Sonntag, 9. August 2015

Gelesen: Crazy for you


Love hurts ... 


Inhalt:

Sachi, die eine Mädchenschule besucht, wünscht sich nichts sehnlicher, als endlich einen Freund zu haben. Bei einem Gruppendate trifft sie auf den Mädchnschwarm Yuki, in den sie sich trotz aller Warnungen Hals über Kopf verliebt. Dann stehen die Sommerferien vor der Tür und Sachi befürchtet, ihren Schwarm so bald nicht wieder zu sehen...


Meine Meinung:

Aber wie es eben kommen muss, trifft Sachi Yuki natürlich wieder und ab da an könnte man sich vorstellen, wie es nach Schema F weiter geht, würde man meinen. Ihr seht schon, der Plot ist nicht sagenhaft originell und man glaubt, dass es wieder ein Manga ist, den man schon tausend Mal gelesen hat. Anfangs sieht es auch noch so aus. Wir haben Sachi, die mal klischeehaft wieder eine ist, die keine Ahnung von Liebe hat, naiv hoch zehn ist und sich ausgerechnet in den Mädchenschwarm Yuki verliebt. Yuki scheint wie ein Sonny-Boy und liebt Mädchen einfach. Kein Wunder, wenn er von einem Mädchen zum nächsten wandert, immer auf der Suche nach etwas Ablenkung. Solche Gegensätze hat man sicherlich oft gesehen und doch muss ich an dieser Stelle sagen, gaukelt mir der Manga erst was vor, aber verbirgt so einige große Überraschungen!

Klar die Story ist nicht sonderlich kreativ, aber die Art und Weise, wie die Geschichte weiter gesponnen wird, wirkt richtig realistisch. Ihr glaubt bestimmt, dass Sachi auf jeden Fall mit Yuki zusammen kommt. Doch desto mehr man in der Geschichte voran kommt, desto mehr Zweifel stellen sich ein. Yuki gesteht, dass er gerne lügt und mit anderen Mädels flirtet, ihnen falsche Hoffnungen macht. Doch ausgerechnet bei Sachi sagt er, bei ihr dürfe es nicht passieren. Autsch! Eine knallharte Absage, nach der jegliche Mädchenträume zerstört sind und zunächst sieht es auch so aus, als ob Sachi damit nicht klar kommt. Die Arme kann einen echt leid tun. Erst steigert sie sich total in das Ganze rein, nur weil sie unbedingt einen Freund haben will, verliebt sich dann auch noch, aber wird eiskalt abserviert. Viele Mädels würden an der Stelle einfach aufgeben, bisschen in Selbstmitleid baden, aber vorwärts gehen. Sie würden den Typen zum Mond schießen und sich einen anderen krallen. Aber ein Shoujo-Manga wäre kein Shoujo-Manga, wenn die Main so verzweifelt ist und diesen einen Typen, der sie nicht verdient hat, einfach hinter her jagt. 


Ich war verblüfft mal einen selten Manga in der Hand zu halten, in der es um unerwiderte Liebe und viel Hin-und Her geht und das ist der Manga auch. Er mag zwar klischeehaft beginnen, entpuppt sich jedoch als recht realistisch und teilweise echt dramatisch wie melancholisch. Man spürt den Liebeskummer von Sachi mit jedem ihrer verträumten, sehnsüchtigen Blicke, was dadurch verstärkt wird, dass sie einem immer wieder an ihren Gedanken und Gefühlen teilhaben lässt. Die Art und Weise, wie die Geschichte, die normal wirkt, aber gerade deswegen glaubwürdig ist, ist es, die mich so gefesselt hat. Da war hier und dort etwas Kitsch, teilweise war die Geschichte auch recht vorhersehbar. Aber der Manga schafft es einen, in die Konflikte der Figuren zu werfen und ebenfalls mitzufiebern. Er schafft es einfach eine super spannende Atmosphäre aufzubauen und mich als Leserin zu fesseln. Weil man trotz einiger Vorhersehbarkeiten doch manchmal mit derben Überraschungen überschüttet wird.  

