Freitag, 12. Mai 2017

Gezockt: Danganronpa


Hoffnung oder Verzweiflung - du hast die Wahl!

Inhalt und Figuren

Danganronpa spielt in der sogenannten Hope´s Peak Acadamy, einer renommierten Privatschule, zu der nur wirklich außergewöhnliche Schüler kommen. Eines müssen alle gemeinsam haben: sie über ein besonderes Talent aufweisen. Von der Super Fashion Queen, zum Super-Baseball-Spieler bis hin zum ultimativen Biker ist wirklich alles vertreten, was man sich nur vorstellen könnte. Nun ist endlich der Tag gekommen, an dem der Protagonist zur Schule gehen kann. Komischerweise ist dieser nicht einmal besonders begabt in einem besonderen Bereich, sondern durch und durch normal. Nur per Lotterie hat er es an die Akademie geschafft. Doch die große Vorfreude hat ein jähes Ende, nachdem der Held Naegi auf die anderen ultimativen vierzehn anderen Schüler trifft und Spiel um Leben und Tod beginnt. Ein komischer Teddybär namens Monokuma erscheint, der erklärt, dass sie auserwählt worden sind, ihr Leben für immer in dieser Schule zu verbringen. Es gibt nur einen Ausweg aus dieser Misere: jemand anderen der Schüler zu töten. Doch das ist noch nicht alles. Nach jedem Mord findet ein „Class Trial“ also eine Art Schulgericht statt, bei dem die anderen herausfinden müssen, wer der Mörder ist. Gelingt es ihnen, wird dieser exekutiert, während der Rest so weiter machen kann wie bisher. Scheitern sie daran, den Schuldigen zu finden, werden sie allesamt hingerichtet, während der Mörder die Freiheit erlangt. Es ist ein wahres Dilemma: entweder man gibt seine Freiheit und Hoffnung auf, lebt dort für immer oder begeht eben einen Mord...

Soweit also zur Grundhandlung dieses Spiels. Der Ausgangspunkt mag vielleicht nicht besonders originell sein, solche Art von „SAW“-Plots findet man ja heutzutage in vielen anderen Spielen und Filmen. Dennoch ist es schon ein spannendes Setting, was einen direkt ins Spielgeschehen zieht und so leicht nicht mehr fesselt. Eine Besonderheit ist für mich, dass alle Figuren etwas besonderes an sich haben und vor allem auch ihre eigene Persönlichkeit besitzen. Anfangs mag man noch der Versuchung erliegen, sie allesamt in irgendwelche Schubladen zu stecken. Da sieht man eben die Tendenz zu Animes und das Spiel fühlt sich teilweise auch so an, nur im Gegensatz dazu kann man noch mehr interagieren. Doch schnell stellt sich heraus, dass man sich nicht auf stereotype Vorstellungen verlassen kann. Das Spiel führt einen wirklich immer wieder an der Nase herum. Glaubt man, dem wahren Mörder auf der Spur zu sein, fällt man auf die Falle herein und wird immer wieder aufs Neue überrascht. Ich erinnere mich noch an einen der ersten Fälle, bei dem ich tatsächlich zwei mal die falsche Person verdächtigt habe. Einfach, weil das Spiel einem die falsche Fährte förmlich ins Gesicht gedrückt hat. Naiv wie ich bin, habe ich das dann auch geglaubt. Es fällt dem Spiel wirklich leicht, den Spieler in die Irre zu leiten.  Ein Motto des Spiels ist: „Es ist nichts so wie es scheint!“ Und tatsächlich geht es ja sehr darum, dass man alles und jeden misstraut und hinterfragt. Es ist alles anfangs mehr Schein als Sein und die Aufgabe des Spielers ist es die Wahrheit hinter diesem grotesken Spiel herauszufinden. Diese ist wirklich richtig düster, vielleicht nicht gerade realistisch, sehr überzogen, aber dennoch irgendwie plausibel erklärt. 


Was mir in dem Zusammenhang sehr an dem Spiel gefallen hat, dass eben jede Figur auch so eine Art Hintergrundgeschichte erhalten hat. Schon mal vorweg: es gibt im Gameplay einen Teil, bei dem mit den Figuren sprechen muss,  um Fähigkeiten zu erhalten und dabei lernt man sie auch etwas näher kennen. Darüber hinaus ist es auch meist so gewesen, dass bei der Auflösung der Mordfälle auch die eine oder andere Überraschung hinsichtlich einiger Figuren aufgekommen ist. Wie gesagt, es ist eben mehr Schein als Sein. Die Figuren waren sehr abwechslungsreich gestaltet und mit viel Liebe zum Detail. Die Persönlichkeiten sind teilweise zwar überzogen und verrückt, aber das hat einfach auch zum Madness-Setting des Spiels gepasst. Cool fand ich auch, dass es auch Steckbriefe zu den Figuren mit deren Körpermaßen wie Vorlieben und Abneigungen gab, wodurch sie einem noch lebendiger erschienen. Irgendwann hatte man das Gefühl, dass sie sich verselbstständigt haben. Ich fand die Dialoge zwischen den Figuren auch immer sehr unterhaltsam und originell gemacht. Es machte Spaß auch zwischen verschiedenen Optionen auszuwählen und zu schauen, was dann passiert. 


