Sonntag, 24. Mai 2015

Review: Honey and Clover I + II


Nachdem ich diese Woche Staffel I von H&C geschaut habe, habe ich gleich Staffel II angehängt und werde dementsprechend einfach mal beide Staffeln hier unter einem Review zusammenfassen und auch etwas miteinander vergleichen.
ACHTUNG VIEL SPOILER!

Story:

Takemoto Yuuta, Mayama Takumi und Morita Shinobu sind Studenten, die in einem kleinen Apartment zusammen leben. Auch wenn sie alle in Armut leben, sind die drei in der Lage Freude in den kleinen Dingen im Leben zu finden. Die Geschichte folgt den Schicksalen dieser Figuren sowie ihrer Liebesgeschichten als ein kleines aber talentiertes 18-jähriges Mädchen namens Hanamoto Hagumi erscheint.


Meine Meinung:

Sehr oft habe ich den Namen „Honey & Clover“ gehört und dass dieser sehr gut und daher beliebt sein soll. Da ich sowieso mal wieder einen Slice-of-Life-Anime schauen und dem Hype nachgehen wollte, habe ich mich spontan dazu entschieden in den Anime rein zuschauen. Bereits die erste Episode hat die Figuren allesamt gut eingeführt, sodass man grob den Überblick hatte. Die erste Episode war für mich ein super Einstieg, zumal wir den Anime mal von seiner ganz lustigen Seite erleben dürfen. Auch in späteren Folgen merkt man, dass es immer wieder sehr comedyhafte Szenen gibt, die teilweise extrem überzogen, dafür aber auch wahnsinnig lustig sind. Vorwiegend sind die Comedy-Elemente Morita zu verdanken, der eine für mich ziemlich einzigartige und komplexe Figur darstellt, aber auf ihn möchte erst später zu sprechen kommen.

Comedy


Eine große Stärke des Anime besteht also in der teilweise echt extremen Comedy, die aus den ulkigen Interaktionen der Figuren resultiert. Morita, der sich selbst für göttlich hält, sich zur Schau stellt, irgendwelche Lieder in der Öffentlichkeit singt, den anderen Männern auf die Pelle rückt und einfach verrückt an sich ist. Dann entspringt viel Comedy aus den Beziehungen der Figuren untereinander u.a. aus der Beziehung Moritas mit Hagu, bei der Morita wie ein Besessener hinter ihr her ist, um sie Gegenstand seiner Kunstwerke zu missbrauchen. Okay das mag jetzt vielleicht ein bisschen falsch klingen, aber er zwingt sie tatsächlich für irgendwelche Fotos Model zu stehen, kleidet sie schräg an und stellt die Fotos dann ohne ihre Erlaubnis einfach auf seinem Blog hoch. In kürze steigt die Popularität Hagus und sie wird eine richtige Berühmtheit. Dann ist Morita noch so dreist und macht sogar einen Gipsfuß von ihr, den er ihr schenkt. Kein Wunder wenn Hagu nicht sehr über diese dreistigen Aktionen erfreut ist, sie reißaus nimmt, sobald sie ihn erblickt und immer total in Rage kommt, wenn er sich seine Späße auf ihre Kosten erlaubt. Die Beziehung zwischen den beiden fand ich immer am herrlichsten und es war so süß anzusehen, wie sich beide neckten. Ebenso witzig waren die Kochkünste Yamadas und Hagus, die kein Normalsterblicher über sich ergehen möchte. Oder wenn alle Figuren nach einer Party so fix und fertig sind, dass sie nicht mehr in der Lage sind sich fortzubewegen. Oder Yamada, die für ein Mädchen erstaunlich viel trinken kann und dann natürlich total besoffen ist. Oder wenn Hagu extreme Minderwertigkeitsgefühle entwickelt, nachdem sie die schönen Beine oder den Busen von Yamada entdeckt hat und und und. Das sollen nur einige Beispiele für den Comedy darstellen, der euch in Honey & Clover erwartert. Neben den abgedrehten Comedyszenen, sind es natürlich auch die kleinen Anekdoten oder Dialoge, die euch regelmäßig zum schmunzeln bringen.


Und auch wenn es mal in Episoden etwas an Comedy mangelt, gibt es immer noch viele alltägliche Szenen, die einem wirklich Freude ins Herz bringen, wenn alle Figuren beisamen sind und einfach ihre gemeinsame Zeit genießen. Klar Comedy-Elemente und „Feel-Good“-Szenen hat man sicherlich in vielen Slice-of-Life-Anime, das gebe ich gerne zu. Aber die Comedy ist in Honey & Clover teilweise so zugespitzt, dass man das unmöglich wieder vergessen kann. Man muss einfach darüber lachen und sich unterhalten lassen.

Nun möchte ich aber auf zwei Dinge eingehen, die aus meiner Sicht den Anime zu einem wirklich unvergesslichen Slice-of-Life-Erlebnis macht.


Die Figuren und ihre Romanzen


Ayumi Yamada, Shinobu Morita, Mayama Takumi, Hagu Hanamoto und Yuuta Takemoto


Zum einen wären die Liebeskonstellationen in dem Anime zu erwähnen. Wer denkt, dass ihr es mit dem üblichen Romance-Anime zutun hat, der hat sich mächtig geschnitten. Für mich ist der Anime der Inbegriff der „unerwiderten Liebe“ und des „Liebeskummers“. Ohne zu übertreiben finden wir in dem Anime kein einziges wirkliches glückliches Pärchen und auch bis zum Ende kann man nicht wirklich sagen, dass jede Figur die Liebe für sich gefunden hat. Und darin liegt für mich auch eine weitere Stärke begründet, nämlich, dass dieser Slice-of-Life-Anime eben nicht wie andere Genre-Vertreter immer heile Welt spielen will und jeder glücklich ist. Nein vielmehr handelt der Anime davon, wie das Leben wirklich ist und dass es Höhen und Tiefen im Leben gibt, aber man gemeinsam eben doch alles schaffen kann.

