Mittwoch, 21. Dezember 2016

Gelesen: Only the Ring Finger Knows


 Anmutig und scharfsinnig, groß gewachsen und äußerst beliebt... Ausgerechnet mit dem Musterschüler und Schwarm aller Mädchen vertauscht Wataru versehentlich seinen Ring! Wer hätte gedacht, dass sein geliebter Ring kein Einzelstück ist?! Als sich der angeblich so perfekte Kazuki ihm gegenüber auch noch als gemein und gehässig entpuppt, reißt Wataru der Geduldsfaden...
 

Meine Meinung:

Zur Handlung

Einmal vorweg möchte ich sagen, dass ich mich gar nicht mehr so genau daran erinnern kann, weswegen ich mir den Manga gekauft habe. Ich wusste ja von vornherein, dass es sich um einen Boys Love Titel handelt, das ist auch durch das Cover gar nicht zu übersehen. Eigentlich bin ich nicht so der Fan davon, was aber nicht bedeuten soll, dass ich das Genre meiden, ich lese es eben nicht so sehr. Es gab mal eine Phase, in der ich einige Werke gelesen haben, die ich ganz gut fand und es ist auch mal eine gute Abwechslung zu den sonstigen Shojo-Titeln. Wobei man eben sagen muss, dass dieser Titel eben doch deutlich macht, dass er eben an junge Mädchen gerichtet ist. Es handelt sich nicht um einen Yaoi, sondern um einen Shonen-Ai-Manga, in dem es also nicht zur Sache geht, sondern der Fokus mehr auf der emotionalen Ebene liegt. Sprich, die beiden Protagonisten müssen trotz aller Probleme und Missverständnisse zueinander finden.

Grob gesagt ist die Handlung sicherlich nicht die tollste, aber auch nicht die Schlechteste. Man merkt aber doch, dass man sich etwas dabei gedacht hatte, denn einige Unstimmigkeiten oder meinetwegen auch Rätseln ergeben dann am Ende bei der Auflösung auch endlich mal Sinn. Ich muss sagen, dass das Lesen auch wie eine Detektiv-Arbeit wirkt, da man hier und da immer mal Hinweise bekommt, was eigentlich wirklich hinter der Story und dem Verhalten von Kazuki steckt. Ich bin leider nicht so scharfsinnig gewesen und habe erst gegen Ende eins und eins zusammen zählen können. Aber dann denkt man sich: Warum bist du nicht früher darauf gekommen?! Das war doch offensichtlich!

Was mir gefallen hat war die Rahmenhandlung, die auf dem Motiv des Rings basiert. Ringe haben je nachdem, an welchem Finger sie getragen werden, eine andere Bedeutung. Sie können beste Freunde kennzeichnen, deutlich machen, dass man Single ist oder eben auch den liierten Status kenntlich machen. Darum geht es eigentlich im Kern. Dieser Ring, wer hätte es gedacht, verbindet unsere beiden Protagonisten. Dabei schafft es der Manga uns zuerst schön auf die falsche Fährte zu locken, um eben Spannung zu erzeugen. Denn Wataru als unser erster Held besitzt eben einen Ring, der ihm viel bedeutet und vertauscht diesen ausgerechnet mit dem exakt gleichen Ring des Mädchenschwarms Kazuki. Beide sind natürlich erst einmal gar nicht erfreut. Was anfangs noch neutral wirkt, wird schnell zu einem Desaster. Es spricht sich nämlich sehr schnell herum, dass Wataru denselben Ring hat und alle Mädchen der Schule bedrängen ihn und wollen wissen, woher er diesen hat.

Als ob das nicht schlimm genug wäre, scheint Kazuki dann auch etwas gegen Wataru zu haben. Dieser fragt sich natürlich, warum er so fies zu ihm sein muss. Bei jeder Gelegenheit ärgert, beleidigt oder demütigt er ihn. Ohne irgendeinen Grund. Wataru hat ihm gar nicht wirklich was getan. Woran liegt es also? Ist es wegen dem Ring? Aber er kann doch nichts dafür, dass er den gleichen hat. Was ist also sein Problem? Solche Fragen und Gedanken huschten mir während des Lesens durch den Kopf. Anfangs war ich ähnlich wie Wataru darüber verärgert, als Wataru aber dann resignierte und dann tatsächlich richtig traurig wurde, musste ich mit ihm leiden. Trotz der Kürze dieses Einzelbandes identifiziert man sich doch recht bald mit Wataru und erlebt mit ihm emotionale Höhen und Tiefen. Ist zwar nicht unbedingt so, dass ich emotional so sehr gerührt war, dass ich vielleicht weinen musste, aber etwas berührt war ich dann schon. 

