Was
ist überhaupt Cross-Dressing?
Laut
Wikipedia ist damit das Tragen spezifischer Kleidung des anderen
Geschlechts gemeint, die Motivation dahinter kann sehr
unterschiedlich ausfallen. Früher wurde das Wort noch immer mit
Transvestitismus und Homosexuellen verbunden, doch wie wir heutzutage
auch bei vielen Cosplayern sehen (weibliche, die männliche Figuren
darstellen) hat Cross-Dressing nicht mehr so viel damit gemein. Ein
Cross-Dressing, das aber Ausdruck der Geschlechtsidentität einer
Person ist, wird aber nun doch zu Transgender gezählt, während
andere Cross-Dressings aus anderen Gründen nicht dazu gerechnet
werden. Es hängt also entscheidend vom Beweggrund ab, inwiefern man
mit dem Cross-Dressing auch sexuelle Identität äußern will.
In
diesem Zusammenhang finde ich es sinnvoll, wenn man das Motiv
Cross-Dressing in die zwei genannten Kategorien einteilt:
1.
Cross-Dressing als Geschlechtsidentitätsausdruck
2.
Cross-Dressing aus anderen Gründen
Beide Kategorien findet
man nämlich sehr häufig in Manga und Anime. Wie wir noch
feststellen werden, ist es aber eher die zweite Kategorie die
dominiert und auch eher einen Unterhaltungsfaktor darstellt, während
die erste Kategorie deutlich ernste Züge mit sich bringt.
Zunächst
einmal etwas theoretischen Background für die erste Kategorie.
Cross-Dressing ist hier also vor allem für Transmänner wie auch
Transfrauen eine Möglichkeit ihre eigentliche Geschlechtsidentität
durch Tragen geschlechtsgegenteiliger Kleidung zum Ausdruck zu
bringen. Transgender sind solche Menschen, die eigentlich mit dem
falschen Geschlecht zur Welt gekommen sind. Das bedeutet, dass Frauen
sich nicht wohl in ihrem weiblichen Körper fühlen, sondern sich
innerlich als Männer auffassen und andersherum. Dadurch, dass sie
sich so kleiden, wie sie sich auch geschlechtlich empfinden, kommt es
zu weniger Problemen und Dissonanzen mit der eigenen Identität, weil
somit eine Art Kompensation erfolgt.
Zur
zweiten Kategorie lässt sich sagen, dass Cross-Dressing weniger
etwas mit der Geschlechtsidentität zu tun hat, sondern mehr mit dem
künstlerischen Mittel der Verkleidung und auch Illusion. Hier möchte
ich auch den zweiten zentralen Begriff in dem Text aufgreifen, der
sogenannte „Gender Bender“. Das ist ein Konzept, bei dem
die Geschlechterrollen umgekehrt oder manipuliert werden. Es dient
dazu die Grenzen der Geschlechterrollen zu hinterfragen und mit ihnen
zu experimentieren.
Gender
Bender umfasst als Oberbegriff auch Cross-Dressing, aber es kommen
noch weitere Aspekte hinzu. Das Hinterfragen der
Geschlechterstereotype wird auf verschiedenen Wegen vollzogen. So
kann man sich auch einfach androgyn kleiden, sodass man die
Geschlechtsidentität nicht wirklich erkennen kann. Oder man verhält
sich nicht seinem Geschlecht entsprechend. Es wird mit den typischen
weiblichen wie männlichen Vorstellungen gespielt, sie werden
parodiert, verdreht etc. Dieser Protest gegenüber den
Geschlechterstereotypen zeigt sich nicht nur im Verkleiden, sondern
auch im Herausfordern der normativen Geschlechterrollen- und
Verhaltensweisen.
Meine
These ist, dass Manga wie auch Anime uns die Geschlechterstereotype
wie auch die Konflikte, die daraus entstehen sehr gut
veranschaulichen können, da Manga/Anime als Teil japanischer
Popkultur auch gesellschaftliche Verhältnisse wiedergeben können.