Um noch einmal auf die Liebesgeschichten zurück zu kommen, werde ich auch auf jede einzelne der Figuren hier eingehen, denn man muss eben das Zwischenverhältnis der Figuren und ihrer Geschichten betrachten.

So kann ich sagen, dass ich jede der Figuren irgendwie sympathisch und nicht einseitig geschrieben gefunden habe. Für mich ist jede der Figur vielschichtig, hat positive wie auch negative Aspekte, die diese Figuren in meinen Augen glaubwürdiger, einfach realer machen lassen. Klar ist beispielsweise Morita ein ziemlicher Exzentriker und etwas überzogen. Man könnte sicherlich jede der Figuren auf einen bestimmten Stereotyp runter brechen, aber im Laufe der Handlung lernen wir die Figuren näher kennen, tauchen ein in ihre Gefühls- und Gedankenwelt, erfahren etwas über ihre Vorgeschichte und entwickeln eben eine Verbindung zu ihnen.

Fangen wir am besten bei dem Protagonisten Takemoto an, der auf den ersten Blick wie ein naiver, unerfahrene Junge erscheint. Er wird im Anime auch gerne mit einem Shiba Inu verglichen, was nur betont, wie treu und liebenswürdig er ist. Okay er ist sicherlich sehr tollpatschig, versteht vieles nicht, lässt sich gerne manipulieren und zieht meist den Kürzeren, wenn er es mit Morita und seinen Verrücktsheitsfällen zutun hat. Anfangs wird er wirklich sehr schwach, lässt sich eher vom Leben treiben, doch im Laufe der ersten Staffel macht er eine Wandlung durch, die es in sich hat. Er hat nicht viel Selbstbewusstsein und das dürfte der Grund sein, weswegen er auch in der Liebe sehr zurück haltend ist. Gleich in der ersten Episode erleben wir wie Takemoto sich auf den ersten Blick in Hagu verliebt. Umso schmerzlicher dürfte es sein, dass je weiter die Handlung voran schreitet, wir erkennen, dass diese Liebe eine einseitige bleiben wird. Zwar kommen sich die beiden immer näher, sie entwickeln eine tiefe Freundschaft und Zuneigung zueinander, doch im Endeffekt wird Takemoto immer nur ein guter Freund für sie bleiben. Sie nimmt ihn augenscheinlich nicht als jemanden wahr, für den man romantische Gefühle entwickeln könnte.


Und da wären wir beim Thema Liebeskummer, der das zentrale Motiv des Anime einnimmt. Takemoto beobachtet Hagu stets und ständig, ist für sie da, ist ihr ein guter Freund, doch er tut fast die gesamte Staffel über nichts anderes als über seine unerfüllte Liebe zu reflektieren ohne etwas dagegen zu unternehmen. Seine Liebeserklärung macht er erst gegen Ende, was reichlich spät kommt. Es tut einem als Zuschauer wirklich weh, wenn man Takemoto dabei zu sieht, wie er einfach passiv ist. Man könnte fast meinen, dass er gar nicht vorhat, seine Liebe in Erfüllung zu bringen. Ich habe im Internet gelesen, dass seine Liebe eher ein abstrakte oder gar platonische Liebe ist, die sich nicht danach sehnt real zu werden. Man könnte fast meinen, dass es sich nur um eine Schwärmerei handelt. 

Jedenfalls macht er erst gegen Ende der 1. Staffel wirklich Fortschritte in der Liebe, doch das nützt alles nichts. Die Folge ist nur, dass sich Hagu von Takemoto distanziert, ihre Beziehung merkwürdig wird und am Ende einfach nichts erreicht wird. Während dessen kommt Hagu jemand anderem näher, entwickelt für diese Person Gefühle und Takemoto muss das erkennen und akzeptieren. Irgendwann im letzten Drittel des Anime spricht er mit Mayama über seine Liebe und ist drauf und dran diese endgültig aufzugeben bzw. nicht sicher, ob er dafür kämpfen soll oder nicht. Doch Mayama appelliert an seine Gefühle und dass er gefälligst nicht aufgeben sollte. Er sollte es wenigstens versuchen. Darin liegt der Grundsatz verborgen, dass wenn man kämpft zwar verlieren kann, aber derjenige, der aufgegeben hat bevor er aktiv geworden ist, bereits verloren hat. Das ist eine der Lebensweisheiten, wenn man es so nennen will, die uns von H&C vermittelt wird.

Dann gibt es noch eine andere Seite an Takemoto, die ihn glaubwürdiger erscheinen lässt. Er mag beispielsweise Weihnachten nicht, weil er das Fest im Krankenhaus verbracht hatte, da seine Mutter Krankenschwester ist. Und er distanziert sich von seiner Mutter, besucht sie kaum, weil er mit deren neuen Freund nicht zurecht kommt. Dass ausgerechnet der gutmütige Takemoto mit jemand anderen nicht zurecht kommt, das fand ich überraschend und doch sympathisch.


