Die beiden Hauptfiguren
sind der Schüler Itsuki Kamiyama, der als Ich-Erzähler fungiert und
seine Mitschülerin Yoru Morino. Beide sind eher verschlossen, haben
keinen Zugang zu ihren Mitschülern, wobei Itsuki noch am ehesten
sich integrieren kann. Dieser wird auf Yoru Morina aufgrund ihrer
Narbe am Handgelent aufmerksam, was einen Suizidversuch vermuten
lässt. Er selbst ist regelrecht fantatisch was Serienmörder
betrifft. Er spürt einen unerklärlichen Drang deren Abgründe und
Motive zu untersuchen und die Geheimnisse hinter den Morden
aufzudecken. Beide Figuren werden in diverse Mordfälle hinein
gezogen und begeben sich dabei auch in Gefahr...
Meine Meinung:
Dieser Manga fällt schon
einmal aufgrund seiner recht düsteren Thematik auf und blättert man
sich oberflächlich durch das Werk, kommt man um teilweise sehr
gewaltvolle und brutale Szenen nicht herum. Das war wahrscheinlich
der Grund, weswegen ich mir den Manga gekauft hatte. Ich kann mich
noch recht daran erinnern, als ich das erste Mal darin gelesen hatte
und dann vollkommen verstört zurück gelassen wurde. Einerseits
drehte sich mir beim oberflächlichen Lesen der Magen komplett um,
andererseits war ich auch extrem fasziniert von der Grafik und auch
der Story selbst. Ich war neugierig was es mit diesen grausamen
Morden auf sich hatte. Obwohl mir teilweise schlecht bei dem Gedanken
an die grauenvollen Szenen wurde, konnte ich nicht wegsehen. Das ist
wie mit einem Unfall, schreckliche Sache, aber dennoch fesselnd.
Wahrscheinlich geht’s es mir in der Hinsicht so wie den beiden
Protagonisten, wobei diese recht abgestumpft wirken.
Der Einzelband ist eine
Sammlung verschiedener kurzer Geschichten, die allesamt nur das Motiv
der Morde zusammen gehalten werden. Es sind vier verschiedene
Geschichte und die letzte ist sogar in zwei Teile gegliedert, womit
sich darauf fünf verschiedene Kapitel ergeben. Am Anfang der ersten
beiden Stories wissen wir noch nicht, wer der Mörder ist. Wir
bekommen einen kleinen Einblick in die Mordserie, weil die Leute eben
darüber tuscheln und dürfen schon mal uns selbst einen Kopf machen.
Eine richtige Detektivstory solltet ihr nicht erwarten, denn dafür
wird der Leser einfach zu sehr im Dunkeln gelassen. Es gibt keine
wirklichen Indizien oder Verdächtigen, sondern die Mörder werden
einfach schlag auf schlag mit ihren Verbrechen konfrontiert. Leider
dürfen wir auch nicht so sehr in den Kopf des ersten Protagonisten
Itsuki hinein schauen. Er gibt zwar hin und wieder paar Kommentare,
die sich mir aber nicht erschließen. Seine Gedankengänge bleiben
mir ein Geheimnis und auch die Hintergründe der Morde, was etwas
schade ist.
An sich sind die
Geschichten schon interessant, aber nicht unbedingt so geistreich und
kreativ gestaltet. Ich weiß, dass man bei einem Einzelband keine
tiefgründige Fallermittlungen erwarten kann, aber mir kam vieles
unschlüssig und viel zu abrupt vor. Die Fälle hatten einfach keine
Zeit sich wirklich zu entwickeln, das verhinderte, dass man sich als
Leser richtig in die Geschichten eintauchen konnte. Was bleibt ist
eher ein teilnahmloses Lesen und ein Abhaken der einzelnen Stories.