Crossdressing
und Gender Bender im Kabuki
Das
Motiv des Gender Bending geht auf eine tiefe Verwurzelung von
Crossdressing in der japanischen Kultur mit Ursprung im Kabuki, dem
Theater der Edo-Zeit, zurück und zeigt sich besonders im Shojo
Manga.
Dabei
muss man auch die Geschichte über die Entwicklung dieses Theater
berücksichtigen. Es gab früher das Problem, dass bei Frauen-Kabuki
Prostitution herrschte, wodurch es zum Verbot kam. Danach wurden
junge Männer eingesetzt, wodurch ein ähnliches Problem resultierte.
Danach entwickelte sich das Theater aber zu einer anspruchsvollen
Nur-Männer-Domäne. Dabei wurden also Frauen auch von Männer den
sogenannten „Onnagata“ gespielt. Sie betonten ihre Rollen mit
betont feinen Bewegungen und typischen „falsetto“-Stimmen. Hinzu
kam natürlich, dass die Männer auch Frauenkleidung trugen und sich
besonders viel Mühe mit ihrer weiblichen Darstellung gaben.
Außerdem kann man sich in Japan nicht als vollwertigen
Kabuki-Schauspieler bezeichnen, wenn man nicht die entsprechenden
Techniken dieser Frauenrolle beherrschen kann.
Man
sieht also, dass sich popkulturelle Medien wie Manga und Anime also
auch sehr alten Motiven der Künste und des Theaters bedienen und
modernisieren. Außerdem zeigt sich dadurch auch, dass Crossdressing
in Japan nicht so verpönt gewesen ist, wie vielleicht im
europäischen Raum, sondern dies sogar künstlerischen Anspruch
hatte. Das erklärt vielleicht auch, weswegen es auch in den heutigen
Medien so gerne verwendet wird.
Exkurs
Geschlechterrollen und -stereotype in Japan
Zunächst einmal ein kurzer Exkurs
zu den Geschlechterstereotypen in Japan, die ja hier in Manga und
Anime zur Debatte stehen.
Diese
Geschlechterrollen sind vielleicht nicht unbedingt nur
japanspezifisch, sind auch in anderen Teilen der Welt zu finden, doch
besonders bei Japan als ein Land der Moderne wie auch Tradition si
sind
sie eher überraschend. Die Familienstruktur ist in Japan eher
patriarchalisch, was bedeutet, dass die Männer den Haushält führen,
sie sind die Oberhäupter und bringen das Geld ein, sind wichtigste
Entscheidungsträger. Frauen sind traditionell keine
Einkommensbezieher und wenn doch, verdienen sie trotz Fortschritte
nach wie vor viel weniger als Männer. Dagegen sind Frauen die
primären Bezugspersonen für die Kinder. Sie befassen sich mit der
Verwaltung der Kinder, deren Bildung, Gesundheit und moralischer
Erziehung. Sie sind außerdem für das Kochen und Putzen zuständig
und müssen immer alles perfekt vorbereitet haben, wenn der Mann
gestresst abends nach Hause kommt. Darüber hinaus wurden Frauen
früher auch daran gehindert einer Arbeit nachzugehen. Für viele
Frauen bedeutet die Eheschließung und Familiengründung das Ende
ihrer Karriere, auch wenn viele versuchen teilzeitbeschäftigt zu
arbeiten.
