Nachdem
ich diese Woche Staffel I von H&C geschaut habe, habe ich gleich
Staffel II angehängt und werde dementsprechend einfach mal beide
Staffeln hier unter einem Review zusammenfassen und auch etwas
miteinander vergleichen.
ACHTUNG
VIEL SPOILER!
Story:
Takemoto
Yuuta, Mayama Takumi und Morita Shinobu sind Studenten, die in einem
kleinen Apartment zusammen leben. Auch wenn sie alle in Armut leben,
sind die drei in der Lage Freude in den kleinen Dingen im Leben zu
finden. Die Geschichte folgt den Schicksalen dieser Figuren sowie
ihrer Liebesgeschichten als ein kleines aber talentiertes 18-jähriges
Mädchen namens Hanamoto Hagumi erscheint.
Meine
Meinung:
Sehr
oft habe ich den Namen „Honey & Clover“ gehört und dass
dieser sehr gut und daher beliebt sein soll. Da ich sowieso mal
wieder einen Slice-of-Life-Anime schauen und dem Hype nachgehen
wollte, habe ich mich spontan dazu entschieden in den Anime rein
zuschauen. Bereits die erste Episode hat die Figuren allesamt gut
eingeführt, sodass man grob den Überblick hatte. Die erste Episode
war für mich ein super Einstieg, zumal wir den Anime mal von seiner
ganz lustigen Seite erleben dürfen. Auch in späteren Folgen merkt
man, dass es immer wieder sehr comedyhafte Szenen gibt, die teilweise
extrem überzogen, dafür aber auch wahnsinnig lustig sind.
Vorwiegend sind die Comedy-Elemente Morita zu verdanken, der eine für
mich ziemlich einzigartige und komplexe Figur darstellt, aber auf ihn
möchte erst später zu sprechen kommen.
Comedy
Eine
große Stärke des Anime besteht also in der teilweise echt extremen
Comedy, die aus den ulkigen Interaktionen der Figuren resultiert.
Morita, der sich selbst für göttlich hält, sich zur Schau stellt,
irgendwelche Lieder in der Öffentlichkeit singt, den anderen Männern
auf die Pelle rückt und einfach verrückt an sich ist. Dann
entspringt viel Comedy aus den Beziehungen der Figuren untereinander
u.a. aus der Beziehung Moritas mit Hagu, bei der Morita wie ein
Besessener hinter ihr her ist, um sie Gegenstand seiner Kunstwerke zu
missbrauchen. Okay das mag jetzt vielleicht ein bisschen falsch
klingen, aber er zwingt sie tatsächlich für irgendwelche Fotos
Model zu stehen, kleidet sie schräg an und stellt die Fotos dann
ohne ihre Erlaubnis einfach auf seinem Blog hoch. In kürze steigt
die Popularität Hagus und sie wird eine richtige Berühmtheit. Dann
ist Morita noch so dreist und macht sogar einen Gipsfuß von ihr, den
er ihr schenkt. Kein Wunder wenn Hagu nicht sehr über diese
dreistigen Aktionen erfreut ist, sie reißaus nimmt, sobald sie ihn
erblickt und immer total in Rage kommt, wenn er sich seine Späße
auf ihre Kosten erlaubt. Die Beziehung zwischen den beiden fand ich
immer am herrlichsten und es war so süß anzusehen, wie sich beide
neckten. Ebenso witzig waren die Kochkünste Yamadas und Hagus, die
kein Normalsterblicher über sich ergehen möchte. Oder wenn alle
Figuren nach einer Party so fix und fertig sind, dass sie nicht mehr
in der Lage sind sich fortzubewegen. Oder Yamada, die für ein
Mädchen erstaunlich viel trinken kann und dann natürlich total
besoffen ist. Oder wenn Hagu extreme Minderwertigkeitsgefühle
entwickelt, nachdem sie die schönen Beine oder den Busen von Yamada
entdeckt hat und und und. Das sollen nur einige Beispiele für den
Comedy darstellen, der euch in Honey & Clover erwartert. Neben
den abgedrehten Comedyszenen, sind es natürlich auch die kleinen
Anekdoten oder Dialoge, die euch regelmäßig zum schmunzeln bringen.
Und
auch wenn es mal in Episoden etwas an Comedy mangelt, gibt es immer
noch viele alltägliche Szenen, die einem wirklich Freude ins Herz
bringen, wenn alle Figuren beisamen sind und einfach ihre gemeinsame
Zeit genießen. Klar
Comedy-Elemente und „Feel-Good“-Szenen hat man sicherlich in
vielen Slice-of-Life-Anime, das gebe ich gerne zu. Aber die Comedy
ist in Honey & Clover teilweise so zugespitzt, dass man das
unmöglich wieder vergessen kann. Man muss einfach darüber lachen
und sich unterhalten lassen.
Nun
möchte ich aber auf zwei Dinge eingehen, die aus meiner Sicht den
Anime zu einem wirklich unvergesslichen Slice-of-Life-Erlebnis macht.
Die Figuren und ihre Romanzen
Ayumi Yamada, Shinobu Morita, Mayama Takumi, Hagu Hanamoto und Yuuta Takemoto
Zum
einen wären die Liebeskonstellationen in dem Anime zu erwähnen. Wer
denkt, dass ihr es mit dem üblichen Romance-Anime zutun hat, der hat
sich mächtig geschnitten. Für mich ist der Anime der Inbegriff der
„unerwiderten Liebe“ und des „Liebeskummers“. Ohne zu
übertreiben finden wir in dem Anime kein einziges wirkliches
glückliches Pärchen und auch bis zum Ende kann man nicht wirklich
sagen, dass jede Figur die Liebe für sich gefunden hat. Und darin
liegt für mich auch eine weitere Stärke begründet, nämlich, dass
dieser Slice-of-Life-Anime eben nicht wie andere Genre-Vertreter
immer heile Welt spielen will und jeder glücklich ist. Nein vielmehr
handelt der Anime davon, wie das Leben wirklich ist und dass es Höhen
und Tiefen im Leben gibt, aber man gemeinsam eben doch alles schaffen
kann.
