Sonntag, 8. Februar 2015

Gelesen: 14R - Fourteen Rating


Inhaltszusammenfassung:
Tamaki ist mit Leib und Seele Schulsprecherin und wird von allen nur „Chefin“ gerufen. Niemand weiß, dass sie in den coolen Kamiya verliebt ist. Als sie gebeten wird, Kamiya nach der Schule etwas vorbeizubringen, findet sie sich plötzlich in dessen Armen wieder. Hat das Horoskop Recht und für Tamaki stehen alle Zeichen auf Liebe. Hier kommen fünf Kurzgeschichten aus der Feder von Yoko Maki! (Rückseite des Bandes)

Meine Meinung:

Ich sammle mit Leidenschaft sämtliche Manga-Serien, die von der Mangaka Yoko Maki stammen. Das liegt zum einen sicherlich an ihrem wunderschönen, wenn auch 0-8-15-Zeichenstil, bei denen die Figuren extrem große und süße Augen haben und im großen und ganzen wunderschön aussehen. Jedenfalls hatte ich mir damals den Einzelband zugelegt, da ich wie gesagt ein Fan der Mangaka bin und ein Einzelband natürlich auch erschwinglich ist. Als ich ihn damals gelesen hatte, war ich wirklich von den Geschichten begeistert, besonders von der ersten, da mir so etwas bisher nicht unter gekommen ist. Jedoch muss ich jetzt, Jahre später sagen, dass mich die Geschichten längst nicht mehr so fesseln, wie es anfangs mal war, da ich inzwischen auch tausend andere Shojo-Manga gelesen habe.

Bei der ersten Geschichte „14R“ sind die Figuren einfach zu einfallslos nach dem Motto: „Unscheinbares Mädchen verliebt sich in einen populären, coolen Typen und ach, der ist ihr natürlich ebenfalls verfallen.“ Überraschend war für mich aber, dass die Geschichte doch gegen Romance/Shojo-Konventionen verstößt, indem die beiden Figuren sich gleich bei ersten Annäherung an die Wäsche gehen. Man kann dabei nur erahnen, ob sie dabei bereits einen Liebesakt genießen oder es doch nur bei ein wenig Rumgefummel bleibt. Da kann man sicherlich spekulieren, jedenfalls ist es doch neu, weil es meistens eher beim Händchenhalten oder Küsschen geben bleibt. Was danach passiert, ist jedoch für mich nicht weiter von Bedeutung. Der große Konflikt besteht ja eigentlich nur darin, dass dieses Verhältnis auffliegt und die Heldin nun damit zu kämpfen hat. Naja kämpfen ist dann doch etwas übertrieben formuliert, jedenfalls stellt es für mich nicht wirklich einen richtiges Problem dar. Mein Gott! Wo die Liebe hinfällt. Für mich wirkte das nicht allzu spannend und richtig glaubwürdig war es sowieso nicht. Am Ende kriegen sie sich ja doch und alles ist super. Da dachte ich mir auch, wow, dass war vielleicht eine recht langweilige Geschichte. Wie gesagt es passiert da eigentlich nicht viel, was man von so einer Kurzgeschichte eben auch mal erwarten kann. Die Schulsprecherin wirkt nach außen streng und total diszipliniert, aber das ändert sich ja dann, als sie was mit Kamiya anfängt. Somit bricht sie also mit dem typischen Klischee und verfällt also dem „bad boy“. Hat man schon hundert mal woanders gesehen und auch besser. Der Typ ist dagegen meiner Meinung etwas interessanter. Klar er wirkt wie ein cooler Frauenschwarm und hat scheinbar mit einem anderen Mädchen auch eine rein körperliche Beziehung. Aber er ist doch nicht so übel wie es scheint. Immer wenn irgendwer etwas verbockt, ist er derjenige, der die Schuld auf sich nimmt, obwohl er gar nicht daran beteiligt war. Das war der entscheidende Grund, weswegen sich die Heldin in ihn verliebt hat. Also ist der Junge gar nicht so oberflächlich wie gedacht, sondern opfert sich ohne Murren auch für andere auf. Ganz nett, aber nichts so Außergewöhnliches. 