Was ich jedoch ebenfalls sagen kann, dass der Manga stellenweise sich im Kreis dreht. Nach einigen Bänden befürchtet man, dass die Figuren einfach auf der Stelle bleiben. Sie trennen sich von jemanden, sind mit wem anders zusammen, bemerken aber ihre wahren Gefühle. Es klappt mit dem neuen nicht und dann sehnen sie sich wieder nach dem alten. Das kann echt verwirrend und auch total nervig sein, zumindest fand ich es so. Weil die Figuren stets unsicher waren, zwischen zwei Stühlen saßen und mit ihren Entscheidungen so viele Fehler machten und andere verletzten. Aber das ist die Realität! Wie oft sieht man in solchen Romance-Manga, dass die Heldin felsenhaft nur an einem hängt und sich durch nix beirren lässt, weil das ihr Traummann ist? Wo bleibt bei solchen Manga die Spannung? Und genau da punktet meiner Meinung nach Crazy for you. Wir dringen in die Innenwelten der Figuren, sehen wie zerrissen sie sind und schwanken ebenso zwischen verschiedenen Möglichkeiten. 

Der Manga zeigt deutlich, dass in der Liebe vieles nicht rund geht, wie es uns die ganzen anderen Kitsch-manga verdeutlichen wollen. Es ist nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen und ganz deutlich erkennt man anhand der verschiedenen Pärchen das Liebe vergänglich ist. Gefühle können sich ändern und es ist quatsch zu sagen, dass man jemanden bis an sein Lebensende lieben wird wie im Märchen. Schattenseiten der Liebe wie z.B. die unerwiderte Liebe, oder wenn jemand betrogen wird oder wenn eine Beziehung einfach in die Brüche geht, weil es zwischen zwei Figuren einfach nicht klappt. All das und viel mehr wird hier recht glaubwürdig gezeigt, was ich bei anderen Manga sehr vermisse. Ich gebe zu, ich habe viele Entwicklungen nicht gemocht, aus den Figuren bin ich manchmal echt nicht schlau geworden und die Story hat mich teilweise echt genervt, mit dem ganzen Hin und Her. Doch so ist die Liebe nun mal. Sie ist nichts Festes, sondern in stetigem Wandel genau wie die Figuren in den Manga.


 Vor allem interessant fand ich, dass es ein mega Beziehungsgeflecht gab und dementsprechend man nie wusste, wer für wen Gefühle hatte, ob man die glauben sollte oder was auch immer sie für einander empfinden sollten. Alles wirkte so unsicher und extrem verwirrend, aber hey ich finde solche komplizierten Liebesgeschichten immer noch tausend Mal besser als solche, die geradlinig voran gehen und eintönig werden. Es ist einfach mal was anderes, aber muss nicht immer besser sein. Es gab wie gesagt eben auch negative Aspekte: So finde ich auch die Figuren nicht unbedingt originell, sie alle lassen sich auf einen Stereotypen reduzieren. Und wie gesagt, sie waren teilweise auch überhaupt nicht sympathisch, weil sie einfach nicht konsequent in ihrem Verhalten und in ihren Entscheidungen waren. Manchmal hatte ich echt die Geduld verloren und manchmal hatte ich einfach nur ein riesen großes Fragenzeichen vorm Kopf, gab resigniert auf und dachte mir: "Macht doch was ihr wollt!"

 Und dennoch war ich fasziniert von diesen komplizierten Gefühlsdusseleien, den Beziehungen, wo man nie durch blickte und konnte mit  Sachi gut mitfühlen. Einerseits fand ich es dumm, dass sie einem Kerl wie Yuki hinterher lief und immer in ihn verliebt war, obwohl er ihr oft genug ne Absage erteilt und die kalte Schulter gezeigt hat. Und das Geilste ist,

 SPOILER, dass Yuki die ganze Zeit die beste Freundin von Sachi liebte, Sachi benutzte um ihr eins auszuwischen und im Endeffekt wieder mit Akemi, also Sachis Freundin zusammen kommt. SPOILER ENDE!


Und dann sah es so aus, als würde das Pärchen nichts auseinander bringen, doch was macht Sachi? Sie hängt immer noch an ihm und kann ihn einfach nicht vergessen. Aber sie klebt nicht wie eine Stalkerin an Yuki, sondern versucht bewusst sich von ihm zu entfernen und doch scheitert sie daran. Und in der Hinsicht war der Manga eben ziemlich vorhersehbar, man wusste einfach wie es am Ende ausgehen würde und doch bot der Manga auf dem Weg zum Ziel einige Überraschungen. Ich hätte mir echt gewünscht, dass das Ende anders werden würde. Dass mal als Ausnahme der nette Kerl gewinnt, der so viel für die Main macht und sie doch nicht erobern kann. In der Hinsicht bestätigt der Manga mal wieder das klischeehafte Ende. Schon traurig und dennoch bleibt mir der Manga lange im Gedächtnis.