Um
noch einmal auf die Liebesgeschichten zurück zu kommen, werde ich
auch auf jede einzelne der Figuren hier eingehen, denn man muss eben
das Zwischenverhältnis der Figuren und ihrer Geschichten betrachten.
So
kann ich sagen, dass ich jede der Figuren irgendwie sympathisch und
nicht einseitig geschrieben gefunden habe. Für mich ist jede der
Figur vielschichtig, hat positive wie auch negative Aspekte, die
diese Figuren in meinen Augen glaubwürdiger, einfach realer machen
lassen. Klar ist beispielsweise Morita ein ziemlicher Exzentriker und
etwas überzogen. Man könnte sicherlich jede der Figuren auf einen
bestimmten Stereotyp runter brechen, aber im Laufe der Handlung
lernen wir die Figuren näher kennen, tauchen ein in ihre Gefühls-
und Gedankenwelt, erfahren etwas über ihre Vorgeschichte und
entwickeln eben eine Verbindung zu ihnen.
Fangen
wir am besten bei dem Protagonisten Takemoto an, der auf den ersten
Blick wie ein naiver, unerfahrene Junge erscheint. Er wird im Anime
auch gerne mit einem Shiba Inu verglichen, was nur betont, wie treu
und liebenswürdig er ist. Okay er ist sicherlich sehr tollpatschig,
versteht vieles nicht, lässt sich gerne manipulieren und zieht meist
den Kürzeren, wenn er es mit Morita und seinen Verrücktsheitsfällen
zutun hat. Anfangs wird er wirklich sehr schwach, lässt sich eher
vom Leben treiben, doch im Laufe der ersten Staffel macht er eine
Wandlung durch, die es in sich hat. Er hat nicht viel
Selbstbewusstsein und das dürfte der Grund sein, weswegen er auch in
der Liebe sehr zurück haltend ist. Gleich in der ersten Episode
erleben wir wie Takemoto sich auf den ersten Blick in Hagu verliebt.
Umso schmerzlicher dürfte es sein, dass je weiter die Handlung voran
schreitet, wir erkennen, dass diese Liebe eine einseitige bleiben
wird. Zwar kommen sich die beiden immer näher, sie entwickeln eine
tiefe Freundschaft und Zuneigung zueinander, doch im Endeffekt wird
Takemoto immer nur ein guter Freund für sie bleiben. Sie nimmt ihn
augenscheinlich nicht als jemanden wahr, für den man romantische
Gefühle entwickeln könnte.
Und
da wären wir beim Thema Liebeskummer, der das zentrale Motiv des
Anime einnimmt. Takemoto beobachtet Hagu stets und ständig, ist für
sie da, ist ihr ein guter Freund, doch er tut fast die gesamte
Staffel über nichts anderes als über seine unerfüllte Liebe zu
reflektieren ohne etwas dagegen zu unternehmen. Seine Liebeserklärung
macht er erst gegen Ende, was reichlich spät kommt. Es tut einem als
Zuschauer wirklich weh, wenn man Takemoto dabei zu sieht, wie er
einfach passiv ist. Man könnte fast meinen, dass er gar nicht
vorhat, seine Liebe in Erfüllung zu bringen. Ich habe im Internet
gelesen, dass seine Liebe eher ein abstrakte oder gar platonische
Liebe ist, die sich nicht danach sehnt real zu werden. Man könnte
fast meinen, dass es sich nur um eine Schwärmerei handelt.
Jedenfalls macht er erst gegen Ende der 1. Staffel wirklich
Fortschritte in der Liebe, doch das nützt alles nichts. Die Folge
ist nur, dass sich Hagu von Takemoto distanziert, ihre Beziehung
merkwürdig wird und am Ende einfach nichts erreicht wird. Während
dessen kommt Hagu jemand anderem näher, entwickelt für diese Person
Gefühle und Takemoto muss das erkennen und akzeptieren. Irgendwann
im letzten Drittel des Anime spricht er mit Mayama über seine Liebe
und ist drauf und dran diese endgültig aufzugeben bzw. nicht sicher,
ob er dafür kämpfen soll oder nicht. Doch Mayama appelliert an
seine Gefühle und dass er gefälligst nicht aufgeben sollte. Er
sollte es wenigstens versuchen. Darin liegt der Grundsatz verborgen,
dass wenn man kämpft zwar verlieren kann, aber derjenige, der
aufgegeben hat bevor er aktiv geworden ist, bereits verloren hat.
Das ist eine der Lebensweisheiten, wenn man es so nennen will, die
uns von H&C vermittelt wird.
Dann
gibt es noch eine andere Seite an Takemoto, die ihn glaubwürdiger
erscheinen lässt. Er mag beispielsweise Weihnachten nicht, weil er
das Fest im Krankenhaus verbracht hatte, da seine Mutter
Krankenschwester ist. Und er distanziert sich von seiner Mutter,
besucht sie kaum, weil er mit deren neuen Freund nicht zurecht kommt.
Dass ausgerechnet der gutmütige Takemoto mit jemand anderen nicht
zurecht kommt, das fand ich überraschend und doch sympathisch.
Dann
hätten wir also noch Hagu, das kleine, sehr schüchterne Mädchen,
was viel viel jünger aussieht als es eigentlich ist. Sie sieht
einfach nicht aus wie 18, sondern wie ein Grundschulkind. Kein
Wunder, wenn sie also ziemliche Komplexe entwickelt, wenn sie sich
mit ihrer Freundin Ayu Yamada vergleicht, die so viel erwachsener und
weiblicher aussieht als sie. Hagu erscheint auf den ersten Blick also
wie ein sehr schüchternes Mädchen, was in seiner eigenen Welt
gefangen ist, kaum sozialen Kontakt hat, immer unsicher ist und Kunst
über alles liebt. Sie ist nur mit ihrem Cousin Yuuichi Hanamoto, dem
Sensei der Studenten, vertraut und zu diesem hat sie eine innige
Bindung aufgebaut.