Zu
den Stereotypen lässt sich auch sagen, dass von Frauen nach wie vor
erwartet wird, dass sie sich den Männer gewissermaßen unterordnen,
dass sie bei wichtigen Angelegenheiten ruhig sind, weil sie davon
keine Ahnung haben. Eine gute Frau ist eine, die eher passiv ist,
vollends in ihrer Mutter- und Ehefrauenrolle aufgeht, was bedeutet,
dass sie alles für ihre Familie aufopfert. Selbstbestimmung ist hier
also nicht gern gesehen. Sie ist finanziell abhängig vom Mann, kann
ohne diesen dadurch auch nicht überleben, während der Mann sich auf
seine Frauen verlassen kann. Sie umsorgt ihn und kümmert sich um
sein Wohlergehen. Man erkennt also eine eindeutige Asymmetrie
zwischen den beiden Geschlechtern, die in Shojo Manga durch
Cross-Dressing und Gender Bender vorübergehend außer Kraft gesetzt
wird. Und dennoch bleibt die Bestätigung dieser Geschlechterrollen,
wie ich auch in anderen Beiträgen zuvor belegt habe. Die meisten
Mädchen werden in Shojo Manga so dargestellt, dass sie sich eben
vollends für ihre Liebe aufopfern und auch häuslichen Tätigkeiten
nachgehen. Ohne ihre Partner ist ihr Leben vollkommen sinnlos.
Gender
Bending und Cross-Dressing als Spiegel weiblicher Sehnsüchte in
Shojo Manga
Das
Motiv des Genderbending wird im Manga meist jedoch eher als
humoristisches Stilmittel für die Geschichten verwendet, wodurch
eine eher sozialkritische Lesart deutlich erschwert wird. Das liegt
daran, dass der Manga auch ein Spiegel der gesellschaftlichen
Verhältnisse Japans ist. Cross-Dressing wird im kulturellen Bereich
noch erlaubt, doch nach wie vor dominieren in Japan strenge
Geschlechterstereotype. Nach den Autoren Cooper und Darlington
dienen Shojo Manga jungen Mädchen dafür mit Geschlechtergrenzen zu
spielen. Doch gleichzeitig weist der Manga darauf hin, was
gesellschaftlich als Norm gilt und dass Gender-Bending-Figuren eben
davon stark abweichen.
Shojo
Manga können nach dem Autor Toku Spiegel der Sehnsüchte und
Erwartungen von japanischen Mädchen wie Frauen sind. In ihnen
reflektieren sich weibliche Ästhetik wie auch weibliche Sehnsüchte.
Da Shojo Manga als Zielgruppe besonders junge Mädchen haben, die
sich erst einmal Vorstellungen von Geschlechterrollen machen müssen,
ist es naheliegend, dass gewisse Geschlechterstereotype besonders in
Shojo Manga vorzufinden sind.
Gleichberechtigung
von Mann und Frau in Shonen Ai Manga
Interessant
finde ich auch die Feststellung in der Forschungsliteratur, dass
gleichgeschlechtliche Liebe zwischen Jungen wie Männern in Shonen
Ai, als Untergenre des Shojo Manga, einen bestimmten Teil des
mädchenhaften Empfindens verkörpern. So ist es ja nach wie vor,
dass sich Japaner an diesen strengen Geschlechterrollen orientieren
müssen, nach denen sich die Frauen dem Mann unterzuordnen hat und es
eine klare Trennung wie Hierarchisierung zwischen beiden
Geschlechtern gibt. Eine gewagte These einiger Forscher ist nun, dass
die gleichgeschlechtliche Liebe in Shonen Ai-Manga eine Verschmelzung
der beiden Geschlechter herbei führen soll, was zunächst paradox
klingt, sind es doch immer zwei männliche Figuren. Wie aber schon
erwähnt, zielen diese Manga nicht auf männliche, sondern weibliche
Leserschaft, demnach projizieren also die weiblichen Rezipienten ihre
Erwartungen und Wünsche eben auf diese Figuren. Sie identifizieren
sich mit diesen und darin drückt sich der Wunsch nach
Gleichberechtigung aus. Während im Westen Weiblichkeit und
Männlichkeit eher als Einheit verstanden werden, ist es in Japan
gänzlich anders. Eine fiktive Lösung findet sich aber in den Shonen
Ai Manga, in denen sich Mädchen in den männlichen Figuren wieder
erkennen und auf gleicher Stufe mit Jungen und Männern stehen
können.
