Anmutig
und scharfsinnig, groß gewachsen und äußerst beliebt...
Ausgerechnet mit dem Musterschüler und Schwarm aller Mädchen
vertauscht Wataru versehentlich seinen Ring! Wer hätte gedacht, dass
sein geliebter Ring kein Einzelstück ist?! Als sich der angeblich so
perfekte Kazuki ihm gegenüber auch noch als gemein und gehässig
entpuppt, reißt Wataru der Geduldsfaden...
Zur
Handlung
Einmal
vorweg möchte ich sagen, dass ich mich gar nicht mehr so genau daran
erinnern kann, weswegen ich mir den Manga gekauft habe. Ich wusste ja
von vornherein, dass es sich um einen Boys Love Titel handelt, das
ist auch durch das Cover gar nicht zu übersehen. Eigentlich bin ich
nicht so der Fan davon, was aber nicht bedeuten soll, dass ich das
Genre meiden, ich lese es eben nicht so sehr. Es gab mal eine Phase,
in der ich einige Werke gelesen haben, die ich ganz gut fand und es
ist auch mal eine gute Abwechslung zu den sonstigen Shojo-Titeln.
Wobei man eben sagen muss, dass dieser Titel eben doch deutlich
macht, dass er eben an junge Mädchen gerichtet ist. Es handelt sich
nicht um einen Yaoi, sondern um einen Shonen-Ai-Manga, in dem es also
nicht zur Sache geht, sondern der Fokus mehr auf der emotionalen
Ebene liegt. Sprich, die beiden Protagonisten müssen trotz aller
Probleme und Missverständnisse zueinander finden.
Grob
gesagt ist die Handlung sicherlich nicht die tollste, aber auch nicht
die Schlechteste. Man merkt aber doch, dass man sich etwas dabei
gedacht hatte, denn einige Unstimmigkeiten oder meinetwegen auch
Rätseln ergeben dann am Ende bei der Auflösung auch endlich mal
Sinn. Ich muss sagen, dass das Lesen auch wie eine Detektiv-Arbeit
wirkt, da man hier und da immer mal Hinweise bekommt, was eigentlich
wirklich hinter der Story und dem Verhalten von Kazuki steckt. Ich
bin leider nicht so scharfsinnig gewesen und habe erst gegen Ende
eins und eins zusammen zählen können. Aber dann denkt man sich:
Warum bist du nicht früher darauf gekommen?! Das war doch
offensichtlich!
Was
mir gefallen hat war die Rahmenhandlung, die auf dem Motiv des Rings
basiert. Ringe haben je nachdem, an welchem Finger sie getragen
werden, eine andere Bedeutung. Sie können beste Freunde
kennzeichnen, deutlich machen, dass man Single ist oder eben auch den
liierten Status kenntlich machen. Darum geht es eigentlich im Kern.
Dieser Ring, wer hätte es gedacht, verbindet unsere beiden
Protagonisten. Dabei schafft es der Manga uns zuerst schön auf die
falsche Fährte zu locken, um eben Spannung zu erzeugen. Denn Wataru
als unser erster Held besitzt eben einen Ring, der ihm viel bedeutet
und vertauscht diesen ausgerechnet mit dem exakt gleichen Ring des
Mädchenschwarms Kazuki. Beide sind natürlich erst einmal gar nicht
erfreut. Was anfangs noch neutral wirkt, wird schnell zu einem
Desaster. Es spricht sich nämlich sehr schnell herum, dass Wataru
denselben Ring hat und alle Mädchen der Schule bedrängen ihn und
wollen wissen, woher er diesen hat.
Als
ob das nicht schlimm genug wäre, scheint Kazuki dann auch etwas
gegen Wataru zu haben. Dieser fragt sich natürlich, warum er so fies
zu ihm sein muss. Bei jeder Gelegenheit ärgert, beleidigt oder
demütigt er ihn. Ohne irgendeinen Grund. Wataru hat ihm gar nicht
wirklich was getan. Woran liegt es also? Ist es wegen dem Ring? Aber
er kann doch nichts dafür, dass er den gleichen hat. Was ist also
sein Problem? Solche Fragen und Gedanken huschten mir während des
Lesens durch den Kopf. Anfangs war ich ähnlich wie Wataru darüber
verärgert, als Wataru aber dann resignierte und dann tatsächlich
richtig traurig wurde, musste ich mit ihm leiden. Trotz der Kürze
dieses Einzelbandes identifiziert man sich doch recht bald mit Wataru
und erlebt mit ihm emotionale Höhen und Tiefen. Ist zwar nicht
unbedingt so, dass ich emotional so sehr gerührt war, dass ich
vielleicht weinen musste, aber etwas berührt war ich dann schon.