Dann hätten wir also noch Hagu, das kleine, sehr schüchterne Mädchen, was viel viel jünger aussieht als es eigentlich ist. Sie sieht einfach nicht aus wie 18, sondern wie ein Grundschulkind. Kein Wunder, wenn sie also ziemliche Komplexe entwickelt, wenn sie sich mit ihrer Freundin Ayu Yamada vergleicht, die so viel erwachsener und weiblicher aussieht als sie. Hagu erscheint auf den ersten Blick also wie ein sehr schüchternes Mädchen, was in seiner eigenen Welt gefangen ist, kaum sozialen Kontakt hat, immer unsicher ist und Kunst über alles liebt. Sie ist nur mit ihrem Cousin Yuuichi Hanamoto, dem Sensei der Studenten, vertraut und zu diesem hat sie eine innige Bindung aufgebaut. 

In ihrer Kindheit und Jugend war sie stets allein und das Malen war ihre einzige Möglichkeit diesen Leben zu überstehen. Doch nachdem sie auf das die Kunstschule wechselt, sich nach und nach den anderen nähert, sich mit ihnen anfreundet, öffnet sie sich immer mehr und ist nicht mehr das stille Mäuschen vom Anfang. Sie sieht weniger betrübt aus, geht mehr aus sich heraus, spricht ihre Gefühle sowie Gedanken aus und ist einfach viel viel fröhlicher als zuvor. Das ist ein eine weitere Sache, die mir an H&C gefallen hat, nämlich, dass wir nicht nur vielschichtige Figuren haben, sondern dass jede der Figuren eine mehr oder weniger innere Entwicklung durchmacht und man während des Anime das wirklich mitbekommt.

Hagu war zuvor wirklich in sich gekehrt und wusste in der ersten Episode nicht wie sie mit anderen umgehen sollte. Doch nach und nach wird sie immer vertrauter mit den anderen und man ist wirklich froh darüber und freut sich mit ihr. Zum anderen ist sie nicht nur das süße stille Püppchen, was einfach nur den Zweck erfüllt niedlich und das Mobbingopfer von Morita zu sein. Sie ist mehr als das. Sie ist ein Genie, was Kunst angeht und weil sie eben über so viel Talent verfügt, erwartet die Öffentlichkeit von ihr natürlich auch, dass dieses Talent pflegt. Diese Erwartungen sind wie ein Schatten über ihrem zarten Herzen, das sie zu erdrücken droht. Das wird im Anime immer wieder mal thematisiert. Und man sieht daran, dass sie eben nicht immer fröhlich ist, sondern Probleme für sich behält, mit sich allein klärt und innerlich sehr zerbrochen ist. Wir erfahren auch etwas über ihre Vergangenheit, in der sie alles tun musste, um die Erwartungen der Familie zu erfüllen. Sie passte sich an, um nicht abgelehnt zu werden, auch wenn es bedeutete, dass sie nicht das leben leben konnte, wonach sie sich sehnte. Und es zeigt sich auch, dass sie wahnsinnig einsam ist und sich nach einem Seelenverwandten sehnt, selbst als sie wirkliche Freunde zum ersten Mal gewinnt.

Jedenfalls findet sie in Morita eine Art Seelenverwandten, denn dieser gibt sich vollkommen seiner Leidenschaft zur Kunst hin, hat ähnlich wie sie auch Talent und wird mit Erwartungen zu bombardiert. Und doch könnten die beiden nicht unterschiedlicher sein. Aber er ist ihr wichtig, weil er die gleiche Leidenschaft teilt und sie sich gegenseitig anspornen, sich immer mehr Mühe in ihrer Kunst zu geben und das ist es was Hagu antreibt.


Nach und nach entwickelt sie immer mehr Gefühle für Morita, obwohl sie ihn anfangs fürchtete, sogar etwas hasste, weil er sie immer ärgerte. Aber diese Gefühle verwandelten sich bald in Verliebtheit als sie gesehen hat, wie hingebungsvoll er sich der Kunst widmet. Diese Gefühle realisiert sie nicht, aber sie weiß, dass sie ihr unangenehm sind. In einer Episode wird das sehr deutlich als sie zu Hanamoto-Sensei sagt, dass sie nicht mal ihren geliebten Pudding essen konnte und ihm auch nicht sagen konnte, dass sie auf Toilette musste. Diese Nervosität und die Angst irgendetwas falsch zu machen, weil man dann keine Zuneigung mehr von der geliebten Person bekommt sind gerade diese Merkmale, wenn man verliebt ist. Mit ihren Gefühlen geht sie nicht so um, wie man es erwarten sollte. Sie will ihm nicht unbedingt näher kommen und als er dann verschwindet ist sie nicht traurig, sondern denkt eher, dass es eine Chance für ihn ist weiter an sich zu arbeiten. Außerdem will sie auch gar nicht, dass er zurück kommt. So was hört man eher weniger von verliebten Mädchen nicht wahr? In der Hinsicht ist sie ganz anders als die Heldinnen in Shoujos, die dann total verzweifelt sind.

Obwohl ich erwähnt habe, dass es im Anime so gut wie gar nicht um wirkliches Liebesglück geht muss man etwas differenzieren. Denn durchaus scheint die Liebe zwischen Hagu und Morita zu erblühen, doch sie wird nicht erfüllt, aufgrund einer wichtigen Entscheidung, die Hagu trifft. Insofern kann man hier von einem Scheitern eines Liebesglücks sprechen, da sich Hagu nicht für Morita entscheidet.


Kommen wir nun zu Morita, den ich wie gesagt einerseits sehr mochte, andererseits aber irgendwie auch ablehnte. Eigentlich fand ich es toll, dass Morita so exzentrisch, so verrückt, so selbstverliebt und einfach nur sau dämlich, überheblich, größenwahnsinnig und sonstiges ist. Denn dadurch hatte ich im Anime wirklich sehr viel zu lachen. Die ganze Comedy hing eigentlich vor allem an Morita. Selten habe ich mal eine so verrückte Figur gesehen wie ihn und werde ihn bestimmt nicht wieder vergessen. Ich weiß gar nicht, wie ich ihn beschreiben soll. Er ist extrem hedonistisch, lebt in den Tag hinein, hat ein Faible für Geld, schert sich nicht um die Erwartungen der anderen, macht einfach sein Ding und sticht aus der Masse hervor. 

