Ich
bin der Meinung, dass ein Anime oder Manga eine ordentliche Story
vorzuweisen hat, sonst lasse ich den Mist gleich bleiben. Aber hin
und wieder ertappe ich mich dabei, dass ich auch mal mittelmäßige
Anime und Manga konsumiere, die keine originelle oder atemberaubende
Story vorweisen. Warum fragt ihr euch? Die Antwort dürfte klar sein:
Eine Story kann nicht allein funktionieren, wenn die Figuren nicht
mit machen. Und gerade die Figuren machen das Ganze erst lebendig und
sind ein Unterhaltungsfaktor für sich. Warum sonst sind gerade
Slice-of-Life-Anime mit „cute girls doing cute things“ so
beliebt? Weil die Figuren einem super sympathisch sind und überaus
unterhalten können. Da ist auch die Story nicht mal so wichtig, die
sich meist nur aus den Interaktionen zwischen den Figuren ergibt.
Manchmal schaut man Anime oder liest man Manga auch nur der Figuren
wegen. Was bedeutet, dass Charaktere ebenso einen wichtigen
Bestandteil ausmachen. Also korrigiere ich meine erste Aussage: Anime
und Manga sollten sowohl eine gute Story als auch gut geschriebene
und gut entwickelte Figuren vorweisen. Doch leider gottes findet man
beides meist nicht so häufig und schon gar nicht zusammen.
Es
müssen nicht immer super ausgeklügelte Figuren sein, solange sie
positive Eigenschaften haben und man sie sympathisch findet. Doch
selbst die billigsten stereotype Charaktere können diesen Zweck
erfüllen. Und wenn man schon die hundertste Tsundere gesehen hat,
weiß man doch schon längst wie der Hase läuft. Menschen sind zwar
Gewohnheitstiere, aber irgendwo brauchen wir doch manchmal auch den
Nervenkitzel durch Neues. Immer das Gleiche zu sehen kann tierisch
langweilig sein! Wie wäre es also auch mal mit unkonventionellen
Figuren, die eben nicht so agieren, wie man es erwartet. Die voller
Überraschung sind? Die so viele verschiedene Facetten haben? Die
widersprüchlich handeln? Die eben nicht in unsere Schubladen
reinpassen, sondern Ecken und Kanten haben? Die sich auch mal
unbeliebt machen, weil sie Fehler und Macken haben, aber dadurch
etwas glaubwürdiger rüber kommen? Die vielleicht sogar besonders
sind?
Um
diese Charaktere soll es in meinem heutigen Artikel gehen. Ich habe
mal ein paar persönlich ausgewählte Figuren aus Anime und Manga
zusammen getragen, die meiner Ansicht nach speziell sind und nicht
einfach so mal kopiert werden. Und doch erhebe ich nicht den Anspruch
zu sagen, diese wären super realistisch, originell und einzigartig.
Das sicherlich nicht. Aber diese Figuren sind einfach mal eine
Abwechslung und Bereicherung für Anime und Manga, die voller
Stereotype sind.
1.
Kyoko Mogami aus „Skip Beat!“
Diese
Figur hatte ich bereits in der Liste meiner Lieblingsgirls aus Anime
und Manga und sie darf natürlich auch hier nicht fehlen. Für mich
stellt sie insofern eine besondere Figur dar, weil sie innerhalb
kurzer Zeit eine richtige Persönlichkeitsumdrehung a la 180 Grad
macht. Bevor sie erfahren hat, dass ihre Kindheitsliebe Sho Fuwa sie
nur ausnutzt, war sie das was man gemeinhin also total naiv,
altruistisch und überaus liebenswürdig bezeichnen kann. Sie hat
alles wirklich alles getan, um es ihrer Liebe recht zu machen und hat
dabei ihre eigenen Bedürfnisse hinten an gestellt. Doch nachdem ihre
Liebe hoffnungslos zerstört wird, macht auch sie einen Zusammenbruch
durch. Die Liebe, für die sie lange lebte, wird ihr geraubt genauso
auch die Fähigkeit echte Liebe für andere zu empfinden. Doch nicht
genug, verändert sich auch ihre Persönlichkeit radikal: Ihre böse
Seite kommt hervor und lässt Rachegelüste in ihr aufkommen, die sie
zu einer echten Furie machen lässt. Vorbei sind die Zeiten, in denen
sie das Mauerblümchen und die Bedienstete spielt und es allen recht
machen will. Nun geht sie ihren Weg und verfolgt nur noch ein Ziel:
Sho Fuwa platt machen.