 

Zwischen beiden entwickelt sich also eine gewisse Feindseligkeit, die aber immer wieder ins Schwanken kommt, vor allem weil Kazuki immer mal ein anderes Verhalten offen legt. Dann ist Wataru plötzlich wie erstarrt, total verwirrt und hinterfragt seine bisherigen Annahmen über ihn. Was ich diesbezüglich loben muss ist, dass eine schöne Balance zwischen Außensicht- und Innensicht (in Hinblick auf Wataru) besteht. Immer wieder teilt uns der Erzähler mit, was in ihm vorgeht, deswegen kann man auch gut mit ihm mitfühlen. Ich finde es schön, dass er doch sehr über seine Gefühle und über Kazuki und was er von ihm halten soll, nachdenkt und das alles auch hinterfragt. Bei solchen Manga ist das eben unabdinglich, dass man die Emotionen verstehen und nachempfinden kann.

Ich fand es witzig, dass man den Manga eigentlich sogar als einen normalen Shojo Manga hätte lesen können, denn beide Figuren entsprechen irgendwie schon den typischen Klischees der Protagonisten in diesem Genre. Das hängt aber auch eben mit der typischen Rollenverteilung in Boys Love Geschichten zusammen. Da hätten wir also Wataru als der Uke, der etwas feminin wirkende, aber doch deutlich verhaltensmäßig maskuline. So verhält er sich schon wie ein typischer Jugendlicher, geht gerne mal einen trinken und hat am nächsten Tag mit einem üblen Kater zu kämpfen. Doch auf der anderen Seite hat er doch etwas extrem weibliches, was ich sonst eben nur aus Shojo Manga kenne. Er denkt viel nach, reflektiert über seine Gefühle und beobachtet scharfsinnig seine Umgebung, interpretiert da sehr viel hinein. Er spricht zwar vielleicht nicht offen über seine Gefühle, aber durch die Innenansichten, die ja notwendig zur Identifikation sind, kriegen wir mit, dass es ihn emotional sehr beschäftigt. Er ist auf jeden Fall derjenige, der doch passiv ist, auch wenn damit in der Handlung immer mal gespielt wird. So ist er es, der sich Kazuki eben annähert und ihm auch Parole bietet. Er ist eindeutig nicht auf den Mund gefallen, verwendet gerne Kraftausdrücke, um seinem Ärger Luft zu machen. Er weiß sich also schon zu wehren. Alles in allem ist er aber doch eher der durchschnittliche Kerl, der sonst nicht wirklich auffallen würde.

Kazuki dagegen ist das komplette Gegenteil. Wie man an der Zusammenfassung schon lesen konnte, wird er von allen gemocht und von den Mädchen geliebt. Er sieht gut aus, ist groß gewachsen, schlank und ist super gut in der Schule. Er ist finde ich der typische Prinz und ein Idealbild von Mann, wie man ihn aus den Shojo Manga kennt. Anders aber eben als in diesen Shojo Manga, ist er dennoch nicht makellos, wie wir im Verlauf der Handlung erfahren. Er hat ein ziemliches Pokerface und man weiß auch nie so genau, was er denkt. Das fand ich an ihm schon recht interessant, weil man eben nie so wirklich wusste, was sein wahres Ich ist. So führt er nicht nur Wataru an der Nase herum, sondern auch die Leser. Andererseits fand ich sein Verhalten eben auch total unverständlich, was logisch ist, wenn man keinen wirklichen Einblick in seine Innenwelt erhält. Das hat ja auch den Reiz der Story gemacht. Ich fand es gut mal so eine widersprüchliche Figur zu haben, bei der man eben interpretieren musste, ob die Person nun gut oder nicht so toll ist. Andererseits ist es irgendwie doch ein Klischee, was ich aus vielen anderen Shojo Manga kenne, in denen die männlichen Protagonisten eben absichtlich böse zu den Heldinnen sind und man nicht genau weiß, welchen Grund sie dazu haben. Einfach, weil diese leiden sollen? Soll auch eine gewisse Hass-Liebe bei den Lesern entstehen? Ich weiß es nicht so genau. Ich nehme mal an, dass man ebenfalls innerlich zerissen sein sollte. Diese Spannung, die da entsteht, soll Neugier wecken und emotional ans Geschehen binden.


Interessant fand ich auch die Beziehung zwischen den beiden. Es war immer so ein Hin und Her. Zwar wird deutlich, dass Kazuki die Hosen an hat, aber Wataru lässt auch nicht alles mit sich machen. Er ist also nicht der typische Uke, sondern einer, der auch rebelliert und versucht sich durchzusetzen. Dabei kommen dann recht lustige Szenen zustande, in denen die beiden sich necken und richtig anmachen und teilweise sogar körperlich. Dann wiederum wechselt die angespannte Atmosphäre zu einer angenehmen, in der es zeitweise nach Frieden zwischen beiden aussieht. Aber das ist leider immer nur vorübergehend. Gerade dieser Wechsel zwischen Spannung und Harmonie macht ihre Beziehung so interessant. Jederzeit könnte alles wieder zu einem Streit eskalieren.

