Sonntag, 29. Mai 2016

Gelesen: Daytime Shooting Star


Na toll! Suzume muss ihre ganzen Freunde verlassen und nach Tokyo ziehen und das bloß, weil ihr Vater einen neuen Job hat. Jetzt wohnt sie also bei ihrem Onkel, den sie so gut wie gar nicht kennt, in einer Stadt, in der sie sich nicht auskennt, und hat keine Freunde, die ihr helfen. Es ist eigentlich zum Heulen. Der einzige nette Mensch derzeit ist der große, dunkelhaarige Typ, der ein Freund ihres Onkels zu sein scheint. Bis sich rausstellt, dass er auch an ihrer neuen Schule ist - als ihr Klassenlehrer. (Quelle: Kazé)

Meine Meinung:

Handlung:

Auf den ersten Blick mag die Geschichte nicht wirklich überraschen. Ein Mädchen vom Lande kommt in die große Stadt Tokyo, muss ganz von vorne anfangen und hat damit wirklich ziemliche Probleme. Es fällt ihr im ersten Band recht schwer Freunde zu finden, alles ist neu und ungewohnt und sie wünscht sich, wieder Zuhause sein zu können. Wäre da nicht ihr Lichtblick der Typ namens Satsuki Shishio, der ihr das Leben versüßt. Und wäre da nicht noch die Tatsache, dass dieser ausgerechnet ihr Klassenlehrer ist. Diese Art von Konflikt haben wir so oft und immer ist es total überraschend, dass sich ein junger, hübscher Mann als Lehrer entpuppt, mit dem man auf keinen Fall als Schülerin eine Beziehung haben darf. Diese Prämisse bringt so viele vorhersehbare Wendungen, dass man den Manga durchweg jetzt nicht unbedingt also sehr spannend beurteilen kann.

Für jeden sollte klar sein, dass die beiden nicht sofort eine Beziehung anfangen können, dass es Probleme mit sich bringt, wenn man dann doch eine Beziehung hat, aber diese geheim halten muss. Doch bevor ich mich mit den Beziehungen näher befasse, möchte ich euch einen Überblick über die wichtigsten Aspekte in dem Manga bieten und bewerten. Außerdem möchte ich auch in dieser Rezension klären inwieweit der Manga es erfolgreich schafft zwischen Klischees aber auch unerwarteten Wendungen etwas doch Spannendes und Abwechslungsreichendes zu schaffen.

Ich beginne mit dem Aspekt, dass nicht nur die Liebe thematisiert wurde, sondern gleichfalls auch Freundschaft eine wichtige Rolle spielte, wie man an Daiki und Suzume sehen konnte. Die beiden sind sowieso ein sehr lustiges Duo, dem ich mich später noch einmal widmen möchte. Wenn man neu an die Schule kommt, ist man natürlich erst mal auf sich allein gestellt und versucht sein Bestes Freunde zu finden. Voller Hoffnung packt Suzume das an, aber gerät ausgerechnet eben an Daiki, einem sehr schweigsamen und scheinbar unhöflichen Jungen, der Mädchen auf den Tod nicht ausstehen kann. Super Aussichten, denkt sich Suzume. Aber sie lässt sich nicht unterkriegen und bleibt dran, obwohl Daiki ihr immer wieder klar macht, wie sehr er sie eigentlich nicht leiden kann. Ich finde es erstaunlich, dass in dem Manga mal die Entwicklung einer Freundschaft zwischen Junge und Mädchen ausführlich dargestellt wurde, und vor allem wie authentisch und lustig dies vermittelt wurde, muss ich an dieser Stelle loben.


Ein anderer Fall ungewöhnlicher Freundschaft erkennt man in der Beziehung zwischen Suzume und Yuyuka, die neben Daiki ein ebenso außergewöhnlicher Charakter ist. Die beiden könnten nicht unterschiedlicher sein: einerseits Yuyuka, die sehr auf Äußeres Wert legt und von allen gemocht werden will und andererseits Suzume, die die Natürlichkeit in Person ist, und sich wenig darum kümmert, was andere von ihr denken. Zwei Gegensätze, die sich anziehen, aber genauso gut öfter mal abstoßen. Ich wusste nie so recht, was ich davon halten sollte, ob es wirklich eine Freundschaft auf beiden Seiten war, aber ich denke im Grunde genommen schon, auch wenn beide eine andere Sicht auf ihre Beziehung hatten.