Ich werde euch kurz etwas
zu den einzelnen Episoden erzählen, damit das alles nicht so
abstrakt bleibt. In der ersten Geschichte haben wir es mit einem
Mörder mit Hände-Fetisch zu tun. Er hakt den Opfern ihre Hände ab
und sammelt sie wahrscheinlich als eine Art Trophäe daheim. Ziemlich
pervers, aber durchaus nicht unrealistisch. Was man dem Manga da zu
Gute halten kann ist, dass er manchmal schon nette Twists eingebaut
hat. So denken wir ja, nach dem 0-8-15-Schema, dass der Held so
tugendhaft ist und den Mörder entlarvt und er ihn an die Polizei
übergibt. Doch Itsuki ist, wie man heraus lesen kann, kein normaler
Held, eher eine Art Anti-Held, der selbst keine reine Weste hat, was
ihn schon interessant und unberechenbar macht. Er hat nicht mal die
Absicht den Mörder zu stellen, er genießt es nur diese in die Ecke
zu drängen und zu überführen. Mehr braucht er nicht für seinen
Kick. Was auch ziemlich markaber ist, dass er den Mörder für seine
eigenen Zwecke missbrauchen will, um ebenso ein Verbrechen zu
begehen, ohne sich die Hände schmutzig zu machen.
Da sträubt sich in mir
alles und doch finde ich es faszinierend und frage mich, ob jemand,
der Morde plant, aber nicht ausführt, genauso schuldig daran wäre?
Ab wann kann man von Schuld ausgehen? Moralisch ist das Verhalten auf
keinen Fall. Und würde das Planen von Morden ebenso eine Straftat
sein? Diese Fragen wirft der Manga dem Leser indirekt zu.
In der zweiten Geschichte
„Goth“ haben wir es mit einem „typischen“ Serienmörder zu
tun, der wie ein „Jack the Ripper“ Frauen aufschlitzt. Das Ganze
hat auch irgendwie eine religiöse Komponente, weil er von Sünden
und Bestrafung spricht. Ehrlich gesagt wurde ich aus seinen Worten
und Gedanken nicht schlau. So wie vieles in dem Manga bleiben die
wahren Beweggründe der Mörder leider verborgen. Das kann man
positiv aber auch negativ beurteilen, ich für meinen Teil hätte mir
gewünscht, wenn man sich mehr damit auseinander gesetzt hätte.
Klar, damit bleibt mehr Spielraum für Interpretationen und
Eigenleistung, aber ich finde, dass man dem Leser etwas mehr hätte
entgegen kommen können.
Bei dieser Geschichte war
es interessant wie die beiden Hauptfiguren auch mal wirklich in
Aktion treten und sich selbst in Gefahr bringen, alles nur weil Yoru
sich den Witz erlaubte, die Kleidung eines Opfers zu tragen. Damit
sah sie diesem zum Verwechseln ähnlich. Wer macht denn schon so
etwas? In Punkto Absurdität und Wahnsinn erzielen beide
Protagonisten gute Ergebnisse. Dadurch, dass auch eine Art
Doppelmontage verwendet wird, also zwei Geschehnisse parallel
verlaufen, wird etwas Spannung in die Story gebracht, aber leider
wieder zu schnell beendet. Und zwar leider auch so unbefriedigend,
dass man aus gar nichts so wirklich schlau wird. Die Geschichte hatte
im übrigen einen sehr großen Ekelfaktor und ich frage mich
wirklich, wo jetzt der Sinn hinter den Morden steckte. Ich habe das
Gefühl, dass man einfach nur viel Wert auf Gewalt, Blut und Gedärme
legte („Gore“) anstatt auf Sinnhaftigkeit. Denn an Story wird
einem wirklich nicht so berauschend viel geboten. Itsuki lüftet die
wahre Identität des Mörders, findet den Aufenthalt von Yoru heraus
und lässt den Mörder gehen. Was aus diesem wird, bleibt offen.
Die dritte Story „Das
Grab“ fand ich im Vergleich zu den anderen beiden Stories etwas
schwach, obwohl es da einen netten Twist gab. Die Episode handelt von
jemanden, der gerne Menschen bei lebendigem Leib begräbt und sie
dann qualvoll sterben lässt. Sie haben entweder die Wahl leidvoll zu
sterben oder sich selbst umzubringen. Diesmal wird Spannung
weggenommen, weil man schon am Anfang das Gesicht des Täters sieht.