Zwischen
beiden entwickelt sich also eine gewisse Feindseligkeit, die aber
immer wieder ins Schwanken kommt, vor allem weil Kazuki immer mal ein
anderes Verhalten offen legt. Dann ist Wataru plötzlich wie
erstarrt, total verwirrt und hinterfragt seine bisherigen Annahmen
über ihn. Was ich diesbezüglich loben muss ist, dass eine schöne
Balance zwischen Außensicht- und Innensicht (in Hinblick auf Wataru)
besteht. Immer wieder teilt uns der Erzähler mit, was in ihm
vorgeht, deswegen kann man auch gut mit ihm mitfühlen. Ich finde es
schön, dass er doch sehr über seine Gefühle und über Kazuki und
was er von ihm halten soll, nachdenkt und das alles auch hinterfragt.
Bei solchen Manga ist das eben unabdinglich, dass man die Emotionen
verstehen und nachempfinden kann.
Ich
fand es witzig, dass man den Manga eigentlich sogar als einen
normalen Shojo Manga hätte lesen können, denn beide Figuren
entsprechen irgendwie schon den typischen Klischees der Protagonisten
in diesem Genre. Das hängt aber auch eben mit der typischen
Rollenverteilung in Boys Love Geschichten zusammen. Da hätten wir
also Wataru als der Uke, der etwas feminin wirkende, aber doch
deutlich verhaltensmäßig maskuline. So verhält er sich schon wie
ein typischer Jugendlicher, geht gerne mal einen trinken und hat am
nächsten Tag mit einem üblen Kater zu kämpfen. Doch auf der
anderen Seite hat er doch etwas extrem weibliches, was ich sonst eben
nur aus Shojo Manga kenne. Er denkt viel nach, reflektiert über
seine Gefühle und beobachtet scharfsinnig seine Umgebung,
interpretiert da sehr viel hinein. Er spricht zwar vielleicht nicht
offen über seine Gefühle, aber durch die Innenansichten, die ja
notwendig zur Identifikation sind, kriegen wir mit, dass es ihn
emotional sehr beschäftigt. Er ist auf jeden Fall derjenige, der
doch passiv ist, auch wenn damit in der Handlung immer mal gespielt
wird. So ist er es, der sich Kazuki eben annähert und ihm auch
Parole bietet. Er ist eindeutig nicht auf den Mund gefallen,
verwendet gerne Kraftausdrücke, um seinem Ärger Luft zu machen. Er
weiß sich also schon zu wehren. Alles in allem ist er aber doch eher
der durchschnittliche Kerl, der sonst nicht wirklich auffallen würde.
Kazuki
dagegen ist das komplette Gegenteil. Wie man an der Zusammenfassung
schon lesen konnte, wird er von allen gemocht und von den Mädchen
geliebt. Er sieht gut aus, ist groß gewachsen, schlank und ist super
gut in der Schule. Er ist finde ich der typische Prinz und ein
Idealbild von Mann, wie man ihn aus den Shojo Manga kennt. Anders
aber eben als in diesen Shojo Manga, ist er dennoch nicht makellos,
wie wir im Verlauf der Handlung erfahren. Er hat ein ziemliches
Pokerface und man weiß auch nie so genau, was er denkt. Das fand ich
an ihm schon recht interessant, weil man eben nie so wirklich wusste,
was sein wahres Ich ist. So führt er nicht nur Wataru an der Nase
herum, sondern auch die Leser. Andererseits fand ich sein Verhalten
eben auch total unverständlich, was logisch ist, wenn man keinen
wirklichen Einblick in seine Innenwelt erhält. Das hat ja auch den
Reiz der Story gemacht. Ich fand es gut mal so eine widersprüchliche
Figur zu haben, bei der man eben interpretieren musste, ob die Person
nun gut oder nicht so toll ist. Andererseits ist es irgendwie doch
ein Klischee, was ich aus vielen anderen Shojo Manga kenne, in denen
die männlichen Protagonisten eben absichtlich böse zu den Heldinnen
sind und man nicht genau weiß, welchen Grund sie dazu haben.
Einfach, weil diese leiden sollen? Soll auch eine gewisse Hass-Liebe
bei den Lesern entstehen? Ich weiß es nicht so genau. Ich nehme mal
an, dass man ebenfalls innerlich zerissen sein sollte. Diese
Spannung, die da entsteht, soll Neugier wecken und emotional ans
Geschehen binden.
Interessant
fand ich auch die Beziehung zwischen den beiden. Es war immer so ein
Hin und Her. Zwar wird deutlich, dass Kazuki die Hosen an hat, aber
Wataru lässt auch nicht alles mit sich machen. Er ist also nicht der
typische Uke, sondern einer, der auch rebelliert und versucht sich
durchzusetzen. Dabei kommen dann recht lustige Szenen zustande, in
denen die beiden sich necken und richtig anmachen und teilweise sogar
körperlich. Dann wiederum wechselt die angespannte Atmosphäre zu
einer angenehmen, in der es zeitweise nach Frieden zwischen beiden
aussieht. Aber das ist leider immer nur vorübergehend. Gerade dieser
Wechsel zwischen Spannung und Harmonie macht ihre Beziehung so
interessant. Jederzeit könnte alles wieder zu einem Streit
eskalieren.