Dagegen eher typisch war das Einführen der Ex-Freundin von Satsuki, die er schon seit einer Weile nicht gesehen hat. Doch auch wenn einige Zeit vergangen ist, rostet alte Liebe eben nicht. Gerade dann als Satsuki und Suzume sich näher kommen, funkt die vermeintlich ehemalige Freundin dazwischen und erklärt unserer Heldin den Krieg. Ist doch klar, dass das Mädchen, das keinerlei Liebeserfahrung gemacht hat und sich dann auch noch mit einer attraktiven, erfahrenen, hübschen älteren Frau vergleichen muss, den Kürzeren zieht. Da haben wir eben das Klischee, was jedem Shojo-Manga inne wohnt. Auch wenn Suzume sicherlich nicht DIE klassische Heldin ist, kann sie nicht anders, und entwickelt Minderwertigkeitsgefühle. Sie findet sich nicht so schön wie Tsubomi und natürlich ist sie eifersüchtig auf sie, weil sie ihren Schwarm eben sehr gut kennt und mit ihm zusammen gewesen ist. Kann „Sumse“ gegen so eine Frau überhaupt mithalten? Sie bezweifelt es ganz stark.

Ein weiteres Klischee, was wir wirklich sehr häufig haben, ist das geheime Liebesgeständnis, bei dem das Mädchen ihre Gefühle offenbart, indem Glauben, dass der Angebetete schläft und es daher nicht hören kann. Ist doch klar, dass der das mitbekommt, sonst wäre diese Element ja auch irgendwie ohne Sinn oder? Daraus ergibt sich dann viel Peinlichkeit und Scham auf Seiten des Mädchens, und der Junge/Mann in diesem Falle Satsuki erkennt nun, woran er bei seiner Schülerin ist. Doch es wird natürlich alles überspielt und ins Lächerliche gezogen, wie sonst eben auch.


Bezüglich der Lehrer-Schüler-Thematik kommen natürlich auch viele Gedanken auf, wie es wohl wäre, wenn die beiden nicht in so einer Beziehung, sondern eben ganz normale Schüler wären. Würde sich etwas verändern? Wenn ja, was genau? Dass das Nachdenken und Spekulieren aber nichts bringt, wird Suzume sehr schnell klar, aber warum nicht mal so etwas durchspielen? Ich finde, dass es schon realistisch ist, dass man, wenn man in so einer prekären Beziehung ist, eben öfter mal darüber nachdenkt, wie es hätte anders sein können. Damit wird auch der Leser zum fantasieren angeregt.

Relativ früh entscheidet sich dann Suzume, dass sie ihrem Liebsten wirklich ihre Gefühle beichtet und ich finde die Metapher, die sie verwendet, äußert schön gewählt, zumal es gut zum Titel passt. Sie vergleicht Satsuki mit einer Sternschnuppe, die am dunklen Himmelszeit ihr Trost, Kraft und Licht spendet. Das ist auch verständlich, war er es, der sie am Anfang auch „gerettet“ hat und der erste war, mit dem sie auch zu tun hatte. Für sie ist er eine Art Vorbild, ein Retter in Not, aber genauso wie eben die Sternschnuppe ist er für die Protagonistin eben unerreichbar. Er ist schließlich ihr Lehrer und das ist es, was sie schmerzt. Sie kann ihn wie eine Sternschnuppe betrachten und anhimmeln, aber sie kann ihm eigentlich nicht nahe kommen. Ihr seht ich mag diese Metapher einfach wirklich sehr gern und finde sie wirklich treffend.

Und an dieser Stelle kommt es zur ersten Wende, denn anders als man denken könnte gibt er ihr tatsächlich einen Korb, weil eben seine Ex-Freundin wieder da ist und er es mit ihr versuchen will. Viel zu früh endet also die Liebe für Sumse, was sie regelrecht zugrunde richtet, wenn ich es mal überspitzt formulieren darf. Nicht nur die Höhen der Liebe, sondern eben auch die Tiefen werden in dem Manga recht authentisch und emotional, aber eben nicht so gekünstelt, dargestellt, sodasd man sich wunderbar mit Suzume identifizieren und mit ihr leiden kann.

