Rückblick: Cappuccino (Wataru Yoshizumi)

Rückblick über einen Manga-Einzelband, der ein bittersüsses Ende bereit hält...

Allgemeine Informationen

Mangaka: Yoshizumi Wataru

Erscheinungsjahr: 2008

Genres: Drama, Josei, Romance, Slice of Life

Inhaltszusammenfassung:

Ari und Sosuke sind ein Paar, und es ist für sie nur der nächste logische Schritt, nach dem Studium zusammenzuziehen. Doch ihre Beziehung verändert sich, als der Alltag in ihrem Leben Einzug hält. Was als ein kleiner Zweifel und eine kleine Lüge beginnt, zieht bald große Kreise...

VORSICHT! SPOILERALARM!!

Meine Meinung:

Auf den ersten Blick mag die Inhaltszusammenfassung jetzt nicht unbedingt so übergroß Interesse wecken, aber gibt man dem Manga eine Chance wird man sehen, dass dieser sich ganz klar von anderen etwas zu kitschig geratenen Romance-Mangas abhebt. 

Story:

Die Story beginnt damit, dass Ari, Heldin der Geschichte, erzählt wie sie vor einigen Jahren im Studium ihren Freund Sosuke kennengelernt hat. Dieser scheint sofort Interesse an ihr gehabt zu haben, als er sie das erste Mal sah und hat sich dann also dazu gerungen sie zu fragen, ob sie mit ihm ausgehen möchte. Seltsamerweise willigt sie sofort ein. Ich fand es ehrlich gesagt schon seltsam, wie man sofort mit jemanden zusammen sein kann ohne denjenigen zu kennen. Gut, es ist ja nur ein Manga und in vielen anderen sieht man das sicherlich auch. Zumal der Manga auch nur ein Einzelband ist und die Vorgeschichte schnell zusammen gefasst werden musste. Die beiden sind also dann ein Paar, doch ihr Beziehungsleben wird auf eine harte Probe gestellt, da sich beide aufgrund ihres strengen Terminplans nicht so oft sehen können, weswegen sie sich dazu entscheiden zusammen zu ziehen. Völlig normal, wenn die Sehnsucht nach dem Partner zu groß wird. Ich möchte jetzt nicht die ganze Story (zumal es ein Einzelband ist) nachkauen, daher versuche ich mich kurz zu fassen, was wohl bei dem Manga nicht soo leicht werden wird. (xD). Als dann allerdings die Nachhilfeschülerin sich in Sosuke verliebt und diesen um ein Date bittet, gerät das Beziehungsleben von Ari und Sosuke sehr ins Schwanken...

Erstmal etwas zu den verschiedenen Themen, die in dem Manga ganz gut bearbeitet werden. Zu Beginn natürlich das Zusammenziehen des Paares und das Zusammenleben auf engsten Raum, was sich als schwierig erweist. So wird das Paar mit Alltagsproblemen konfrontiert, was wiederum auch die Beziehung zwischen den beiden belastet. Ob es nun die Tatsache ist, dass Ari im Haushalt alles allein machen muss oder es eben finanzielle Probleme gibt. Das wurde schon mal hier sehr realitätsnah veranschautlicht. Außerdem wirft dies auch weitere Fragen an einen selbst, vorausgesetzt man lebt auch in derselben Situation. Kann der Alltag beim Zusammenleben dazu führen, dass die Beziehung einstaubt bzw. dass es zu großen Konflikten kommt? Sicherlich? Nur nicht in dem Manga. Diese Konflikte werden von Ari einfach runtergeschluckt, was ich ehrlich gesagt nicht so gut finde. Aber allein die Thematisierung des Zusammenlebens eines Pärchen finde ich schon mal gut, da man nicht so oft in anderen Mangas darauf trifft.

Dann der Stress mit den Eltern, vor denen man das Zusammenleben geheim gehalten hatte. Nach traditioneller Art sehen es die Eltern lieber, wenn die eigene Tochter verheiratet ist und DANN erst mit dem Mann zusammen wohnt und nicht in "wilder Ehe". Dadurch entsteht also wieder der Konflikt mit der Familie, die sie dazu nötigt bald zu heiraten und eine Familie zu gründen.

Was zum nächsten Konflikt in der Beziehung führt, nämlich das Planen der gemeinsamen Zukunft, um die sich Sosuke scheinbar keine Sorgen macht. Dabei hätte Ari liebend gern Kinder und wäre verheiratet, aber da scheinen schon Differenzen zu sein. Aufgrund solcher unterschiedlichen Zukunftspläne kann eine Beziehung ebenfalls scheitern, was allerdings in unserem Manga nicht der Fall ist. Aber sehr interessant, dass dieses Konfliktpotential auch mit aufgenommen wurde.