In ihrer Kindheit und Jugend war sie stets allein
und das Malen war ihre einzige Möglichkeit diesen Leben zu
überstehen. Doch nachdem sie auf das die Kunstschule wechselt, sich
nach und nach den anderen nähert, sich mit ihnen anfreundet, öffnet
sie sich immer mehr und ist nicht mehr das stille Mäuschen vom
Anfang. Sie sieht weniger betrübt aus, geht mehr aus sich heraus,
spricht ihre Gefühle sowie Gedanken aus und ist einfach viel viel
fröhlicher als zuvor. Das ist ein eine weitere Sache, die mir an H&C
gefallen hat, nämlich, dass wir nicht nur vielschichtige Figuren
haben, sondern dass jede der Figuren eine mehr oder weniger innere
Entwicklung durchmacht und man während des Anime das wirklich
mitbekommt.
Hagu
war zuvor wirklich in sich gekehrt und wusste in der ersten Episode
nicht wie sie mit anderen umgehen sollte. Doch nach und nach wird sie
immer vertrauter mit den anderen und man ist wirklich froh darüber
und freut sich mit ihr. Zum anderen ist sie nicht nur das süße
stille Püppchen, was einfach nur den Zweck erfüllt niedlich und das
Mobbingopfer von Morita zu sein. Sie ist mehr als das. Sie ist ein
Genie, was Kunst angeht und weil sie eben über so viel Talent
verfügt, erwartet die Öffentlichkeit von ihr natürlich auch, dass
dieses Talent pflegt. Diese Erwartungen sind wie ein Schatten über
ihrem zarten Herzen, das sie zu erdrücken droht. Das wird im Anime
immer wieder mal thematisiert. Und man sieht daran, dass sie eben
nicht immer fröhlich ist, sondern Probleme für sich behält, mit
sich allein klärt und innerlich sehr zerbrochen ist. Wir erfahren
auch etwas über ihre Vergangenheit, in der sie alles tun musste, um
die Erwartungen der Familie zu erfüllen. Sie passte sich an, um
nicht abgelehnt zu werden, auch wenn es bedeutete, dass sie nicht das
leben leben konnte, wonach sie sich sehnte. Und es zeigt sich auch,
dass sie wahnsinnig einsam ist und sich nach einem Seelenverwandten
sehnt, selbst als sie wirkliche Freunde zum ersten Mal gewinnt.
Jedenfalls
findet sie in Morita eine Art Seelenverwandten, denn dieser gibt sich
vollkommen seiner Leidenschaft zur Kunst hin, hat ähnlich wie sie
auch Talent und wird mit Erwartungen zu bombardiert. Und doch könnten
die beiden nicht unterschiedlicher sein. Aber er ist ihr wichtig,
weil er die gleiche Leidenschaft teilt und sie sich gegenseitig
anspornen, sich immer mehr Mühe in ihrer Kunst zu geben und das ist
es was Hagu antreibt.
Nach
und nach entwickelt sie immer mehr Gefühle für Morita, obwohl sie
ihn anfangs fürchtete, sogar etwas hasste, weil er sie immer
ärgerte. Aber diese Gefühle verwandelten sich bald in Verliebtheit
als sie gesehen hat, wie hingebungsvoll er sich der Kunst widmet.
Diese Gefühle realisiert sie nicht, aber sie weiß, dass sie ihr
unangenehm sind. In einer Episode wird das sehr deutlich als sie zu
Hanamoto-Sensei sagt, dass sie nicht mal ihren geliebten Pudding
essen konnte und ihm auch nicht sagen konnte, dass sie auf Toilette
musste. Diese Nervosität und die Angst irgendetwas falsch zu machen,
weil man dann keine Zuneigung mehr von der geliebten Person bekommt
sind gerade diese Merkmale, wenn man verliebt ist. Mit ihren Gefühlen
geht sie nicht so um, wie man es erwarten sollte. Sie will ihm nicht
unbedingt näher kommen und als er dann verschwindet ist sie nicht
traurig, sondern denkt eher, dass es eine Chance für ihn ist weiter
an sich zu arbeiten. Außerdem will sie auch gar nicht, dass er
zurück kommt. So was hört man eher weniger von verliebten Mädchen
nicht wahr? In der Hinsicht ist sie ganz anders als die Heldinnen in
Shoujos, die dann total verzweifelt sind.
Obwohl
ich erwähnt habe, dass es im Anime so gut wie gar nicht um
wirkliches Liebesglück geht muss man etwas differenzieren. Denn
durchaus scheint die Liebe zwischen Hagu und Morita zu erblühen,
doch sie wird nicht erfüllt, aufgrund einer wichtigen Entscheidung,
die Hagu trifft. Insofern kann man hier von einem Scheitern eines
Liebesglücks sprechen, da sich Hagu nicht für Morita entscheidet.
Kommen
wir nun zu Morita, den ich wie gesagt einerseits sehr mochte,
andererseits aber irgendwie auch ablehnte. Eigentlich fand ich es
toll, dass Morita so exzentrisch, so verrückt, so selbstverliebt und
einfach nur sau dämlich, überheblich, größenwahnsinnig und
sonstiges ist. Denn dadurch hatte ich im Anime wirklich sehr viel zu
lachen. Die ganze Comedy hing eigentlich vor allem an Morita. Selten
habe ich mal eine so verrückte Figur gesehen wie ihn und werde ihn
bestimmt nicht wieder vergessen. Ich weiß gar nicht, wie ich ihn
beschreiben soll. Er ist extrem hedonistisch, lebt in den Tag hinein,
hat ein Faible für Geld, schert sich nicht um die Erwartungen der
anderen, macht einfach sein Ding und sticht aus der Masse hervor.