Was ich übrigens dann wiederum ebenso positiv fand, wie dann Daiki, ihr Freund, sie dann in den Arm nimmt, obwohl er doch jeglichen körperlichen Kontakt zu Mädchen meidet. Das ist eine der ersten Stellen, an denen er seine Angst ihr zuliebe überwindet, was ich extrem süß fand. Und es ist auch nicht das letzte Mal, dass er für sie da ist, wenn sie jemanden braucht und ihr seelischen Trost spendet. Weniger unerwartet kommt dann sein indirektes Geständnis in Form einer Frage, warum sie denn nicht lieber ihn zum Freund nimmt?

Da ist die Heldin natürlich erst einmal baff, hat sie zuvor ihn nie als wirklichen Jungen und als Liebesobjekt betrachtet. Auf ein emotionales Tief folgt also auch emotionale Verwirrung. Doch damit nicht genug, denn Yuyuka steht nämlich auf Daiki und als sie heraus findet, dass er etwas für Suzume empfindet ist sie natürlich super sauer. Nicht, weil er nicht sie liebt, sondern weil Suzume ihr es vorenthalten hat, obwohl sie glaubte, sie wären Freundinnen. Auch hier haben wir wieder das Thema Freundschaft und ziemlich dramatisch aufbereitet in Form eines Konflikts, weil zwischen zwei Mädchen eben ein Junge steht.

Ich fand die Szene in denen die beiden darüber redeten richtig gut emotional rüber gebracht und musste auch wenig wenig weinen. Man versteht beide sehr gut. Suzume, die eben Angst davor hatte, sowohl Daiki wie auch Yuyuka zu verlieren und Yuyuka, die sich eben verraten fühlte, eben weil sie dachte, sie wären Freundinnen. Umso schöner fand ich dann, wie die beiden sich feierlich wieder versöhnten und zusammen weinten. Das stärkt die Freundschaft umso mehr und zeigt mir auch, wie wichtig es ist, dass man Klartext miteinander spricht. Ich fand es also gut, dass es nicht in eine hässliche Richtung ging, bei der Yuyuka dann Suzume deswegen richtig fertig macht, nur weil es eben eine Art Missverständnis war und sie glaubt, dass sie ihr Daiki weg nimmt. Fand es also gelungen, dass man dies kurz und knapp gehalten hatte.


Übrigens gut finde ich auch, dass man nicht nur aus Sicht der Protagonistin die Geschichte erlebt, sondern aus verschiedenen. Nahezu jede wichtige Figur kommt mal zu Wort. Da wäre zum einen Satsuki selbst, was ich gut finde, weil man dann auch mal erfährt, wie er zu Suzume steht und was seine wahren Gefühle sind. Auch fand ich es gut, dass man die Geschichte, wie sich Satsuki und Tsubomi kennen und lieben gelernt haben. Das ist insofern wichtig gewesen, damit man auch Satsuki´s spätere Probleme mit seinen Gefühlen nachvollziehen konnte und warum er eben so handelt und nicht anders.
Oder eben auch mal die Hintergrundgeschichten von Daiki und Yuyuka, die uns die beiden Figuren näher bringen und uns die Ursachen ihres Verhaltens schildern, sodass man sich besser in sie einfühlen kann. Das fand ich besonders toll, weil ich beide mit am interessantesten fand.

Außerdem gut fand ich, dass man neben dem Hauptliebespaar noch weitere Figuren zusammen brachte, so wie Yuyuka und Togyu, die wirklich gut zusammen passten. Yuyuka, die kleine Tsundere und Togyu, der Mädchenschwarm, der es aber mit ihr ernst meint und sie ständig umwirbt und einen Korb erhält. Das sorgte immer mal wieder für Auflockerungen und Schmunzler.


Ansonsten muss ich sagen, dass der Großteil der Handlung doch gewohnten Mustern und eben Klischees folgt. Wir haben typische Settings wie z.B. Schulfest, Weihnachten oder irgendwelche Klassenausflüge, die eben ein Manga mit Schul-Hintergrund mit sich bringt. Das kann man eben nicht vermeiden, anders geht es nicht. Dagegen etwas nervig fand ich es doch, dass Satsuki Suzume eigentlich mehr als deutlich mitteilte, dass er Gefühle für sie hegt, sie es einfach nicht verstehen konnte. Entweder ist sie wirklich auf den Kopf gefallen oder konnte es einfach nicht glauben. Ich weiß es nicht, es ist einfach ein typisches Syndrom, dass so viele Heldinnen ihrer Art haben und ist wahrscheinlich ein Mittel um eben noch mehr Spannung zu erzeugen oder das Ganze in die Länge zu ziehen.

