Sonntag, 8. November 2015

Gezockt: Bayonetta (WiiU)



 Story:

Das Spiel handelt von der letzten Überlebenden der Hexenverfolgung – Bayonetta – die nach 500 Jahren aus ihrem Schlaf erwacht, ohne jegliche Erinnerungen und nun selbst auf der Jagd nach Engeln ist. Mit ihrem Auftreten löst sie ungeahnt eine Kette voller katastrophaler Ereignisse aus. Zunehmend wird sie von stärkeren Engeln heim gesucht, die von der Schöpferin „Jubileus“ reden und sich für diese opfern. Nach und nach entdeckt Bayonetta, was sich wirklich dahinter verbirgt, welche Rolle sie dabei spielt und erlangt Erinnerungen an ihr schreckliches Schicksal wider...

Ganz ehrlich, die Geschichte selbst ist wirklich nichts überaus Besonderes oder total Kreatives, aber das ist auch so von den Spieleentwicklern so gewollt. Das Spiel will überhaupt keine tiefsinnige oder überragende Geschichte erzählen, es reicht, wenn hier und da mal ein paar Konflikte und Mysterien in die Handlung gestreut werden, die den Spieler bei Stange halten. Im Endeffekt spielt man das Ganze auch gar nicht wegen der Story, die ist hier ein nettes Beiwerk, nicht besonders anspruchsvoll, aber auch nicht zu platt, dass sie einen langweilt. Also meiner Ansicht nach durchschnittlich und doch unterhaltsam.

Mein persönliches Problem, und dafür kann niemand was, war, dass ich das Spiel nicht ohne Hintergrundwissen und Spoiler zocken konnte, weil zuvor mein Freund das Spiel bereits fertig gehabt hatte und wie der Zufall es will, ich leider auch viel von der Story mit bekommen habe. Der Überraschungseffekt stellt sich also dadurch nicht bei mir ein. Aber wie gesagt, das ist ja meine eigene Sache. Bin ja selbst Schuld, wenn ich mich spoilern lasse.

Auch wenn ich jetzt sage, dass die Story nicht unbedingt richtig toll ist, hat sie mir doch gefallen. Ich mag Kämpfe zwischen Gutem und Böse, besonders wenn die Handlungsträger Engel und Dämonen sind. Nicht kreativ, aber trotzdem cool gemacht. Was ich wiederum aber einmalig fand war, dass man das Ganze ja nicht wirklich aus Sicht der „Guten“ spielte. Wir schlüpfen in die Rolle einer Hexe, die mit Dämonen zusammen arbeitet und dann auch noch Engel auf brutale Art und Weise abschlachtet. Wir gehören demnach eindeutig zur „bösen“ Seite. Doch will das Spiel auf keinen Fall es so darstellen, dass wir unbedingt die „Bösen“ sind. Hier wird also mal schön das Klischee der guten Engel und bösen Dämonen umgedreht, was mal eine nette Abwechslung ist. Ich fand es cool, dass wir schon irgendwo unsere „böse“ und sadistische Seite zeigen konnten, ohne, dass man sich schlecht dabei fühlt.


Außerdem nett fand ich, dass man hier ein Weltbild aufzeigte, bei dem es eine Balance zwischen Gutem und Bösen geben sollte. Nicht wie in anderen Werken, in denen es darum ging, dass das Gute immer das Böse besiegen sollte. Genau genommen, kann man hier auch nicht von gut oder schlecht reden, denn die Hexen haben lediglich das Dunkle inne, was negativ, aber nicht schlechthin böse sein muss. Die Lumen-Weisen und die Hexen haben beide ihren Anteil daran, dass die Ordnung der Welt erhalten bleibt. Dann jedoch haben sich ausgerechnet die Guten dazu verführen lassen, die Bösen auszuschalten und ihren Schöpfer wider auferstehen zu lassen.

Wie nun das Schicksal von Bayonetta in das Spiel eingebunden wurde, fand ich ganz gut. Ihre Hintergrundgeschichte wurde spannend und teilweise überraschend erzählt. Das Aufklären dieser zieht sich wie ein roter Faden durch die gesamte Story, bis man dann irgendwann am Ende weiß, wer der Drahtzieher hinter allem ist. Danach wird noch ein wenig darüber geredet, was eigentlich bezweckt werden soll und schon bahnt sich der Endkampf an.