Er
macht sich sehr gerne über andere lustig, foltert sie innerlich und
sorgt für viel Auffuhr. Er scheint überhaupt nichts ernst zu
nehmen, man weiß eigentlich nie wirklich, woran man bei ihm ist.
Jedes Jahr zu Hanami tritt er auf und singt sein komisches Lied und
das beste: Die Leute freuen sich auch auf ihn und er hat sogar einige
treue Anhänger. Dann veranstaltet er ganz verrückte Aktionen, bei
denen es aussieht, als würde er sein Leben aufs Spiel setzen. Er
macht einfach so viel Verrücktes, dass man es nicht aufzählen kann.
Manchmal
verschwindet er einfach vom Erdboden und kommt nach einiger Zeit
wieder mit einem Haufen Geld. Es bleibt sehr lange ein Mysterium, was
er eigentlich für zwielichtige Jobs macht und woher er das Geld
nimmt und weswegen er es nicht ausgibt. Was für ein komischer Kauz.
Neben dieser Lebemann-Mentalität, seiner Ziellosigkeit, hat er aber
noch andere Seiten an sich, die einen regelmäßig überraschen. Er
kann durchaus sehr einfühlsam und ernst sein, wirkt in einigen
Episoden extrem ernst. Wenn man ihn auf Probleme anspricht, versucht
er dem auszuweichen indem er einfach in seinen Lustigkeits-Modus
wechselt. Gerade wenn er so ernst ist und auch ernst spricht/handelt,
erkennt man, dass einfach viel mehr in ihm steckt und er auch so
einige Probleme zu bewältigen hat. Erst in der 2. Staffel kriegt man
heraus, weswegen er so viel Geld verdient. Er ist gebrochen, weil
seinem Bruder bei etwas hilft, was ihm innerlich weh tut. Doch kann
er nichts dagegen tun, weil er seinen Bruder sehr liebt.
Und
dann wäre noch seine Leidenschaft zur Kunst. Er ist gleichfalls wie
Hagu ein ziemliches Genie und man sieht auch mit welcher Hingabe er
Werke erschaffen kann. Es gibt weiterhin einige Stellen im Anime, wo
er sein Talent zeigt und alle sind immer sehr fasziniert von dieser
Seite. Es ist die Liebe zur Kunst und sein Talent was ihn mit Hagu
verbindet. Und auch das liebt er an ihr. Doch genauso wie Takemoto
oder auch Hagu tut er fast gar nichts, um seine Liebe voran zu
bringen. Man hat fast das Gefühl, dass obwohl so viel Liebeskummer
im Anime dargestellt wird, der Anime eben nicht davon erzählen will,
wie die Figuren ihrer Liebe näher kommen, sondern wie die Figuren
diese Liebe wahrnehmen, reflektieren und damit im Alltag umgehen.
Vielmehr möchte ich darauf hinweisen, dass es im Anime gar nicht so
sehr um die Liebe geht, sondern andere Dinge ebenfalls wichtig sind,
doch dazu später mehr.
Dann
hätten wir noch den dritten Mann im Bunde Mayama, der
wahrscheinliche Erwachsenste unter den Studenten. Ich fand ihn
einerseits wegen seinem erwachsenen Auftreten, dieser kühlen
Ausstrahlung ziemlich cool und sympathisch, aber es gab so einige
Sachen, die ich nicht an ihm mochte. So tut er zwar extrem cool und
undurchsichtig, er ist wahrscheinlich auch wirklich so, aber es gibt
so vieles, was ihn bewegt und was man ihm erst mal nicht anmerkt.
Auch er hat mit einer unerwiderten Liebe zu der älteren Rika, bei
der er für einige Zeit arbeitet und aushilft, zu kämpfen. Er weiß,
dass sie selbst ziemlich große Probleme im Leben hat und doch kann
er sich nicht von ihr lossagen. Er gehört noch eher zu den Figuren,
die einige Fortschritte in Sachen Liebe macht. Zwar tritt er einige
Zeit auf der Stelle, versucht sich von Rika zu lösen, indem er den
Job bei ihr kündigt und woanders arbeitet.
Das geht für einige Zeit
gut, aber die Distanz bringt nicht die gewollten Resultate. Er hängt
immer noch an ihr, denkt an sie, fährt an ihrer Wohnung vorbei und
stalkt sie nahezu. Er hat sie immer noch nicht aufgegeben und
eigentlich hatte er das auch nie vor. Jedenfalls kündigt er wieder
seinen Job und kehrt zu ihr zurück. Und ab da macht drängt er sich
wirklich auf sie, obwohl sie eigentlich seine Hilfe nicht will. Es
geht soweit, dass die beiden wirklich intim werden und es aussieht,
als würden sie sich echt näher kommen. Dennoch bleibt es am Ende
offen, ob die beiden wirklich zusammen sind oder nicht. Aber es sieht
sehr optimistisch aus.
Mayama ist eigentlich eine der wenigen
Figuren, der was aus seiner Liebe machen kann, auch wenn es ein
weiter Weg gewesen ist. Was ich nervig fand, dass er überaus
eifersüchtig und beschützerisch wurde, als es darum ging, dass
Nomiya, einer seiner Kollegen, Yamada, dem Mädchen, was in Mayama
verliebt ist, näher kommen will. Mit welchem Recht kann er Nomiya
daran hindern? Er hat keine Rechte an Yamada, zumal er nicht in sie
verliebt ist und ihr das auch immer wieder klar macht. Warum also?
Weil es klischeemäßig einfach erwartet wird? Weil er Angst davor
hat, dass Yamada verletzt wird? Und selbst wenn, was geht ihn das an?