Er macht sich sehr gerne über andere lustig, foltert sie innerlich und sorgt für viel Auffuhr. Er scheint überhaupt nichts ernst zu nehmen, man weiß eigentlich nie wirklich, woran man bei ihm ist. Jedes Jahr zu Hanami tritt er auf und singt sein komisches Lied und das beste: Die Leute freuen sich auch auf ihn und er hat sogar einige treue Anhänger. Dann veranstaltet er ganz verrückte Aktionen, bei denen es aussieht, als würde er sein Leben aufs Spiel setzen. Er macht einfach so viel Verrücktes, dass man es nicht aufzählen kann.

Manchmal verschwindet er einfach vom Erdboden und kommt nach einiger Zeit wieder mit einem Haufen Geld. Es bleibt sehr lange ein Mysterium, was er eigentlich für zwielichtige Jobs macht und woher er das Geld nimmt und weswegen er es nicht ausgibt. Was für ein komischer Kauz. Neben dieser Lebemann-Mentalität, seiner Ziellosigkeit, hat er aber noch andere Seiten an sich, die einen regelmäßig überraschen. Er kann durchaus sehr einfühlsam und ernst sein, wirkt in einigen Episoden extrem ernst. Wenn man ihn auf Probleme anspricht, versucht er dem auszuweichen indem er einfach in seinen Lustigkeits-Modus wechselt. Gerade wenn er so ernst ist und auch ernst spricht/handelt, erkennt man, dass einfach viel mehr in ihm steckt und er auch so einige Probleme zu bewältigen hat. Erst in der 2. Staffel kriegt man heraus, weswegen er so viel Geld verdient. Er ist gebrochen, weil seinem Bruder bei etwas hilft, was ihm innerlich weh tut. Doch kann er nichts dagegen tun, weil er seinen Bruder sehr liebt.

Und dann wäre noch seine Leidenschaft zur Kunst. Er ist gleichfalls wie Hagu ein ziemliches Genie und man sieht auch mit welcher Hingabe er Werke erschaffen kann. Es gibt weiterhin einige Stellen im Anime, wo er sein Talent zeigt und alle sind immer sehr fasziniert von dieser Seite. Es ist die Liebe zur Kunst und sein Talent was ihn mit Hagu verbindet. Und auch das liebt er an ihr. Doch genauso wie Takemoto oder auch Hagu tut er fast gar nichts, um seine Liebe voran zu bringen. Man hat fast das Gefühl, dass obwohl so viel Liebeskummer im Anime dargestellt wird, der Anime eben nicht davon erzählen will, wie die Figuren ihrer Liebe näher kommen, sondern wie die Figuren diese Liebe wahrnehmen, reflektieren und damit im Alltag umgehen. Vielmehr möchte ich darauf hinweisen, dass es im Anime gar nicht so sehr um die Liebe geht, sondern andere Dinge ebenfalls wichtig sind, doch dazu später mehr.


Dann hätten wir noch den dritten Mann im Bunde Mayama, der wahrscheinliche Erwachsenste unter den Studenten. Ich fand ihn einerseits wegen seinem erwachsenen Auftreten, dieser kühlen Ausstrahlung ziemlich cool und sympathisch, aber es gab so einige Sachen, die ich nicht an ihm mochte. So tut er zwar extrem cool und undurchsichtig, er ist wahrscheinlich auch wirklich so, aber es gibt so vieles, was ihn bewegt und was man ihm erst mal nicht anmerkt. Auch er hat mit einer unerwiderten Liebe zu der älteren Rika, bei der er für einige Zeit arbeitet und aushilft, zu kämpfen. Er weiß, dass sie selbst ziemlich große Probleme im Leben hat und doch kann er sich nicht von ihr lossagen. Er gehört noch eher zu den Figuren, die einige Fortschritte in Sachen Liebe macht. Zwar tritt er einige Zeit auf der Stelle, versucht sich von Rika zu lösen, indem er den Job bei ihr kündigt und woanders arbeitet. 

Das geht für einige Zeit gut, aber die Distanz bringt nicht die gewollten Resultate. Er hängt immer noch an ihr, denkt an sie, fährt an ihrer Wohnung vorbei und stalkt sie nahezu. Er hat sie immer noch nicht aufgegeben und eigentlich hatte er das auch nie vor. Jedenfalls kündigt er wieder seinen Job und kehrt zu ihr zurück. Und ab da macht drängt er sich wirklich auf sie, obwohl sie eigentlich seine Hilfe nicht will. Es geht soweit, dass die beiden wirklich intim werden und es aussieht, als würden sie sich echt näher kommen. Dennoch bleibt es am Ende offen, ob die beiden wirklich zusammen sind oder nicht. Aber es sieht sehr optimistisch aus. 

Mayama ist eigentlich eine der wenigen Figuren, der was aus seiner Liebe machen kann, auch wenn es ein weiter Weg gewesen ist. Was ich nervig fand, dass er überaus eifersüchtig und beschützerisch wurde, als es darum ging, dass Nomiya, einer seiner Kollegen, Yamada, dem Mädchen, was in Mayama verliebt ist, näher kommen will. Mit welchem Recht kann er Nomiya daran hindern? Er hat keine Rechte an Yamada, zumal er nicht in sie verliebt ist und ihr das auch immer wieder klar macht. Warum also? Weil es klischeemäßig einfach erwartet wird? Weil er Angst davor hat, dass Yamada verletzt wird? Und selbst wenn, was geht ihn das an? Okay ich habe verstanden, dass ihm Yamada als Person wichtig ist, aber er sie nicht liebt. Dann verstehe ich auch, dass er nur das Beste für sie will und dennoch hat er nicht das Recht dazwischen zu funken, finde ich.