Wenn man so im Rückblick auf die Story schaut, muss ich schon sagen, dass es abgesehen von der Vergangenheit von Bayonetta, nicht so viel Substanz gibt. Der Höhepunkt wirkt teilweise zu schnell abgehandelt und es fehlt der Story, wie bereits erwähnt, doch irgendwo an Tiefe. Doch, worauf das Spiel hinaus will, kommt nicht wirklich überraschend. Bereits als einer der Engel von der Schöpferin Jubileus spricht, weiß man eigentlich ungefähr, wo die Geschichte hin möchte. Natürlich kommen noch einige überraschende Wendungen, aber man bekommt das Gefühl, dass man es doch schon geahnt hatte. Schon allein, weil man die gesamte Zeit gegen Engel kämpft. Dass dann noch ein kleines Mädchen auftaucht, dass zufälligerweise sehr große Ähnlichkeit mit Bayonetta hat, ist auch nicht zu übersehen.


Dann hätten wir noch Jeanne, die anfangs wie eine Gegnerin erscheint, sich aber im Laufe der Handlung als frühere Freundin Bayonettas entpuppt und Luca, dessen Vater auf mysteriöse Weise verstorben ist, der in Bayonetta die Schuldige sieht. Beide Figuren dienen dazu, um unserer Protagonistin dazwischen zu funken und so ist die Hexe hin und her gerissen zwischen Jagd und Flucht. Wobei ersteres eher dominiert.

Lange Rede, kurzer Sinn: Die Story ist nicht unbedingt anspruchsvoll, kreativ oder besonders, was sie aber auch niemals sein will. Sie will lediglich unterhalten, was sie dank einiger überraschender Wendungen und Mysterien auch schafft.


Spielmechanik
„Bayonetta“ ist ein sogenanntes Third-Person-Actionspiel, was also bedeutet, dass wir eine Draufsicht auf das Geschehen haben und sehen können, wie unsere Figur verschiedene krasse Attacken macht. Die Ähnlichkeit zur Spielereihe „Devil May Cry“ dürfte nicht verblüffen, ist auch der Spieleentwickler der Gleiche. Ich finde es überaus lustig, dass in besagter Spielereihe die Dämonen, aber in „Bayonetta“ die Engel das Zeitliche segnen müssen. Während „DmC“ eher brachial, extrem cool, aufgrund der Attacken, des Protagonisten und der Dämonen rüber kommt, ist „Bayonetta“ als weibliches Gegenstück eher von Eleganz, Schönheit und dennoch großer Grausamkeit geprägt, wie man an diversen Szenen erkennen kann.

Wer bereits „Devil May Cry“ gespielt hat, weiß, dass das Besondere das krasse Kampfsystem mit den unendlichen vielen, varibalen Komboattacken ist. Bei „Bayonetta“ sieht es nicht anders aus. Ihr habt die Auswahl zwischen Tritten und Schlägen, könnt je nachdem, in welcher Reihenfolge ihr diese miteinander unterschiedlich kombiniert wirklich überwältigende Attacken durch führen, die das Spielererlebnis zu einem wahren Feuerwerk machen. Vor allem für mich, der eigentlich ein ziemlicher Noob in solchen Kombo-Sachen ist, ist das Spiel wie gemacht.


Man muss nicht unbedingt wirklich eine Ahnung haben, welche Kombos man verwendet. Schließlich verfügt das Spiel gnädigerweise über verschiedene Schwierigkeitsgrade und besonders bei den leichtesten kann man die Knöpfe drücken wie man will. Es sieht cool aus und die Gegner werden erledigt, auch wenn man keine Ahnung hat, was man da eigentlich tut. Ich will ehrlich zu geben, dass ich auch schon immer Probleme hatte bei Beat´em´Ups ordentliche Kombos hin zu kriegen, weil ich einfach nicht der Typ Spieler dafür bin. Finde es aber gut, dass dieses Spiel das auch berücksichtigt und sich nicht nur an erfahrene Spieler des Genres wendet.

Wer das Spiel aber nicht so noobig wie ich spielen möchte, sondern wirklich beherrschen will, kann wirklich viel lernen. Es gibt eine Unmenge an Komboketten, die man auch noch miteinander verbinden kann, um noch mehr Punkte zu erreichen. Aber das ist für mich nicht weiter relevant gewesen.

Jedenfalls habt ihr auch eine recht große Auswahl an Waffen, von der ich leider nicht so viel schreiben kann. Denn über das gesamte Spiel hinweg, habe ich nur bestimmte Waffen verwendet, die ihren Zweck erfüllt haben. Im Übrigen könnt ihr vier Waffen tragen, einmal zwei an den Händen und zwei mal an den Füßen, was besonders lustig aussieht, wenn ihr Bewegungen macht, bei denen ihr alle vier Waffen abschießt. Die Moves, die Bayonetta dann noch frei schalten kann, sind einfach nur total amüsant und sehen cool aus. In jedem Kapitel findet ihr Teile von Schallplatten, die ihr sammeln müsst, um weitere Waffen freischalten zu können. Da wären zum einen eine Schrotflinte, ein Katana und eine Peitsche.