Ich fand es gut, dass es nicht immer nur nach dem Schwarz-Weiß-Bild wie in Märchen ging, sondern die Mörder eben auch so eine Art Gewissen besaßen oder ihre eigenen Gründe und Motive, die deren Verhalten auch verständlich machen. Gerechtfertigt werden die Morde dadurch zwar nicht, aber die Mörder gewinnen dadurch Menschlichkeit. Ich meine, es ist schon eine krasse Situation, in der sich alle befinden, da kann es schon zu drastischen Mitteln kommen. Gerade dadurch, dass man den Figuren bestimmte Talente zuordnet und sie vielleicht stereotyp wirken mögen, sind sie auch einprägsam. Dennoch sind sie nicht eindimensional, wie ich das eben schon erwähnt habe. Während der Dialoge werden viele weitere kleine Facetten zu Tage gebracht, die den Figuren runde und dynamische Persönlichkeiten verleihen. Es ist auch für jeden Geschmack etwas dabei. Mit der Zeit schließt man sie auch einfach ins Herz und leidet während der Achterbahn der Gefühle mit ihnen. 

Ganz toll fand ich auch den scheinbaren Bösewicht Monokuma, einfach weil er so widersprüchlich war wie so viele andere Figuren auch. Sie sind nicht richtig gut oder böse gewesen, sondern eher eine Mischung aus beiden, sodass man nie genau wusste, woran man bei ihnen war. Besonders eben bei dem Teddybären wird das spürbar. Er kann manchmal so niedlich und amüsant sein, teilweise sogar richtig gentleman-like. Dann wechselt schlagartig sein Gemüt und er offenbart seine sarkastischen und sadistischen Züge. Er erfreut sich an dem Leid der anderen und sieht das alles mehr wie eine Art Spiel, was echt makaber ist.

Im Grunde genommen geht es also darum, dass man herausfindet, wer hinter diesem ganzen Desaster steckt, warum die Schüler überhaupt in dieser Schule sind und was mit der eigentlichen Privatschule geschehen ist. Je näher man der Wahrheit kommt, desto mehr grausige Details offenbaren sich und am Ende kann man eigentlich nur noch den Kopf schütteln. Es wirkt alles so unglaublich und unrealistisch, entspricht aber der Realität in dem Spiel.  Ich mochte die Art und Weise, wie einem nach und nach immer mal kleine Häppchen an Informationen zugeworfen wurden und man diese wie ein Puzzle zusammensetzen musste. Das Ende, muss ich gestehen, war einerseits sehr überraschend, andererseits habe ich die Identität des wahren Masterminds schon früher als die Figuren im Spiel erahnen können. Das empfinde ich nicht unbedingt als etwas Negatives, zumal es sehr subjektiv ist. Ich empfand es als Erfolgserlebnis, dass ich es schon früher herausgefunden habe. 


Gameplay:


Während ich die Story schon sehr gut finde, muss ich sagen, dass mich das Gameplay total geplättet hat sowohl im positiven als auch im negativen Sinne. Zunächst einmal gibt es in dem Spiel verschiedene Kapitel mit unterschiedlichen Phasen: Freizeit, Ermittlung und das Klassengericht.

 In der Freizeit entwickelt sich die Handlung dann weiter, man kann die Schule erkunden, lernt die Figuren besser kennen, baut die Beziehungen zu ihnen aus, kann seine eigenen Fähigkeiten ebenso verbessern. Was ich übrigens richtig cool an dem Spiel ist, dass es nicht einfahc nur eine durchschnittliche Visual Novel mit Point-and-Click-Gameplay ist, sondern Elemente aus anderen Genres in sich vereint. Das beginnt eben schon bei der Freizeit. Denn je nachdem, mit wem man sich anfreundet, bekommt man dann bestimmte Fähigkeiten, die man dann für das Klassengericht dann braucht. Das erinnert mich sehr stark an RPGs, bei denen man ja auch Fähigkeiten erwirbt. Und hier ist es ebenfalls der Fall.  Schon mal vorweg, es sind schon ganz nützliche Fähigkeiten, die man nicht unbedingt braucht, aber die einen das Spielen erleichtern. Ich mochte diesen Part, weil er recht entspannend war und vor allem auch interessant. Man kam eben mit der Handlung weiter und erfuhr mehr über das ganze Universum und die Figuren. Es ist auch der Part gewesen, bei dem man ein Gefühl der Leichtigkeit bekam und noch viel lachen konnte. Obwohl die Atmosphäre sehr bedrückend ist, hat mir diese Spielphase Erleichterung verschafft. Man konnte sich etwas unbeschwert fühlen und mit den Figuren plaudern, eben Spaß haben. 