Eng
mit dem Phänomen des Crossdressing und Genderbending verbunden ist
auch die sogenannte Androgynie. Dieser Begriff bezieht sich auf
Menschen, die sowohl männliche wie auch weibliche Merkmale in sich
vereinen. Umgangssprachlich werden damit Menschen umfasst, die
geschlechtlich nicht eindeutig zuzuordnen wären, da sie schwach
ausgeprägte sekundäre Geschlechtsmerkmale haben und auch ihr
Kleidungsstil und Verhalten undurchsichtig ist. Ich finde, dass man
Androgynie besonders in Shojo Manga sehen kann. Denn hier dominieren
vor allem die sogenannten „Bishonen“, also schöne Jungs, die
sehr feminin wirken und es schönheitsmäßig auch mit Mädchen und
Frauen aufnehmen können. Sie zeichnen sich durch einen schlanken
Körperbau und schöne Gesichtszüge aus, entsprechen damit auch dem
Idealbild japanischer junger Männer. Anders dagegen sieht das
männliche Ideal in Shonen und Seinen aus: da dominieren doch eher
Jungs und Männer mit deutlich abzeichnenden Muskeln, die auch vom
Verhalten her eindeutig männlich markiert sind. Interessant finde
ich, dass Androgynie nicht mal unbedingt nur auf Männer und Jungs
bezogen sein muss. In Shojo Manga findet man auch genug Beispiele für
Mädchen, die androgyn sind und dadurch eine große weibliche
Anhängerschaft haben. Diese Mädchen sind dann meist doch eher als
Tomboys zu bezeichnen, gehen also schon mehr in Richtung
Männlichkeit, während die androgynen Jungen mehr als verweichlicht
oder feminin beschrieben werden. Es ist interessant, dass also
bereits mit Androgynität als Vorstufe zum Crossdressing und
Genderbending bereits mit der Geschlechteridentität spielt.
Beispiele
aus Manga und Anime bezüglich Cross-Dressing und Genderbending
Nun
möchte ich auch auf einige abschließende Beispiele eingehen und
darauf hinweisen wie Cross-Dressing und Gender Bending thematisiert
werden.
Ein
sehr bekanntes Beispiel dürfte der Manga „Die Rosen von
Versailles“ sein, bei dem die Protagonistin Oscar von klein wie ein
Junge behandelt wurde und sich dementsprechend auch so verhält. In
diesem Manga vereinen sich Cross-Dressing und Genderbending, da Oscar
sich auch wie ein Mann verkleidet und verhält. Sie ist sehr
maskulin, mutig und stark und kann es sehr leicht mit ihren
männlichen Kameraden aufnehmen. Hier wird Gender Bending genutzt,
weil Oscar männlicher Nachfolger der Familie werden soll, es besteht
also ein gewisser Zwang und im späteren Verlauf entsteht auch ein
großer Konflikt zwischen ihren zwei Geschlechtsidentitäten.
Einerseits verliebt sie sich ja ausgerechnet in einen Mann, was ja
nicht gern gesehen wird. Da schlägt sich ihre weibliche Seite durch,
die in Konflikt mit ihrer männlichen Seite kommt, die ja versucht
dem väterlichen Wunsch ein männlicher Nachfolger zu werden
nachzukommen. Hier zeigt sich meiner Ansicht nach auch der
fundamentale Konflikt zwischen den eigenen Wünschen und den
Ansprüchen der Familie, die stellvertretend für die Gesellschaft
steht. Also hier wäre die Individualismus versus Kollektiv-Debatte,
die auch so wichtig in Japan erscheint, berührt.
In
„Yubisaki Milk Tea“ haben wir wieder einen ganz anderen Fall. Der
Protagonist Yoshinori springt für seine Schwester als Model ein und
verkleidet sich fortan als Mädchen. Was anfangs nur eine Spielerei
ist, wird sehr schnell Ernst, denn er möchte auf keinen Fall mehr
ein Junge sein, will die Pubertät auch dringend verhindern, was
natürlich nicht schaffbar ist. Hinzu kommen aber auch seine
sexuellen Regungen und dem Dilemma, dass er einerseits in zwei
Mädchen verliebt ist, aber auch in sein eigenes weibliches Ich, was
er stark idealisiert. Ich finde den Manga höchst interessant, da er
aus der Maße der Cross-Dressing und Gender Bender Manga
hervorsticht. Er behandelt beide Themen sehr viel tiefgründiger und
regt auch sehr zum Nachdenken an. Auch hier ist Cross-Dressing nicht
einfach nur oberflächliches Stilmittel zur Unterhaltung, sondern
hinterfragt die eigene Geschlechtsidentität, was zu vielen
Konflikten führt.