Und nun zum eigentlichen Hauptproblem von Ari und Sosuke: Vertrauen und Kommunikation. Diejenigen, die den Manga bereits gelesen haben, wissen ja, dass Sosuke sich dazu hinreißen lässt eine Affäre mit einer früheren Schülerin zu beginnen. Es geht hier in dem Manga also ganz klar um Fremdgehen und dessen Konsequenzen. Man fragt sich ebenso unwillkürlich, ob man denn in einer langjährigen Beziehung ebenso dafür anfällig wäre oder dem standhalten könnte...

Scheinbar gibt es aber auch einige Kommunikationsprobleme zwischen den beiden Partnern, denn weder Sosuke spricht Klartext, noch Ari schafft es kleinste Probleme überhaupt mal anzusprechen oder ähnliches. Da fragt man sich, ob da überhaupt Vertrauen zwischen beiden besteht....

Ein weiteres Problem ist dann, wie man die Beziehung retten kann, nachdem die Affäre ans Tageslicht gebracht wurde. Ist es überhaupt möglich dem Partner zu verzeihen, nachdem dieser einen so lange betrogen und belogen hat? Ist die Liebe dafür groß genug oder reicht das einfach nicht? Kann man denn selbst wenn man verziehen hat überhaupt noch Vertrauen haben oder aufbauen? Ich selbst bezweifle das sehr und Ari erkennt dies ebenso. Belügen und dann noch Fremdgehen das sind für mich sehr große Vertrauensbrüche, die man eigentlich nicht mehr gut machen kann. Wie man an den beiden auch sieht, kann Ari nicht mehr so mit Sosuke weiter leben wie bisher und trennt sich schließlich von ihm. Bemerkenswert und sehr glaubwürdig, denn wenn man demjenigen ohne weiteres verzeihen und so weiter machen kann wie bisher, muss es einem scheinbar keinen großen Schaden angerichtet haben. Sehr toll realitätsnah umgesetzt! In anderen nicht so realistischen Mangas versuchen beide dann noch so zu tun als ob und leben glücklich bis an ihr Lebensende, aber das ist wirklich nicht tragbar. Etwas unglaubwürdig dagegen fand ich es, dass sie ihm trotzdem einfach so ganz schnell verziehen hat, aber scheinbar war ihre Liebe stärker als ihre Trauer, Enttäuschung und Wut. Das dadurch dann trotzdem das Vertrauen nicht wiederhergestellt worden konnte ist plausibel.

Die Story an sich fand ich an sehr vielen Stellen wenn nicht sogar überall sehr realistisch gemacht, dafür dass es eigentlich ein Manga ist. Schon allein weil das Ende einfach kein typisches Happy-End ist, sondern ein sehr eher bittersüßes möchte ich sagen. Bitter, weil die beiden sich getrennt haben und es eben einen Gegensatz zur Ausgangssituation darstellt. Süß, weil Ari einen Neuanfang startet, sich erstmal von der Liebe anwendet und sich ihre Karriere widmet. Diese hat ihr somit genug Ablenkung verschafft um den Liebesschmerz zu verarbeiten. Für mich eine ziemlich gute Art um über eine verlorene Liebe hinwegzukommen. Und sie ist sogar am Ende dazu bereit sich neu zu verlieben. Es scheint für sie auf jedenfall ein optimistischer Neuanfang zu sein. Und beide gehen schließlich auch in guten auseinander, was sich wohl jeder wünschen würde.

Charaktere:

Was mir übrigens noch an dem Manga gefallen hat, ist die Tatsache, dass die Geschichte aus den Perspektiven von beiden irgendwie geschildert wird. 

Sosuke auf der einen Seite, als der Fremdgeher, der mit seinem Gewissen im unreinen ist, schließlich dann doch nur an sich selbst denkt. 

Ari auf der anderen Seite, die spürt, dass Sosuke scheinbar eine andere Frau hat, aber dem nicht nachgehen will. Sie hat schlichtweg Angst davor, dass die Beziehung daran scheitert und das will sie nicht.

Man könnte die beiden Figuren allerdings auch aufgrund ihrer charakterlichen Schwächen stark kritisieren (aber nicht weil sie zu stereotypisch sind, sondern einfach nur naja "menschlich"? sind und auch Fehler machen)