Springen wir an dieser Stelle zu Ayumi Yamada, die sich anfangs mit Hagu anfreundet und bald zu der Clique dazu gehört. Sie ist das genaue Gegenteil von Hagu: Selbstbewusst, weiß was sie will, spricht aus was sie denkt, sehr offen und fröhlich. Was ich lustig fand, dass sie recht brutal wie eine Tsundere austeilen konnte, wenn ihr Mayama oder Morita zu blöd kamen. Sie kann aus Eifersucht oder eben wenn sie etwas aufregt zu einer richtigen Furie werden. Und dann ist sie eben doch keine Tsundere, weil sie in der Anwesenheit ihres Schwarms doch sehr sanft und liebevoll wird. Aber besonders in ihrem Falle spürt man die volle Härte der einseitigen Liebe. Sie ist hoffnungslos in Mayama verliebt und wünscht sich insgeheim, dass er nicht mit Rika zusammen kommt. 

Das führt  eben zu diesem Dilemma, dass das eigene Glück auch das Unglück einer anderen Person wie bei einer Medaille bedeuten kann. Sie geht relativ offen mit ihren Gefühlen um, wie man an einer Episode erkennen konnte, bei der sie tausend mal Mayama ihre Liebe gestanden hatte. Doch das bringt sie nicht weiter. Obwohl Mayama ihre Gefühle kennt, ist er nett zu ihr und schafft keine Distanz. Man könnte fast meinen, dass er sie irgendwie warm halten will, aber das stimmt so nicht. Er mag sie dennoch und möchte sie Freundin nicht verlieren. Yamada weiß, dass sie keine Chance gegen Rika hat, doch statt ihre Liebe zu Mayama aufzugeben und jemand neuen zu finden, foltert sie sich selbst, indem sie die Nähe zu Mayama sucht und sogar mit Rika in Kontakt kommt und sich zwingt mit beiden Zeit zu verbringen. 


Dieser Anblick, wenn Mayama mit Rika zusammen ist, ist es, der sie innerlich noch mehr zerbrechen lässt. Man könnte fast meinen, dass sie es liebt, sich selbst Kummer zu bringen und das ist es, was mich an dem Anime am meisten gestört hat. Klar gehört einseitige Liebe dazu, aber muss man es so an die Spitze treiben? Es tut einem selbst weh, wenn eine sympathische Figur sich so sehr innere Schmerzen zufügt. Immer wieder wird das Thema der unerwiderten Liebe aufgegriffen und wie sehr das doch weh tut. Kein Wunder, wenn ich als Zuschauer irgendwann die Schnauze voll habe, weil ich auch mal die positive Seite der Liebe sehen möchte. 

Aber immer wieder schürt Yamada die Hoffnungen, wartet darauf, dass sich etwas verändert, versinkt in Selbstmitleid und erkennt, dass sie einfach nicht von ihm loskommen kann. Na klar Mädchen , wie denn auch, wenn du die ganze Zeit bei ihm bist?! Da wunder ich mich, wie unfähig die Figuren sind auch mal ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen und etwas gegen ihr Unglück zu tun, aber sie machen es halt einfach nicht. Weil diese Verliebtheit doch so tief verankert ist und man die positiven Seiten doch zu schätzen weiß. Weil Yamada denkt, dass es so wäre als würde sie die Gefühle wegschmeißen und alles umsonst gewesen ist. Irgendwie kann ich es bis zu einem gewissen Grad verstehen, aber andererseits kann ich darüber nur den Kopf schütteln. Wenn sie weiß, wie weh es tut, soll sie gefälligst was dagegen tun. Und das gilt nicht nur für sie, sondern auch für anderen Figuren mit einseitiger Liebe.


Dann hätten wir noch Hanamoto-Sensei, der Cousin von Hagu, der keine Ahnung wie alt ist, jedenfalls auch eine interessante Figur ist. Er erscheint die meiste Zeit wie ein Vater und Beschützer seiner Studenten und ich wunder mich immer wieder, wie nahe er ihnen steht, obwohl er doch nur der Lehrer ist. Jedenfalls gehört er irgendwo mit zur Gruppe und weil er eben mehr Lebenserfahrung hat, sehr erwachsen wirkt, wird er oft von den anderen als Kummerkasten benutzt. Er hört gerne zu, gibt seinen Studenten Ratschläge und ist einfach für sie da. Besonders zu Hagu hat er ein inniges Verhältnis. Zunächst erscheint es so, als würde er eher sich wie ihr Vater fühlen, denn er verhätschelt sie, findet alles süß was sie macht, ist extrem stolz, wenn andere sehen, was sie alles auf die Beine kriegt und kümmert sich liebevoll um sie. Umso geschockter war ich dann als der Twist der 2. Staffel kam und die Liebe in ein völlig anderes Licht gerückt wurde. Oh mein Gott, damit hätte ich nicht gerechnet und ich fand es mehr als komisch.

