Im
Fokus der Handlung steht die junge Yun, die alles andere als ein
einfaches Leben führt. Mit ihren zarten 16 Jahren wohnt sie schon
seit einiger Zeit nicht mehr bei ihren Eltern. Zwar hat sie zwei
treue beste Freunde, die immer für sie da sind, aber selbst diesen
kann sie nichts von ihrem großen Problem erzählen: Immer wenn sie
mit einem Jungen Sex hat, leidet sie unter unerträglichen Schmerzen.
Jede ihrer unzähligen Beziehungen hielt bisher nicht lange und Yun
gibt sich selbst die Schuld dafür. Wieso kann sie nicht einfach
normalen, schönen Sex haben wie jedes andere Mädchen auch? Wieso
kann sie nicht endlich jemanden kennen lernen, den sie liebt und der
sie so akzeptiert wie sie ist? Warum muss sie immer solche Schmerzen
dabei haben? Kein Wunder, dass sie da die Nase voll von der
eigentlich schönsten Nebensache der Welt hat.
Der
Manga steigt ohne Vorschweife auch direkt in diese Problematik ein.
Ihr
werdet es sicherlich schon bemerkt haben, dass der Manga keiner der
gewöhnlichen, unschuldigen Shoujos ist, da hier eine Menge „Smut“
also Erotik mit hinein fließt. Darum sollen schon mal die gewarnt
werden, die lieber nach unschuldigen, langsam entwickelten
Beziehungen suchen. Es soll aber auch nicht gesagt werden, dass der
Manga ausschließlich aus Sex besteht, wie man es vielleicht aus
Werken der Mangaka Kasane Katsumoto (Deep Kiss, Deep Sex etc.) kennt,
in denen die Handlung komplett auf den Liebesakt reduziert wird.
Durchaus kann man hier eine Geschichte mit interessanten,
abwechslungsreichen Ansätzen erwarten.
Zurück
zur Eingangsszene des Manga. Diese zeigt uns Yun direkt beim Sex mit
ihrem Freund und wie sie sich sehr damit quält. Sie versucht, so
abhängig sie scheinbar von Männern ist, es ihnen Recht zu machen.
Sie täuscht Orgasmen vor und zwingt sich immer wieder eigene
Bedürfnisse hinten anzustellen, damit sie nicht allein ist. Viele
mögen an dieser Stelle seufzen und sich fragen, warum sie sich das
antut. Wenn man Schmerzen beim Geschlechtsverkehr hat, dann kann man
den anderen doch nicht ernsthaft lieben? Da muss doch etwas an der
Beziehung nicht stimmen. Tatsächlich wird deutlich, dass Yun zwar
bisher mit vielen Jungs zusammen war, aber keinen so wirklich geliebt
hatte.
Anfangs
wird erwähnt, dass sie einfach zu jedem „Ja“ gesagt hat, der
Interesse an ihr gezeigt hat und sie sich sofort verknallt hat. Aber
ich denke mal, dass dieses Verliebtsein eher daher rührt, dass sie
sich nach Liebe und Geborgenheit sehnt und die Jungs ihr das eben
geben konnten, auch wenn sie gar nicht so an diesen gehangen hatte.
So ist es auch mit ihrem aktuellen Freund, der zu ihrem Leidwesen
gemerkt hat, dass sie sich quält. Anstatt nun aber auf sie
einfühlsam einzugehen, wirft er ihr vor, dass sie ihn nicht liebt.
So als wäre es ihre Schuld, dass er so einen schlechten Sex haben
muss. Ich muss echt ziemlich den Kopf schütteln, weil ich mir denke,
dass es mal wieder typisch ist, dass man sich gegenseitig
missversteht. Der Konflikt zwischen den beiden bringt die Handlung
erst ins Rollen. Jahre lang wohnte Yun womöglich immer bei ihren
Freunden und jetzt, wo ihr Freund sie vor die Tür setzt, weiß sie
nicht mehr wohin sie soll. Zu ihren Freunden kommt auf jeden Fall
nicht in Frage.
Ich
möchte an dieser Stelle kurz einwerfen, dass ich es gut finde, dass
das der Manga auch mal die Schattenseiten von Beziehungen zeigt. Wie
oft sehen wir eigentlich solche idealisierten Beziehungen, in denen
alles perfekt erscheint. Wenn ein Mädchen mit einem Jungen zusammen
kommt, ist es DIE wahre Liebe und die hält märchenhaft bis ans
Lebensende, oder zumindest bis ans Ende des Manga. In „Girls Love
Bible“ jedoch sehen wir, dass Menschen eben nicht immer die große
Liebe finden, dass Beziehungen nicht gut laufen, dass Sex nicht immer
schön und dass man eben erst viele Anläufe braucht, bis man den
Richtigen gefunden hat. Das fand ich schon mal etwas realistischer
vom Ausgangspunkt und interessant gestaltet.
Nun
lässt der Manga seine Protagonistin natürlich nicht hängen,
weswegen Yun dann schließlich auf ihren Traummann Hiromichi stößt.