Übrigens fand ich es auch sehr cool und süchtig machend, dass man den Figuren Geschenke geben konnte, um deren Zuneigung zu gewinnen. Diese konnte man in einer Spielmaschine erwerben, für die man Monocoins sammeln musste, die man durch Erkunden der Umgebung bekommen hat. Ein reines Glücksspiel, was aber schon Spaß machte. Ich wollte am liebsten alle verfügbaren Geschenke bekommen, aber das ist ein fast unmögliches Unterfangen.


Das alles ändert sich mit der zweiten Phase, der Ermittlung, die durch den Mord in jedem Kapitel eingeleitet wird. Das ist dann immer ein ganz schön krasser Cut gewesen. Hat man sich noch schön mit einer Figur unterhalten, ist sie im nächsten Moment tot und kommt nicht wieder. Da ging es mir wie Naegi, der das alles nicht fassen konnte. Gerade die Kontraste machen das Spiel so reizvoll finde ich. Jedenfalls fängt dann die Ermittlungsarbeit an, der Ernst des Lebens nimmt seinen Lauf. Zuerst untersucht man den Tatort, sammelt Beweise und Spuren, findet heraus, wie das Verbrechen geschehen ist. Die Hinweise werden dann als „Truth Bullets“ also Wahrheitskugeln gespeichert, die man dann später für das Class Trial braucht. Daneben befragt man die anderen Figuren und sammelt von diesen dann deren Aussagen, die auch als Beweise dienen. Hat man alle Hinweise und Beweise gesammelt, wird dann automatisch die dritte Phase getriggert.
Auch die zweite Phase fand ich gut gestaltet, nur war es für mich manchmal etwas nervig alles zu finden. Ich rate euch, systematisch vorzugehen und alles genau abzusuchen, was teilweise richtige Fummelarbeit sein kann. Denn sobald man was vergessen hat, steckt man fest und weiß nicht weiter. Gut aber, dass man eigentlich immer weiterkommt, wenn man denn auch gründlich alles absucht. Diese Phase kann sich schon etwas hinziehen, manchmal ging sie auch schnell vorbei. Hier kann man noch etwas entspannen und nach seinem eigenen Tempo spielen.


Doch das ändert sich dann total, wenn man die dritte und letzte Phase des Spiels in Angriff nimmt das Klassengericht. Und hier ist auch der Teil, der für mich total originell und spannend war. Während die anderen zwei Phasen noch gemächlich voran gingen, ändert sich das Tempo schlagartig. Zur Erinnerung: in dieser Phase stehen sich alle im Kreis gegenüber, befragen sich gegenseitig und finden heraus, wer der Mörder ist. Dabei nimmt man sich also gegenseitig ins Kreuzverhör. Anders als nun aber bei solchen Spielen wie Ace Attorney, geht das nicht der Reihe nach. Nein, in einem Nonstop-Modus reden die Figuren wild durcheinander hintereinander weg ohne Punkt und Komma. Man hat ein bestimmte Zeitlimit, was man nicht überschreiten, sonst bedeutet es GAME OVER. Die Klassenkonferenz besteht aus mehreren Mini.Spielen dieser Art, bei denen man sehr unter Zeitdruck steht und Entscheidungen treffen und schnell reagieren muss. Das kenne ich von ähnlichen Spielen nicht. Meist hat man ja so viel Zeit wie man eben braucht. Doch hier gibt einem das Spiel alles vor. Da kommt man sich manchmal schon fremdgesteuert vor. Ich persönlich bin kein Fan von Zeitlimits, weil ich einfach unter Druck nicht gut denken und arbeiten kann. Leider muss es eben sein und es war so eine Art Hassliebe, die ich dieser Phase entgegenbrachte. Einerseits war es dadurch unglaublich spannend, weil man echt aufpassen musste, rechtzeitig fertig zu werden, andererseits nervte mich dieser Druck manchmal auch, vor allem, wenn ich einfach total lange braucht, um auf die Lösung zu kommen.

