Sonntag, 2. Februar 2014

Review: Sakamichi no Apollon



Story:

Bedingt durch den Jobwechsel, zieht der Highschool-Schüler Kaoru Nishimi ganz allein von Yokosuka zu Kyushu um bei Verwandten zu leben. Bis dahin war Kaoru ein Musterschüler, der alles für sich behielt und ziemlich allein war, bis er eines Tages den berüchtigten "Bad Boy" Sentaro Kawabuchi kennenlernt, der ihn Stück für Stück verändert. Durch seinen leichtsinnigen Klassenkameraden lernt wird Kaoru in die Musik des Jazz hinein gezogen und findet zum ersten Mal eine Person, die er als Freund bezeichnen kann. Darüber hinaus entdeckt er wie viel Spass es macht mit einem Kumpel Musik zu spielen.



Die Story mag auf den ersten Blick nicht wirklich zu beeindrucken und ich muss zugeben, dass es sich hier um eine ganz normale Geschichte um einen ruhigen Teenager geht, der wie andere Jugendliche mit dem Alltag zu kämpfen hat. Was die Geschichte aber so besonders macht, ist gerade, dass sie sich recht nahe an der Realität hält und nicht wie die meisten Slice-of-Life-Animes so random daher kommt, ohne wirkliche Entwicklung und Tiefe. Zunächst einmal wird in der Geschichte wirklich mal ernsthaft versucht Themen wie Coming-of-Age und Männerfreundschaft zu behandeln und realistisch rüber zu bringen. Während wir in den meisten Slice-of-Life-Animes eher Mädchen als Hauptfiguren haben, finden wir in diesem Anime ausnahmsweise mal einen männlichen Jugendlichen, aus dessen Perspektive wir seinen Alltag mitverfolgen können. Dies bringt zum einen etwas Abwechslung, da es eine männliche Hauptfigur ist und wie gesagt wird hier auch ausnahmsweise mal die Freundschaft mehr in den Blick genommen, als üblicherweise die Liebe (naja der Anime beeinhaltet ja auch keine Shojo-Elemente). Ich finde das richtig toll, da ich es in den meisten Animes vermisse, dass Liebe und Freundschaft auch mal in etwa auf der gleichen Stufe stehen. Natürlich gibt es auch Shonen-Animes, bei denen Freundschaft das wichtigste Element darstellen, aber fehlt wieder meist die Liebe, die in den Hintergrund gedrängt wird. In diesem Anime würde ich fast meinen, dass beide in etwa gleich stark vorhanden und thematisiert wird, was eine gute Mischung ausmacht. Die Beziehung zwischen den beiden Protagonisten Kaoru und Sentaro ist außergewöhnlich und bezaubernd zu gleich anzusehen. Die beiden hatten zuvor nicht die Möglichkeit wirkliche Freundschaften zu pflegen, aufgrund ihrer recht individuellen Persönlichkeiten und den damit verbundenen Schwierigkeiten. Obwohl sie nicht unterschiedlicher sein könnten, ziehen sie sich wie magisch an und ergänzen sich auf eine schöne Art und Weise. Ich fand es schön mitanzusehen, wie die beiden miteinander agierten, zusammen Spaß hatten, sich gegenseitig ärgerten und auch ein paar Streitigkeiten miteinander hatten. Am Ende war die Versöhnung aber umso schöner. Sicherlich lassen sich gewisse Bromance-Züge erkennen, aber niemals so stark, dass man fast das Gefühl hatte, dass man in einem Shonen-Ai-Anime steckte. Man konnte den beiden zusehen, wie sie durch dick und dünn gingen, Höhen und Tiefen miteinander erlebten und sich gegenseitig Halt gaben. Ich war davon buchstäblich berührt, da ich zuvor eine wirkliche, innige Männerfreundschaft wie diese zuvor noch in keinem Anime gesehen hatte (abgesehen von Shonen natürlich). 



Wie bereits erwähnt fand ich ebenso gut, dass die Interaktionen und Gespräche zwischen den Figuren und auch ihre Alltagsereignisse recht realistisch oder glaubwürdig gestaltet wurden und man ein Gefühl von Echtheit hatte. 
Des Weiteren ist auch ein wichtiges Element in dem Anime natürlich die Musik. Man merkt richtig, wie diese so gut wie alle Figuren in dem Anime miteinander verbindet. Schließlich ist sie es, die die Figuren vereint und selbst nach Streitigkeiten und problematischen Situationen wieder die Versöhnung einleitet. Die Liebe der Protagonisten zur Musik wird durchgehend erkannbar und schweißt Kaoru und Sentaro miteinander. 