So wäre es bei Sosuke natürlich seine leichte Manipulierbarkeit, nur durch diese konnte sich die Nachhilfeschülerin an ihn ranmachen. Hätte er von Anfang an "Nein" gesagt, wäre es nicht so weit gekommen. Das war eines was mich an ihm gestört hat. Auch dass er sich dann einfach diesem Mädchen hingibt, nur weil sie später eine hübsche Studentin ist, fand ich echt schlecht. Da merkt man schon, dass Sosuke zu dem Typ Mann gehört, der sich leicht durch Schmeicheleien und Sonstiges verführen lässt, anstatt in der Situation mal an seine Freundin zu denken, aber nein. Und dann hält er sich auch noch beide warm und sagt vor allem Ari nicht die Wahrheit und belügt und betrügt sie. Wirklich eine Frechheit, dem hätte ich echt nicht vergeben! Schon allein, weil der Ari nicht nur einmal sondern dauerhaft betrogen hat. Ein Typ, der sich eben einfach nicht entscheiden kann und dafür beides für sich beanspruchen möchte. Auch die Tatsache, dass er versucht zu Ari besonders gut zu sein um sein Gewissen zu beruhigen finde ich etwas erbärmlich, aber solche Menschen gibt es auch in der Realität. Okay vielleicht verstehe ich es ein wenig, dass er Ari nicht damit verletzen möchte und es deswegen geheim hält. Am Ende kommt aber trotzdem alles raus und eine Lüge tut doch irgendwie mehr weh als die Wahrheit.

Bei Ari wäre zu kritisieren, dass sie einfach keine Probleme ansprechen kann, seien sie noch zu klein, weil sie Angst vor Konflikten hat. Ich verstehe ja, dass sie unbedingt die Harmonie in der Beziehung wahren möchte und wer möchte schon gern streiten? Aber mal ernsthaft, so etwas gehört in eine echte Beziehung rein und es ist eben nicht immer alles kunterbunt. Außerdem müssen ja Konflikte nicht gleich in Trennung ausarten, solange beide vernünftig bleiben und wie Erwachsene reden. Streitereien oder besser gesagt ernsthafte Gespräche können auch positive Auswirkungen haben. Aber ich schweife ab, wie ich merke. Ari ist also eher der Typ, der alles in sich hineinfrisst um eben die äußere Harmonie aufrecht zu halten, was allerdings nicht gut sein kann. Dies führt dazu, dass sich beide entfremden und gar nicht mehr wissen, was in dem anderen vor sich geht. Was ich bereits bemängelt hatte, war ja dass sie zu schnell verzeiht, was vielleicht auch damit zusammen hängt, dass sie einfach jemand ist, der Konflikte aus dem Weg räumen will und zwar schnell.

Aber genug zu den beiden Hauptcharakteren, die schon sehr realistisch gemacht und mir gefallen haben, wenn auch teilweise Schwächen hatten.

Meiner Meinung nach haben aber auch die anderen beiden Nebencharaktere, die gemeinsamen Freunde von Ari und Sosuke starke Auftritte gehabt, dafür, dass es nur ein Einzelband war.

Die beste Freundin von Ari ist ja das komplette Gegenteil von ihr und ich finde es echt toll, dass sie ihr immer zur Seite stand und zuhörte. Aber auch, dass sie kein Blatt vor dem Mund nahm und ganz ehrlich ihre Meinung sagte, gefiel mir. Schlussendlich geigte sie ja Sosuke auch mal ihre Meinung bezüglich dessen, dass dieser gefälligst mehr Rücksicht auf Ari nehmen sollte. Eine solche Freundin hätte jeder gern!

Auch der beste Freund von Sosuke hat mir super gefallen. Als er von der Affäre seines besten Freundes erfuhr, hat er ihm erstmal eine Moralpredigt gehalten, dass dieser doch aufhören solle und nur alle damit verletzt. Ganz streng und ehrlich hat er ihn belehrt, was meiner Meinung nicht immer selbstverständlich ist, da man meist doch eher auf der Seite des Freundes ist. Dahinter steckte allerdings mehr, da er ja selbst Gefühle für Ari hatte und sie nicht leiden sehen wollte. Was ich an ihm nicht so toll fand, war, dass er mit jemanden zusammen war und auch blieb, den er eigentlich nicht liebte. Weswegen heiratet er diese Frau dann später auch? Sehr unglaubwürdig...

Zeichenstil:

Der hat mir ebenso sehr gut gefallen. Passend zum Genre Josei sind auch die Figuren gezeichnet, nämlich nicht mit Glubschaugen a la Shojo, sondern eben etwas realistischer und weniger Kitsch drum rum. Die Hintergründe wurden einfach gehalten, da man hat sich besonders auf die Figuren konzentriert, welche auch sehr erwachsen aussahen. Konnte sich echt sehen lassen

Fazit:

Bewertung: 7/10

Dieser Manga hat mir rein optisch sowie auch von der Geschichte und den Charakteren her sehr gut gefallen, besonders weil es sich um ein spezielles Thema drehte und sehr realistisch umgesetzt wurde! Wer allerdings keine Bad Endings mag, sollte lieber zu anderen Titeln zugreifen. Ich würde diesen Manga jungen Frauen eher empfehlen als für Mädchen.


(Und ich merke, ich habe viel zu viel zu einem EINZELBAND geschrieben xD)