Sonntag, 28. August 2016

Gezockt: Project Rub (DS)


Nach vielen Jahren habe ich das Spiel mal wieder für mich entdeckt und wurde in eine verrückte, wahnwitzige Welt entführt voller Hasenohren...


Auch in Japan unter dem Titel „Kimi no Tame nara Shineru“ (wörtl. Ich würde für dich sterben“) bekannt ist ein ganz besonderes Spiel, das aus sehr vielen kleinen Mini-Spielen besteht, die jedoch alle mit dem Plot verbunden sind. Doch das ist nicht die einzige Besonderheit, denn diese Minispiele sind perfekt an den Nintendo DS angepasst, was bedeutet, dass man vor allem von seinen Funktionen wie dem Touchscreen und dem Mikrophon Gebrauch machen muss.


Plot:

Die Geschichte ist wirklich total simpel, aber vielleicht gerade deswegen auch so einladend. Wir lernen einen jungen Mann kennen, der sich auf den ersten Blick in ein schönes Mädchen verliebt. Zu dumm, dass das Mädchen keine Augen im Kopf hat. Was macht man(n) also, um die Aufmerksamkeit seiner Herzdame zu gewinnen? Er versucht jeden möglichen Mist, um sie zu beeindrucken, sei es Menschen retten, sie vor tobenden Bullen in Sicherheit zu bringen oder Nebenbuhler auszuschalten. Doch er ist mit seinem Vorhaben glücklicherweise nicht auf sich allein gestellt. Er trifft nämlich auf eine seltsame Gruppen bestehend aus Männern mit Hasenohren. Okay das klingt wirklich verrückt, ist es auch, das Spiel nimmt sich selbst nicht zu ernst, was man nicht nur am Plot, sondern auch an den ganzen Minispielen schnell merkt. Doch dabei bleibt es nicht. Er schafft es zwar zunehmend ihr näher zu kommen, doch am Ende steht noch eine weitere große Herausforderung: er muss seinen größten Rivalen besiegen, der ebenso das Herz seiner Geliebten im Sturm erobern will. Dabei schreckt er nicht davor zurück, sie sogar zu entführen...wie kann unser Held nur seine Angebetete retten?


Das soweit zum Plot. Wirklich nichts Großartiges, woran man sich noch viele Jahren später erinnern wird. Was für mich aber absolut lustig ist, ist gerade die Tatsache, dass man diese Liebesstory eben mit den wahnwitzigen Aktionen aus den Minispielen vereint.Die Story verläuft immer nach dem gleichen Schema. Man muss bestimmte Challenges annehmen und bestehen, dann erhält man zunehmend mehr Zuneigung seiner Geliebten bis man dann zu einer Art Zwischenboss gelangt und dann beweisen muss, was man drauf hat. Im besten Falle kommen sich beide also immer näher. Die Liebesgeschichte mag zwar einfach gestrickt sein, aber die Umsetzung ist immer sehr unterhaltsam, unvorhersehbar und verrückt gewesen. Durchaus etwas, was man so schnell nicht vergisst. Das Spiel beweist, dass es nicht eine große Story braucht, um ein interessantes Spiel zu machen. Dennoch ist der Plot nicht überragend, soll er nicht sein, aber wenigstens zieht er sich wie ein roter Faden durch das gesamte Spiel.


Die Hauptfigur und das Mädchen sind beide nicht besonders charakterlich eindrucksvoll, man weiß nicht einmal wie die beiden heißen. Namenlos erscheinen auch die anderen Figuren. Das wäre noch ein Kritikpunkt, zumal man dadurch auch den Figuren nicht wirklich näher kommt und mit ihnen mitfühlt. Aber wie gesagt, das Spiel will das gar nicht erreichen, es dient zur reinen Unterhaltung und wirkt an vielen Stellen eher wie eine Parodie. Das Einzige, was ich über den Protagonisten sagen kann ist, dass er auf jeden Fall sehr viel Mumm hat, Ausdauer und wirklich vor nichts zurückschreckt, um ihr Herz zu gewinnen. Dafür würde er im wahrsten Sinne des Wortes auch für sie sein Leben lassen. Einige Aktionen sind tatsächlich so verrückt, dass sie aus irgendeiner Pannen-Show oder Jack-Ass-Show hätten stammen können. Das Spiel nimmt sich selbst so etwas von nicht ernst, dass es schon fast an „Trash“ angrenzt. Das Mädchen dagegen hat überhaupt keine auffallenden Eigenschaften, außer, dass sie eben schön aussieht und sich typisch weiblich verhält. Aufgrund des Spielprinzips wird sie immer wieder in Gefahr gebracht und gleichzeitig als Opfer dargestellt. Von allein bekommt sie nichts hin, was schon leicht sexistisch anmutet. Darüber hinaus mag sie ziemlich oberflächlich wirken, weil sie sich nur durch äußere Sachen wie große Taten beeindrucken lässt, aber naja das muss man nicht so ernst nehmen bei dem Spiel. Generell ist auch die Entwicklung der Beziehung zwischen den beiden nicht besonders tiefgehend. Sie wird allein dadurch voran getrieben, weil der Held ständig waghalsige Aktionen vollführt oder sie eben rettet. Gut, das kann man schon als Grund gelten lassen, dass man sich in jemanden verliebt, das sehe ich ein. Realismus sollte ihr aber eben bei dem Spiel sowieso nicht erwarten, mehr ein verrücktes Setting, was euch immer wieder mit lustigen Szenen überrascht.