Nun kommen die beiden also früher oder später zusammen, das war nicht anders zu erwarten. Doch die Liebe ist eben nicht einfach, vor allem nicht, wenn beide so unterschiedlich und eben Lehrer und Schüler sind. Da sind Konflikte einfach mal an der Tagesordnung, soweit also nichts Überraschendes. Doch die Art und Weise, wie das Ganze erzählt wird, hatte für mich etwas Erfrischendes und hielt mich immer dazu an, weiter zu lesen. Denn für jemand, der keine Ahnung von Beziehungen hat, ist es verständlich, dass man sich fragt, ob man nun wirklich zusammen ist oder nicht. Ab wann ist man das schon? Erst wenn man dem anderen gesagt hat, dass man ihn liebt. Oder wenn beide sich darauf einigen, dass man eine Beziehung führt? Und wie soll es weitergehen mit der Beziehung? So viele Fragen schwirren der Heldin im Kopf, dass sie gar nicht klar denken kann.

Und natürlich kommen dann noch Unannehmlichkeiten zu Tage, wenn man zusammen ist, aber nicht weiß, wie man mit dem anderne umgehen soll. Wir haben es hier mit einem Shoujo-Manga zu tun also, sind selbst solche Sachen wie Kuss-Versuche etwas, was ein jungfräuliches Mädchen total umwirft. Beide allein bei ihm Zuhause. Er kommt ihr ziemlich nah, es sieht so aus, als ob er sie küssen will. Doch im entscheidenen Moment werden sie gestört. So klischeehaft! Ja da ist wieder dieser typische Konflikt im Mann, der seine Gefühle nicht unter Kontrolle kriegt und mal einen Moment nicht aufpasst und fast seine Freundin küsst! Sowieso fand ich es paradox, dass sich beide überhaupt nie in der kurzen Zeit in der sie zusammen waren geküsst haben. Als Europäer finden wir das unverständlich, aber wir haben es ja mit einem Manga aus Japan und dann noch einem aus dem Genre Shoujo zu tun, das ist das eben normal.

Auf der anderen Seite haben wir einen Jungen wie Daiki, der ja sonst sich nicht bemüht, meist ziemlich faul wirkt doch in Sachen Liebe richtig aktiv wird. Er geht soweit, dass er Shishio richtig kritisiert und ihn anmacht, was ich persönlich cool fand, dass beide im ständigen Wettstreit gegeneinander und um Suzume gekämpft haben.


Um noch mal auf die Beziehung zwischen Lehrer und Schülerin einzugehen, nehme ich mal das Motiv der geheimen Liebe auf, die für beide recht nervenaufreibend ist. Suzume ist da total vorsichtig und verkleidet sich sogar, ist stets auf der Hut, damit man die beiden bloß nicht erkennt. Dagegen findet das ihr Lehrer deutlich übertrieben. Daran knüpft die Episode an, in der beide aus Zwang ein Hotelzimmer teilen müssen und dadurch nur zu zweit sind. Erneut haben wir eine spannungsreiche Szene, in der sich Mann nicht kontrollieren kann, sich dann Vorwürfe macht, dass er sie beinahe entehrt hätte und die beiden gehen auseinander. Wo ist da die Romantik? Wenn diese mal aufkommt, dann immer nur kurz, immer bricht sie abrupt ab und hinterlässt beim Leser ein unbefriedigendes Gefühl, als ob uns die Mangaka von Anfang an suggerieren will, dass die beiden gar nicht füreinander geschaffen sind und immer nur beinahe zueinander finden? Vielleicht ein Hinweis auf das Ende? Es ist auch inzwischen so „ausgeluscht“, dass derjenige, der einen auf Ernst macht, im letzten Moment alles als Spaß abtut. Klar, dass das für das Mädchen verletzend ist, die richtig im Moment drin war.