Aber nicht nur eben die Liebesprobleme an sich, die mal realistisch vermittelt wurden, konnten mir den Manga schmackhaft machen, auch die Figuren hatten mich in ihren Bann. An anderer Stelle hatte ich zwar negativ geschrieben, dass sie nicht originell wären. Aber das müssen sie auch nicht sein, dafür hatten sie doch eine gewisse Tiefgründigkeit. Man kann es kritisieren oder loben, aber die Figuren waren teilweise so komplex, dass man sie überhaupt nicht verstehen konnte. 

Dadurch, dass man öfter mal sich fragte, warum und wieso die Figur so denkt und handelt, hat der Manga einem viel Stoff zu Nachdenken gebracht.  Nicht alles wurde einem brühewarm erzählt, man musste sich selbst Gedanken machen und die Figuren erkunden. Wie in einem Detektivspiel.  Und dennoch konnte ich zu den Figuren selbst außer zu Sachi keine wirkliche Bindung aufbauen, weil sie mir teilweise einfach zu realistisch waren. Sie hatten alle ihre Stärken und Schwächen, und vor allem ihre Abgründe ganz besonders Akemi und Yuki. Die beiden waren echt komplizierte Figuren, wo man nicht wusste, ob man sie lieb haben oder hassen sollte. Ich pendelte immer dazwischen, aber so richtig gern hatte ich niemanden. Sympatisch war mir eigentlich nur Sachi und vielleicht ein Freund von Yuki namens Eiji. Was ich aber nun damit ausdrücken will ist, dass ich es toll fand, dass man auf jede Figur eingegangen ist und deren Innenwelt beleuchtet hatte. 


Von links nach rechts: Yuki, Akemi, Eiji, Sachi und Yuhei (Freund von Akemi)

Es waren zwar nicht viele Figuren, aber die die wichtig waren, für die hatte sich die Mangaka auch Zeit gelassen. Dadurch konnte man sie besser kennen lernen. Doch je näher ich bspw. Yuki kam, desto weniger konnte ich mit ihm sympathisieren. Ich persönlich hätte ihn schon längst abgeschossen. Aber vielleicht lag es daran, dass Sachi so unkompliziert ist und es anziehend findet, wenn ein Mensch unergründlich ist. Weil sie wusste, dass Yuki viel auf dem Herzen hatte und so mysteriös wirkte, interessierte er sie und in der Hinsicht kann ich es auch etwas  verstehen.

Ich muss echt zugegeben, dass auch wenn ich Yuki selbst nicht sympathisch finden würde, sehr interessant als Figur fand. Er wirkt nach außen stark, wie ein Playboy, wirkt fröhlich und unbekümmert. Aber man merkt immer, dass da mehr ist. Wie ein Schatten zieht er irgendetwas hinter sich her. Weil er schon immer jemand war, der gerne mit Mädchen zutun hatte, die aber oberflächlich waren und ihn schnell fallen ließen, hat er eine harte Schale entwickelt. Er lässt niemanden an sich ran, aus Angst verletzt zu werden. Sein Problem ist also, dass er Angst vor Ablehnung hat und vor Verletzung. Aber stattdessen verletzt er mit seiner Art andere. Akemi ist eine, die niemanden wirklich vertrauen kann und aus ihren Gefühlen nicht schlau wird. Sowohl Yuki als auch Akemi sind Menschen, die ihre wahren Gefühle verbergen, aber durch ihre Art und Weise ziehen sie andere mit rein und verletzen diese ebenso mit ihrer Unehrlichkeit.


Und Sachi scheint recht einfach gestrickt, aber nicht zu naiv. ich finde, sie hat schon eien recht starke Persönlichkeit. Sie ist vor allem im Gegensatz zu den beiden sehr sehr ehrlich und authentisch. Das mochte ich an ihr und eine Kämpfernatur und ziemlich empathisch. Sie macht sich ihre Gedanken, spricht aber auch alles aus was sie denkt. Insofern besitzt sie schon gewisses Selbstbewusstsein und ist nicht blind. Im Gegenteil sie denkt an die anderen und nimmt alle Kleinigkeiten wahr. Sie hat echt eine gute Wahrnehmung und spürt wenn jemand Kummer hat. Jedenfalls zeigt sich dadurch, dass die Figuren immer mal anders handeln und vor allem unerwartet, wie komplex und kompliziert Gefühle sind. In dem Manga waren sie ständig im Wandel.