Gameplay:


Nun aber zum wichtigsten Aspekt des Spiels, was mich persönlich schon mitreißen konnte. Das Spiel besteht wirklich nur aus vielen, vielen Minispielen, die sehr lose miteinander verbunden sind, aber alle ein Ziel haben: das Mädchen deiner Träume zu beeindrucken.

Es gibt insgesamt drei Hauptmodi. Der Story-Modus, wie der Name schon sagt, besteht aus mehreren Minispielen mit drei verschiedenen Schwierigkeitsgraden (Normal, Schwer und Hölle). Wem also das Spiel an einigen Stellen zu schwer oder leicht sein sollte, der kann immer manuell die Schwierigkeit ändern, was schon mal sehr cool ist. Dabei ergeben sich wieder neue Herausforderungen, wodurch man noch länger am Spiel Spaß haben kann. Dann gibt es noch „Erinnerungen“, in denen ihr alle Minispiele noch einmal über euch ergehen lassen könnt. Das Besondere ist, dass man Sterne sammeln kann und damit coole Items freischalten kann. Das ist ähnlich wie Trophänsammeln und vor allem für die Hardcore-Gamer ein Vergnügen. Ihr sammelt aber hier keine Trophän, sondern eben Sterne um euch Klamotten, Kopfbedeckungen und Schuhe für eure Geliebte zu holen, die ihr dann nach eigenem Empfinden einkleiden könnt. Ich habe mich da auch genügend ausgetobt, aber noch längst nicht alles freigeschaltet, einfach weil der Modus noch mal ein Ticken schwerer ist als der vorherige. Es ist sicherlich möglich alles zu schaffen, aber verdammt hart muss ich sagen. Der letzte Modus ist dann der, in dem ihr eurer Mädchen einkleiden könnt.

Darüber hinaus gibt es noch etwas ganz Cooles, man kann nämlich sogenannte „Versteckte Hasen“ sammeln als Ester Eggs. Diese befinden sich meist in den Zwischensequenzen und ihr müsst mit eurem Stift bestimmte Stellen antippen und sie entdecken.


Bewaffnet mit eurem Stift, dem Mikrophon, womit ihr in das Spiel hineinrufen oder atmen könnt sowie dem Touchscreen zum „rubben“ kann das Abenteuer beginnen. Das Spiel mag auf den ersten Blick nicht sehr schwer sein, wird aber mit der Zeit immer herausfordernder. Jedenfalls wird von euch Reaktionsvermögen, Geschick und Flexibilität verlangt. Ihr habt ja eine riesige Sammlung verschiedener Minispiele, sodass eigentlich nie Langeweile, sondern sehr viel Abwechslung geboten wird. Keines der Spiele gleicht dem anderen, jedes ist etwas anders. Ich werde euch mal die Bandbreite der Spiele kurz vorstellen:


So haben wir beispielsweise ein Spiel, bei dem ihr aus dem Flugzeug springt und dann rechtzeitig Gleichungen lösen müsst. Schafft ihr sie, wird der Fallschirm geöffnet, wenn nicht, habt ihr verloren. Mit der Zeit werden die Gleichungen immer länger und dadurch schwieriger. Ein Minispiel, was ich ganz cool fand, war das Tanzen, wo ihr mit eurer Geliebten das Tanzbein schwingen könnt. Sie zeigt euch die Schritte und Choreographie und ihr müsst sie im gleichen Rhythmus nachahmen und euch natürlich alles gut merken. Beim „Sucher“ müsst ihr so schnell wie möglich im Sand zueinander passende Gegenstände finden und sehr schnell mit dem Stift den Sand weg rubbeln. Dann wird natürlich auch das Mikro verwendet, bei einem Spiel müsst ihr damit so schnell wie geht Kerzen ausblasen, die euch sonst in Brand setzen. Eine andere Funktion des Mikros kommt bei einem anderen Minispiel zum Einsatz, wo ihr laut hinein rufen müsst, damit die Protagonistin euch hört. Beim „Goldfisch“ müsst ihr Goldfische aus dem Magen einer Person mit dem Stift auspumpen, total kurios. Beim „Maler“ müsst ihr ganz schnell Bilder ausmalen, was noch schwerer wird, wenn euch ständig Leute ins Bild fliegen. Total witzig fand ich auch das Kegel-Spiel, wo ihr euren Protagonisten als Kugel verwendet, der in eine Gruppe von Leuten hinein geworfen wird, die dann alle wie Kegel umfallen sollen. Oder bei „Ameise“ müsst ihr Leute aus dem Treibsand nach oben befördern, sonst werden sie von einer riesigen Ameise verschlungen.


Das war nur ein kleiner Einblick in die verschiedenen Spiele, doch natürlich gibt es noch viel mehr, die allesamt echt lustig und spassig waren. Die Bosskämpfe waren im übrigen auch recht cool gemacht und etwas anstrengender, was auch sein sollte. Übrigens müsst ihr mindestens immer zwei Minispiele pro Kapitel abschließen, damit ihr genügend Herzenspunkte habt um zum nächsten Kapitel zu kommen. Ärgerlich ist es leider, wenn ihr mal ein Spiel vermasselt oder neu startet, weil sich dann die Punktzahl automatisch verringert und ihr noch länger braucht. Aber das ist auch sinnvoll, damit man das Spiel ausdehnen und die Herausforderung anheben kann.

Das Spiel lässt sich gut handhaben, die Funktionen des DS werden erschöpfend ausgenutzt. Ich war immer sehr gespannt auf das nächste Minispiel und konnte damit auch recht viele Stunden verbringen. Da es eben eigentlich nicht zu schwer ist und nur Minispiele vorhanden sind, wird der Spiele-Flow kaum unterbrochen, sodass man das Spiel durchaus auch in einem Rutsch bewältigen kann. Ich fand es mal eine gelungene Abwechslung, dass man mal nicht ein großes Spiel, sondern mehrere kleinere Spiele hat. So konnte man sich seine liebsten auswählen und immer wieder spielen. Schön ist es, dass man nicht alle spielen musste, man hatte immer die Wahl. Für Zwischendurch ist das Spiel auch sehr geeignet, wenn man mal wieder Lust darauf hat, kann man sich das eine oder andere Minigame aussuchen und probieren. Für die Langzeitmotivation hat das Spiel ja noch weitere Modi mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden sowie das Freischalten neuer Kleidungsstücke.


Optik und Musik:


Optisch ist das Spiel jetzt nicht unbedingt der Knüller, man merkt, dass es schon etwas älter ist. Abr die Aufmachung ist schon etwas Besonderes, denn die Figuren sind ähnlich wie beim Holzscherenschnitt allesamt schwarz, man erkennt ihre äußeren Konturen, aber Mimik bspw. gar nicht. Da fragt man sich, wie man dann mit den Figuren eine Bindung eingehen kann. Gestik ist aber durchaus vorhanden und es gibt auch andere Mittel, die einem verdeutlichen, was die Figuren empfinden. Sprache wird beispielsweise fast gar nicht verwendet, vieles erschließt man sich aus den Bildern, was auch ganz nett ist. Das Spiel ist insgesamt auch recht farbenfroh und kontrastreich und irgendwie mochte ich auch diese Optik sehr, sie war einfach mal etwas Anderes und betonte eben das Besonderes des Spiels. Es hat gepasst.

Die Musik dagegen war nur hintergründig, nicht unbedingt sehr schön, aber teilweise auch recht verrückt gemacht. Sie hat ihren Zweck erfüllt und gut zum Setting gepasst.


Fazit:

Das Spiel überzeugt mich selbst viele Jahre später noch mit seiner besonderen Spielemechanik und den einfach verrückten Minispielen. Sicher, es ist kein Spiel was einem Tiefe in Sachen Gameplay oder Story bietet, doch es kann durchaus sehr unterhaltsam für zwischendurch sein. Es ist auf jeden Fall mal eine andere Art von Dating-Spiel, was mal die DS-Funktionen voll ausnutzt.


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