Wobei das Wort Traummann eigentlich von der Definition her nicht auf
ihn zugeschnitten wäre. Hiromichi ist eher das, was man allgemein
als „Bad Boy“ bezeichnet. Er ist zwar jung, sehr attraktiv, gut
gebaut, aber er hat auch viel Mist am Stecken. Er kommandiert eine
gewalttätige berüchtigte Gang, verkloppt regelmäßig Leute, wird
zu einem richtigen Berserker wenn es darauf ankommt und lässt auch
an Frauen nichts anbrennen. Gerüchten zufolge, solle er sogar
mehrere uneheliche Kinder haben. Sowohl Frauen wie Männer sollten
also lieber die Finger von diesem Kerl lassen. Schön ist es, dass
man passend zum erotischen Unterton der Geschichte einen gefährlichen
Mann hat, der eben nicht in die Kategorie Märchenprinz hinein fällt.
Negativ kann man dagegen halten, dass man einfach nur von einem
Extrem ins nächste verfällt. Vom besonders tollen zum besonders
Bösen.
Jedenfalls
lernt Yun ihn schließlich kennen. Durch einen kleinen Zwischenfall
in der Bahn, fällt Yun ausgerechnet auf den ehrfürchtigen
Hiromichi, steht unter Schock und bangt schon um ihr Leben. Aber er
wirkt alles andere als gefährlich oder böse, bemerkt sogar, welches
Parfüm Yun trägt und lobt sie für ihren Geschmack. Ab diesem Punkt
merkt Yun, dass Hiromichi doch nicht ganz den Gerüchten entspricht.
Jedenfalls ist er derjenige, der Yun auffängt, als sie am Tiefpunkt
angekommen ist. Lustigerweise kann sie sich nur ihm wirklich öffnen,
obwohl sie ihn nicht kennt. Als die Heldin ihm gesteht, dass sie Sex
scheußlich findet, bietet er ihr an, es mal mit ihm zu probieren.
Ohhh, wenn das mal kein verlockendes Angebot ist. Durchaus wäre Yun
nicht abgeneigt. Aber natürlich spannt einen der Manga sehr auf die
Folter, sodass es im Verlauf der zwei Bände immer wieder zu
Annäherungen zwischen den beiden kommt, aber der große Höhepunkt
auf sich warten lässt. Gerade in solchen Szenen, in denen man meinen
könnte, dass sie endlich tun, merkt man wie spannend es doch ist.
Ich habe beim Lesen durchaus dieses Prickeln gespürt und das ist
wohl ein Grund, weswegen ich den Manga regelrecht verschlungen habe.
Jedenfalls
zieht Yun auch kurzerhand bei ihm ein, verliebt sie nach und nach in
ihn, jedoch weiß sie, dass er längst eine andere liebt, gegen die
sie niemals ankommen würde. Das einzige, bei dem sie punkten könnte
ist ihre schöne Haut und da kommt eine zweite interessante Idee der
Geschichte ins Spiel. Hiromichi entpuppt sich nicht als endgültiger
Bad Boy, sondern hat entgegen aller Erwartungen einen großen Traum:
er will Visagist werden! Dafür hat er bereits sehr viel Erfahrung
gesammelt, sehr viel Make-Up gekauft usw. Und er meint es tatsächlich
ernst und dieser starke Wille fasziniert Yun, sodass sie ihm noch
mehr verfällt. Hiromichi ist besonders an Yun interessiert, weil sie
eben diese wunderschöne, makellose Haut hat, die sonst nur wenige
vorzeigen können. Nun ist Yun also immer wieder in einem Dilemma,
denn einerseits will sie in seiner Nähe sein, ihn besser kennen
lernen, ihm helfen, seinen Traum zu erfüllen. Doch dann wäre da
noch Kaede, scheinbar die feste Freundin, die Hiromichi nicht
weggeben möchte.
Die
Heldin will natürlich nicht die zweite Wahl sein und versucht eher
eine platonische, geschwisterliche Liebe anzustreben, was regelmäßig
scheitert, weil beide sich gegenseitig stark anziehen. Jedenfalls ist
die Geschichte jetzt nicht voller Twists oder Überraschungen, an
vielen Stellen vorhersehbar. Ich fand es im übrigen seltsam, dass
Hiromichi nicht Gewissensbisse hatte, weil er doch eigentlich
vergeben war, aber ich vermute mal, dass Kaede ihm das „Streunern“
erlaubt, hauptsache er bleibt ihr im innerlich treu. Eine Art offene
Beziehung? Hin und wieder funken wie gesagt auch der beste Freund von
Yun und Kaede dazwischen, was für Konflikte sorgt.
Am
Ende geht es dann darum, dass Hiromichi an einem Wettbewerb für
angehende Visagisten teilnimmt und Yun sein Modell präsentiert. Wird
Hiromichi seinen Traum erfüllen und Yuns Gefühle erwidern?
An
sich ist die Geschichte sicherlich nicht die tollste, aber wie schon
erwähnt bietet sie interessante Ideen, die auch mehr oder weniger
gut entfaltet werden. Auf jeden Fall ist keine der typischen und
bietet ausreichend Unterhaltung durch lustige Interaktionen zwischen
den Figuren, sowie auch kritische Themen, über die man nachdenken
kann.
