Sonntag, 10. April 2016

"Akai Ito" - Der Rote Faden des Schicksals



Aus dem Deutschen kennen wir die Redewendung, dass wir den roten Faden behalten oder verlieren, was bedeutet, dass wir den Überblick über etwas haben oder eine Art Grundidee verfolgen...doch im Ostasiatischen und vor allem japanischen Raum wird dem "roten Faden" eine gänzlich andere, romantische Bedeutung gegeben...

„The Red String of Fate“ (zu Deutsch „roter Faden des Schicksals“), der ebenso auf den roten Faden der Ehe und anderen Varianten Bezug nimmt, ist eine Ostasiatische Vorstellung, die auf einer chinesischen Legende beruht. Laut diesem Mythos verbinden Götter die Fußknöchel mit einem roten Faden oder Strick von Menschen, die in irgendeiner Weise dazu bestimmt sind sich zu begegnen oder sich gegenseitig zu helfen. Besonders in der japanischen Kultur findet die Variante Verwendung, bei der die kleinen Finger mit dem roten Faden verbunden sind. Glaubt man der chinesischen Legende so soll die Gottheit „Yué Xia Laoren“ dafür zuständig sein, oftmals auch Yue Lao genannt.

Die zwei Menschen, die mit diesem roten Faden verbunden sind, sollen füreinander bestimmte Liebhaber sein, unabhängig vom Ort, der Zeit und der Umstände. Dieser Strang basiert auf Magie und kann auch daher niemals getrennt werden. Der Mythos ähnelt dem westlichen Konzept des Seelenverwandten.


Volkskunde

Eine Geschichte, die den roten Strang umfasst, handelt von einem kleinen Jungen. Eines Nachts läuft er nach Hause und sieht einen alten Mann (Yue Xia Lao), der im Mondlicht steht. Der Mann erklärt dem Jungen, dass er anhand des roten Seils oder Strangs mit seiner zukünftigen Ehefrau verbunden ist. Er zeigt dem Jungen das Mädchen, was er später heiraten wird. Doch weil der Junge eben noch kein Interesse ans Heiraten hat, nimmt er einen Stein und bewirft das Mädchen damit. Anschließend rennt er davon. Viele Jahre später ist aus dem Jungen ein staatlicher Mann geworden und seine Eltern arrangieren bereits eine Hochzeit für ihn. In der Hochzeitsnacht wartet seine Zukünftige auf ihn im Schlafzimmer, während ihr Gesicht traditionell bedeckt ist. Als der Mann den Schleier hebt, entdeckt er eine der schönsten Frauen im ganzen Dorf darunter. Jedoch hat sie eine Verzierung an ihrer Augenbraue. Er fragt sie, warum sie sie trägt und seine Braut erzählt ihm, das sie als junges Mädchen von einem Jungen mit einem Stein beworfen wurde, was zu einer Narbe führte. Um dies zu verstecken, trägt sie eine Art Schmuck. Tatsächlich ist die junge Frau das gleiche Mädchen von damals, das laut Yue Xia Lao für den Helden vorherbestimmt war und zeigt, dass diejenigen, die vom Schicksal miteinander verbunden sind, immer zusammen kommen werden.

Der Rote Faden des Schicksals muss nicht einmal wörtlich ein Faden oder Strang sein. Genauso kann es auch eine Art Timer sein, der genau voraussagt, wann man den perfekten Partner findet. Genauso könnte es auch ein Muttermal sein, der den Namen des Partner offenbart. In jedem Falle zeigt einem dieses Phänomen die wahre Liebe.


Auch wenn man vom Partner getrennt ist oder sich aufgrund der Umstände lange Zeit nicht sehen kann, beweist der rote Faden, dass beide in jedem Falle wieder zueinander finden werden. Der Faden ist dehnbar, kann jedoch nicht zerstört werden und dadurch, dass er sich zusammen zieht, bringt er die Liebenden zueinander.