Okay ich habe verstanden, dass ihm Yamada als Person wichtig ist,
aber er sie nicht liebt. Dann verstehe ich auch, dass er nur das
Beste für sie will und dennoch hat er nicht das Recht dazwischen zu
funken, finde ich.
Springen
wir an dieser Stelle zu Ayumi Yamada, die sich anfangs mit Hagu
anfreundet und bald zu der Clique dazu gehört. Sie ist das genaue
Gegenteil von Hagu: Selbstbewusst, weiß was sie will, spricht aus
was sie denkt, sehr offen und fröhlich. Was ich lustig fand, dass
sie recht brutal wie eine Tsundere austeilen konnte, wenn ihr Mayama
oder Morita zu blöd kamen. Sie kann aus Eifersucht oder eben wenn
sie etwas aufregt zu einer richtigen Furie werden. Und dann ist sie
eben doch keine Tsundere, weil sie in der Anwesenheit ihres Schwarms
doch sehr sanft und liebevoll wird. Aber besonders in ihrem Falle
spürt man die volle Härte der einseitigen Liebe. Sie ist
hoffnungslos in Mayama verliebt und wünscht sich insgeheim, dass er
nicht mit Rika zusammen kommt.
Das führt eben zu diesem Dilemma,
dass das eigene Glück auch das Unglück einer anderen Person wie bei
einer Medaille bedeuten kann. Sie geht relativ offen mit ihren
Gefühlen um, wie man an einer Episode erkennen konnte, bei der sie
tausend mal Mayama ihre Liebe gestanden hatte. Doch das bringt sie
nicht weiter. Obwohl Mayama ihre Gefühle kennt, ist er nett zu ihr
und schafft keine Distanz. Man könnte fast meinen, dass er sie
irgendwie warm halten will, aber das stimmt so nicht. Er mag sie
dennoch und möchte sie Freundin nicht verlieren. Yamada weiß, dass
sie keine Chance gegen Rika hat, doch statt ihre Liebe zu Mayama
aufzugeben und jemand neuen zu finden, foltert sie sich selbst,
indem sie die Nähe zu Mayama sucht und sogar mit Rika in Kontakt
kommt und sich zwingt mit beiden Zeit zu verbringen.
Dieser Anblick,
wenn Mayama mit Rika zusammen ist, ist es, der sie innerlich noch
mehr zerbrechen lässt. Man könnte fast meinen, dass sie es liebt,
sich selbst Kummer zu bringen und das ist es, was mich an dem Anime
am meisten gestört hat. Klar gehört einseitige Liebe dazu, aber
muss man es so an die Spitze treiben? Es tut einem selbst weh, wenn
eine sympathische Figur sich so sehr innere Schmerzen zufügt. Immer
wieder wird das Thema der unerwiderten Liebe aufgegriffen und wie
sehr das doch weh tut. Kein Wunder, wenn ich als Zuschauer irgendwann
die Schnauze voll habe, weil ich auch mal die positive Seite der
Liebe sehen möchte.
Aber immer wieder schürt Yamada die
Hoffnungen, wartet darauf, dass sich etwas verändert, versinkt in
Selbstmitleid und erkennt, dass sie einfach nicht von ihm loskommen
kann. Na klar Mädchen , wie denn auch, wenn du die ganze Zeit bei
ihm bist?! Da wunder ich mich, wie unfähig die Figuren sind auch mal
ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen und etwas gegen ihr Unglück
zu tun, aber sie machen es halt einfach nicht. Weil diese
Verliebtheit doch so tief verankert ist und man die positiven Seiten
doch zu schätzen weiß. Weil Yamada denkt, dass es so wäre als
würde sie die Gefühle wegschmeißen und alles umsonst gewesen ist.
Irgendwie kann ich es bis zu einem gewissen Grad verstehen, aber
andererseits kann ich darüber nur den Kopf schütteln. Wenn sie
weiß, wie weh es tut, soll sie gefälligst was dagegen tun. Und das
gilt nicht nur für sie, sondern auch für anderen Figuren mit
einseitiger Liebe.
Dann
hätten wir noch Hanamoto-Sensei, der Cousin von Hagu, der keine
Ahnung wie alt ist, jedenfalls auch eine interessante Figur ist. Er
erscheint die meiste Zeit wie ein Vater und Beschützer seiner
Studenten und ich wunder mich immer wieder, wie nahe er ihnen steht,
obwohl er doch nur der Lehrer ist. Jedenfalls gehört er irgendwo mit
zur Gruppe und weil er eben mehr Lebenserfahrung hat, sehr erwachsen
wirkt, wird er oft von den anderen als Kummerkasten benutzt. Er hört
gerne zu, gibt seinen Studenten Ratschläge und ist einfach für sie
da. Besonders zu Hagu hat er ein inniges Verhältnis. Zunächst
erscheint es so, als würde er eher sich wie ihr Vater fühlen, denn
er verhätschelt sie, findet alles süß was sie macht, ist extrem
stolz, wenn andere sehen, was sie alles auf die Beine kriegt und
kümmert sich liebevoll um sie. Umso geschockter war ich dann als der
Twist der 2. Staffel kam und die Liebe in ein völlig anderes Licht
gerückt wurde. Oh mein Gott, damit hätte ich nicht gerechnet und
ich fand es mehr als komisch.
