Morgen
steht Halloween weltweit vor der Tür, auch Japan wurde vom
Gruselwahn erfasst. Doch was hat das japanische Halloween mit unserem
gemeinsam und worin unterscheidet es sich?
Das
Gruselfest stammt ursprünglich aus Irland, wurde jedoch erst durch
die Amerikaner auch in Japan bekannt gemacht. Japan kam mit Halloween
nach 1997 in Berührung, nachdem Tokyo Disneyland eine „Disney
Happy Halloween“ - Kostümparty veranstaltete. Davor kannte man den
Brauch bereits aus dem Fernsehen oder dem Englischunterricht. Im
Jahre 2000 versammelten sich dann 400 kostümierte Besucher und
Disney-Charaktere zur „Happy Halloween Twilight Parade“. Dies zog
auch viele andere Menschen in ihren Bann und etablierte das
Gruselfest auch in Japan zu einem Herbst-Höhepunkt. Auch Universal
Studios Japan veranstaltete mit „Hollywood Halloween“, was noch
einmal die Popularität steigerte.
Das
Fest selbst ist mehr an Erwachsene gerichtet, als an Kinder, was
ebenfalls einen Unterschied ausmacht. So besteht es in Japan vor
allem aus verschwenderischen Partys, bei denen der Alkohol in Maßen
strömt und außergewöhnliche Kostüme getragen werden, die man im
Oktober überall erhalten kann. Da in Japan der Cosplay-Kult sowieso
fest verankert ist, war es also nicht überraschend, dass auch dieser
Aspekt von Halloween in Japan Einzug fand. Tatsächlich wird in
keinem anderen Land so viel Wert in Kostüme gelegt wie in Japan.
In
Japan gibt es aber nicht nur überall Halloween-Kostüme zu
ergattern, sondern auch passend dazu Spielfiguren und Kuscheltiere
rund um das Fest. Neben ausgefallenen Accessoires und
Dekorationsartikeln findet man auch viele Süßigkeiten im
Halloweenstil in den Läden. Schokolade mit Kürbisgeschmack, kleine
Kuchen a la Kürbisart oder Torten mit schaurigem Halloween-Design:
da ist für jeden Gruselfan etwas dabei.
Ein
bedeutsamer Unterschied im Feiern von Halloween im Vergleich zum
westlichen Raum ist, das „Süßes oder Saures“ eher nur wenige
Menschen faszinierte, da die Tradition von Haus zu Haus zu gehen und
dann nach Süßem zu fragen einfach der japanischen Mentalität
widersprach. Das war einfach vielen zu peinlich, auf fremde
Grundstücke zu kommen und dann nach etwas zu betteln. Japaner wollen
grundsätzlich niemanden belästigen.
Selbst die Yakuza nehmen an dem
Fest teil, indem sie riesige Säcke voller Süßigkeiten vorbereiten
und an Kinder verschenken, um Werbung für sich zu machen. Dies stößt
aber immer wieder auf Kritik.
Ein
weiterer Unterschied besteht in der Vermischung von Niedlichem mit
Gruseligem. In Amerika werden gerne gruselige Dekorationen verwendet,
doch die Kostüme sind mehr sexy und cool, als gruselig. In Japan ist
es genau umgekehrt: Niedliche Dekorationen dominieren, während man
bei der Verkleidung darauf Wert legt, einen besonders schaurigen
Eindruck zu hinterlassen.
Während
wir Halloween besonders mit den Farben Orange und Schwarz verbinden,
scheint die Farbe Lila in Japan besonders Anklang zu finden. Dort
verbindet man diese Farbe mit Hexen oder Zaubersprüchen sowie
Süßkartoffeln, die ein typisches Wintergemüse sind.
Obwohl
Halloween im Westen eng mit den Verstorbenen und Geistern verbunden
ist, scheint dieser Gedanke in Japan kaum Beachtung zu finden.
Dagegen haben die Japaner bereits das Obon-Fest, in dem die Geister
der Verstorbenen befriedet werden.
Früher
wurde Halloween vor allem von Ausländern in lustigen Kostümen
gefeiert. Es gab sogar "Halloween-Züge" in denen sowohl in
Tokyo als auch in Osaka Ausländer in Kostümen erschienen und dann
darin wilde Partys veranstalteten. Diese Zwischenfälle sorgten dann
2009 im Web für hitzige Diskussionen, in denen man dann Kommentare
wie "Dumme Ausländer, raus aus Japan" und "Wir
Japaner brauchen kein Halloween!" lesen konnte.
Ein
weiterer Kritikpunkt resultiert auch aus dem Verhalten vieler junger
Japaner. So wird Halloween auch von diesen gerne als Ausrede oder
Rechtfertigung genommen, schlechtes Verhalten an den Tag zu legen.
Viele denken, dass sie einfach mal die Sau raus lassen können und
für ihre Taten nicht gerade stehen müssen, wodurch die Städte in
Unordnung gebracht werden. Es reihen sich Berge an Müll und Dreck,
Wände werden mit Kunstblut beschmutzt und getragene Kostüme finden
sich auf den Straßen. Glücklicherweise gibt es immer wieder
freiwillige Helfer, die jedes Jahr aufs Neue bei Putzaktionen Japan
wieder auf Vordermann bringen.
Natürlich
dürfen auch große Grusel-Paraden nicht fehlen. Diese werden
jährlich von mehreren tausend Menschen besucht. Auch werden
Kostümwettbewerbe veranstaltet, bei denen die beste Verkleidung
geehrt wird.
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