Der erste Liebeskummer liegt gar nicht soweit zurück, doch ein Orakel sagt Suzume voraus, dass sie in der Liebe auf Probleme stoßen wird. Ihre Liebe soll unerfüllt bleiben. Und tatsächlich durch einen blöden Zufall findet der Onkel von Suzume heraus, dass die beiden eine Beziehung miteinander haben und es kommt zum großen Krach zwischen ihm und seinem Freund Satsuki. Dieser muss sich also nun entscheiden. Wird er so weiter machen wie bisher und einfach egoistisch sein? Sein Problem ist ja, dass er glaubt, dass er Suzume irgendwie im Weg steht, dass er ihr ihre Jugend und Leichtigkeit nimmt, dass er sie in irgendeiner Art und Weise eben schadet oder sie hemmt. Doch er teilt ihr das eben nicht mit, er ist nicht offen mit seinen Gefühlen. Stattdessen geht er einen Weg, von dem er glaubt, dass für sie das Beste wäre, ohne zu wissen, dass er sie damit eigentlich nur noch mehr verletzt. Er will mit ihr Schluss machen und sagt dann sogar, dass er sie eigentlich nicht geliebt hat. All das, was sie zuvor erlebt und gedacht hat, bricht eigentlich zusammen. Ich fand diese Szene, in der er mit ihr Schluss machte, einfach wirklich Herz zerreißend, in dem Moment stand die Zeit still und man konnte den Schock und den Schmerz von Suzume richtig miterleben. Es hat einem selbst das Herz in tausend Stücke zerrissen.

Ich fand das zwar einerseits gut, aber wiederum auch klischeehaft und so unverständlich, dass der Mann sich immer so missverständlich ausdrückt, nicht seine wahren Gefühle zeigen an und dadurch eben auf beiden Seiten so viel Schaden angerichtet wird. Er hätte ihr die Wahrheit sagen können, warum lügt er sie so an? Und dann wirft er ihr auch noch vor, nie so gehandelt zu haben, als ob sie ihn lieben würde, was ziemlicher Unsinn ist, das sollte er selbst wissen. Und dann fand ich es sowieso enttäuschend, weil zwischen den beiden nicht mal ansatzweise irgendetwas in Richtung Liebe passiert ist, außer ein paar Dates und abgebrochene körperliche Annäherungsversuche, es konnte sich nie etwas entwickeln, es war vorbei, als es gerade einmal angefangen hat.


In dem Zusammenhang ist natürlich ein wichtiger Schwerpunkt in dem Manga der Umgang mit dem ersten richtigen Liebeskummer, der uns eindringlich erzählt wird. Suzume, die nur apathisch durch den Alltag geht, unfähig ihre Gefühle anderen mitzuteilen, versucht irgendwie durch zu kommen. Die erste Reaktion darauf ist, dem Alltag zu entliehen, indem sie eben in ihre Heimatstadt zurückkehrt und von allen gesagt bekommt wie sehr sie sich zum Positiven verändert hat. Die zweite Phase des Liebeskummers tritt dann ein, als ihre Freunde einschließlich Daiki sie Zuhause besuchen, weil sie sich Sorgen gemacht haben. Fand ich zwar vielleicht etwas übertrieben, aber auch süß, dass sie die Mühen auf sich genommen haben um für sie da sein zu können. Sie ist so gerührt davon, dass sie ihren Freund ihr Herz ausschüttet, was dazu führt, dass ie sich besser fühlt, die Trennung akzeptiert und versucht nach vorne zu schauen. Ich fand es gut, dass sie so schnell wieder ihre Fassung bekommen hat, während andere Heldinnen noch viel länger dafür brauchen oder sogar verzweifelt sind und ihrem Liebsten auflauern. Sie verdrängt Gefühle aber auch nicht, sondern nimmt sie so wie sie eben sind. Erneute Versuche in der Liebe scheitern kläglich, weil sie eben noch nicht bereit dafür ist.