Das hat insofern Sinn, weil man in seine Rolle schlüpft und diesmal
also von der anderen Seite das Geschehen wahrnimmt. Wie also ein
Mörder im Alltag ist und wie er sich verhält, wenn ihm jemand auf
die Schliche kommt. Eigentlich eine nette Idee und dennoch konnte
mich die Geschichte nicht so wirklich fesseln. Ich fand wie gesagt
das Ende unerwartet und damit eindringlich. Interessant ist bei
diesem Kapitel, dass wir uns etwas mit den Mörder identifizieren
sollen. Dieser wird tatsächlich psychologisiert, indem er sich
selbst fragt, wie er eigentlich zum Mörder geworden ist und seine
Tat der Polizei eingestehen will. Richtig Mitleid habe ich trotzdem
nicht mit ihm bekommen.
Die letzte Geschichte
„Zwillinge“, die sich über zwei Kapitel erstreckt, ist mal etwas
anders aufgebaut als die anderen. Die Story thematisiert die
Vergangenheit von Yoru, die mal eine Zwillingsschwester gehabt hatte,
aber durch einen dummen Streich ums Leben gekommen ist. Hier kommt
wieder die makabere Seite des Werkes ins Spiel. Die damals jungen
Mädchen haben nämlich gerne andere erschreckt und nicht mal davor
zurück geschreckt, so zutun als würden sie sich erhängen. Eine
wirklich dämliche Idee, die eben zu diesem Unfall führen musste.
Was lernen wir daraus? Liebe Kinder, macht das bitte nicht nach.
Dummheit kann tödlich sein!
Jedenfalls wird
problematisiert, inwiefern Yoru an dem Missgeschick schuldig war. Von
da an hat sich ihr Leben komplett verändert, denn sie lachte und
weinte nicht mehr., zeigte keine Gefühle und verschloss sich anderen
Menschen. Itsuki findet das natürlich wieder richtig anziehend und
schnüffelt in ihrer Vergangenheit herum. An der Geschichte ist auch
interessant, dass der Leser wieder an der Nase herum geführt wird.
Zumindest versucht das die Story. Ein Twist folgt dem nächsten in
dieser Story, was ungemein erfrischend war. Vielleicht habe ich die
Story deswegen auch so in Erinnerung und weil uns einfach mehr Tiefe
geboten wird. Mit dem Ende hätte ich so nicht gerechnet und ich fand
es auch irgendwie unglaublich cool, dass Itsuki Yoru angeboten hat,
sie das nächste Mal umzubringen, wenn sie mal wieder den
Selbstmorddrang verspürt. Damit schließt sich nämlich der Kreis:
anfangs ist er nur auf sie aufmerksam geworden, weil er ihre Narbe am
Handgelenk gesehen habt. Und der Manga endet mit dem Tötungsangebot,
schon geschickt gemacht.
Wie schon eingangs
erwähnt sind die Stories nicht unbedingt atemberaubend fesselnd, was
nicht nur an den Plots liegt, sondern allgemein an der Ausführung.
Das Tempo ist nicht so passend und die Entfaltung hätte mehr
Freiraum benötigt. Außerdem bekommt man das Gefühl, dass einfach
wahllos irgendwelche Mordfälle aneinander gereiht werden, ohne dass
man ihnen Tiefe gibt. Die Mörder werden nicht behandelt, deren
Motive ebenso wenig, es fehlt einfach etwas Substanzielles. Das führt
dazu, dass die Morde höchstens aufgrund des Schockfaktors, weil
Bilder eindrucksvoller sind, im Gedächtnis bleiben. Außerdem
verliefen die Stories meist nach dem gleichen Schema, teilweise waren
sie unvorhersehbar, manchmal aber auch peinlich konstruiert. Das
hielt sich so die Waage. Das war es dann schon. Kurz und knapp: die
Stories sind recht schwach, bis auf die letzte. Diese hat eher so
einen unterschwelligen Horror-Faktor, geht mehr ins Psychologische
und war für mich wesentlich spannender, obwohl da auch nicht so viel
passiert ist.