Man hat auf jeden Fall immer echt viele Missverständnisse, der Manga lebt von Unklarheiten und Geheimnissen, die immer wieder für Spannung sorgen. Da wäre noch mal eben diese Doppeldeutigkeit von Kazuki zu nennen, die wahrscheinlich das größte Problem darstellt. Dann kommen aber noch äußere Einflüsse hinzu, wie Gerüchte, dass Kazuki angeblich etwas von der Zwillingsschwester Watarus will. Dann wiederum kriegt Wataru von seiner Schwester gesagt, dass dieses komische Verhalten auch auf Liebe hindeuten kann. Das verwirrt unseren Protagonisten natürlich umso mehr. Wie kann jemand, der einen liebt, einen so mies behandeln? Was sich liebt, das neckt sich? Es wird immer undurchschaubarer. Als ob das nicht genug wäre, sieht Wataru dann auch noch Kazuki mit einer Frau und beide scheinen ungewohnt vertraut zu sein. Wataru ist dann auch emotional total verwirrt, weil er aus seinen eigenen Gefühlen nicht schlau wird. Warum fühlt er sich so traurig, wenn Kazuki ihn so mies behandelt? Warum ist er nur zu ihm so, aber immer so nett zu anderen? Er macht eine Wandlung durch, anfangs ist er noch so empört über Kazuki, einfach nur sauer, weil der so arrogant ist und überhaupt nicht dem Bild entspricht, was alle von ihm haben. Allmählich ändern sich aber seine Emotionen und damit auch seine Reaktionen über Kazukis Verhalten. Großer Liebeskummer stellt sich, woraufhin sich die Lage zuspitzt.

Am Ende folgt dann die große Auflösung und alle Missverständnisse sind geklärt. So dürfte jeder Leser endlich befriedigt sein. Uns wird die Lösung einfach so auf dem silbernen Tablett serviert, die Rätselei hat also endlich ihr Ende gefunden. Wie das ganze ausgeht, möchte ich natürlich an dieser Stelle nicht vorweg nehmen. Jedenfalls fand ich die Erklärung doch relativ plausibel, wenn auch etwas übertrieben, aber der Manga ist ja nicht realistisch. Was ich aber nach wie vor nicht verstehen kann ist, dass Figuren, egal wie schlimm sie behandelt werden, trotzdem weiterhin in ihre Peiniger verliebt bleiben, sich diese sogar verstärkt. Da frage ich mich, wie glaubwürdig ist das denn bitte? Wenn mich jemand mies behandelt, dann werde ich ganz bestimmt nicht Sympathie entwickeln, es sei denn ich bin masochistisch veranlagt. Das hängt wahrscheinlich auch mit dieser Vorliebe für Tsundere zusammen. Man findet es vielleicht tatsächlich reizvoll, wenn eine Person erst böse zu einem ist und sich dann aber als lieb heraus stellt, als andersherum. Vielleicht ist es dieser Gegensatz zwischen fies und lieb, der so reizvoll für Japaner ist? Für mich aber auf keinen Fall. Jedenfalls muss ich aber sagen, dass ich beim ersten Lesen, soweit ich mich daran erinnern kann, die Story auf keinen Fall vorhersehen konnte. So blieb es also immer relativ spannend. Doch im Rückblick gibt es da doch wirklich viele Hinweise und auch Klischees, die einen doch auf die richtige Spur bringen.


Zur Optik

Mir hat der Manga optisch recht gut gefallen. Die Figuren entsprechen den typischen „Bishonen“ also schöne, schlanke, groß gewachsene Figuren. Sie sind recht dünn, haben eher weiche und feminine Gesichtszüge und bestechen auch durch schöne Augen. Ähnlich wie bei anderen Shojo Manga liegt der Fokus mehr auf den Figuren, die Hintergründe sind eher zweitrangig. Wir haben hier die breite Palette an unterschiedlichen Ornamenten und Dekorationen, die spiegelbildlich für die Gefühle, Gedanken und Wahrnehmungen der Figuren stehen. Fand ich nicht unbedingt schlecht, weil eben das Emotionale doch auch wichtiger Träger der Atmosphäre war.


Fazit

Abschließend kann ich sagen, dass mir der Einzelband recht gut gefallen hat, vor allem, weil wir hier auch eine widersprüchliche Hauptfigur haben und durch viele Elemente auch Spannung erzeugt wird. Ich fand die Figuren interessant gestaltet und auch die Beziehung zwischen den beiden ganz nett umgesetzt. Die Handlung ist sicherlich nicht außergewöhnlich, aber doch durchdacht und macht auf jeden Fall neugierig. Vor allem für BL Einsteiger ist der Manga auf jeden Fall empfehlenswert. An sich ist es auch eine süße Geschichte für den kurzweiligen Spaß.

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