Und hier kommt endlich meine liebste Figur Daiki ins Spiel. Er ist es, der nun für sie da ist und sich um sie kümmert. Lustig ist es, dass er ihn nun ganz deutlich Interesse anzeigt, sie aber immer noch nicht damit umgehen kann. Obwohl er ihr eigentlich schon öfter mal etwas in die Richtung mitgeteilt hat, versteht sie erst jetzt, was er genau damit meint. Wieder typisch Shoujo-Heldinnen, die sehr langsam im Verstehen sind. Ich fand es übrigens schön, dass Daiki sie nicht mit Samthandschuhen anfässt,sondern sie direkt mit ihrem Problem, dass sie die Gefühle verdrängt konfrontiert. Vielleicht auf eine etwas harte Tour bringt er sie an einen Ort, an dem sie einmal mit Satsuki gewesen ist. Alte Erinnerungen und Gefühle kommen hoch, mit denen sie nicht umzugehen weiß und sie erkennt, dass sie noch nicht darüber hinweg gekommen ist. Ich finde es aber schön, dass sie eben darüber nachdenkt, dass nicht Daiki der Böse ist, sondern sie selbst einfach sich zusammen reißen und in die Zukunft schauen muss. Außerdem erkennt sie ihre eigene Passivität und kommt endlich ins Handeln. Endlich haben wir mal eine Protagonistin, die auch mal über sich und ihr Verhalten reflektiert und daraus hilfreiche Kenntnisse zieht und sie auch ins Verhalten überträgt.


Ein weiterer schöner Punkt in dem Manga ist, als Suzume Daiki erzählt, dass ihre Gefühle für ihn und für Satsuki nicht zu vergleichen sind. Und zwar nicht, weil sie Daiki nicht liebt, sondern weil Daiki und Satsuki nun mal verschiedenen Personen sind und es nur selbstverständlich ist, dass die Gefühle dementsprechend anders ausfallen. Sie schöpft Zuversicht, möchte Daiki glücklich machen, ihn aber nicht irgendwie ausnutzen, sondern es einfach mit ihm versuchen. So werden die beiden ein Paar und eine neue Liebesgeschichte beginnt. Was ich übrigen schön fand, dass die Protagonistin eben nicht immer nur an dieser einen liebe hängt, sondern erkennt, dass auch andere Partner möglich sind. Auch hier haben wir wieder typische Szenen, in denen beide nicht wissen, wie sie sich dem anderen gegenüber verhalten sollen. Wieder einmal sind beide allein und es entsteht eine merkwürdige Atmosphäre und peinliche Zwischenfälle, die wieder ziemlich amüsant sind.

Natürlich ist der Manga noch nicht zu Ende und Satsuki ist nun derjenige, der eifersüchtig ist und bereut, was er getan hat. Er versucht ihr seine Liebe zu gestehen, aber sie will es nicht hören.


Doch endlich möchte ich zum Höhepunkt kommen, nämlich das Ende, was wirklich total überraschend für mich kam. Die Geschichte suggerierte uns, dass sich Suzume für Satsuki entschieden hat, weil sie eben Daiki einfach so zurück gelassen hat um ihren Lehrer sehen zu können. Doch das Treffen verläuft total anders. Während Satsuki offen seine Gefühle zeigt und es ENDLICH mal zu einer offenen Aussprache kommt, bei der beide wirklich EHRLICH sind, erkennt Suzume, dass sie Satsuki schon lange nicht mehr liebt. Sie HAT ihn geliebt, liebt aber nun jemand anderen. Das kam für mich absolut unerwartet, gab es doch immer wieder Hinweise, die dagegen sprachen und zuletzt eben ihre Aktion. Da hat einen der Manga ganz schön an der Nase herum geführt. Ich war wirklich sehr irritiert und musste mir daraus einen Reim machen. Doch im Endeffekt konnte ich es mir aus der Geschichte logisch herleiten. Mir ist beim zweiten Lesen erst aufgefallen, wie viel Platz eigentlich Daiki in dem Manga einnimmt. Zwar sieht es immer wieder so aus, als würde sie am Ende mit Satsuki zusammen kommen, aber eigentlich verbringt sie die meiste Zeit über mit Daiki, der für sie eigentlich noch viel wichtiger ist. Er ist ihr Freund und derjenige, der immer für da ist wenn sie ihn braucht. Er unterstützt sie und ihm gegenüber ist sie auch ehrlich.