Dann
hätten wir auch noch den Manga „Bokura no Hentai“, in dem
verschiedenen Jungs auftreten, die allesamt aus verschiedenen Gründen
Frauenkleider tragen. Einer der Protagonisten ist tatsächlich ein
Transgender, der einfach gerne ein Mädchen sein möchte. Ein anderer
Junge gibt sich als seine verstorbene Schwester aus und versucht
damit die Lücke in der Familie zu füllen. Und der dritte Held tut
dies aus einem sexuellen Trauma heraus. Wie man merkt ist auch dieser
Manga sehr ernst und psychologisiert sehr stark. Auch hier tritt
Cross-Dressing mit ernsteren Themen wie Vergewaltigung, familiären
Problemen, und der Suche nach der eigenen Identität auf. Ich fand
diesen Manga auch sehr anregend, wenn auch teilweise sehr düster und
gerade deswegen auch glaubwürdig gemacht.
Auch
bei dem Manga „Hourou Musuko“ ist mir das sehr stark aufgefallen,
den ich ebenfalls gern gelesen habe. Hier geht es primär auch um den
Entwicklungsprozess in der Pubertät und eben auch dem sexuellen
Ausprobieren der eigenen Vorlieben. Im Fokus stehen zwei
Protagonisten, die jeweils Kleidung des anderen Geschlechts tragen.
Beide wollen auch lieber das Geschlecht wechseln, wobei es da immer
wieder zu Irrungen und Wirrungen kommt. Der Manga ist nicht ganz so
düster wie die zwei vorherigen, hat mehr etwas von einem
Slice-of-Life-Manga mit einem ruhigen und entspannten Erzähltempo,
aber doch liebevoll gestalteten Figuren und Episoden.
Dann
hätten wir noch den Manga wie auch Anime „Kuragehime“, in dem
Kuranosuke als der eine Protagonist in Frauenkleidern herum läuft
und dabei ein sehr spezielles Ziel verfolgt. Er tut dies als eine Art
Protest gegenüber seinem Vater, der will, dass er sein Erbe als
Politiker antritt. Hier ist das Cross-Dressing teilweise auch eine
Art Unterhaltungsmittel, wenn aber auch mit einer bestimmten
Funktion, die narrativ wichtig ist. Wie bereits in der Einleitung
beschrieben kann Cross-Dressing eine Form des Protestes sein. In
dieser Geschichte dient es als Rebellion gegenüber väterlichen
Ansprüchen, während wir in „Rosen von Versailles“ den genau
umgekehrten Fall haben. Kuranosuke hat ganz andere Vorstellungen von
einem guten Leben, will nicht Nachfolger werden, sondern lieber
Mode-Designer, was im übrigen doch eine etwas homosexuelle Note mit
sich bringt. Die bisherigen männlichen Mode-Designer erschienen mir
nicht ganz so hetereosexuell, doch bei diesem Protagonisten ist das
nicht der Fall. Cross-Dressing und Gender Bending beziehen sich nicht
unbedingt auf die Geschlechtsidentität, sondern auf den Wunsch nach
einem freien Leben nach individuellen Vorstellungen.
Ein
ähnlicher Fall liegt im Manga „W Juliet“ vor, indem Makoto sich
als Mädchen verkleidet und an eine Schauspielschule kommt. Er muss
dies tun, damit er seine Familie von seinen Traum Schauspieler zu
werden, überzeugen kann. Interessant ist bei beiden Manga, dass die
männlichen Protagonisten androgyn und damit auch „Bishonen“
sind. Das erleichtert natürlich das Cross-Dressing und bestätigt
auch die Ästhetik von Shojo. Während jedoch bei Kuragehime die
Geschlechtsidentität offen gelegt werden kann, wird sie bei diesem
Manga geheim gehalten. Hier hätten wir also auch den Aspekt
Cross-Dressing als Verkleidung und Mittel zur Spannung.