Aber auch wenn er der Ruhepol im Anime ist, hat er selbst mit Problemen zu kämpfen. Man erfährt, dass er früher mal einen besten Freund hatte, der zufälligerweise der Ehemann von Rika ist. Die drei waren während ihrer College-Zeit immer zu dritt zusammen, daher sind sie ihm sehr ans Herz gewachsen . Er sagt sogar an einer Stelle, dass sie wie ein Teil seines Körpers waren, weil sie die gleiche Luft atmeten und das gleiche Essen einnahmen. Doch nach dem tragischen Autounfall stirbt sein bester Freund und Rika ist emotional und körperlich fürs Leben geschändet. Er versucht natürlich ihr zu helfen, merkt aber, dass er das nicht tun kann, geht auf Distanz und schlägt Mayama als ihren Assistenten vor. Er scheint auch für Rika besondere Gefühle zu haben, doch versucht sie nicht zu vertiefen. Seinen Job als Lehrer an der Kunstschule scheint er nicht ganz zu lieben, irgendwie steckt er dadurch immer noch in seiner Vergangenheit fest, weil er nicht darüber hinweg kommen kann, dass sein bester Freund tot und dessen Ehefrau und eine enge Freundin von ihm unglücklich ist. Er fühlt sich hilflos, weil er nichts für sie tun kann.

Als letztes hätten wir noch Rika, die für mich ebenfalls eine interessante Figur darstellt. Sie mag wie eine stille Schönheit aussehen, die mysteriös wirkt, doch sie hat eindeutig mehr als das zu bieten. Denn sie ist, die ihre Liebe verloren hat, sich selbst die Schuld dafür gibt und seither versucht die Träume ihres verstorbenen Ehemannes zu erfüllen. Damit gibt sie auch ihr eigenes Leben weg bzw. hat es verloren als ihr Mann gestorben ist. Sie ist körperlich beschränkt, auf die Hilfe anderer angewiesen und innerlich zerbrochen. Tatsächlich hat sie den Lebenswillen verloren und das einzige was sie noch am Leben hält ist, dass sie die Träume ihres Mannes realisieren will, bevor sie zu ihm gehen will. Obwohl sie scheinbar doch Gefühle für Mayama empfindet, distanziert sie sich von ihm, weil sie weiß, dass sie ihn nur ausnutzen würde und ihm das nicht antun möchte. Sie will ihn auf keinen Fall verletzen und versucht daher von ihm wegzukommen.
Mayama ist es, der ihre wahren Absichten erkennt und ihr praktisch den Lebenswillen zurück gibt. Eine wirkliche rührende Liebesgeschichte. Langsam öffnet sie sich ihm und langsam wächst ihre Liebe heran, wobei deren Zukunft in den Sternen liegt.

Die Beschreibung Rikas ist es, die mich zum nächsten positiven Aspekt von Honey & Clover bringt, nämlich, dass es im Anime nicht ausschließlich um Liebe an sich geht, sondern um das Leben mit all seinen Höhen und Tiefen. Das ist es, was ich an den meisten Slice-of-Life-Anime vermisse, nämlich, dass nicht nur einfach der schöne Alltag, der relativ friedlich aussieht erzählt wird, sondern das Leben an sich mit seinen Schwierigkeiten und vor allem wie Figuren nach und nach sich entwickeln und ihr Leben meistern. Klar muss man bei dem Anime anmerken, dass dieser keine so wirkliche Handlung hat, aber das ist dem Genre verschuldet. Sicherlich ist der Anime episodisch, bei dem eben in jeder Episode ein kleiner Einblick in das Leben der Figuren ermöglicht wird. Und doch gibt es viele Dinge, die wie ein roter Faden die Episoden durchziehen und zusammen halten. Da wäre zum Beispiel die eigene Zukunft und Karriere, an denen die Figuren arbeiten. Besonders auffällig wird es, als die Figuren ihre Abschlussarbeit anfertigen müssen und da voll ihre Energie darin investieren. Manche schaffen es, manche scheitern daran. Es sind Zukunftsängste, die alle Figuren teilen. Alle wollen mit ihrer Abschlussarbeit fertig werden. Während dessen müssen sie unzählige Bewerbungsgespräche hinter sich bringen. Sie müssen zuvor natürlich heraus finden, was sie später machen wollen.


Die Selbstfindungsreise


Die Dinge, die mich am meisten an dem Anime berührten und nachdenklich stimmten, waren die Selbstfindungsreise von Takemoto und der Schicksalsschlag von Hagu. Besonders Takemoto kommt ins Straucheln, als er seine Abschlussarbeit anfertigt, die als Turm des Erwachsenenseins anerkannt und hochgelobt wird. Doch am Ende seiner Arbeit weiß er gar nicht, was er später machen will und dieser Druck sich sofort zu entscheiden, bereitet ihm Kopfschmerzen. Kurzerhand zerstört er seine Arbeit, was ein symbolisches Bild dafür ist, dass er sich noch nicht bereit fühlt, erwachsen zu sein. Es gibt noch so vieles, was er heraus finden muss, dass er einfach noch mehr Zeit braucht. Das war etwas, was ich persönlich als starken Moment empfunden habe. Eine Figur, die wirklich etwas tut, was andere nicht erwarten, egal ob es von der Gesellschaft anerkannt wird oder nicht. Er hätten den Erwartungen entsprechen müssen, die Arbeit fertig stellen und sich einen Job suchen sollen. Doch er hat sich dagegen entschieden, weil er wusste, dass es nicht richtig für ihn war. Jeder braucht unterschiedlich Zeit für seine Entwicklung. 