Auch erstaunlich fand ich, dass sie Satsuki die ganze Zeit gemieden hat, eben weil sie ihre neuen Gefühle sich nicht eingestehen wollte. Man mag von ihren Gefühlswandlungen halten was man will aber eigentlich fand ich sie doch verständlich. Ich hätte mich wahrscheinlich auch für Daiki entschieden. Sie hat sich in ihn verliebt, ohne dass sie es gemerkt hatte. Kann das überhaupt gehen? Möglicherweise wird hier eine neue Art von Liebe in einen Shoujo-Manga eingeführt, der subtiler weniger romantisch, aber dafür doch realitätsnaher ist. Ich möchte noch zum Ende an sich sagen, dass ich es echt toll fand, dass Suzume einfach mal nicht mit ihrem ersten Freund zusammen kam, wie in so vielen anderen Geschichten. Ständig sieht man es, wie eigentlich die „Besseren“ Jungs, die die Heldinnen mehr verdienen, vernachlässigt und abgelehnt werden. Weil es ein ungeschriebenes Gesetz ist, dass sie immer mit dem Typen zusammen kommen, den sie am Anfang kennen oder lieben lernen.

Doch dieser Manga bricht mit den Konventionen und der Lesererwartung vollkommen, aber wenn man genau hinschaut, wird man das schon recht früh merken. Die Liebe zwischen Satsuki und Suzume war von Anfang an eine, die einfach nicht möglich war, zu verschieden und unehrlich waren die beiden sich selbst und dem anderen gegenüber. Und mal ernsthaft, was hat Shishio schon für sie getan außer ihr Leid zugefügt? Jedenfalls finde ich, dass die Geschichte so viel authentischer und vor allem natürlich erzählt ist, als in anderen ähnlichen Werken. Das macht für mich einfach dieses Werk zu einem besonderen trotz aller genannten Klischees, fand ich die Erzählweise und vor allem die Interaktionen zwischen den Figuren und den Figuren selbst herrlich erfrischend. Nicht unbedingt originell, aber doch abwechslungsreich und auch manchmal überraschend, dass ich den Manga als etwas doch Anderes empfunden hatte.

Zum Schluss möchte ich noch einmal kurz auf die wesentlichen Figuren eingehen und kurz meine Meinung abgeben:


Suzume ist für mich keine klassische Heldin, denn sie ist alles andere als naiv oder schüchtern. Wie erwähnt gibt sie wenig darauf, was andere von ihr halten, sie macht ihr eigenes Ding. Und vor allem nimmt sie kein Blatt vor den Mund, sie sagt ehrlich, was sie denkt, denn sie meint es nur gut. Sie ist wie gesagt einfach super natürlich und sympathisch, keine weinerliche Figur, die abhängig von anderen ist. Sie ist robust und vor allem auch willensstark. Ich fand es toll, wie sie den Liebeskummer überwunden hatte und einfach voller Energie weiter ihren Alltag bewältigte. Manchmal war es aber nervig, dass sie ziemlich begriffsstutzig war. Ich fand es aber süß, dass sie manchmal gewollt dämlich charakterisiert wurde und einfach in den Tag hinein lebte und sich um nichts kümmerte. Ja das Wort Sorglosigkeit passt sehr gut zu ihr, doch auf der anderen Seite dachte sie auch viel über sich und die anderen nach. Im Laufe des Manga macht sie schon eine ziemliche Entwicklung durch, die man ihr zu Gute halten sollte. Sie wächst über sich hinaus, gewinnt an Stärke, wird selbst bewusster und offener für andere Dinge und Menschen. Anfangs noch etwas weltfremd und vielleicht auch verschlossen gewinnt sie neue Freunde, lernt mehr über die Welt kennen und wird einfach lockerer.

Daiki auf der anderen Seite ist ebenso eine tolle Figur. Wir haben zwar immer wieder den typisch Schweigsamen in Shoujo-Manga, aber es doch etwas Besonders. Er ist sehr ruhig, introvertiert und seine Besonderheit ist, dass er Mädchen nicht leiden kann, aufgrund einen Traumas, was auch im Manga erklärt wird. Bei jeder Berührung mit dem Vertreter des anderen Geschlechts wird er immer richtig rot und schämt sich, was total süß ist. Er ist anfangs noch sehr abweisend, eigenbrötlerisch und zurück gezogen, vor allem wirkt er sehr lustlos und scheint ans nicht und niemandem Interesse zu haben. Doch dann kommt Suzume und stellt seine Welt total auf den Kopf. Sie rückt ihm richtig auf die Pelle, er findet es nicht toll, doch mit der Zeit interessiert sich für sie. Sie ist es, die ihn Stück für Stück dazu bringt, seine Phobie gegenüber Mädchen loszuwerden. Außerdem legt er seine schroffe Art ab und wird einfühlsamer. Aus seiner Passivität wird Aktivität, er verändert sich immer mehr und zeigt auch seien wahren Gefühle und Gedanken. Ich fand es toll, dass auch er eine Wandlung durchmachte.