Auch schön habe ich es empfunden, das zumindest die Hauptfiguren eine gewisse Entwicklung in ihrer Persönlichkeit machten. Allen voran Sachi, die ja zuvor sich nicht viel Gedanken machte und plötzlich mit den Problemen der Liebe zu kämpfen hatte. Sie hat dazu gelernt, vor allem auch mal Dinge aus verschiedenen Blickwinkeln zu sehen, auf andere einzugehen und hat auch neue Seiten an sich kennen gelernt. Was ich ebenfalls schön fand war, dass sie eben nicht das Gleiche wie Yuki und Akemi tat, anderen falsche Hoffnungen machte oder unehrlich. Von Anfang an war sie ehrlich und auch als es darum ging, dass jemand für sie Gefühle hatte. War sie nicht eine, die einer neuen Beziehung eine Chance gab, sondern an die Gefühle des anderen dachte. Sie wollte sich nichts vormachen und so tun, als wäre sie über Yuki hinweg. 

Insofern hat sie gelernt, sich selbst treu zu bleiben. Akemi und Yuki haben auch etwas bezüglich ihrer Beziehung gelernt und über die Liebe selbst. Dass wenn so viele Probleme da sind, die man nicht löst und nur die Liebe übrig bleibt, die Beziehung keine Chance hat. Auch die Liebe verändert sich, aber vor allem Menschen. Und wenn man merkt, dass die Person, die man liebte, nicht mehr diesselbe ist, dann muss man das überdenken. Ob es Sinn macht zusammen zu bleiben oder nicht. Und Yuki hat auch zunehmend gelernt, mehr Rücksicht auf andere zu nehmen und vor allem nicht mehr so oberflächlich zu sein. Zu seinen Gefühlen zu stehen und ehrlich zu sein. 
Ich fand es schön, wie Sachi die Retterin von Akemi und Yuki spielte und wie sie beiden half, sich selbst besser zu verstehen und weiter zu entwickeln.


Zeichenstil:

Mir haben die Zeichnungen sehr gut gefallen. Die Mangaka ist bekannt für ihren eigensinnigen und doch unverwechselbaren Zeichenstil. Die Figuren sind nicht shoujo-mäßig gezeichnet. Es fehlen die großen Kulleraugen und kitschigen Hintergründe etc. Man könnte den Zeichenstil als minimalistisch und natürlich beschreiben. Der Fokus liegt nicht auf viel Schnick-Schnack, sondern primiär auf den Figuren und deren Interaktionen. Gestik und Mimik fallen recht glaubwürdig aus und die Figuren bieten einem eine Bandbreite an verschiedenen Gefühlszuständen, die sie damit zum Ausdruck bringen wollen. Ich mochte vor allem auch die Proportionen, die gut gewählt wurden. Manchmal ist es eben besser sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, weil es sonst zu überladen wäre.


Fazit:
Eindeutig mal ein etwas glaubwürdiger Shoujo-Manga, der sich auch mal mit den Schattenseiten der Liebe auseinander setzt. Zwar schwächelt er hinsichtlich des Plots und die Geschichte dreht sich teilweise im Kreis, aber dafür punktet der Manga mit Realismus, tiefgründigen Figuren, verzwickten Beziehungen und einer Menge Herzschmerz.

2 Kommentare:

  1. Oh, das ist doch die Mangaka von Kimi ni Todoke! Crazy For You kannte ich noch gar nicht, aber der hört sich ja total interessant an! Werde ich mir auf jeden Fall mal näher ansehen!

    Einen schönen Sonntag wünsche ich dir!
    Lena :)

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    1. Das stimmt. Im Übrigen lese ich auch momentan Kimi ni Todoke, ebenfalls ein toller Manga. ;) Freut mich, wenn ich dir damit einen neuen Manga näher bringen konnte und bin gespannt, was du von dem Manga hälst.

      Dankeschön, dir ebenso. :)

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