Der Manga hat schon seit längerem mein Interesse in seinen Bann, aber irgendwie kam ich erst jetzt dazu ihn wirklich mal zu lesen...
Inhalt:
Watanuki Kimihiro wird von Geistern und übernatürlichen Wesen verfolgt. Durch Zufall begegnet er der mysteriösen Hexe namens Yuuko, die behauptet, dass sie ihm helfen könne. Aus Verzweiflung akzeptiert er ihre Hilfe, aber er bemerkt, dass er nur herein gelegt wurde, damit er für Yuuko arbeiten muss um den Preis dafür zu bezahlen. Er wird sehr schnell zu einem kleinen Bediensteten in ihrem Laden, zu dem Kunden mit ganz speziellen Wünschen kommen.
Meine Meinung:
Der Manga beginnt relativ unkompliziert und so wie man ich es auch in vielen anderen Werken schon mal gesehen habe. Es ist nichts Besonderes, dass jemand die Fähigkeit hat Geister und andere übernatürliche Phänomene sehen zu können. Oder dass jemand diese Fähigkeit eigentlich los werden will, weil sie sein Leben belasten. Und doch hat mich der Manga sofort in seinen Bann gerissen. Schon bereits als Watanuki den Laden betritt, strömt einem die mysteriöse Aura regelrecht entgegen. Vor allem liegt es daran, dass Yuuko, die Besitzerin des merkwürdigen Shops, einfach ein wandelndes Mysterium an sich ist. Sie erkennt sofort, dass er einen Wunsch auf dem Herzen hat. Denn das Besondere ist: Nur diejenigen, die wirklich einen sehr wichtigen und dringenden Wunsch haben, sind in der Lage, zu diesem Laden zu kommen. Man könnte sagen, dass das Geschäft selbst eigentlich übernatürlich veranlagt ist, und sich zwischen den Lebenden und Toten befindet. In der Schwebe, wo Geister und andere merkwürdige, nicht normale Gestalten ihr Unwesen treiben. Hier beginnt also das große Abenteuer von Watanuki.
Was ich ebenfalls sofort interessant gefunden hatte, war, die Sache mit den Wünschen, die ja Kern des Manga ist. Yuuko ist in der Lage jemanden seinen innigsten Wunsch zu erfüllen. Aber wie es im Leben oftmals der Fall ist, kriegt man Wünsche nicht gratis erfüllt. Man muss dafür eine entsprechende Gegenleistung machen. Und diese muss auch gleichwertig zu dem Wunsch sein. Ich bin ja bereits kurz darauf eingegangen als ich den Manga "Tsubasa: Reservoir Chronicle" vorgestellt habe. Denn im ganzen Kosmos muss alles in einem Gleichgewicht sein. Das zeigt sich auch sehr gut am Yin-Yang-Prinzip, was verdeutlicht, dass zwei Extreme stets ausbalanciert müssen. Keines darf Überhand nehmen, sonst gerät die Ordnung der Welt aus den Fugen. Und so ähnlich ist es bei Yuuko ebenfalls. Sie darf weder zu wenig, noch zu viel von einem Kunden bekommen, um dessen Wunsch Wirklichkeit werden zu lassen. Was ich teilweise recht tragisch fand war, dass die Gegenleistung auch ein gewisses Opfer für die Kunden bedeutete.
Wenn beispielsweise eine Frau den Laden aufsucht, weil sie den Beweis für ein Verbrechen vertuschen will, dann ist die Gegenleistung dafür entsprechend hoch. Schließlich hat sie ein schlimmes Verbrechen getan. Doch Yuuko gewährt trotzdem den Wunsch, weil sie sich ja nicht in die Gelegenheiten ihrer Kunden einmischen will und soll. Sie vertraut darauf, dass jeder seinen Preis zahlen muss. Alles was man tut, hat gewisse Konsequenzen. An dieser Stelle musste ich irgendwie etwas an dem Prinzip des Karmas aus dem Buddhismus denken. Tust du Böses, widerfährt dir Böses. Verrichtet du jedoch gute Dinge, wirst du auch belohnt. Man erntet eben, was man säet und so war es in einigen Kapiteln im Manga ebenfalls. Ein Verbrechen zu vertuschen ist eine Sache, aber man muss mit dieser Bürde leben.
Außerdem interessant fand ich ein Arc in dem es um Rache ging und wie man damit umzugehen hat, wenn man Opfer einer Rache wird. Die Kapiteln zeigten sehr gut, dass es keinen Sinn ergibt und für alle Beteiligten nicht gut war, wenn man die Rachegefühle nur noch mehr schürt. Stattdessen sollte man irgendwo vergeben können und nicht weiter nach Rache streben.