Dann hätten wir noch Satsuki, den ich auch ganz gut fand, aber richtig sympathisch irgendwie auch nicht, weil er ja Suzume immer ärgerte und ihr weh tat. Nach außen ein so großer „Lebemann“, das Gegenteil zu Daiki, total extrovertiert und immer für einen Spaß zu haben. Man kann ihn gar nicht ernst nehmen, aber er hat schon etwas ernstere Züge besonders was die Liebe angeht. Von allen Figuren ist er am ambivalentesten gezeichnet, weil er sich eben nicht entscheiden kann und eine große Kluft zwischen seinem Handeln, Denken und Fühlen besteht. Durch sein Lächeln, seine Witze und Verspieltheit versucht er immer wieder seine wahren Gedanken und Gefühle zu verbergen. Es ist wirklich nicht ehrlich zu sich und den anderen. Durchaus interessant, aber auch ziemlich zwiespältig.

Eine letzte Figur, die ich interessant, manchmal auch nervig fand war Yuyuka. Sie sieht aus ein Prinzesschen, ist es auch im Inneren. Zu anderen ist sie immer super liebenswürdig, tut einen auf niedlich und feminin, ist aber eine die richtig gut fluchen und schimpfen und beschimpfen kann. Sie hat ein loses Mundwerk und wenn ihr etwas nicht passt, kann sie richtig ausrasten. Das ist immer sehr witzig mitanzusehen. Auch hier ist Suzume wieder diejenige, die Yuyuka verändert. Denn sie akzeptiert sie so wie sie ist und bringt Yuyuka dazu sich auch den anderen zu offenbaren. Man könnte sie als Tsundere bezeichnen, wobei es bei ihr umgekehrt ist. Dem Liebsten gegenüber ist sie nett, während sie bei anderen ziemlich zickig und launisch sein kann. Ich fand wiederum gut, dass sie die Expertin in Sachen Liebe ist. Immer wenn Suzume nicht weiter wusste, war sie es die ihr Ratschläge gab, zwar immer auf eine sehr direkte, bissige Art, aber sie nannte die Dinge beim Namen, was man sich in solchen Manga immer wünscht. Neben Daiki war sie es, die für Suzume immer da war, sie unterstützte und ihr half, was ihren nervigen Charakter dann auch wieder ausgeglichen hatte.


Zeichenstil:

Was ebenso für eine Erfrischung sorgte, war meiner Ansicht nach der Zeichenstil. Ich muss subjektiv einfach mal betonen, wie sehr ich diesen liebe. Er ist total außergewöhnlich und vor allem auch fast ästhetisch perfekt. Die Proportionen sind gelungen, die Figuren sind zwar groß und schlank, aber die Größenverhältnisse stimmen. Die Gesichter sind sowohl bei Jungs wie Mädchen gut gezeichnet. Mimik und Gestik setzen sehr gut die jeweiligen Gefühle und seelischen Zustände der Figuren um. Ich kann eigentlich fast keine Mängel finden, außer vielleicht der sparsame Umgang mit Hintergründen. Der Großteil ist einfach nicht vorhanden, es dominieren sehr viele weiße, leere Flächen, was aber den Figuren zu Gute kommt. Dadurch legt sich der Fokus automatisch auf die Figuren, wodurch Nebensächlichkeiten ausgelöscht werden.


Fazit:

Im Großen und Ganzen muss ich sagen, dass ich es genossen habe den Manga zu lesen, der leider doch viele Klischees bedient. Jedoch besticht er vor allem durch eine natürliche, authentische alltagsnahe Erzählung und außerdem sympathische, interessante und tiefgründige Figuren hat, die die Geschichte tragen. Positiv betonen will ich vor allem den flüssigen, hübschen, und filigranen Zeichenstil, das gute Charakterdesign, aber auch die Tatsache, dass der Manga ab und zu mal die üblichen Konventionen des Genre bricht.

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