Aber
auch wenn er der Ruhepol im Anime ist, hat er selbst mit Problemen zu
kämpfen. Man erfährt, dass er früher mal einen besten Freund
hatte, der zufälligerweise der Ehemann von Rika ist. Die drei waren
während ihrer College-Zeit immer zu dritt zusammen, daher sind sie
ihm sehr ans Herz gewachsen . Er sagt sogar an einer Stelle, dass sie
wie ein Teil seines Körpers waren, weil sie die gleiche Luft atmeten
und das gleiche Essen einnahmen. Doch nach dem tragischen Autounfall
stirbt sein bester Freund und Rika ist emotional und körperlich fürs
Leben geschändet. Er versucht natürlich ihr zu helfen, merkt aber,
dass er das nicht tun kann, geht auf Distanz und schlägt Mayama als
ihren Assistenten vor. Er scheint auch für Rika besondere Gefühle
zu haben, doch versucht sie nicht zu vertiefen. Seinen Job als Lehrer
an der Kunstschule scheint er nicht ganz zu lieben, irgendwie steckt
er dadurch immer noch in seiner Vergangenheit fest, weil er nicht
darüber hinweg kommen kann, dass sein bester Freund tot und dessen
Ehefrau und eine enge Freundin von ihm unglücklich ist. Er fühlt
sich hilflos, weil er nichts für sie tun kann.
Als
letztes hätten wir noch Rika, die für mich ebenfalls eine
interessante Figur darstellt. Sie mag wie eine stille Schönheit
aussehen, die mysteriös wirkt, doch sie hat eindeutig mehr als das
zu bieten. Denn sie ist, die ihre Liebe verloren hat, sich selbst die
Schuld dafür gibt und seither versucht die Träume ihres
verstorbenen Ehemannes zu erfüllen. Damit gibt sie auch ihr eigenes
Leben weg bzw. hat es verloren als ihr Mann gestorben ist. Sie ist
körperlich beschränkt, auf die Hilfe anderer angewiesen und
innerlich zerbrochen. Tatsächlich hat sie den Lebenswillen verloren
und das einzige was sie noch am Leben hält ist, dass sie die Träume
ihres Mannes realisieren will, bevor sie zu ihm gehen will. Obwohl
sie scheinbar doch Gefühle für Mayama empfindet, distanziert sie
sich von ihm, weil sie weiß, dass sie ihn nur ausnutzen würde und
ihm das nicht antun möchte. Sie will ihn auf keinen Fall verletzen
und versucht daher von ihm wegzukommen.
Mayama
ist es, der ihre wahren Absichten erkennt und ihr praktisch den
Lebenswillen zurück gibt. Eine wirkliche rührende Liebesgeschichte.
Langsam öffnet sie sich ihm und langsam wächst ihre Liebe heran,
wobei deren Zukunft in den Sternen liegt.
Die
Beschreibung Rikas ist es, die mich zum nächsten positiven Aspekt
von Honey & Clover bringt, nämlich, dass es im Anime nicht
ausschließlich um Liebe an sich geht, sondern um das Leben mit all
seinen Höhen und Tiefen. Das ist es, was ich an den meisten
Slice-of-Life-Anime vermisse, nämlich, dass nicht nur einfach der
schöne Alltag, der relativ friedlich aussieht erzählt wird, sondern
das Leben an sich mit seinen Schwierigkeiten und vor allem wie
Figuren nach und nach sich entwickeln und ihr Leben meistern. Klar
muss man bei dem Anime anmerken, dass dieser keine so wirkliche
Handlung hat, aber das ist dem Genre verschuldet. Sicherlich ist der
Anime episodisch, bei dem eben in jeder Episode ein kleiner Einblick
in das Leben der Figuren ermöglicht wird. Und doch gibt es viele
Dinge, die wie ein roter Faden die Episoden durchziehen und zusammen
halten. Da wäre zum Beispiel die eigene Zukunft und Karriere, an
denen die Figuren arbeiten. Besonders auffällig wird es, als die
Figuren ihre Abschlussarbeit anfertigen müssen und da voll ihre
Energie darin investieren. Manche schaffen es, manche scheitern
daran. Es sind Zukunftsängste, die alle Figuren teilen. Alle wollen
mit ihrer Abschlussarbeit fertig werden. Während dessen müssen sie
unzählige Bewerbungsgespräche hinter sich bringen. Sie müssen
zuvor natürlich heraus finden, was sie später machen wollen.
Die Selbstfindungsreise
Die Dinge, die mich am meisten an dem Anime berührten und nachdenklich
stimmten, waren die Selbstfindungsreise von Takemoto und der
Schicksalsschlag von Hagu. Besonders Takemoto kommt ins Straucheln,
als er seine Abschlussarbeit anfertigt, die als Turm des
Erwachsenenseins anerkannt und hochgelobt wird. Doch am Ende seiner
Arbeit weiß er gar nicht, was er später machen will und dieser
Druck sich sofort zu entscheiden, bereitet ihm Kopfschmerzen.
Kurzerhand zerstört er seine Arbeit, was ein symbolisches Bild dafür
ist, dass er sich noch nicht bereit fühlt, erwachsen zu sein. Es
gibt noch so vieles, was er heraus finden muss, dass er einfach noch
mehr Zeit braucht. Das war etwas, was ich persönlich als starken
Moment empfunden habe. Eine Figur, die wirklich etwas tut, was andere
nicht erwarten, egal ob es von der Gesellschaft anerkannt wird oder
nicht. Er hätten den Erwartungen entsprechen müssen, die Arbeit
fertig stellen und sich einen Job suchen sollen. Doch er hat sich
dagegen entschieden, weil er wusste, dass es nicht richtig für ihn
war. Jeder braucht unterschiedlich Zeit für seine Entwicklung.
Und
das mutet echt philosophisch, was Takemoto danach macht. Er
verschwindet einfach, ist mit seinem Fahrrad unterwegs, hat sein Geld
dabei und fährt einfach drauf los. Das Symbol des Rades, was immer
weiter und weiter dreht, kommt in der 1. Staffel immer wieder vor
gleichfalls mit der Frage: „Wie weit kann ich fahren ohne zurück
zu blicken?“ Er geht auf Selbstfindungsreise, weil er nicht weiß,
wer er ist, weil er nicht weiß, was er will. Er hat seine Bestimmung
noch nicht gefunden, sucht noch seinen Platz in der Gesellschaft.
