Inhaltszusammenfassung:
Tamaki ist mit Leib und
Seele Schulsprecherin und wird von allen nur „Chefin“ gerufen.
Niemand weiß, dass sie in den coolen Kamiya verliebt ist. Als sie
gebeten wird, Kamiya nach der Schule etwas vorbeizubringen, findet
sie sich plötzlich in dessen Armen wieder. Hat das Horoskop Recht
und für Tamaki stehen alle Zeichen auf Liebe. Hier kommen fünf
Kurzgeschichten aus der Feder von Yoko Maki! (Rückseite des
Bandes)
Meine Meinung:
Ich sammle mit Leidenschaft
sämtliche Manga-Serien, die von der Mangaka Yoko Maki stammen. Das
liegt zum einen sicherlich an ihrem wunderschönen, wenn auch
0-8-15-Zeichenstil, bei denen die Figuren extrem große und süße
Augen haben und im großen und ganzen wunderschön aussehen.
Jedenfalls hatte ich mir damals den Einzelband zugelegt, da ich wie
gesagt ein Fan der Mangaka bin und ein Einzelband natürlich auch
erschwinglich ist. Als ich ihn damals gelesen hatte, war ich wirklich
von den Geschichten begeistert, besonders von der ersten, da mir so
etwas bisher nicht unter gekommen ist. Jedoch muss ich jetzt, Jahre
später sagen, dass mich die Geschichten längst nicht mehr so
fesseln, wie es anfangs mal war, da ich inzwischen auch tausend
andere Shojo-Manga gelesen habe.
Bei der ersten Geschichte
„14R“ sind die Figuren einfach zu einfallslos nach dem Motto:
„Unscheinbares Mädchen verliebt sich in einen populären, coolen
Typen und ach, der ist ihr natürlich ebenfalls verfallen.“
Überraschend war für mich aber, dass die Geschichte doch gegen
Romance/Shojo-Konventionen verstößt, indem die beiden Figuren sich
gleich bei ersten Annäherung an die Wäsche gehen. Man kann dabei
nur erahnen, ob sie dabei bereits einen Liebesakt genießen oder es
doch nur bei ein wenig Rumgefummel bleibt. Da kann man sicherlich
spekulieren, jedenfalls ist es doch neu, weil es meistens eher beim
Händchenhalten oder Küsschen geben bleibt. Was danach passiert, ist
jedoch für mich nicht weiter von Bedeutung. Der große Konflikt
besteht ja eigentlich nur darin, dass dieses Verhältnis auffliegt
und die Heldin nun damit zu kämpfen hat. Naja kämpfen ist dann doch
etwas übertrieben formuliert, jedenfalls stellt es für mich nicht
wirklich einen richtiges Problem dar. Mein Gott! Wo die Liebe
hinfällt. Für mich wirkte das nicht allzu spannend und richtig
glaubwürdig war es sowieso nicht. Am Ende kriegen sie sich ja doch
und alles ist super. Da dachte ich mir auch, wow, dass war vielleicht
eine recht langweilige Geschichte. Wie gesagt es passiert da
eigentlich nicht viel, was man von so einer Kurzgeschichte eben auch
mal erwarten kann. Die Schulsprecherin wirkt nach außen streng und
total diszipliniert, aber das ändert sich ja dann, als sie was mit
Kamiya anfängt. Somit bricht sie also mit dem typischen Klischee und
verfällt also dem „bad boy“. Hat man schon hundert mal woanders
gesehen und auch besser. Der Typ ist dagegen meiner Meinung etwas
interessanter. Klar er wirkt wie ein cooler Frauenschwarm und hat
scheinbar mit einem anderen Mädchen auch eine rein körperliche
Beziehung. Aber er ist doch nicht so übel wie es scheint. Immer wenn
irgendwer etwas verbockt, ist er derjenige, der die Schuld auf sich
nimmt, obwohl er gar nicht daran beteiligt war. Das war der
entscheidende Grund, weswegen sich die Heldin in ihn verliebt hat.