Die zweite Kurzgeschichte „Wo Träume schweben“ handelt von einem Mädchen, was nach außen recht introvertiert und distanziert wirkt, aber eigentlich gar nicht so ist. Sie hat scheinbar Probleme sich anderen zu öffnen und gibt sich lieber ihrer Gitarre hin und singt im stillen Kämmerlein. Doch ihr Geheimnis fliegt auf, als ihr Klassenlehrer davon Wind bekommt und von da an verändert sich ihr Leben Stück für Stück. Die Geschichte fand ich dann doch herzerwärmend, weil sie vom Erwachsenwerden erzählte und dass man sich von anderen nicht davon abringen lassen soll, seine Träume zu verwirklichen. Schließlich hegt das Mädchen den Traum einmal Sängerin zu werden, aber das ist in den Augen der anderen natürlich sehr dämlich. Wer kann sich heutzutage noch um die Runden kommen, wenn er eine solche Laufbahn anstrebt? Jedenfalls hatte sie bis dato kein Selbstbewusstsein, doch als sie dann vor ihrer Klasse singt und so viel Lob bekommt, gewinnt sie an Selbstvertrauen. Sie nimmt sogar an einem Wettbewerb teil, bei dem ihre Gewinnchance gar nicht mal so schlecht aussieht. Nebenbei scheint sich etwas zwischen Schülerin und Lehrer anzubahnen, aber das wird nur angedeutet, es geht primär mehr um die Entwicklung des Mädchens, die leider nur etwas angedeutet wird. Dank des Lehrers öffnet sich das Mädchen, geht aus sich heraus und schafft es wie gesagt sogar, vor ihrer Klasse zu singen, obwohl sie bisher immer sehr in sich gekehrt war. Er ist es schließlich, der sie auch dazu bewegt, an einem Wettbewerb teilzunehmen. In sofern kann man sagen, dass er sich schon sehr beeinflusst und sie in ihrer Entwicklung unterstützt. Übrigens kam der Klassenlehrer bereits in der ersten Geschichte vor, war da aber mehr unscheinbar und wird nun aktiver. Er motiviert seine Schüler, ihre Träume, egal ob sie machbar sind oder nicht, weiter zu verfolgen, da sie der Schlüssel zur Selbstverwirklichung sind. Das fand ich schon berührend und hat mir selbst auch einige positive Gedanken beschert.