Man
hat auf jeden Fall immer echt viele Missverständnisse, der Manga
lebt von Unklarheiten und Geheimnissen, die immer wieder für
Spannung sorgen. Da wäre noch mal eben diese Doppeldeutigkeit von
Kazuki zu nennen, die wahrscheinlich das größte Problem darstellt.
Dann kommen aber noch äußere Einflüsse hinzu, wie Gerüchte, dass
Kazuki angeblich etwas von der Zwillingsschwester Watarus will. Dann
wiederum kriegt Wataru von seiner Schwester gesagt, dass dieses
komische Verhalten auch auf Liebe hindeuten kann. Das verwirrt
unseren Protagonisten natürlich umso mehr. Wie kann jemand, der
einen liebt, einen so mies behandeln? Was sich liebt, das neckt sich?
Es wird immer undurchschaubarer. Als ob das nicht genug wäre, sieht
Wataru dann auch noch Kazuki mit einer Frau und beide scheinen
ungewohnt vertraut zu sein. Wataru ist dann auch emotional total
verwirrt, weil er aus seinen eigenen Gefühlen nicht schlau wird.
Warum fühlt er sich so traurig, wenn Kazuki ihn so mies behandelt?
Warum ist er nur zu ihm so, aber immer so nett zu anderen? Er macht
eine Wandlung durch, anfangs ist er noch so empört über Kazuki,
einfach nur sauer, weil der so arrogant ist und überhaupt nicht dem
Bild entspricht, was alle von ihm haben. Allmählich ändern sich
aber seine Emotionen und damit auch seine Reaktionen über Kazukis
Verhalten. Großer Liebeskummer stellt sich, woraufhin sich die Lage
zuspitzt.
Am
Ende folgt dann die große Auflösung und alle Missverständnisse
sind geklärt. So dürfte jeder Leser endlich befriedigt sein. Uns
wird die Lösung einfach so auf dem silbernen Tablett serviert, die
Rätselei hat also endlich ihr Ende gefunden. Wie das ganze ausgeht,
möchte ich natürlich an dieser Stelle nicht vorweg nehmen.
Jedenfalls fand ich die Erklärung doch relativ plausibel, wenn auch
etwas übertrieben, aber der Manga ist ja nicht realistisch. Was ich
aber nach wie vor nicht verstehen kann ist, dass Figuren, egal wie
schlimm sie behandelt werden, trotzdem weiterhin in ihre Peiniger
verliebt bleiben, sich diese sogar verstärkt. Da frage ich mich, wie
glaubwürdig ist das denn bitte? Wenn mich jemand mies behandelt,
dann werde ich ganz bestimmt nicht Sympathie entwickeln, es sei denn
ich bin masochistisch veranlagt. Das hängt wahrscheinlich auch mit
dieser Vorliebe für Tsundere zusammen. Man findet es vielleicht
tatsächlich reizvoll, wenn eine Person erst böse zu einem ist und
sich dann aber als lieb heraus stellt, als andersherum. Vielleicht
ist es dieser Gegensatz zwischen fies und lieb, der so reizvoll für
Japaner ist? Für mich aber auf keinen Fall. Jedenfalls muss ich aber
sagen, dass ich beim ersten Lesen, soweit ich mich daran erinnern
kann, die Story auf keinen Fall vorhersehen konnte. So blieb es also
immer relativ spannend. Doch im Rückblick gibt es da doch wirklich
viele Hinweise und auch Klischees, die einen doch auf die richtige
Spur bringen.
Zur
Optik
Mir
hat der Manga optisch recht gut gefallen. Die Figuren entsprechen den
typischen „Bishonen“ also schöne, schlanke, groß gewachsene
Figuren. Sie sind recht dünn, haben eher weiche und feminine
Gesichtszüge und bestechen auch durch schöne Augen. Ähnlich wie
bei anderen Shojo Manga liegt der Fokus mehr auf den Figuren, die
Hintergründe sind eher zweitrangig. Wir haben hier die breite
Palette an unterschiedlichen Ornamenten und Dekorationen, die
spiegelbildlich für die Gefühle, Gedanken und Wahrnehmungen der
Figuren stehen. Fand ich nicht unbedingt schlecht, weil eben das
Emotionale doch auch wichtiger Träger der Atmosphäre war.
Fazit
Abschließend
kann ich sagen, dass mir der Einzelband recht gut gefallen hat, vor
allem, weil wir hier auch eine widersprüchliche Hauptfigur haben und
durch viele Elemente auch Spannung erzeugt wird. Ich fand die Figuren
interessant gestaltet und auch die Beziehung zwischen den beiden ganz
nett umgesetzt. Die Handlung ist sicherlich nicht außergewöhnlich,
aber doch durchdacht und macht auf jeden Fall neugierig. Vor allem
für BL Einsteiger ist der Manga auf jeden Fall empfehlenswert. An
sich ist es auch eine süße Geschichte für den kurzweiligen Spaß.
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