Was das Tempo der Handlung betrifft, so war diese immer angemessen und wirkte nie wirklich gehetzt oder zu langsam. Und man muss dabei bedenken, dass der Anime recht kurz war und doch recht viel Inhalt hinein gepackt wurde. Natürlich gab es zwischendrin und besonders zum Ende hin viel Melodrama und vielleicht wirkte für mich besonders das Ende etwas erzwungen, um noch einmal richtig dick aufzutragen und den Zuschauer noch mal trauriger zu machen. Aber die Dramatik war ansonsten doch nie wirklich übertrieben, sondern wurde auch wie der Rest glaubwürdig gehalten. Denn sie wurde ganz gut mit den vielen Themen der Handlung verknüpft, sodass es nie seltsam wurde: Es wurden Themen behandelt wie z.B. unerwiderte Liebe, Liebesschmerz, verzwickte Dreiecksbeziehung, Streitigkeiten aufgrund von Missverständnissen, Männerfreundschaft, familiäre Probleme, der Umgang mit der ersten Freundschaft, der Prozess des sich selbst öffnen, Lebenskrise und Neuanfang, Verarbeitung traumatischer Lebensereignisse und Vergangenheit usw. All diese Dinge kommen den einen oder anderen von uns sehr bekannt vor, da sie uns an unsere Wirklichkeit erinnern und wir finden uns umso mehr in der Handlung wider.



Zum Ende möchte ich nicht zu viel sagen: Es wirkt wie bereits gesagt etwas erzwungen, ziemlich abrupt und hält so einige Fragen noch offen, weswegen ich nicht ganz zufrieden damit war. Schließlich wird eine gewisse Zeitspanne nicht weiter beachtet und ich hätte gerne gewusst, was in dieser Zeit so alles passiert ist. Natürlich ist es ein Happy-End, aber wie gesagt, es wäre schöner gewesen, wenn man sich mehr Zeit dafür genommen hätte, um es auszubauen. (Ich weiß ja nicht ob das Ende auch in etwa das Gleiche ist wie in dem Manga)
Man hätte bezüglich der Episodenanzahl nicht so sparen sollen, sondern der Handlung mehr Raum geben sollen, sich zu entfalten.



Charaktere:
Die Figuren waren für mich recht glaubwürdig und auch sympathisch, besonders die Hauptfiguren.



Meine Lieblingsfigur in diesem Anime ist ganz klar Kaoru. Kaoru wirkte auf den ersten Blick recht unnahbar und dadurch teilweise auch etwas arrogant. Aber wie es bei den meisten schüchternen Menschen der Fall ist, sieht es nur nach außen hin so  aus, in Wahrheit ist er nämlich gar nicht so. Er ist recht introvertiert, ruhig, sehnt sich nach Gemeinschaft, scheiterte aber bisher immer daran, weswegen er sich wie ein Außenseiter zurück gezogen hat. Erst mit Sentaro und dessen Kindheitsfreundin Riko lernt er zum ersten Mal wirkliche Freunde kennen und verliebt sich auch zum ersten Mal in seinem Leben. Durch beide lernen wir noch ganz andere, vielseitige Facetten von Kaoru kennen. Besonders durch Sentaro blüht Kaoru wirklich auf, öffnet sich zunehmend und es fällt ihm immer leichter, mit seinen Mitmenschen umzugehen. Er kann sich zum ersten Mal richtig schön fallen lassen, sich seinen Gefühlen hingeben, sie ausdrücken, sich überwinden und auch lernen, zu reflektieren. Ich finde diese Charakterentwicklung richtig toll und vermisse diese bei den meisten anderen Animes. Neben dieser Charakterentwicklung, muss Kaoru zum ersten Mal auch mit Dingen wie Liebe und Freundschaft fertig werden, die Teil der Pubertät sind, was ebenso einen Coming-of-Age-Aspekt mit sich bringt. Man Kaoru richtig gut zusehen wie er sich weiter entwickelt.



Sentaro als zweiter Protagonist kann ebenso überzeugen. Obwohl er von seiner Außenwelt als gewalttätig, erbarmungslos und gefürchtet angesehen wird, hat er das Herz am rechten Fleck. Er ist eigentlich kein schlechter Kerl, auch wenn er immer wieder in gewaltsame Kämpfe mit anderen verstrickt ist. Er ist jemand der zwar etwas primitiv denkt und handelt, aber gleichzeitig ist er sehr liebenswert und tut alles, um seine Liebsten (Familie und Freunde) zu schützen. Sentaro ist die Art von Jugendlicher, der unbekümmert durchs Leben läuft, in den Tag hinein lebt und sehr lebensbejahend lebt. Was aber die meisten über ihn nicht wissen, ist, dass er eine dunkle Vergangenheit mit sich trägt, die ihn bis in die Gegenwart hinein verfolgt und dass er eben auch mal traurig ist und weinen kann. Denn meist sieht man ihn immer lächeln, egal was ist. Er ist für mich das Sinnbild einer Kämpfernatur und ein richtiger Lebemann.



