Da ich mich momentan mit japanischen Märchen befasse, die teils recht religiös angehaucht sind, hat sich mein Interesse an Religion in Japan verstärkt. Daher möchte ich heute einen kleinen Einblick in die drei religiösen Systeme Japans geben.
Die japanische Geistes-
und Religionsgeschichte wird durch die relative religiöse Toleranz
gekennzeichet und traditionell ein Verhältnis der Religionen
zueinander prägt. Es gab in der Geschichte
selten Phasen, in denen Religionen nicht geduldet wurden, etwa im
Mittelalter von Seiten bestimmter buddhistischer Sekten (Nichiren),
oder in der Moderne mit dem dogmatischen Staats-Shintô. Im Allgemeinen konnten
die drei Systeme meist nebeneinander und auch miteinander existieren,
die allesamt die Idee des konfessionellen Fanatismus, wie aus Europa
bekannt, eher vermieden. Eher etablierte sich die Idee des
Synkretimus das grundlegende religiöse Konzept Japans.
Die Gottheiten des Shintô
wurden mit Buddhas und Bodhisattvas des Buddhismus gleichgesetzt. Die
gesellschaftliche Hierarchie, Harmonie und damit das
zwischenmenschliche Werteystem wurden durch die ethischen Maximen des
Konfuzianismus kontrolliert. Auch das heutige Japan ist noch immer
von dem synkretistischem Denken gekennzeichnet. Dies offenbart sich
in der unsystematischen Volksreligion mit ihren unübersichtlichen
lokalen, regionalen und landesweiten Festen im Jahresablauf, oder
auch bestimmten religiösen Vorstellungen um einzelne Heilige und
Dämonen, die an „Aberglauben“ erinnern. Diese sind jedoch nur
die Resultate des jahrhundertealten Synkretimus.
Auch die vielen neuen
Religionen basieren auf der traditionellen Spiritualität und
erschaffen neue religiöse Systeme, in denen Buddha und die
Sonnengöttin Amateraus ebenso ihren Stellenwert haben wie Konfuzius
und
Jesus.
Nur der Christentum hat
sich in der japanischen Gesellschaft und Kultur nicht als einer der
dominierenden Faktoren durchsetzen können. Bereits im 17.
Jahrhundert wurde als Abwehr der christlichen Mission durch
europäische Mächte das Christentum unterdrückt und sogar ein
Verbot erlassen. Ebenso wurde den Christen bis 1945 ein Misstrauen
entgegen gebracht. Im Nachkriegsjapan konnte sich zwar der
Christentum langsam entfalten, aber noch immer spielt er keine
fundamentale Rolle im gesellschaftlichen Leben Japans.
Das Verhältnis zwischen
den drei großen Systemen der Religion lässt sich am besten anhand
eines Diagramms verdeutlichen. Hier zeigt sich, dass jeder
Teilbereiche bestimmte Funktionen innerhalb des Wertesystems der
japanischen Kultur inne hat.
Der Shintô fasst die
Bereiche der Religion und des Staates zusammen vor allem die
Institution des Tennô. Der Buddhismus schafft eine Verbindung
zwischen Religion und Ethik, indem Glaubensbuddhismus und Zen die
beiden Polen markieren. Der Konfuzianismus schließt den Kreis durch
die Vereinigung von Ethik und Staat.
Shintô
Im Shintô wird eine
große Anzahl an Gottheiten verehrt, was man als Polytheismus
bezeichnet, wobei den gemeinschaftlichen Festen (matsuri) im Kultu
die große Bedeutung zugeordnet wird. Die Kultstätte ist der
„Schrein“ (jinja bzw. yashiro), das „Haus“ der Gottheit, nie
aber der Tempel, der zu den buddhistischen Kultstätten zählt. Den
Eingang eines jeden Schreins markiert - meist aus Holz - ein Tor
(torii), das den sakralen von dem profanen
Raum abgrenzt. Den Kern
der ethischen Vorstellungen des Shintô finden wir im Gedanken der
Reinheit, der alle Lebensbereiche durchquert. Krankheit und Tod sind
unrein und unterliegen daher auch weitreichenden
Meidungsvorschriften. Diese Bereiche sind daher auch nicht
Gegenstand des shintôistischen Spekulation und werden oft vom
Buddhismus eingenommen. Die archaische Mythologie des Shintô dient,
vornehmlich der Legitimation des Kaiserhauses, das sich in direkter
Linie auf die im wichtigsten Heiligum des Landes, dem Ise-Schrein
(Ise-jingû), verehrte Sonnengöttin Amaterasu zurückführt. Aus
diesem Denken heraus entstand auch die Idee von Japan als einem „Götterland“,
die besonders den Ultra-Nationalismus der dreißiger- und
vierziger-Jahre beflügelte.