Also ist der Junge gar nicht so oberflächlich wie gedacht, sondern
opfert sich ohne Murren auch für andere auf. Ganz nett, aber nichts
so Außergewöhnliches.
Die zweite Kurzgeschichte „Wo
Träume schweben“ handelt von einem Mädchen, was nach außen recht
introvertiert und distanziert wirkt, aber eigentlich gar nicht so
ist. Sie hat scheinbar Probleme sich anderen zu öffnen und gibt sich
lieber ihrer Gitarre hin und singt im stillen Kämmerlein. Doch ihr
Geheimnis fliegt auf, als ihr Klassenlehrer davon Wind bekommt und
von da an verändert sich ihr Leben Stück für Stück. Die
Geschichte fand ich dann doch herzerwärmend, weil sie vom
Erwachsenwerden erzählte und dass man sich von anderen nicht davon
abringen lassen soll, seine Träume zu verwirklichen. Schließlich
hegt das Mädchen den Traum einmal Sängerin zu werden, aber das ist
in den Augen der anderen natürlich sehr dämlich. Wer kann sich
heutzutage noch um die Runden kommen, wenn er eine solche Laufbahn
anstrebt? Jedenfalls hatte sie bis dato kein Selbstbewusstsein, doch
als sie dann vor ihrer Klasse singt und so viel Lob bekommt, gewinnt
sie an Selbstvertrauen. Sie nimmt sogar an einem Wettbewerb teil, bei
dem ihre Gewinnchance gar nicht mal so schlecht aussieht. Nebenbei
scheint sich etwas zwischen Schülerin und Lehrer anzubahnen, aber
das wird nur angedeutet, es geht primär mehr um die Entwicklung des
Mädchens, die leider nur etwas angedeutet wird. Dank des Lehrers
öffnet sich das Mädchen, geht aus sich heraus und schafft es wie
gesagt sogar, vor ihrer Klasse zu singen, obwohl sie bisher immer
sehr in sich gekehrt war. Er ist es schließlich, der sie auch dazu
bewegt, an einem Wettbewerb teilzunehmen. In sofern kann man sagen,
dass er sich schon sehr beeinflusst und sie in ihrer Entwicklung
unterstützt. Übrigens kam der Klassenlehrer bereits in der ersten
Geschichte vor, war da aber mehr unscheinbar und wird nun aktiver. Er
motiviert seine Schüler, ihre Träume, egal ob sie machbar sind oder
nicht, weiter zu verfolgen, da sie der Schlüssel zur
Selbstverwirklichung sind. Das fand ich schon berührend und hat mir
selbst auch einige positive Gedanken beschert.
Die darauf
folgende Geschichte „Fräulein Yuri“ fand ich ebenfalls ganz gut,
auch wenn sie etwas skuril aufgebaut war und einige komische Figuren
beinhaltete. Obwohl man annehmen könnte, dass es um eine Figur
namens „Yuri“ geht, ist die Hauptfigur das Mädchen Manami, die
eigentlich recht zufrieden mit ihrem Leben ist und von allen gemocht
wird. Sie allein ist schon lustig anzusehen, weil sie sich einbildet,
sie müsse im Namen der Gerechtigkeit sich für andere aufopfern und
die Freundin von Yuri werden, die neu in die Klasse kommt. Letztere
hat nämlich bisher noch keine Freunde gefunden, weswegen Manami
versucht sich ihr zu nähern. Dabei übertreibt sie mit ihrer
Freundlichkeit, die mehr als gekünstelt wirkt, und schreckt Yuri im
Endeffekt ab. Ich fand ihre Reaktion echt witzig, weil sie einfach
ehrlich ohne Blatt vorm Mund gesagt hat, was sie wirklich denkt.