Es
gibt aber auch immer mal lustige Beispiele, in denen Jungs (vor allem
maskulin) in Frauenkleider geworfen werden und der Witz dadurch
entsteht, dass es einfach nicht passt. Hier dient Cross-Dressing
eindeutig als Widerspruch zwischen Anspruch und Sein als Parodie.
Als
letztes möchte ich noch ein sehr bekanntes Beispiel nennen nämlich
„Ouran High School Host Club“, was eigentlich das Parade-Beispiel
für die zweite Kategorie von Cross-Dressing und Gender Bender
darstellt. In diesem Manga muss nämlich Haruhi, ein armes Mädchen
an eine Schule für reiche Kinder, eine hohe Schuldensumme
abbezahlen. Sie wird gezwungen als Host zu arbeiten und sieht sich
mit einer Menge unterschiedlicher, schräger Jungs konfrontiert.
Darüber hinaus darf auch niemand etwas von ihrer wahren Identität
erfahren. Es gibt noch viele weitere Manga, die in diese Sparte
fallen, allen ist gemeinsam, dass das Mädchen sich aus äußeren
Zwängen verkleiden muss und das eben nicht gerne tut. Während sie
äußerlich wie Jungen sind, bleiben sie aber innerlich vollkommen
Mädchen. Cross-Dressing dient hier also wirklich eher um Spannung
und Humor zu erzeugen, weil es immer wieder zu prekären Situationen
kommt, in der die wahre Identität gelüftet werden könnte.
Was
ich in diesem Beitrag vielleicht etwas außen vor gelassen habe sind
die Manga, in denen Gender Bending behandelt werden. Wir kennen das
Motiv des Geschlechtertausches, was vor allem aber dazu dient, um
lustige Effekte zu erzeugen. Die Figuren finden sich im Körper des
anderen Geschlechts wider, was zu vielen lustigen Szenen, aber auch
inneren Problemen führt. Wie soll man sich nun verhalten? Wie soll
man mit dem Körper umgehen? ES ist generell grenzwertig, wenn man
sich überhaupt im Körper einer anderen Person befindet. Vor allem
für Jugendliche spannend, da man den Körper des anderen Geschlechts
noch nicht gut kennt und eben erforschen muss. Insofern eignet sich
dieses Motiv besonders eben für Shojo Manga und dient auch als eine
Art Annäherung der beiden Geschlechter. Beispiele hierfür wären
der Anime „Kokoro Connect“ und die Manga „Yamada-kun and the
Seven Witches“ und „Dein und mein Geheimnis“.
Abschließend
lässt sich sagen, dass wir Cross-Dressing und Gender Bender in sehr
verschiedenen Kontexten in Manga und Anime finden. Ich habe heraus
gefunden, dass beide vor allem zur Unterhaltung dienen und um die
Spannung in der Handlung hochzupushen. Darüber hinaus führen beide
Motive zu zahlreichen Missverständnissen und auch Problemen, mit
denen sich die Figuren befassen müssen. Dabei nimmt Cross-Dressing
nicht nur unterhaltsame, sondern auch sehr tiefgründige und
psychologische Züge vor allem im Bezug auf Geschlechtsidentität und
Transgender. Es hat sich heraus gestellt, dass beide Motive sehr
gerne vor allem in Shojo Manga verwendet, die ja an junge Mädchen
gerichtet sind. Einerseits wird zwar mit den Geschlechterstereotypen
gespielt, die Leserinnen können sozusagen damit experimentieren,
andererseits bestätigen sich jedoch diese Stereotypen, da am Ende
alles wieder normal wird. Es zeigt sich deutlich, dass die beiden
Motive vom Normalen abweichen.
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