Die
zwei Hauptfiguren fand ich im übrigen recht erfrischend. Yun mag
zwar auf den ersten Blick wie ein naives, schwaches Mädchen wirken,
zumal sie sich von Kerlen abhängig macht. Aber man lernt sie dann
doch immer besser kennen und entdeckt ganz andere Seiten an ihr. Sie
nimmt kein Blatt vor dem Mund sogar gegenüber Hiromichi kann sie
sehr bissig und dominant sein. Sie setzt sich für die Menschen ein,
die sie liebt und verteidigt sie auch. Sie ist recht willensstark,
dann wiederum schwankt sie aber auch immer zwischen Entscheidungen,
was sie menschlicher macht. Außerdem verfügt sie über ein gewisses
Selbstbewusstsein. Sie ist also schon anders gestaltet als die
typischen Heldinnen solcher Geschichten. Und schön ist auch, dass
sie überhaupt nicht zurückhaltend ist, sich für etwas schämt, sie
geht auch sehr offensiv ran und dadurch, dass sie eben mehr
Erfahrungen in Sachen Liebe hat, kann sie sehr gierig sein. Sie steht
jedenfalls zu ihren Bedürfnissen. Hiromichi hat mich auch
überrascht. Zwar kann er durchaus sehr böse und gewalttätig sein,
aber er hat auch eine sehr einfühlsame, erwachsene Art. Schön ist,
dass er auch einen Traum hat, den er sich erfüllen will und hart
dafür arbeitet. Er weiß einfach, was er will und lässt sich kaum
aus der Ruhe bringen. Ich mochte ihn irgendwie. Die anderen Figuren
sind dagegen sehr eindimensional, wobei ich den besten Freund Ryogo
von Yun ganz nett fand. Obwohl er punkig aussieht, scheint er
poetisch und philosophisch veranlagt und sensibel. Schade, dass man
nicht mehr von ihm gesehen hat.
Nun
aber auch mal was zu den negativen Punkten.
Nun
fand ich es aber komisch, dass die Beziehung zu den Eltern nur mal so
erwähnt wird, aber nicht weiter ausgebaut wird. Schön war, dass
überhaupt mal so ein Konflikt innerhalb der Familie eingebaut wurde,
ich fand es aber schade, dass man da nicht mehr darauf eingegangen
ist. Wozu hat man das einfließen lassen? Nur damit Yun von einem
Freund zum nächsten hopst, um bei diesem wohnen zu können? Und auch
das Thema Schmerzen im Unterleib fand ich etwas konstruiert gelöst.
Ich hatte mich immer gefragt woher diese Schmerzen kommen, aber am
Ende wird dann eine so simple Erklärung geliefert und natürlich
sind die Schmerzen dann auch mit dem richtigen Mann komplett weg. So
typisch. Das hat die Mangaka wahrscheinlich extra so gemacht und
wollte sich nicht ernsthaft damit auseinander setzen. Und was für
ein Zufall, dass die Frauenärztin von Yun dann auch noch die
Schwester von Hiromichi ist. Was ich ebenfalls etwas schade fand,
dass man nicht mehr auf die Gefühle von Hiromichi eingegangen ist.
Man hat zwar gesehen, dass er sich zu Yun hingezogen fühlte aber
dass es ihn nicht weiter gestört hat, als er Kaede hat fallen
lassen, war komisch. Ich weiß nicht wieso, sicherlich liegt es in
der Kürze des Manga begründet und vielleicht hatte die Autorin auch
noch mehr in petto gehabt. Und fragwürdig ist es auch, dass Yun sich
sofort bei Hiromichi einquartiert, obwohl sie ihn kaum kennt und
natürlich sofort in ihn verliebt. Denke mal, dass es wieder mit dem
Genre zusammen hängt.
Zeichnerisch
sticht der Manga sehr von der Masse der üblichen Shoujos hervor. Ich
kann den Zeichenstil gar nicht so wirklich in Worte fassen, aber er
ist schon ziemlich charakteristisch für die Mangaka. Zwar hat Yun
die üblichen Eigenschaften einer Shoujo-Figur, aber ich finde es
gerade herrlich wenn die Gesichter der Hauptfiguren sich total
verziehen und nicht mehr schön aussehen. Es ist einfach lustig
anzusehen. Gestik und Mimik wurden immer sehr genau heraus gearbeitet
und auch so fand ich den Zeichenstil sehr angenehm. Er ist auf jeden
Fall filigran und sauber, zwar schlicht, aber genau richtig.
Fazit:
Ich muss sagen, dass mich der Manga schon überrascht hat, weil er
doch einige abwechslungsreiche Ideen mit sich bringt und nicht ganz
so stereotype Hauptfiguren aufweist. Dann gibt es noch eine gehörige
Portion Erotik, die aber nicht zu derb ausfällt und lustige,
unterhaltsame Interaktionen zwischen den Figuren und auch einen
Spritzer Romantik. Dennoch gibt es einige Punkte, die man kritisieren
muss, die jedoch nicht so sehr ins Gewicht fallen.
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