Jedenfalls zurück zum Nonstop-Teil, bei denen das Besondere ist, dass die Figuren eben verschiedene Aussagen machen, die dann Widersprüche enthalten. Nun kommen die Truth Bullets, die man gesammelt hat ins Spiel mit denen man dann auf die richtigen Worte und Wortgruppen zielen und abschießen muss. Das hat schon was witziges und auch extrem Dynamisches. Es war für mich immer eine Befriedigung, wenn dann die Aussagen in sich zusammen brachen im wahrsten Sinne des Wortes. Doch es gibt noch viel mehr Features, die man bei diesem Minispiel machen konnte, die ich für echt einzigartig halte. Die Spieleentwickler haben sich wirklich was Cooles dabei ausgedacht. 


Dann gibt es noch so eine Art Galgenmännchen-Spiel, bei dem man das gesuchte Wort finden muss, indem man die richtigen Buchstaben abschießt. Das fand ich sehr simpel gemacht, weil die Wörter kurz waren und auch paar Buchstaben vorgegeben wurden.  Richtig cool wiederum fand ich dann das Minispiel, bei dem man eine Art Comic vervollständigen musste, was zwar auch einfach war, aber wirklich cool gemacht. Weniger mochte ich dann den Showdown mit den jeweiligen Bösewichten, deren Aussagen man wiederum abschießen musste, aber im richtigen Takt. Das erinnerte mich stark an Rhythmusspiele, die ich nicht so gut kann. Wie ihr also seht, ist das Spiel mehr als nur eine Visual Novel, sondern ein kunterbunter Spaß aus verschiedenen Spielegenres, was ihm Besonderheit verleiht.



Optik und Musik

Beides sind noch mal so Sachen, die dem Spiel noch mehr eigenen Charakter verleihen. Die Figuren sind zwar im Anime-Stil gehalten, aber dieser ist eine Nummer für sich. Etwas skuril und grotesk wirken die Figuren, es ist schwer zu beschreiben, aber der Zeichenstil ist recht gewöhnungsbedürftig und eigen, wobei ich ihn schon mochte. Er hat so etwas Kantiges und Unsauberes, was zum Setting einfach gut passte. Darüber hinaus ist mir aufgefallen, dass bewusst eine Art Künstlichkeit erzeugt wurde, indem die Figuren nicht in 3D oder plastisch dargestellt worden sind. Das hat sich dadurch bemerkbar gemacht, dass zum einen Standbilder dominieren, was typisch für Visual Novels sind. Aber das alles noch übertrieben wurde, indem die Figuren wie Pappaufsteller gezeigt wurden. Und sobald man eine Figur anspricht, dieser Pappaufsteller dann in die Höhe gesprungen ist. Das brachte mich zum Schmunzeln und wirkte derart grotesk und komisch, dass man es nicht ernst nehmen konnte. Während Anime schon recht übertrieben dargestellt werden, treibt es das Spiel echt an die Spitze. Der Zeichenstil ist einheitlich und doch erhält jede Figur ihr eigenes Aussehen, was sie einzigartig macht durch ganz verschiedene Details. Außerdem fand ich gut, dass die Figuren auch eine Stimme bekommen haben. Die dritte Phase jeder Episode ist auch komplett synchronisiert, was gut war und für Stimmung sorgte.

Ebenfalls stimmig fand ich die Musik, die immer wieder aufgefallen ist. Es gibt einfach eine Bandbreite verschiedener Soundtracks, die immer gut zur jeweiligen Situation gepasst haben und vor allem auch verrückt klangen. Mal gab es melancholische Stücke, die einen nachdenklich machten. Dann wieder Musik, die die Stimmung anhob. Schön fand ich auch die Musik, die bei Monokuma eingespielt wurde und einfach nur witzig klang. Richtig toll fand ich dann auch die spannenden, gruseligen Töne, die in ernsten Situationen gebracht wurden und die Musik während der Klassengerichte, die in die Richtung Techno/House gingen. Okay das klingt vielleicht komisch und absurd, aber irgendwie passte die Musik und peppte das Geschehen noch einmal auf.



Fazit:
Danganronpa ist schon eine einzigartige wie eigensinnige Visual Novel, aber auch ein abwechslungsreich gestaltetes Spiel, was sich Elemente verschiedener Spielegenre bedient und mit einer tiefgründigen, wendungsreichen Story und liebenswürdig gestalteten originellen Figuren punktet. Das gesamte Spiel ist in sich stimmig und wird durch eine verrückte Optik und gelungene Musik abgerundet.

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