Die darauf folgende Geschichte „Fräulein Yuri“ fand ich ebenfalls ganz gut, auch wenn sie etwas skuril aufgebaut war und einige komische Figuren beinhaltete. Obwohl man annehmen könnte, dass es um eine Figur namens „Yuri“ geht, ist die Hauptfigur das Mädchen Manami, die eigentlich recht zufrieden mit ihrem Leben ist und von allen gemocht wird. Sie allein ist schon lustig anzusehen, weil sie sich einbildet, sie müsse im Namen der Gerechtigkeit sich für andere aufopfern und die Freundin von Yuri werden, die neu in die Klasse kommt. Letztere hat nämlich bisher noch keine Freunde gefunden, weswegen Manami versucht sich ihr zu nähern. Dabei übertreibt sie mit ihrer Freundlichkeit, die mehr als gekünstelt wirkt, und schreckt Yuri im Endeffekt ab. Ich fand ihre Reaktion echt witzig, weil sie einfach ehrlich ohne Blatt vorm Mund gesagt hat, was sie wirklich denkt. Während der Geschichte kommt es immer wieder zu Zwischenfälle, in denen Manami merkt, dass gar nicht alles so toll ist, wie sie es sich vorgestellt hat. Dabei macht Yuri sich über sie lustig und ist auch diejenige, die diese Unwahrheiten aufdeckt, sehr zum Leidwesen von Manami. Sie bemerkt, dass ihre Liebe zu einem Jungen total grundlos ist, da dieser gar nicht so toll erscheint, wie sie ihn sich vorgestellt hat. Dann stellt sich heraus, dass ihre Freunde gar keine echten waren. Manami ist sehr zu bemitleiden und durchlebt dadurch eine kleine Veränderung. Anfangs konnte sie Yuri dann nicht verstehen, weil sie so seltsam war und sich nicht anpasste. Schließlich ist sie das genaue Gegenteil zu Manami, die stets alles für die anderen getan hat, um gut da zu stehen. Das offenbart schließlich die dunkle Seite des Gruppendenken und Gruppenverhalten der japanischen Gesellschaft. Doch Yuri stellt die Individualität in Person dar und hilft Manami sozusagen sich von ihrem alten Leben, das mehr Schein als Sein war, zu lösen. Beide werden Freundinnen und wie es mit den beiden weiter geht, steht in den Sternen. Ich fand die Geschichte auf den ersten Blick ulkig und komisch erzählt, aber als ich eben doch auch mal aus einer anderen Perspektive darauf geschaut habe, ergab alles auf einmal Sinn. Manami ist nicht perfekt, sie hat auch Fehler begangen, doch die anderen haben sich meist darüber lustig gemacht. Da merkt man, dass man tausend gute Dinge tun kann, keiner merkt es, aber sobald mal ein Missgeschick passiert, wiegt das ganz schwer. Doch Yuri macht sich nichts daraus, beachtet das nicht. Sie bleibt bei Manami und akzeptiert sie so wie sie ist. Für mich hatte daher die Geschichte einen persönlichen Bezug, weswegen ich sie mag, auch wenn ich sie an einigen Stellen komisch finde. Klar der Humor von Yoko Maki ist schon irgendwie teilweise merkwürdig, aber auch liebenswert.



Die vierte Kurzgeschichte „Wir und die Liebe“ ist in meinen Augen die durchschnittlichste Geschichte und hatte wenig kreative Ideen im Vergleich zu den vorangegangen Geschichten. Wenn ich darüber nachdenke, fallen mir auch einfach keine Stellen ein, die richtig interessant und daher denkwürdig waren. Jedenfalls geht es wie immer um ein Mädchen, was in einen Kerl verliebt ist, mit dem sie wohl länger befreundet ist. Dieser ist immer für sie da und daher möchte sie auch ihm immer helfen. Jedenfalls kommt es aber auch mal zu Missverständnissen und eifersüchtigen Streitigkeiten, die aber leicht durch eine einfache Liebeserklärung gelöst werden. Die Liebe kann eben alles besiegen! Wer hätte also gedacht, dass die beiden zusammen kommen. Für mich war die Geschichte recht belanglos und hebte sich vom Shojo-Einheitsbrei so gut wie gar nicht ab.