Was ich aber gut fand,
waren die Figuren, obwohl auch ihnen die Tiefe fehlte. Yoru ist die
typisch Verschlossene und Schweigsame, die kaum Emotionen zeigt. Ich
fand es aber gut, dass man ihr durch die letzte Geschichte viel näher
kam und sie besser verstehen konnte. Dadurch machte sie eine kleine
Persönlichkeitsentwicklung durch, wobei das wahrscheinlich auch
schon zu übertrieben gesagt wäre. Wahnsinnig neu ist diese Figur
bestimmt nicht, aber ihr wird wenigstens ein Hintergrund gegeben.
Anders sieht es mit
Itsuki aus, wobei er doch wesentlich spannender ist. Itsuki ist so
ein Typ, dem man nicht trauen kann. Nach außen wirkt er unbeschwert
und harmlos, aber gerade solche normalen Leute sind doch die
schlimmsten oder? Er mag zwar ein freundliches Gesicht haben, was
aber nicht seinem wahren Naturell entspricht. Genauso wie Yoru ist er
pervers, weil er fasziniert von Morden und Gewalt ist. Das war bei
dem schon immer so. Und er spielt auch mit dem Gedanken selbst Blut
zu vergießen, was er dann schlussendlich auch tut. Also ganz
bestimmt kein reiner und feiner Held. Dass er nicht mal Halt davor
macht, die einzige Person, die ihn wirklich kennt, ebenso zu
gefährden, fand ich erschreckend. Man kann nur spekulieren, ob er
wirklich bösartig ist oder doch zu den Guten gehört. Wenn man mal
darüber nachdenkt, unterstützt er sogar die Täter, aber tut der
Menschheit auch einen Gefallen, indem er sie in die Flucht schlägt.
Das Problem ist nur, dass die Täter ja dann einfach in der nächsten
Stadt fröhlich weiter morden können. Man merkt, dass er nicht daran
interessiert ist sie zu fassen, sondern eher die Mörder kennen
lernen will. So eine Figur habe ich bisher noch nirgendwo gesehen. Er
scheint sadistisch, brutal und total berechnend zu sein, wodurch ihn
keiner wirklich durchschauen kann. Er hat kein Interesse an
Gerechtigkeit oder Moral, was für ihn zählt sind seine Bedürfnisse
und seine Lust nach Tod und Blut. Dadurch, dass er auch die Mörder
manipuliert, wirkt er auch öfter wie ein Mastermind, was schon cool
ist.
Zeichenstil:
Der Zeichenstil ist recht
einfach gehalten, alles wirkt relativ freudlos und schlicht, was aber
auch gut zum Setting passt. Durch die starke Kontrastierung mit den
Farben Schwarz und Weiß wird die düstere Atmosphäre noch mehr
verstärkt. Ganz besonders betonen will ich die einzelnen grafisch
verstörenden Szenen, in denen wir beispielsweise zerstückelte
Leichen sehen oder andere gewaltvolle Darstellungen. Das ist wirklich
nichts für schwache Nerven. Die Bilder sind sehr realistisch und
detailliert gezeichnet, sodass man automatisch schwer schlucken muss.
Ein Grund, weswegen der Manga sich tief in das Gedächtnis eingraben
wird. Die Bilder werden einen auch tagelang nach dem Lesen verfolgen,
glaube ich.
Fazit:
Mein Urteil zu dem Manga
fällt eher durchwachsen aus. Es gibt einige sehr interessante
Aspekte an dem Manga, teilweise nette Twists und vor allem die letzte
Geschichte hat bei mir einen tiefen Eindruck hinterlassen. Die
Figuren sind auch mal sehr erfrischend und relativ originell. Dennoch
gibt es auch genug Dinge, die negativ auffallen. Die Morde wirken
substanzlos. die Mörder bleiben ebenso blass, die Geschichten
verlaufen viel zu schnell. Die Spannung und Immersion leidet
darunter. Die paar Twists, die eingebaut wurden, können das leider
nicht so gut kompensieren. Ich kann das Werk jedem empfehlen, der
grafische Gewalt und auch düstere Geschichten mag, möchte aber
davor warnen, dass es echt nichts für schwache Nerven ist und man
nicht zu viel von den Stories erwarten sollte.
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