Als ob das Kampfsystem nicht schon ausgefallen genug wäre, kann Bayonetta verschiedene Exekutionen und Folterattacken durchführen, die wirklich hart an der Schmerzgrenze sein können. Da wäre bspw. das Folterinstrument Die Eiserne Jungfrau, die wirklich viel Schaden an den Gegnern anrichtet.

Außerdem sehr wichtig ist die Verwendung der „Witch Time“, die ihr durch gezieltes Ausweichen auslöst. In dieser Zeit sind die Bewegungen der Gegner enorm verlangsamt, wodurch ihr die Möglichkeit habt, besonders viel Schaden auszuteilen. Es reicht manchmal auch nicht, einfach drauf los zu hauen. Man sieht, dass das Spiel von einem fordert, auch wachsam und konzentriert zu sein, im richtigen Moment auszuweichen um diesen Modus zu aktivieren.


Die absolut stärkste Waffe über die Bayonetta verfügt, sind ihre Haare. Ja ihr habt richtig gelesen, sie benutzt ihre monströsen Haare, um den Gegnern ordentlich eins auszuwischen. Durch Quick-Time-Events ruft sie bestimmte Dämonen in Form von gigantischen Fäusten, Stiefeln oder Tierformen herbei, die die Gegner auf lustige Weise verkloppen. Das hat zumindest bei mir ordentlich Genugtuung ausgelöst.

Ebenso coole Features stellen die Verwandlungen Bayonettas in Tiere dar. Zum einen könnt ihr in die Gestalt eines Panthers schlüpfen, mit dem ihr richtig schnell seid und weite Distanzen bewältigtet. In Form des Vogels habt ihr die Möglichkeit innerhalb einer bestimmten Zeit zu fliegen.

Nach Abschluss eines jeden Kapitels wartet ein lustiges Minispiel auf euch mit dem Namen „Angel Attack“. Wie bei einem Spielautomaten habt ihr eine Anzahl an Schüssen frei, mit denen ihr die einzelnen Engel, die erscheinen, töten müsst. Je nachdem, wie viele und welche ihr zum Abstürzen gebracht habt, bekommt ihr eine bestimmte Anzahl an Punkten, mit denen ihr euch besondere Gegenstände kaufen könnt.

Nun besteht das Spiel aber nicht nur daraus einfach nur immer Gegnerscharen zu besiegen. Gut das macht sicherlich den Großteil des Spiels aus, aber es gibt auch kleine Dinge, etwas Abwechslung bringen. Ich erinnere mich an einige Kapitel, in denen man zum Beispiel mit dem Motorrad herrum sauste und Gegnern ausweichen oder sie besiegen musste. Ganz lustig, aber auch irgendwo nervig fand ich das Kapitel, in dem man ein flugzeugähnliches Ding steuern musste und nacheinander alle bisherigen Bosse kamen, die man ebenfalls eliminierte. Das war nicht immer einfach. 

Zwischendurch musste man auch einige kleine Rätsel bewältigen. So musste man zwischen Portalen wechseln, um einen Gegenstand zu finden, der einen weiter bringt. Oder man musste die Hexenzeit gezielt verwenden, um ebenfalls ein Hindernis zu bewältigen. An eine Sache, an der ich fast verzweifelte, erinnere ich mich noch gut. Das war gegen Ende des Spiels, wo man zwischen Plattformen hüpfen, um ganz nach oben zu kommen. Das Blöde war nur, dass diese Plattformen mit der Zeit verschwanden. Mit viel Pech hüpfte man dann ins Leere und musste alles noch mal machen.


Die Bosse an sich waren nicht so leicht, aber auch nicht unglaublich schwierig. Sie waren vom Anspruch her genau richtig. Es reichte natürlich nicht, sie einfach ohne Sinn anzugreifen. Man musste sie beobachten, heraus finden, wie sie ticken und dann ihre Schwachstelle finden, was relativ leicht funktionierte. Ein gekonnter Wechsel zwischen Angriff und Ausweichen war für mich immer lebensrettend gewesen. 

Ehrlich gesagt kann ich mich nur noch an wenige Bosse erinnern, wie bspw. den einen, den man im Meer bekämpfen musste. Der stach einfach aus der Masse heraus. Hierzu musste man erst mal zu ihm hin kommen, ihn angreifen und ihn dann in Richtung Dämonen zerren, was manchmal kompliziert war. Oder der Boss vor dem Endboss, dem die Dämonen nichts anhaben konnten, aber der leicht zu besiegen war. Dann habe ich noch eine gute Erinnerung an den Engel, der so viele Tentakeln hatte, die man nach und nach abschlagen musste. Ganz überwältigt war ich natürlich beim Endboss, der verschiedene Phasen hatte, die mir zu schaffen machten. Dennoch fand ich ihn nicht übermäßig schwer. Was natürlich auch am entsprechenden Schwierigkeitsgrad liegt.