Die letzte Kurzgeschichte „Daily News“ dagegen fand ich etwas erfrischender, wenn auch immer nicht so besonders wie Geschichte Nummer 2 und 3. Es geht um zwei Zwillinge, die aber von der Persönlichkeit und vom Aussehen her sehr verschieden sind. Man merkt da gar nicht, dass sie Zwillinge sind. Aber die beiden machen immer alles zusammen und man kann das intime Verhältnis zwischen den beiden doch schon gut spüren. Jedenfalls kommt aber auf einmal ein Junge ins Spiel, der sich zwischen die beiden stellt. Lustigerweise verlieben sich die beiden mehr oder weniger in ihn, aber der Kerl ist nicht ganz sauber. Was daraus folgt sind dann wieder ein paar Missverständnisse und ein gutes Ende. Das ist jetzt nicht unbedingt so einfallsreich, wie immer müssen sich Liebe und Freundschaft also bekämpfen und am Ende gewinnt aber doch die Freundschaft! Ich fand die Grundidee an sich ganz gut, aber die Ausführung war doch etwas lahm. Die eine Schwester erfährt also von dem bösen Geheimnis des Freundes ihrer Schwester und möchte sie ja aufklären. Doch die hört natürlich nicht auf sie und wirft ihr vor, dass sie das nur sagt, um die beiden auseinander zu bringen. Wie vorhersehbar! Ich hatte erwartet, dass die eine Schwester sie irgendwie in einer Situation rettet, aber die „von Liebe blind gewordenen“ Schwester muss natürlich erst mal mit der harten Realität konfrontiert werden. Die Moral der Geschicht – Traue hübschen Typen nicht, lieber deiner Zwillingsschwester, sie weiß wovon sie spricht! Klar am Ende steht die Zwillingsschwester über allem und in Zukunft werden die beiden aufpassen, wem sie das nächste Mal vertrauen. Familiäre Bände sind eben tiefer und stärker als jedes andere Band. Die Botschaft ist wie gesagt angekommen, aber die Geschichte selbst war nur mittelmäßig unterhaltend, dennoch mal etwas anderes als die anderen Geschichten. Schließlich stellt sich hier mal der tolle Typ als böse heraus und wird danach ordentlich verprügelt. Danach hat man sich mehr als zufrieden gefühlt.

Zeichenstil:

Da hier sowohl ältere als auch neuere Kurzgeschichten enthalten sind, merkt man die optischen Unterschiede sehr. Die älteren Zeichnungen sehen vielleicht etwas unausgereift aus, aber haben ihren Charme. Die Zeichnungen der neueren Kurzgeschichten entsprechen mehr dem Shojo-Standard. Die Figuren haben wie gesagt riesige Augen, die aber sehr ausdrucksstark sind. Ich mag den Zeichenstil von Yoko Maki und auch wenn er shojo-typisch, sieht er in meinen Augen vollkommen aus, besser geht es eigentlich kaum. Ein Grund, weswegen ich also auch mittelmäßige Geschichten von Yoko Maki genießen kann ist, dass ihr Zeichenstil einfach atemberaubend schön ist und ich mich einfach in das Optische der Figuren verliebt habe. Leider sehen sich die Figuren aufgrund dessen sehr ähnlich und besonders bei den Jungs mangelt es an Variation, abgesehen von der Haarfarbe. Besonders süß fand ich die Figuren in ihrer Chibi-Form, die die Comedy-Elemente förderten und den Niedlichkeitsfaktor anhoben.


Fazit:
Im Großen und Ganzen fand ich den Einzelband ganz zufriedenstellend, auch wenn es lediglich für mich 2 Kurzgeschichten gab, die mir besonders gefielen, die anderen waren dagegen mittelmäßig bis gut. Nur die vierte Kurzgeschichte hätte nicht sein müssen, die fand ich recht langweilig. Dennoch muss ich sagen, dass sich Yoko Maki schon Mühe gegeben hat, möglichst unterschiedliche Geschichten mit abwechslungsreichen Figuren zu überlegen und immer andere Themen behandelte. Schön fand ich daher, dass nicht immer die Liebe im Vordergrund stand, sondern auch die persönliche Selbstverwirklichung, Selbstakzeptanz und die Macht der Freundschaft. Jetzt im Nachhinein muss ich sagen, dass ich nicht mehr alles idealisiere und toll finde, was ich von der Mangaka lese, jedoch hat dieser Einzelband wohl doch eine besondere Stellung unter meinen anderen Manga. Klar hätte man die eine oder andere Geschichte noch ausfeilen können, aber wie gesagt für den Umfang und die Kürze waren die Kurzgeschichten auf jeden Fall unterhaltend und boten die eine oder andere wichtige Lebensweisheit.

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