Während der Geschichte kommt es immer wieder zu Zwischenfälle, in
denen Manami merkt, dass gar nicht alles so toll ist, wie sie es sich
vorgestellt hat. Dabei macht Yuri sich über sie lustig und ist auch
diejenige, die diese Unwahrheiten aufdeckt, sehr zum Leidwesen von
Manami. Sie bemerkt, dass ihre Liebe zu einem Jungen total grundlos
ist, da dieser gar nicht so toll erscheint, wie sie ihn sich
vorgestellt hat. Dann stellt sich heraus, dass ihre Freunde gar keine
echten waren. Manami ist sehr zu bemitleiden und durchlebt dadurch
eine kleine Veränderung. Anfangs konnte sie Yuri dann nicht
verstehen, weil sie so seltsam war und sich nicht anpasste.
Schließlich ist sie das genaue Gegenteil zu Manami, die stets alles
für die anderen getan hat, um gut da zu stehen. Das offenbart
schließlich die dunkle Seite des Gruppendenken und Gruppenverhalten
der japanischen Gesellschaft. Doch Yuri stellt die Individualität in
Person dar und hilft Manami sozusagen sich von ihrem alten Leben, das
mehr Schein als Sein war, zu lösen. Beide werden Freundinnen und wie
es mit den beiden weiter geht, steht in den Sternen. Ich fand die
Geschichte auf den ersten Blick ulkig und komisch erzählt, aber als
ich eben doch auch mal aus einer anderen Perspektive darauf geschaut
habe, ergab alles auf einmal Sinn. Manami ist nicht perfekt, sie hat
auch Fehler begangen, doch die anderen haben sich meist darüber
lustig gemacht. Da merkt man, dass man tausend gute Dinge tun kann,
keiner merkt es, aber sobald mal ein Missgeschick passiert, wiegt das
ganz schwer. Doch Yuri macht sich nichts daraus, beachtet das nicht.
Sie bleibt bei Manami und akzeptiert sie so wie sie ist. Für mich
hatte daher die Geschichte einen persönlichen Bezug, weswegen ich
sie mag, auch wenn ich sie an einigen Stellen komisch finde. Klar der
Humor von Yoko Maki ist schon irgendwie teilweise merkwürdig, aber
auch liebenswert.
Die vierte Kurzgeschichte „Wir und
die Liebe“ ist in meinen Augen die durchschnittlichste Geschichte
und hatte wenig kreative Ideen im Vergleich zu den vorangegangen
Geschichten. Wenn ich darüber nachdenke, fallen mir auch einfach
keine Stellen ein, die richtig interessant und daher denkwürdig
waren. Jedenfalls geht es wie immer um ein Mädchen, was in einen
Kerl verliebt ist, mit dem sie wohl länger befreundet ist. Dieser
ist immer für sie da und daher möchte sie auch ihm immer helfen.
Jedenfalls kommt es aber auch mal zu Missverständnissen und
eifersüchtigen Streitigkeiten, die aber leicht durch eine einfache
Liebeserklärung gelöst werden. Die Liebe kann eben alles besiegen!
Wer hätte also gedacht, dass die beiden zusammen kommen. Für mich
war die Geschichte recht belanglos und hebte sich vom
Shojo-Einheitsbrei so gut wie gar nicht ab.
Die letzte
Kurzgeschichte „Daily News“ dagegen fand ich etwas erfrischender,
wenn auch immer nicht so besonders wie Geschichte Nummer 2 und 3. Es
geht um zwei Zwillinge, die aber von der Persönlichkeit und vom
Aussehen her sehr verschieden sind. Man merkt da gar nicht, dass sie
Zwillinge sind. Aber die beiden machen immer alles zusammen und man
kann das intime Verhältnis zwischen den beiden doch schon gut
spüren. Jedenfalls kommt aber auf einmal ein Junge ins Spiel, der
sich zwischen die beiden stellt. Lustigerweise verlieben sich die
beiden mehr oder weniger in ihn, aber der Kerl ist nicht ganz sauber.