Und das mutet echt philosophisch, was Takemoto danach macht. Er verschwindet einfach, ist mit seinem Fahrrad unterwegs, hat sein Geld dabei und fährt einfach drauf los. Das Symbol des Rades, was immer weiter und weiter dreht, kommt in der 1. Staffel immer wieder vor gleichfalls mit der Frage: „Wie weit kann ich fahren ohne zurück zu blicken?“ Er geht auf Selbstfindungsreise, weil er nicht weiß, wer er ist, weil er nicht weiß, was er will. Er hat seine Bestimmung noch nicht gefunden, sucht noch seinen Platz in der Gesellschaft. Dies hängt auch mit seiner Vergangenheit zusammen, in der sein Vater sehr früh gestorben ist und er es sich zur Aufgabe machte, für seine Mutter zu sorgen. Dadurch hat er sein eigenes Leben hinten angestellt und als seine Mutter ihm sagte, dass er nun für sich sorgen solle, wusste er nichts damit anzufangen. Was mag er? Was will er? Wohin möchte er gehen? Mit diesen Fragen hat er sich davor nicht beschäftigt. Er wusste nur ungefähr, dass er etwas mit seinen Händen erschaffen will, weswegen er an die Kunstschule gegangen ist.

Ich fand es unglaublich wie Takemoto aus seinem Alltag ausgebrochen ist, ohne zu zörgern. Es ist nicht direkt eine Flucht gewesen, aber er sah sich einer Mauer konfrontiert, die er einreißen muss. Und wenn man das noch nicht schafft, muss man zurück gehen und einen anderen Weg einschlagen, was er damit getan hat.Er brauchte außerdem eine Auszeit, weil er vor lauter Arbeit an seiner neuen Abschlussarbeit zusammen geklappt ist und sich nichts an seinem Leben geändert hat. Also reiste er von Tokyo aus immer weiter nach Norden Japans bis an in Hokkaido angekommen. Während seiner Reise begegnet er vielen Menschen und er gewinnt viel Einsicht über das Leben. Dinge, die er im Alltag zuvor nicht wusste. Er wird achtsamer und merkt, dass er Freude daran hat, anderen Menschen zu helfen. Als er dann irgendwann nach Hause zurück kehrt, sagt er zur Enttäuschung der anderen, dass er nicht das gefunden hat, wonach er gesucht hat. Aber er ist zu der Erkenntnis gekommen, dass er vor dem geflohen ist, was ihm am wichtigsten ist.

Wirklich, ich habe diese Selbstfindungsreise bisher in keinem anderen Anime zuvor gesehen und ich war so berührt davon wie Takemoto, der doch zuvor so passiv gewesen ist, auf einmal sein Leben selbst in die Hand nimmt, Entscheidungen trifft und sich Stück für Stück weiter entwickelt.
Während seiner Reise traut er sich andere Menschen anzusprechen, er lernt Neues über sich und seine Welt, neue Perspektiven kennen und gewinnt an Selbstvertrauen, wodurch er endlich Fortschritte in der Liebe und im Leben macht. Einfach nur Wahnsinn! Das war einer meiner Lieblingsstellen im Anime. Überhaupt liebe ich den Anime, da die Figuren immer und überall über etwas oder sich selbst reflektieren, dass man selbst immer wieder Anstoß zum Nachdenken erhält. Vor allem, in den Worten der Figuren steckt teilweise so viel Wahrheit und Weisheit, dass man einiges von ihnen lernen kann.

An dieser Stelle möchte ich das Gespräch zwischen Mayama und Yamada erwähnen gegen Ende der 2. Staffel, bei dem sie über Hagus Entscheidung gegen Morita reden. Mayama sagt, dass es nicht für jeden das Ziel des Lebens ist die romantische Liebe zu erfüllen. Menschen haben verschiedene wichtige Dinge in ihrem Leben und manchmal empfinden sie die Liebe zu ihrer Familie oder zu anderen Sachen als wichtiger. Dabei geht es nicht darum ob das falsch oder richtig ist, weil es eben individuell ist. So wie eben jedes Leben einzigartig ist.


Schicksalsschläge


Meine zweite Lieblingsstelle ist in der 2. Staffel zu finden, als durch einen Unfall Hagus Leben total auf den Kopf gestellt wird. Zum ersten Mal sehe ich in einem Slice-of-Life-Anime auch mal so etwas wie einen Schicksalsschlag. Durch diesen Unfall ist Hagu nicht mehr in der Lage in ihrer rechten Hand ein Gefühl zu haben. Fatal für jemanden der mit der rechten Hand malt. Und noch schlimmer, wenn man bedenkt, wie wichtig das Malen für Hagu ist. In einer Rückblende wird gezeigt, wie das Malen ihr Lebenssinn und Lebensfreude gegeben hat und wie sie zu Gott sagte, dass wenn sie irgendwann nicht mehr in der Lage ist zu malen, er ihr Leben zurück nehmen darf. Eine sehr schwer wiegende Aussage, die emotional geladen ist und berührt. Ich muss echt sagen, dass ich total emotional aufgewühlt war, als das mit Hagu war und wie sie im Krankenhaus gelegen hat und alle Schmerzen auf sich nimmt, weil sie will, dass sie auch den Schmerz in ihrer rechten Hand fühlen kann. Ihre Angst nie wieder malen zu können, ist größer als die Angst vor diesen Schmerzen. Hier lernt man eine neue Seite von Hagu kennen, nämlich die Seite, die zeigt, dass sie Kunst über alles liebt, mehr als ihr Leben, dass sie einen wahnsinnigen Willen und eine Disziplin hat, obwohl sie doch so klein und schwach wirkt. Sie ist eine starke Persönlichkeit durch und durch.