Dies hängt auch mit seiner Vergangenheit zusammen, in der sein Vater
sehr früh gestorben ist und er es sich zur Aufgabe machte, für
seine Mutter zu sorgen. Dadurch hat er sein eigenes Leben hinten
angestellt und als seine Mutter ihm sagte, dass er nun für sich
sorgen solle, wusste er nichts damit anzufangen. Was mag er? Was will
er? Wohin möchte er gehen? Mit diesen Fragen hat er sich davor nicht
beschäftigt. Er wusste nur ungefähr, dass er etwas mit seinen
Händen erschaffen will, weswegen er an die Kunstschule gegangen ist.
Ich
fand es unglaublich wie Takemoto aus seinem Alltag ausgebrochen ist,
ohne zu zörgern. Es ist nicht direkt eine Flucht gewesen, aber er
sah sich einer Mauer konfrontiert, die er einreißen muss. Und wenn
man das noch nicht schafft, muss man zurück gehen und einen anderen
Weg einschlagen, was er damit getan hat.Er brauchte außerdem eine
Auszeit, weil er vor lauter Arbeit an seiner neuen Abschlussarbeit
zusammen geklappt ist und sich nichts an seinem Leben geändert hat.
Also reiste er von Tokyo aus immer weiter nach Norden Japans bis an
in Hokkaido angekommen. Während seiner Reise begegnet er vielen
Menschen und er gewinnt viel Einsicht über das Leben. Dinge, die er
im Alltag zuvor nicht wusste. Er wird achtsamer und merkt, dass er
Freude daran hat, anderen Menschen zu helfen. Als er dann irgendwann
nach Hause zurück kehrt, sagt er zur Enttäuschung der anderen, dass
er nicht das gefunden hat, wonach er gesucht hat. Aber er ist zu der
Erkenntnis gekommen, dass er vor dem geflohen ist, was ihm am
wichtigsten ist.
Wirklich,
ich habe diese Selbstfindungsreise bisher in keinem anderen Anime
zuvor gesehen und ich war so berührt davon wie Takemoto, der doch
zuvor so passiv gewesen ist, auf einmal sein Leben selbst in die Hand
nimmt, Entscheidungen trifft und sich Stück für Stück weiter
entwickelt.
Während
seiner Reise traut er sich andere Menschen anzusprechen, er lernt
Neues über sich und seine Welt, neue Perspektiven kennen und gewinnt
an Selbstvertrauen, wodurch er endlich Fortschritte in der Liebe und
im Leben macht. Einfach nur Wahnsinn! Das war einer meiner
Lieblingsstellen im Anime. Überhaupt liebe ich den Anime, da die
Figuren immer und überall über etwas oder sich selbst reflektieren,
dass man selbst immer wieder Anstoß zum Nachdenken erhält. Vor
allem, in den Worten der Figuren steckt teilweise so viel Wahrheit
und Weisheit, dass man einiges von ihnen lernen kann.
An
dieser Stelle möchte ich das Gespräch zwischen Mayama und Yamada
erwähnen gegen Ende der 2. Staffel, bei dem sie über Hagus
Entscheidung gegen Morita reden. Mayama sagt, dass es nicht für
jeden das Ziel des Lebens ist die romantische Liebe zu erfüllen.
Menschen haben verschiedene wichtige Dinge in ihrem Leben und
manchmal empfinden sie die Liebe zu ihrer Familie oder zu anderen
Sachen als wichtiger. Dabei geht es nicht darum ob das falsch oder
richtig ist, weil es eben individuell ist. So wie eben jedes Leben
einzigartig ist.
Schicksalsschläge
Meine
zweite Lieblingsstelle ist in der 2. Staffel zu finden, als durch
einen Unfall Hagus Leben total auf den Kopf gestellt wird. Zum ersten
Mal sehe ich in einem Slice-of-Life-Anime auch mal so etwas wie einen
Schicksalsschlag. Durch diesen Unfall ist Hagu nicht mehr in der Lage
in ihrer rechten Hand ein Gefühl zu haben. Fatal für jemanden der
mit der rechten Hand malt. Und noch schlimmer, wenn man bedenkt, wie
wichtig das Malen für Hagu ist. In einer Rückblende wird gezeigt,
wie das Malen ihr Lebenssinn und Lebensfreude gegeben hat und wie sie
zu Gott sagte, dass wenn sie irgendwann nicht mehr in der Lage ist zu
malen, er ihr Leben zurück nehmen darf. Eine sehr schwer wiegende
Aussage, die emotional geladen ist und berührt. Ich muss echt sagen,
dass ich total emotional aufgewühlt war, als das mit Hagu war und
wie sie im Krankenhaus gelegen hat und alle Schmerzen auf sich nimmt,
weil sie will, dass sie auch den Schmerz in ihrer rechten Hand fühlen
kann. Ihre Angst nie wieder malen zu können, ist größer als die
Angst vor diesen Schmerzen. Hier lernt man eine neue Seite von Hagu
kennen, nämlich die Seite, die zeigt, dass sie Kunst über alles
liebt, mehr als ihr Leben, dass sie einen wahnsinnigen Willen und
eine Disziplin hat, obwohl sie doch so klein und schwach wirkt. Sie
ist eine starke Persönlichkeit durch und durch.