Was daraus folgt sind dann wieder ein paar Missverständnisse und ein
gutes Ende. Das ist jetzt nicht unbedingt so einfallsreich, wie immer
müssen sich Liebe und Freundschaft also bekämpfen und am Ende
gewinnt aber doch die Freundschaft! Ich fand die Grundidee an sich
ganz gut, aber die Ausführung war doch etwas lahm. Die eine
Schwester erfährt also von dem bösen Geheimnis des Freundes ihrer
Schwester und möchte sie ja aufklären. Doch die hört natürlich
nicht auf sie und wirft ihr vor, dass sie das nur sagt, um die beiden
auseinander zu bringen. Wie vorhersehbar! Ich hatte erwartet, dass
die eine Schwester sie irgendwie in einer Situation rettet, aber die
„von Liebe blind gewordenen“ Schwester muss natürlich erst mal
mit der harten Realität konfrontiert werden. Die Moral der Geschicht
– Traue hübschen Typen nicht, lieber deiner Zwillingsschwester,
sie weiß wovon sie spricht! Klar am Ende steht die
Zwillingsschwester über allem und in Zukunft werden die beiden
aufpassen, wem sie das nächste Mal vertrauen. Familiäre Bände sind
eben tiefer und stärker als jedes andere Band. Die Botschaft ist wie
gesagt angekommen, aber die Geschichte selbst war nur mittelmäßig
unterhaltend, dennoch mal etwas anderes als die anderen Geschichten.
Schließlich stellt sich hier mal der tolle Typ als böse heraus und
wird danach ordentlich verprügelt. Danach hat man sich mehr als
zufrieden gefühlt.
Zeichenstil:
Da hier sowohl ältere
als auch neuere Kurzgeschichten enthalten sind, merkt man die
optischen Unterschiede sehr. Die älteren Zeichnungen sehen
vielleicht etwas unausgereift aus, aber haben ihren Charme. Die
Zeichnungen der neueren Kurzgeschichten entsprechen mehr dem
Shojo-Standard. Die Figuren haben wie gesagt riesige Augen, die aber
sehr ausdrucksstark sind. Ich mag den Zeichenstil von Yoko Maki und
auch wenn er shojo-typisch, sieht er in meinen Augen vollkommen aus,
besser geht es eigentlich kaum. Ein Grund, weswegen ich also auch
mittelmäßige Geschichten von Yoko Maki genießen kann ist, dass ihr
Zeichenstil einfach atemberaubend schön ist und ich mich einfach in
das Optische der Figuren verliebt habe. Leider sehen sich die Figuren
aufgrund dessen sehr ähnlich und besonders bei den Jungs mangelt es
an Variation, abgesehen von der Haarfarbe. Besonders süß fand ich
die Figuren in ihrer Chibi-Form, die die Comedy-Elemente förderten
und den Niedlichkeitsfaktor anhoben.
Fazit:
Im Großen und
Ganzen fand ich den Einzelband ganz zufriedenstellend, auch wenn es
lediglich für mich 2 Kurzgeschichten gab, die mir besonders
gefielen, die anderen waren dagegen mittelmäßig bis gut. Nur die
vierte Kurzgeschichte hätte nicht sein müssen, die fand ich recht
langweilig. Dennoch muss ich sagen, dass sich Yoko Maki schon Mühe
gegeben hat, möglichst unterschiedliche Geschichten mit
abwechslungsreichen Figuren zu überlegen und immer andere Themen
behandelte. Schön fand ich daher, dass nicht immer die Liebe im
Vordergrund stand, sondern auch die persönliche
Selbstverwirklichung, Selbstakzeptanz und die Macht der Freundschaft.
Jetzt im Nachhinein muss ich sagen, dass ich nicht mehr alles
idealisiere und toll finde, was ich von der Mangaka lese, jedoch hat
dieser Einzelband wohl doch eine besondere Stellung unter meinen
anderen Manga. Klar hätte man die eine oder andere Geschichte noch
ausfeilen können, aber wie gesagt für den Umfang und die Kürze
waren die Kurzgeschichten auf jeden Fall unterhaltend und boten die
eine oder andere wichtige Lebensweisheit.
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