Es ist nicht ersichtlich, ob die Legende wirklich aus China oder Japan stammt. Es wird berichtet, dass die Legende ihren Ursprung mit der Entdeckung der Ellenarterie (Arteria ulnaris) nahm, welche den kleinen Finger mit dem Herz verbindet. Diese steht symbolisch für die Quelle des Lebens, welche auch die Fähigkeit zur Liebe umfasst. Andere sprechen eher vom Mittelfinger, der besonders in der westlichen Tradition etabliert ist. Der rote Faden kann auch die Liebe zur Mutter, zum Vater, zu Geschwistern, einem Freund oder eines Partner zeigen, die das gleiche Schicksal teilen.


Es gibt sehr viele Referenzen bezüglich des „roten Fadens“ in Anime, weswegen ich hier einige Beispiele nennen möchte.


In „Naruto“ behauptet Kushina Uzumaki, dass ihr rotes Haar ihr roter Lebensfaden wurde, der sie möglicherweise mit Minato Namikaze verbunden hatte.
Im Anime „xxxHolic“ gibt es einen Kunden von Yuko, die mit verschiedenen Jungen ausgeht basierend auf dem Versprechen, dass sie wegen des roten Fadens zusammen gehören.
In „Ranma 1/2“ gibt es eine Episode, in der Shampoo einen magischen roten Faden dazu führt, dass ihr Geliebter Ranma Saotome ihr zu Füßen liegt.
Auch der Anime „Mawaru Penguindrum“ behandelt den roten Faden des Schicksals als Hauptmotiv, der sich kontinuierlich durch die gesamte Serie zieht.
Im Anime „Free!“ Episode 10 sagt Miho Amakata, das Rin und Haruka durch den Schicksalsfaden miteinander verbunden sind. Gou sichtlich überrascht, wundert sich, das dies auf zwei Jungs zutrifft.
Im Anime „Attack on Titan“ ist der rote Schal von Mikasa, den sie von Eren erhalten hat, ein Bezug zum roten Lebensraten.
Im Anime „Kekkaish“ bezieht sich das Ende „Akai Ito“ wörtlich übersetzt auf den Roten Faden.


Persönlich finde ich die Vorstellung eines roten Lebensfaden und der Seelenverwandtschaft sehr reizvoll, da ich eine hoffnungslose Romantikern bin. Den roten Lebensfaden findet man ja wie gesagt in vielen Manga und Anime, ganz besonders im Shojo-Genre ist er mir begegnet. Ich glaube eigentlich schon daran, dass jeder Mensch jemanden hat und finden wird, der genau der Richtige für einen ist. Auch wenn es sehr lange dauern und schwierig wird, wird jeder mal im Leben diese eine wahre Liebe finden. Was wahrscheinlich auch daran liegt, dass ich der Auffassung bin, diesen jemanden gefunden zu haben, weil ich auch sehr glücklich mit ihm bin. :) Auch wenn ich weiß, dass es schon ziemlich kitischig klingt und vielleicht doch etwas unrealistisch, will ich den Glauben daran nicht verlieren. Wie gesagt, es muss nicht einmal nur der Geliebte sein, der rote Faden kann auf einen engen Freund verweisen oder andere wichtige Personen im Leben. So kitschig es auch klingt, finde ich es toll, dass das Motiv nicht nur in der japanischen Populärkultur zu finden ist, sondern auch in vielen Büchern, Geschichten und Filmen. Auch wenn der Faden vielleicht nicht explizit erwähnt wird, bleibt die Grundidee erhalten: jeder Mensch ist mit einem anderen verbunden und auch wenn die Zustände es nicht zulassen, man voneinander räumlich oder zeitlich getrennt ist, wird es immer ein Happy-End geben. Dieses Konzept ist an sich gar nicht zu unrealistisch, weil es auch die Probleme und eben schwierigen Lebensumstände mit einschließt, dennoch aber auf die Möglichkeit verweist, dass am Ende alles gut ist und das klingt ja fast wie eine Lebensphilosophie, die über die Liebe hinaus geht.



Nun bin ich gespannt, was ihr von diesem Konzept haltet: Habt ihr davon schon mal gehört oder gelesen und was ist eure Meinung dazu? Glaubt ihr daran? :)

1 Kommentar:

  1. Hallo! :-)
    Danke für diesen tollen Beitrag! Das ist wirklich eine süße Vorstellung. Ich bin ebenfalls eine hoffnungslose Romantikerin, deshalb finde ich die Idee besonders schön.

    Ganz liebe Grüße
    Lisa

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