Synkretimus: die
„Vereinigung“ religiöser Systeme
Die Vorstellung des
dogmatischen Staats-Shintô der Zeit vor 1945 steht in totalem
Kontrast zu dem eigentlichen, historisch überlieferten Charakter des
Shintô, der sich seit den Tagen des Altertums mit anderen geistigen
Hauptsträmungen Japans zu immer neuen synkretistischen Verbindungen
verbindet. Ab der Edo-Zeit als ab 1600 prägt der
shintô-konfuzianische Synkretmis das geistige Leben. Doch blieb die
buddhistische Deutung der einheimischen Götter bis zur Moderne
erhalten. Erst die Meiji-Restauration beende die traditionelle
religiöse Toleranz, die seit jeder das spirituelle Leben Japans
kennzeichnete. Nach dem Zweiten Weltkrieg jedoch wurden wieder
Ansätze des Synkretimus und der Toleranz aber auf Ebene des
Volksglauben und Neuer Religionen nachgewiesen.
Buddhismus
Noch mehr als auf den
Shintô trifft keine einheitliche Lehre auf den Buddhismus zu. Diese
dient als differenzierte und komplexe Weltreligion und gelang bereits
im 6. Jahrhundert nach Japan. Der König eines koreanischen
Königreiches vermittelte dem Herrscher des japanischen
Yamato.Staates eine Buddha-Statue als Geschenk und deutete auf die
große Stellung der buddhistischen lehre in der Welt hin. Im
Gegensatz also zur einheimischen Religion stellte der Buddhismus das
Ansehen wie auch die Macht der Welt abseits Japans dar. Nach einigen
Machtkämpfen wurde der Buddhismus auch als Staatsreligion
verinnerlicht, wurde aber der Shintô nach wie vor beibehalten. Im
Volksglauben wurde die synkretische Verknüpfung von shintôistischen
Göttern (kami) und buddhistischen Heiligen (Bodhisattvas und
Buddhas) bis heute behalten.
Die Spuren des Buddhismus
lassen sich in Japan gut nachweisen wie etwa in der Esoterik und dem
Nembutsu (Glaubensbuddhismus), die das religiöse Leben noch immer
prägen. Heute findet man die buddhistischen Heiligtümer in den
Tempeln, die jedoch eher eine formale Rolle spielen, da sie für
Beisetzungsfeierlichkeiten verwendet werden. Eheschließungen werden
nach Shintô-Ritus durchgeführt.
Nach wie vor hat sich die
Idee erhalten, dass die nachtodlische Existenz mit den „Letzten
Fragen“ zum Buddhismus gehört, während das diesseitige Leben des
Menschen von den Gottheiten des Shintô beeinflusst wird. Die
allgemeine Ehtik entsprang aus dem Konfuzianismus.
Einige wichtige
buddhistische Lehrrichtungen Japans
Tendai-Buddhismus:
Kern seiner Lehre ist das
Lotos-Sutra, was besagt, das jeder Mensch erlöst werdne könne, in
jedem Menschen liege die Buddha-Natur. Der Tendai-Synkretimus
betrachtet die Shintô-Gottheiten als Erscheinungsformen von
bestimmten Buddha, die als gongen („Zeitweilige Erscheinung“)
bezeichnet werden. Die Buddha-Wesen haben sich in Form der
Shintô-Gottheiten etabliert.
Shingon-Buddhismus:
Die Lehre ist eine
esoterische Geheimlehre, in deren Zentrum die beiden Tugendkräfte
des Buddha Vairocana (jap. Dainichi) stehen. Der Synkretimus des
Shingon-Buddhismus) erkennt in der Sonnengöttin Amaterasu eine
Erscheinungsform dieses
Buddha.
Glaubensbuddhismus:
Zentral ist der Glaube an
das „Große westliche Paradies“, der Himmel des Amida-Buddha, des
göttlichen Buddha der reinen Gnade. Er erlöst die Gläubigen. Für
die durchschnittlichen Menschen reicht der Glaube an Amida aus, sie
müssen nicht mehr die schwierigen religiösen Praktiken der anderen
Schulen ausüben. Somit hat er sich zur „Gnadenreligion“
verändert. Erlösung ist nicht durch eigene Kraft (jiriki) möglich,
sondern durch die Kraft Buddhas (tariki). Jede Handlung und jedes
Gebet bringen nichts, nur der Glaube hat Macht. Der
Glaubensbuddhismus ist im heutigen Japan die populärste
buddhistische Schulrichtung.