Die anderen Figuren sind für mich lediglich Nebenfiguren, die nicht wirklich charakteristisch sind und im Gedächtnis bleiben. Die Kindheitsfreundin von Sentaro ist das typische Mädchen von nebenan, immer über freundlich und lieb, also ohne wirkliche Ecken und Kanten. Das Mädchen, in das sich Sentaro zum ersten Mal verliebt, ist selbstbewusst, elegant und recht erwachsen, aber auch sie ist für mich nichts Besonderes. Einzig und allein der Kindheitsfreund von Sentaro und Riko ist noch für mich erwähnenswert, da er eine unglaublich anziehende erwachsene, attraktive Ausstrahlung hat und mit einigen Dingen in seinem Leben zu kämpfen hat.



Zeichenstil:
Ich finde es gut, dass der Zeichenstil des Animes sehr an den Zeichenstil des Mangas hält. An und für sich halte ich den Zeichenstil für recht altmodisch, was ihn gleichzeitig auch ungewöhnlich macht und ihn von den typischen Zeichenstilen in Animes unterscheidet. Genauso wie der Zeichenstil von den Ghibli-Filmen einzigartig sind, gerade weil er eben nicht den 0-8-15-Schema der restlichen Animes entspricht, weckt auch der Zeichenstil von Sakamichi no Apollon gewisse Nostalgie.  Schließlich spielt sich der Anime in den 1960er-Jahren Japans ab und dementsprechend muss auch ein glaubwürdiges Setting und Charakterdesign her. Auf das erste habe ich persönlich nicht viel Wert gelegt, da mir die Hintergründe meist nie wirklich auffallen. Aber das Charakterdesign weiß zu überzeugen, denn jede Figur hat ihren ganz eigenen Stil und ihr eigenes Erscheinungsbild. 
Die Animationen kommen besonders gut in den "Sessions" zur Geltung, wenn die Figuren auf ihren Instrumenten spielen und zusammen sehr leidenschaftlich Musik machen. Die Bewegungen sind so dynamisch und flüssig, dass man sich so fühlt, als wäre man wirklich direkt dabei. 



Musik:

Das Opening und das Ending sind ganz gut, aber für mich persönlich nichts Besonderes. Dagegen finde ich die Backgroundmusik, die verschiedenen Jazz und Klavier-Stücke, die die Figuren in dem Anime spielen sowie die Leistung der Synchronsprecher richtig toll. Da der Anime vor allem eben mit Musik zutun hat, ist es also nicht verwunderlich, wenn die Musik einfach richtig stimmig ist und wunderbar in Szene gesetzt wird.



Unterhaltungswert:
Ich habe den Anime gleich innerhalb von zwei Tagen geschaut und hätte ihn bestimmt auch innerhalb eines Tages schauen können, was mir aber leider zeitlich nicht möglich war. Es gab so gut wie keine Stellen in dem Anime, die mich gelangweilt haben oder die sich in die Länge gezogen haben, wodurch ich auch durchgehend gut unterhalten wurde. Der Anime hat mein Interesse geweckt und auch immer gehalten, wodurch ich immer wieder dazu bewegt wurde den Anime weiter zu verfolgen. Während des Schauens hat mich der Anime in vierlerlei Hinsicht bewegt: Er konnte mich aufgrund der Musik zum Träumen und Schwärmen bringen, mich zum Lachen bringen, mich melancholisch sowie nachdenklich machen und mich einfach gut unterhalten. Gerade diese Fröhlichkeit der Figuren, als diese zusammen Musik machten, färbte auf mich ab und versetzte mich ebenso in eine freudige Stimmung. Ich konnte auch immer gut mit den Figuren mitfühlen, da sie soweit ganz gut glaubwürdig waren, wodurch ich mich mit ihnen identifizieren konnte. Besonders Kaoru ist mir ans Herz gewachsen und ich muss gestehen, dass ich besonders wegen ihm, weil ich ihn toll fand, den Anime primär geschaut habe.



Fazit: Ein guter Anime, der Slice-of-Life, Comedy, Freundschaft, Coming-of-Age, Musik und Drama im Stile der japanischen 1960er-Jahre beinhaltet sowie mit glaubwürdigen, sympathischen Figuren in einem schönen, altmodischen Zeichenstil bestückt.

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