Sache, die ich ziemlich konstruiert fand. Eine andere wäre die Beziehung Masato zu einem hübschen Mädchen, dessen Namen ich vergessen hatte, aber das mit Megu zusammen kommt. Aber glücklicherweise wird das Missverständnis schnell vom Tisch gefegt. Nett fand ich wiederum, dass man eben diese Nebenhandlung mit dem zweiten Pärchen einführte, was süß war.

Andererseits wieder dämlich fand ich, dass Masato sich ausgerechnet an die beste Freundin Mokas ran macht, obwohl er ihr versprochen hatte, es nicht zu tun. Das ist ein herber Vertrauensbruch und ich hätte Masato spätestens da abserviert. Aber was macht Moka? Die Doofe verzeiht ihm natürlich. Mal ernsthaft, so wirklich sinnvoll war es nicht und wiederum nützte dieses Plotelement nur um etwas Drama und Konflikte rein zu bringen.

Jedenfalls fragt man sich, warum Masato zu so einem Mistkerl geworden ist. Das wird am Ende auch erklärt. Ehrlich gesagt fand ich die Hintergrundgeschichte wiederum nicht so prickelnd und unlogisch, wie Masato sich daraufhin dieses Trauma eingefangen hatte. Nur weil er eine bestimmte Frau, die er liebte, nicht bekommen hatte und sie an wen anders vergeben war, muss er sich fortan genau an so einen Typ Frau hängen.

Und ebenso musste ich mit dem Kopf schütteln, als es dazu kommt, dass Moka ihre Gefühle aufgeben will, was sie eigentlich hätte früher tun sollen. Aber es eben versucht, weil sie glaubt, Masato würde noch die eine Frau lieben. Achtung: Missverständnis! Wie kommt sie darauf? Nicht indem sie es von Masato erzählt bekommt, sondern weil sie einfach nur ein gezeichnetes Bild von der Frau gesehen hat. Oh mann, so dämlich...

Was ich aber positiv fand war, dass Moka eben in die Rolle der guten Freundin gedrängt wurde, dadurch natürlich immer hin und her gerissen war. Ob sie nun weiter an Masato hängen sollte oder sich Hoffnungen macht, dass sie irgendwann mit ihm zusammen kommt. Das hat man meiner Ansicht nicht zu häufig in diesem Genre und wie es gestaltet wurde, war nicht schlecht. Man merkt richtig, was für eine besondere Freundschaft zwischen den beiden Protagonisten besteht. Dass Masato Moka verteidigt und ihr mehr Vertrauen schenkt, als einer festen Freundin war schon ein rührender Freundschaftsbeweis. So entwickelt auch Masato allmählich mehr Gefühle für Moka, kann diese aber nicht einordnen. Außerdem hat er Angst, sie als Freundin, was sie zu etwas Besonderen macht, zu verlieren. Er will nicht, dass das Gleiche mit ihr passiert und ehe das geschieht, distanziert er sich von ihr. Ehrlich gesagt fand ich das einerseits verständlich, andererseits aber auch wieder doof konstruiert für mehr Drama.

Außerdem fand ich es wieder super vorhersehbar und unlogisch. Okay, Moka ist nicht wie anderen Mädchen, aber irgendwie kam mir das etwas gerusht vor. Dass Masato auf einmal geheilt war von seiner Störung, weil Moka, die die Heldin ist, ihn für sich gewinnen konnte. Oder dass seine Gefühle angeblich aufflammten, als ein anderer Kerl seinem Mädchen den Hof machen wollte. So klischeehaft, aber naja wie soll man es anders auch machen.


Optik:

Auch wenn ich zur Geschichte selbst eine zwiespältige Meinung habe, fand ich die Zeichnungen sehr hübsch. Man merkt einfach, dass Wataru Yoshizumi dieses Werk gezeichnet hat und ich mag ihren Zeichenstil auch sehr. Er ist geprägt von einer sauberen, schönen Linienführung, die Figuren sehen sehr gut proportioniert aus. Was ich jedoch negativ einwenden muss, dass obwohl die Figuren gut aussehen, alles etwas steif wirkt. Ich kann nicht erklären wieso, aber es fehlt beim Zeichenstil diese Leichtigkeit in der Atmosphäre und den Bildern, wie man es von Shojos kennt. Aber ansonsten finde ich alle Figuren recht gut gezeichnet.


Fazit:

Abschließend kann ich sagen, dass mir an dem Manga die Ausgangsidee gefallen hat, dass eben auch eine unerwiderte Liebe im Vordergrund stand, der Protagonist seine eigene Hintergrundgeschichte bekommt und eben etwas „besonders“ ist aufgrund seines Traumas. Es gibt auch einige Szenen, die Comedy transportieren und die Interaktionen zwischen den Figuren sind unterhaltsam. Außerdem kann man sagen, dass der Manga nie langweilig ausfällt, aber doch konstruiert und vorhersehbar ist. Missverständnisse und Konflikte reihen sich aneinander an, um möglichst viel Drama und Herzschmerz zu erzeugen. Außerdem positiv ist die Sidestory mit einem anderen Pärchen. Die Zeichnungen sind hübsch anzusehen. Wer nach einem kurzweiligen Shojo-Manga, der mal etwas aus der Reihe tanzt und trotzdem genug Klischees hat, sollte diesen lesen.

2 Kommentare:

  1. Finde es gut das du dich so kritisch und objektiv mit dem Werk auseinandersetzt. Ich kenne zumindest aus vielen Büchern Kerle die auch wirklich nur "auf der Jagd" sind und vielleicht existieren solche Figuren wirklich nur in Romanen, aber ich finde es nett das man sich hier wenigstens mit einer Backstory die Mühe machte die Figuren zu erklären.

    Du solltest vielleicht die Namen bei der Nacherzählung gesondert einfärben, da hier viele Leute mit "M" anfangen weiß man manchmal nicht mehr wer mit wem gemeint ist. Ja, englishte Titel haben manchmal wenig sinn, das sollte man mal öfters bewusst aufmerksam verfolgen, guter Einwand

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  2. Hallöchen,

    wirklich eine tollte Rezension, bin auch gleich mal als Leserin da geblieben. =)

    Liebe Grüße
    Sakura von http://the-world-of-animemanga.blogspot.de/

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