Weiterhin sehr emotional geladen fand ich die Kapitel, in denen Watanuki ein Mädchen trifft, das ebenfalls in der Lage ist, Geister zu sehen. Die Mutter, die davon regelrecht besessen ist und daraus viel Profit schlagen will, indem sie ihre Tochter damit berühmt machen will und sie, weil sie selbst schwere Probleme hat, mies behandelt. Das war wirklich ein schweres Thema, was angeschnitten wurde: Die Misshandlung eines Mädchens durch die eigene Mutter, die ihr keine Liebe geben konnte. In diesen Kapiteln steckte einfach so viel, was einen zum Nachdenken anregte: Macht Geld glücklich? Ist es okay, zu Lügen, damit man glücklich werden kann? Warum sollte man nicht lügen? Was bedeutet wahres Glück? Das Mädchen, was in einem ziemlichen Dilemma steckte, weil es einerseits unter der Misshandlung der Mutter litt, gleichzeitig, sie noch immer liebte und sich daher nicht von ihr befreite. Bis zum Schluss hat sie nur an ihre Mutter gedacht und dass sie sie nicht verletzen will, weil es eben ihre Mutter ist. Ich musste fast schon weinen, so rührend fand ich das Ende. Wie ist es möglich, dass ein Kind noch so viel Liebe empfinden kann, obwohl es soviel Schmerz von seiner Mutter bekommen hat. Man denkt auch immer, dass es ausgesprochen cool wäre, solche übernatürlichen Kräfte zu haben. Aber dieser Manga und viele andere Vertreter zeigen doch, was für eine Bürde es sein kann und dass die Gabe zu einem regelrechten Fluch werden kann. Man wünscht sich dann nur noch, dass man diese Fähigkeit einfach nicht mehr hätte.
Durchweg wurde im Manga von Schicksal gesprochen. Nichts wird dem Zufall überlassen, alles was passiert geschieht aufgrund eines höheren Sinns. Weil alle Kleinigkeiten wie auch großen Dinge einen Sinn haben und in einem Zusammenhang stehen, der das große Ganze ausmacht. Das war für mich insofern beindruckend, weil man es selbst auf sein eigenes Leben übertragen kann. Ob nun gute oder schlechte Dinge passieren, man muss sie annehmen und akzeptieren, weil sie zum Leben dazu gehören. Selbst Schicksalsschläge haben irgendwo einen Sinn und etwas Positives. Durch sie lernt man mit Schmerzen umzugehen und öfter mal ändert man sein Leben radikal und zum Schluss lernt man einfach mehr dazu. Und wenn man irgendwo einen Sinn hinter all den Dingen, die einem widerfahren erkennt, dann kann man mit Schwierigkeiten und Problemen besser zurecht kommen. So in etwa habe ich das Prinzip für mich interpretiert. Und doch zeigt der Manga nicht nur die Akzeptanz der Dinge, die einem passieren, sondern auch, dass beispielsweise Watanuki versuchen muss, seine eigenen Entscheidungen zu treffen und sein Leben selbst in die Hand zu nehmen, woraus man selbst eine Erkenntnis fürs Leben gewinnt.
Was mich ebenso beeindruckte, war der Arc, bei dem es um Essen ging. Klingt jetzt nicht unglaublich interessant, stellte sich aber überraschend als tiefgründig heraus. Essen kochen ist etwas, was zum Alltag dazu gehört. Meist denken wir nicht großartig nach und kochen irgendetwas. Aber der Manga hat mir gezeigt, dass Kochen ein Ausdruck unserer Individualität ist. Weil jeder einen anderen Geschmack hat, kocht er sein Essen auch individuell. Einige mögen es eher scharf, andere sauer, andere eher würzig etc. Alles, was wir selbst noch hinein tun, ist ein Splitter unserer Individualität. Man schmeckt heraus, wer es gekocht hat und was das für eine Person ist. Einfach Wahnsinn dachte ich mir bei der Episode! Das gab mir einen andere Sichtweise auf das Kochen und Schmecken selbst. Umso cooler fand ich wie das alles zu einem Konflikt zusammen gefügt wurde. Eine Frau, die ihr selbst gekochtes Essen nicht will, eben aus dem Grund, weil sie sich vor sich selbst ekelt. Indem man also sein eigenes Essen ist, erfährt man mehr von sich selbst und das war es, wovor die Frau Angst hatte. Mehr möchte ich dazu nicht sagen, aber ich fand den Arc echt stark.
Ihr seht also, dass der Manga schon teilweise religiöse, gar philosophische Züge in sich hat und vor allem muss ich darauf hinweisen, dass es nur von Symbolik und Metaphern strotzt. Daher ist wohl normal, dass ich auch einiges nicht ganz verstanden hatte. Damit man den Manga wirklich nachvollziehen kann, muss man sich schon eingehend mit ihm beschäftigen.