Was mich persönlich an dem Spiel teilweise richtig nervte, waren die sogenannten „Quick-Time-Events“. Da musste man mitten im Kampf plötzlich einen Knopf oder mehrere ganz schnell drücken, sonst war man instant tot. So unerwartet wie das kam, könnt ihr euch vorstellen, dass ich dadurch einige Male ins Gras beißen musste. Vor allem auch wenn ich mich darauf vorbereitet hatte, musste man einfach das perfekte Timing haben, bloß nicht zu früh oder eine Milisekunde zu spät, sonst war man tot. Das war besonders ärgerlich, weil sich dadurch die Gesamtbewertung des Kapitels rapide verschlechtert hatte, nur weil man mal nicht aufgepasst hatte.


Optik und Musik

Die gesamte Spielmechanik würde sich nicht so genial entfalten, wenn die Optik dies nicht unterstützen würde. Und diese ist das Letzte, was ich an dem Spiel kritisieren würde. Ich bin einfach absolut von den Artworks der Engel sowie Dämonen fasziniert. Ich finde es klasse, dass man sich wirklich etwas bei der Gestalt der Engel gedacht hatte. Man hat es wirklich geschafft, dass sie einerseits himmlisch aussehen, andererseits aber auch total verstörend wirkten. Die Dämonen waren einfach nur bestialisch und teilweise echt creepy. Mir hat das Setting sehr gefallen, besonders wenn Bayonetta in Paradiso unterwegs war. Es war im wahrsten Sinne des Wortes paradiesisch. Die Farben, die Umgebung, einfach alles stimmt bei dem Spiel.

Bayonetta und die anderen Figuren waren meiner Ansicht nach auch gut gestaltet. Besonders die Animationen muss ich loben, die beim Kämpfen natürlich besonders gut zur Geltung kommen. Die Cut-Scenes waren für mich auch immer ein Augenschmaus. Nichts für schwache Nerven sollten die ziemlich grausamen, blutigen Folter- und Exekutionsszenen sein, die leider ziemlich realistisch dargestellt sind. Da kriegt man fast Mitleid mit den armen Engeln.

Auch die Musik fand ich gut, auch wenn sie sich immer mal wiederholte. „Fly me to the Moon“ ist ja DAS Titellied des Spiels und wird natürlich öfter mal eingebracht, was ich aber eigentlich nicht schlimm fand. Denn ich mag diese Version des Liedes wirklich sehr. Außerdem wurde es immer im richtigen Moment eingespielt. An die restliche Backgroundmusik kann ich mich leider nicht mehr so erinnern, aber sie klang auf jeden Fall immer stimmig. Das Spiel habe ich mit den englischen Sprechern gespielt und ich finde, dass diese eine außerordentlich gute Leistung erbracht haben. Besonders Bayonetta mit ihrem englischen Akzent klingt besonders lebendig und passend.


Fazit:


Im Großen und Ganzen kann ich das Spiel für einen kurzweiligen Spielespaß (ich habe tatsächlich nur etwa 10 Stunden gespielt) empfehlen. Das Spiel überzeugt weniger durch seine Story, als vielmehr durch das ausgeklügelte, dynamische Spielesystem, der spritzigen Action und der wunderschönen Optik. Nicht zuletzt haben mir auch die amüsanten Dialoge zwischen den Figuren einen großen Spaß bereitet.

1 Kommentar:

  1. Schöner Bericht, auch wenn ich den Abschnitt über die Spielmechanik etwas zu lange fand, da habe ich nur den Part mit den Bossen rausgelesen, denn ich privat finde Stueerrungsangaben immer sehr ermüdend zum lesen, Story und besonderheiten finde ich schon packender ^^

    Das Spiel klingt ok, demnächst kommt ja auch ein Anime dazu raus (oder ist schon?) und feuert das Franchise etwas an. Du hast leider wenig darüber gesagt wir die Bayonetta als Hauptfigur und vom Charakter selbst gefällt, das hätte mich noch interessiert. Wenn du mal auf EXTREM seltsame Storys von "gut und Böse" Lust hast empfehle ich dringend das spielerisch UNSAGBAR SCHLECHTE (wie gesagt, tolle Story aber) Drakengard 3 das öfters dann auch die vierte Dimension bricht und den Spieler bewusst foppt. (Als letts play aber wundervoll mit anzusehen, ich empfehle "TimetoDrei: Drakengard 3" auf Youtube)

    Schade das so wenig Bosse dnekwürdig waren, ich mag denkwürdige Bosse, No More heroes für die Wii war ja auch in der Beziehung wundervoll ^^ Nun gut, letztendlich dank nochmal für deinen bericht ^^

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