Umso mehr war ich ebenfalls an der Stelle davon berührt, wie tief Freundschaft sein kann. Denn besonders in der 2. Staffel wird nicht die Liebe an sich thematisiert, sondern die Liebe zwischen Freunden und die Liebe zur Familie. Ich fand es so rühend, wie sich Hanamoto-Sensei um Hagu gekümmert hatte. Er hat alles geopfert, um für sie da zu sein, War Tag und Nacht an ihrem Krankenbett. Als Hagu so verzweifelt war, weil sie nichts in der rechten Hand spürte, hat sie sich selbst Wunden zugefügt. Doch Hanamoto-Sensei konnte das nicht mit ansehen und ließ sich von Hagu verletzen, damit sie sich selbst nicht mehr Schmerzen zufügt. Einfach rührend. Und wie Yamada einfach nicht wusste, was sie für Hagu tun konnte und dann eine schöne Überdecke für sie nähte und so viel Herzblut hinein steckte und wie Hagu dann total gerührt war und meinte Yamada sei ein Engel. Oh gott war die Szene berührend. Glaubt mir in der 2. Staffel habe ich so viel geweint wie zuvor in keinem Anime.


"Slice-of-Life"´


Es gab noch so viele andere Aspekte, die direkt aus dem Leben kommen und mit denen wir täglich konfrontiert sind. Wie beispielsweise eben dieser gesellschaftliche Druck auf Hagu, die künsterlisch aktiv sein muss, die überhaupt erst etwas leisten muss, damit sie ihren Selbstwert herstellen kann. Nur wenn sie etwas leistet, ist sie was wert. Oder der Verlust des besten Freundes und wie man darüber hinweg kommt. Sehr gut zeigt auch der Verlust des Ehemannes wie ein weiterer Schicksalsschlag jemanden innerlich kaputt machen kann. Wie schwierig es ist, eine Person, die so leidet, wieder Lebensmut zu geben. Natürlich wird immer wieder die Problematik einseitige Liebe aufgenommen. Immer wieder stellt man sich die Frage, wie man diese Liebe aufgeben kann. Außerdem fragte sich Takemoto was der Sinn einer einseitigen Liebe ist. Im Endeffekt kommt er zur folgenden Antwort: „Ich bin froh, dass ich mich in dich verliebt habe.“ Auch wenn die Liebe nicht wahr werden, so bleibt doch die Freude und das schöne Gefühl des Verliebtseins. Beides darf man nicht einfach so wegwerfen, sondern sollte es wertschätzen. 


Oder Ungerechtigkeit im Leben. Wer entscheidet, ob jemand glücklich wird und talentiert. Gibt es so eine höhere Instanz. Ist man nicht selbst seines Glückes Schmied. Oder das Gefühl der Ohnmacht, wenn man sich mit jemanden vergleicht, der so viel besser dran ist und bevorzugt wird und man selbst immer der Verlierer ist. Auch das Motiv der Rache wurde thematisiert und wie jemand sein Leben dafür opfert. Im Endeffekt entsteht nur ein Gefühl der Leere und man fühlt sich dadurch kein bisschen besser. Was ist überhaupt moralisch? Soll man für etwas kämpfen oder soll man aufgeben? Besonders oft wird eben auch die Freundschaft in den Mittelpunkt gestellt durch die harmonischen Szenen, in denen die Figuren miteinander große Errungenschaften und Erfolge feiern, einfach Spaß zusammen haben oder zusammen verreisen. Hier kriegt man wirklich ein tolles Slice-of-Life-Feeling, was das Drama und die ernste Atmosphäre auflockert. Natürlich waren auch die Szenen berührend, in denen Freunde füreinander da waren und sich gegenseitig geholfen haben. Szenen, in denen jemand gelitten hat und ein Freund da war und Trost gespendet hatte. Besonders emotional fand ich die Tatsache, wie Hagu und Hanamoto-Sensei sich gegenseitig gerettet und sich Lebenfreude gegeben hatten.


Optik und Musik:

Optisch finde ich den Anime jetzt zeichnerisch und animationstechnisch nicht unbedingt allererste Sahne, eher durchschnittlich. Was den optischen Reiz des Anime ausmacht sind die weich gezeichneten Figuren, die ausdrucksvollen Gesten und Mimiken und die malerischen Landschaften und sanften Farben, die eine schönes, verträumtes Setting ergeben. Die Figuren fand ich eigentlich vom Characterdesign sehr gut und passend gestaltet.

Was ich aber wirklich richtig gut fand, war die musikalische Untermalung in dem Anime. Während ich die Openings der zwei Staffeln zwar heiter-fröhlich einstimmend, aber nicht so besonders fand. Hat es mir besonders das erste Ending der ersten Staffel angetan, der einerseits Freude aber auch Melancholie brachte. Besonderes Highlight waren für mich die Backgroundmusik, die meist von ruhigen, traurigen Klavierstücken dominiert wurde, aber auch zu den Comedyszenen passende, verrückte Musik einspielte. Ich fand, dass sowohl Drama wie auch Comedy in dem Anime besonders von der Hintergrundmusik getragen und unterstützt wurde. Die Musik hatte für mich einen hohen Wiedererkennungswert. Besonders cool fand ich, wie in Höhepunkten der Episoden dann das Ending nur als Instrumentalversion eingespielt wurde und echt super passte. Außerdem außergewöhnlich fand ich wie einfach so richtige Lieder in bewegenden, besonderen Momenten eingespielt wurden, was dem Anime ein Spielfilm-Feeling brachte und die großen Momente verstärkte.



Fazit:
Rückblickend kann ich echt sagen, dass mir der Anime ans Herz gewachsen ist und nun mein Favourit unter den Slice-of-Life-Animes ist, einfach weil Comedy und Drama sich so wunderbar ergänzen, wichtige Lebensfragen- aspekte aufgegriffen werden, von sympathischen wie vielseitigen Figuren getragen werden und die Musik einfach grandios ist. Endlich mal ein Slice-of-Life-Anime mit Tiefe und auch mal viel Melancholie und überraschenden Twists.







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