Jedenfalls muss ich negativ anmerken, dass der Manga anfangs noch recht episodenhaft ist. Eine Episode folgt der nächsten, wobei jede Episode über mehrere Kapitel lang ist. Anfangs ist es vielleicht noch ganz schön zu sehen, wenn verschiedene Leute zu Yuuko kommen und deren Wünsche verwirklichen lassen wollen. Aber mit der Zeit denkt man sich: "Ja alles schön und gut, aber gibts hier auch so etwas wie einen roten Faden?!" Ich will jetzt nicht unbedingt sagen, dass es so schlecht gewesen ist, aber es macht es doch etwas schwieriger dem Ganzen zu folgen, wenn der Sinn dahinter fehlt. Glücklicherweise entwickelt sich ganz langsam, aber immerhin, so etwas wie ein roter Sinn, eine übergeordnete Story. Wobei ich jedoch rückblickend sagen muss, dass ich nicht viel davon verstanden habe. Und das obwohl ich "Tsubasa: Reservoir Chronicle" zuvor gelesen hatte. Glücklicherweise. Hätte ich das nicht gemacht, hätte ich deinitiv absolut NICHTS von allem verstanden. Warum auf einmal so komische Dinge passieren, die man sich nicht erklären kann. Warum Yuuko eines Tages verschwindet etc. Ich will nicht so viel vorweg nehmen, aber irgendwie ist nicht so viel hängen geblieben. Ich weiß nur noch, warum Yuuko existiert und wozu der Laden eigentlich dient und welche Rolle Watanuki in dem ganzen hat.
Aber je mehr ich darüber nachdenke, umso verschwommener wird alles und desto belangloser fand ich die ganze Story. Das ist schon komisch, denn im Gegensatz zu "TRC", was sehr viel verwirrender gewesen ist, hatte "xxxHoLic" einfach keinen bleibenden Eindruck bei mir hinter lassen. Es war zwar nicht ganz so verwirrend, aber vielleicht deswegen so blass. Ich kann es leider nicht ganz erklären. Auf jeden Fall hängt alles sehr stark mit "TRC" zusammen, daher sollte man diesen Manga auch nicht unabhängig von diesem gelesen haben. Die beiden Geschichten bedingen sich nämlich gegenseitig und durch beide gelangt man auch zu mehr Verständnis. Jedenfalls zeichnet sich "xxxHoLic" meiner Ansicht nach vor allem eben durch die verschiedenen Arcs aus, die unterschiedliche Menschen mit unterschiedlichen Lebensweisen und Wünschen behandeln. Manche Arcs fand ich gut, weil sie mich zum Nachdenken brachten und auch berührend. Andere dagegen fand ich ziemlich faszinierend, weil sie mir Einblick in eine andere Welt verschafft haben. Man hatte dann dieses Gefühl, als würde man dem Mysteriösen näher kommen. Da aber nicht alles gelüftet wurde, bleibt immer noch ein geheimnisvolles Fünkchen. Andere Episoden waren absolut komisch, kamen für mich ziemlich belanglos und auch langweilig rüber. Ich konnte deren Sinn einfach nicht verstehen. Auf mich wirkten diese Kapitel mehr wie "Filler-Folgen" im Manga.
Man kann auch sagen, dass es nicht die Story ist, die mich zum Lesen brachte, sondern vor allem die verschiedenen Figuren mit ihren Schicksalen. Allen voran natürlich Watanuki, der im Mittelpunkt steht. Anfangs ist er noch jemand, der alles schwarz sieht und sich eigentlich nicht so sehr interessiert, was andere tun. Doch je mehr er in die einzelnen Schicksale der anderen hinein geworfen wird, desto mehr entwickelt er Empathie, gewinnt mehr Erfahrung und schlussendlich am Ende wirklich Menschen, denen er etwas bedeutet und die ihm zeigen, dass das Leben lebenswert ist. Ich hätte übrigens auch nicht erwartet, was nach dem Verschwinden von Yuuko passiert. Das war ein echt großer und toller Twist gewesen und hat doch gezeigt, dass sich Watanuki sehr gut weiter entwickelt hat. Das wird im Manga auch sehr oft erwähnt, wie er sich verändert hat, indem er so vielen Menschen begegnet ist.
Unglaublich cool fand ich auch, dass in diesem Manga wie im Schwesternmanga "TRC" die Mehrweltentheorie, das Zeitreisen sowie das Wandern zwischen Träumen behandelt wurde, was logisch sein dürfte. Zwar nicht so sehr wie bei "TRC", aber man konnte es doch spüren.
Zeichenstil:
Der Manga besticht meiner Ansicht nach durch einen echt minimalistischen Stil und lebt von Schwarz-Weiß-Kontrasten. Ich mochte den sehr einfachen Stil, der dennoch Gestik, Mimik und die Figuren eindrucksvoll zeigen konnte. Außerdem hat für mich der Zeichenstil einen hohen Wiederkennungswert, so zeichnen gewiss nicht viele. Die Figuren haben zwar ziemlich unglaubwürdige Proportionen, sehen aus wie lange Nudeln, aber irgendwie fand ich das nicht so störend. Die übernatürlichen Wesen hatte man auch individuell gestaltet.
Fazit:
Empfehlenswert ist der Manga meiner Ansicht nach, weil er einen in eine mysteriöse, unglaubliche Welt voller Wunder wie auch Gefahren entführen kann. Aber vor allem weil er eindrucksvoll die Abgründe und Konflikte von Figuren, deren Wünsche individuell sind, offenbart, die einen zum Nachdenken und Philosophieren einladen.
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