Konfuzianismus
Die konfuzianische
Gemeinschaftsethik wird als Kontrast zur „individualistischen“
Gesellschaftsvorstellung des Westens interpretiert. Doch Japan ist
hier besonders, da es sich Mitte des 19. Jahrhunderts dem Westen
geöffnet hat und seine Strukturen auch weiter entwickelt hat.
Demzufolge kann die Diskussion um "ostasiatische Werte"
nicht einfach auf Japan übertragen werden. Zwar wirkte der
Konfuzianismus auf die japanische Geschichte, jedoch ist er im
modernen Japan nur noch im Hintergrund zu finden. Dennoch ist das
konfuzianische Wertesystem in Japan noch immer bedeutsam.
Die „Fünf Beziehungen“
Diese müssen genannt
werden, da man mit diesen das hierarchische System der japanischen
Gesellschaft besser nachvollziehen kann
Die Lehre von den „Fünf
Beziehungen“ (go-rin, chin. wu-lun) in der Gesellschaft sind das
ethische Fundament für das menschliche Miteinander im
spätfeudalistischen Japan der Edo-Zeit
1. Fürst -
Vasall/Beamter 2. Vater - Sohn; 3. Älterer Bruder - Jüngerer Brüder
4. Ehemann - Ehefra; 5. Freund - Freund.
In Japan wurden besonders
die ersten beiden Beziehungen sehr geachtet; die von Loyalität
geprägte Beziehung von Vasall und Herren, sowie die Kindesliebe
(jap. kô) zwischen Vater und Sohn oder generell Eltern und deren
Kindern. Als spezifisch japanische also synkretistische Deutung der
Lehre offenbart sich der Gedanke einer ursprünglichen Einheit dieser
beiden Beziehungen unter dem Stichwort „Einheit von Loyalität und
Kindesliebe“ (chûkô-itchi). Daraus folgte im modernen Japan nach
der Meiji-Restauration von 1968 die allgemeine Forderung, die mit der
„Kindesliebe“ identifizierte „Loyalität“, nun dem einzigen
legitimen Herrscher Japans, dem Tenno, zu erweisen.
Beides sollte auch auf
die Konzeption des Staates als Familie verwendet werden, da die
Loyalität gegenüber dem wahren Herrscher nichts anderes als die
Liebe des Kindes zum Vater ist.
Zusammen mit der
Götterland-Ideologie des Shintô wurde daraus ein „familistisches“
Konzept des japanischen Nationalwesens, was bedeutet, dass die
japanische Nation eine reale Familie von göttlicher Herkunft mit dem
Kaiser als Oberhaupt ist.
Ich hoffe, ich konnte euch einen knappen Überblick über die drei religiösen Systeme Japans geben und auch auf das Zwischenverhältnis und die Religionsgeschichte eingehen. Dies soll im übrigen eine Artikel-Reihe werden und ich beabsichtige in Zukunft mich mit dem Shintôismus und der Mythologie Japans zu beschäftigen. Bleibt gespannt!
Tut mir leid, ich fand diesen Bericht nicht schön, und auch sehr trocken: Bei weitem zuviele Fachbegriffe wurden mir armen Kerl hier um die Ohren geworfen, was Synkretimus jetzt nun genau IST wurde so nirgends klar gesagt, nur das Japan das nutzt und wie sich Synkretismus zusammensetzt. Es las sich auch alles eher uninteressant und einfach nicht packend, moderne vergleiche und bezüge hätten mir geholfen, wieviele Schreibne gibt es denn in japan? Geht jeder Japaner Anime-Klischeehaft jedne Tag zum Tempel und betet um liebesglück?
AntwortenLöschenAuch die einschübe das das Christentum in japan keinen echten Fuß fasste und was die Nationalsozialisten so alles dafür mißbrauchten war noch interessant, ging aber im gesamtbild unter.
Ich hoffe der nächste Beitrag dazu wird mir eingängiger und ich fühle mich nicht wie in einer Ethik-Vorlesung :(
Vielen dank für deine konstruktive Kritik. Ich kann deine Kritik durchaus nachvollziehen und werde mich bemühen zukünftig alles etwas leserfreundlich zu gestalten. Da merkt man mal, dass in mir öfter mal meine "wissenschaftliche" Ader zum Einsatz kommt dank des Studiums..^^
LöschenDanke für deine Anregungen, die ich für weitere Beiträge dieser Art im Kopf behalten werde,
Aber ich muss gestehen, dass ich doch eher versucht habe, alles etwas sachlicher anzugehen, vielleicht habe ich damit ein wenig übertrieben. Tut mir leid.