Umso
mehr war ich ebenfalls an der Stelle davon berührt, wie tief
Freundschaft sein kann. Denn besonders in der 2. Staffel wird nicht
die Liebe an sich thematisiert, sondern die Liebe zwischen Freunden
und die Liebe zur Familie. Ich fand es so rühend, wie sich
Hanamoto-Sensei um Hagu gekümmert hatte. Er hat alles geopfert, um
für sie da zu sein, War Tag und Nacht an ihrem Krankenbett. Als Hagu
so verzweifelt war, weil sie nichts in der rechten Hand spürte, hat
sie sich selbst Wunden zugefügt. Doch Hanamoto-Sensei konnte das
nicht mit ansehen und ließ sich von Hagu verletzen, damit sie sich
selbst nicht mehr Schmerzen zufügt. Einfach rührend. Und wie Yamada
einfach nicht wusste, was sie für Hagu tun konnte und dann eine
schöne Überdecke für sie nähte und so viel Herzblut hinein
steckte und wie Hagu dann total gerührt war und meinte Yamada sei
ein Engel. Oh gott war die Szene berührend. Glaubt mir in der 2.
Staffel habe ich so viel geweint wie zuvor in keinem Anime.
"Slice-of-Life"´
Es
gab noch so viele andere Aspekte, die direkt aus dem Leben kommen und
mit denen wir täglich konfrontiert sind. Wie beispielsweise eben
dieser gesellschaftliche Druck auf Hagu, die künsterlisch aktiv sein
muss, die überhaupt erst etwas leisten muss, damit sie ihren
Selbstwert herstellen kann. Nur wenn sie etwas leistet, ist sie was
wert. Oder der Verlust des besten Freundes und wie man darüber
hinweg kommt. Sehr gut zeigt auch der Verlust des Ehemannes wie ein
weiterer Schicksalsschlag jemanden innerlich kaputt machen kann. Wie
schwierig es ist, eine Person, die so leidet, wieder Lebensmut zu
geben. Natürlich wird immer wieder die Problematik einseitige Liebe
aufgenommen. Immer wieder stellt man sich die Frage, wie man diese
Liebe aufgeben kann. Außerdem fragte sich Takemoto was der Sinn
einer einseitigen Liebe ist. Im Endeffekt kommt er zur folgenden
Antwort: „Ich bin froh, dass ich mich in dich verliebt habe.“
Auch wenn die Liebe nicht wahr werden, so bleibt doch die Freude und
das schöne Gefühl des Verliebtseins. Beides darf man nicht einfach
so wegwerfen, sondern sollte es wertschätzen.
Oder Ungerechtigkeit
im Leben. Wer entscheidet, ob jemand glücklich wird und talentiert.
Gibt es so eine höhere Instanz. Ist man nicht selbst seines Glückes
Schmied. Oder das Gefühl der Ohnmacht, wenn man sich mit jemanden
vergleicht, der so viel besser dran ist und bevorzugt wird und man
selbst immer der Verlierer ist. Auch das Motiv der Rache wurde
thematisiert und wie jemand sein Leben dafür opfert. Im Endeffekt
entsteht nur ein Gefühl der Leere und man fühlt sich dadurch kein
bisschen besser. Was ist überhaupt moralisch? Soll man für etwas
kämpfen oder soll man aufgeben? Besonders oft wird eben auch die
Freundschaft in den Mittelpunkt gestellt durch die harmonischen
Szenen, in denen die Figuren miteinander große Errungenschaften und
Erfolge feiern, einfach Spaß zusammen haben oder zusammen verreisen.
Hier kriegt man wirklich ein tolles Slice-of-Life-Feeling, was das
Drama und die ernste Atmosphäre auflockert. Natürlich waren auch
die Szenen berührend, in denen Freunde füreinander da waren und
sich gegenseitig geholfen haben. Szenen, in denen jemand gelitten hat
und ein Freund da war und Trost gespendet hatte. Besonders emotional
fand ich die Tatsache, wie Hagu und Hanamoto-Sensei sich gegenseitig
gerettet und sich Lebenfreude gegeben hatten.
Optik
und Musik:
Optisch
finde ich den Anime jetzt zeichnerisch und animationstechnisch nicht
unbedingt allererste Sahne, eher durchschnittlich. Was den optischen
Reiz des Anime ausmacht sind die weich gezeichneten Figuren, die
ausdrucksvollen Gesten und Mimiken und die malerischen Landschaften
und sanften Farben, die eine schönes, verträumtes Setting ergeben.
Die Figuren fand ich eigentlich vom Characterdesign sehr gut und
passend gestaltet.
Was
ich aber wirklich richtig gut fand, war die musikalische Untermalung
in dem Anime. Während ich die Openings der zwei Staffeln zwar
heiter-fröhlich einstimmend, aber nicht so besonders fand. Hat es
mir besonders das erste Ending der ersten Staffel angetan, der
einerseits Freude aber auch Melancholie brachte. Besonderes Highlight
waren für mich die Backgroundmusik, die meist von ruhigen, traurigen
Klavierstücken dominiert wurde, aber auch zu den Comedyszenen
passende, verrückte Musik einspielte. Ich fand, dass sowohl Drama
wie auch Comedy in dem Anime besonders von der Hintergrundmusik
getragen und unterstützt wurde. Die Musik hatte für mich einen
hohen Wiedererkennungswert. Besonders cool fand ich, wie in
Höhepunkten der Episoden dann das Ending nur als Instrumentalversion
eingespielt wurde und echt super passte. Außerdem außergewöhnlich
fand ich wie einfach so richtige Lieder in bewegenden, besonderen
Momenten eingespielt wurden, was dem Anime ein Spielfilm-Feeling
brachte und die großen Momente verstärkte.
Fazit:
Rückblickend
kann ich echt sagen, dass mir der Anime ans Herz gewachsen ist und
nun mein Favourit unter den Slice-of-Life-Animes ist, einfach weil
Comedy und Drama sich so wunderbar ergänzen, wichtige Lebensfragen-
aspekte aufgegriffen werden, von sympathischen wie vielseitigen
Figuren getragen werden und die Musik einfach grandios ist. Endlich
mal ein Slice-of-Life-Anime mit Tiefe und auch mal viel Melancholie
und überraschenden Twists.
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