Abgesehen von ihrer bösen Seite, werden dem
Leser immer mehr neue Facetten von Kyoko offenbart. Auf einmal zeigt
sich eine enorme Zielstrebigkeit in ihrem Handeln, sie verfügt über
eine überragende Ausdauer wie man es vielleicht von Zen-Mönchen
erwarten würde. Kaum zu glauben, dass sie auch über brilliante
schauspielerische Fähigkeiten verfügt, an denen sie fortan arbeiten
will. So zeigt der Manga sehr deutlich, wie Kyoko mit der Zeit nicht
nur ihr schauspielerisches Können auf die Probe stellt, weiter
entwickelt, sondern auch wie Kyoko zunehmend ihr wahres Ich findet
und lernt sich selbst und andere wider zu lieben. Denn auch wenn
Kyoko oftmals sehr schlagfertig rüber kommt und selbstbewusst
erscheint, ist sie in ihrem Inneren zerbrochen, nicht nur weil ihr
Sho das Herz gebrochen hat, sondern, weil sie auch eine schlimme
Kindheit hinter sich hat. Für mich ist Kyoko auch eine meiner
Lieblingsfiguren, weil sie niemals aufgibt, weil sie stets aufmerksam
alles hinterfragt und nicht stur hinnimmt, weil sie für ihre Träume
alles gibt und eine wahre Kämpfernatur ist. Kurz – sie ist eine
der stärksten weiblichen Hauptfiguren, die ich je gesehen habe und
ein echtes Vorbild für mich.
Wenn
wir schon mal bei dem Manga sind, darf auch der Gegenpart zu Kyoko
nicht fehlen – Ren Tsuruga. Seines Zeichens ein wahrer Gentleman
und Charmeur, der außerordentlich gut aussieht, hervorragend
schauspielern kann und bei den Frauen aufgrund seines noblen
Verhaltens überaus beliebt ist. Wenn man einen Traummann auserwählen
will, sollte man Ren nehmen! So klischeehaft wie es jetzt klingen
mag, Ren kann auch ganz anders. Denn ähnlich wie Kyoko hat er etwas
zu verbergen, was jedoch noch viel dunkler und düsterer ist, als man
es sich vorstellen kann. Er trägt viele Geheimnisse und Lasten und
verschließt sein Herz vor seinen Mitmenschen. Somit könnte man
sagen, dass er eine Art Doppelleben führt, von dem noch keiner so
recht eine Ahnung hat. Ich weiß nicht inwiefern man dies in anderen
Medien (Film, Bücher) sieht, sicherlich tauchen hin und wieder
Figuren auf die nach außen hin perfekt erscheinen, aber eigentlich
gar nicht so perfekt sind. Aber für mich ist Ren deswegen besonders,
weil man es bei ihm einfach nicht erwarten würde oder doch? Gerade
weil er so toll erscheint, muss er doch etwas verheimlichen.
Jedenfalls ist er eine der ersten Figuren gewesen, die so
vielschichtig aufgebaut ist. Er lässt sich nicht in Schubladen
stecken, denn durch seine finstere andere Seite erscheint er manchmal
ziemlich unberechenbar und das Geheimnisvolle macht ihn gerade zu
anziehend.
Jetzt
werden sicherlich einige von euch seufzen, wenn ich den Antihelden
aus Death Note zu den besonderen Figuren zähle. Aber lasst mich mal
versuchen zu erklären weswegen das so ist und danach könnt ihr
gerne darüber diskutieren. Zunächst einmal, klar Antihelden
erscheinen hin und wieder mal in Anime und Manga und wahrscheinlich
noch viel öfter in Filmen und dergleichen. Aber die Art und Weise
wie die Persönlichkeit dieses Antihelden dargestellt wird, gepaart
mit dem originellen Setting und der überaus gut geschriebenen Story,
macht den Protagonisten für mich zu etwas Besonderem. Light Yagami
ist ein Musterschüler wie es im Buche steht, erscheint einfach zu
perfekt und gutaussehend für die Welt. Doch er führt ein
Doppelleben und der Kontrast zwischen seinen zwei Existenzen ist so
gravierend und widersprüchlich, dass man darüber nur staunen kann.
Vor allem aber fand ich bereits seine Persönlichkeit zu Beginn des
Anime sehr besonders.
Er ist zwar ein Musterschüler, aber ein ganz
besonderer: Denn er denkt auch in Idealen und hat einen richtig hart
ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. An sich fand ich seine Idee,
Gerechtigkeit walten zu lassen ganz gut, schließlich wollte er
eigentlich nur das Beste. Doch wie das ganze ausartet und wie seine
Taten ihn schlussendlich zum Negativen verändern, hat sich so in
mein Gehirn gebrannt, dass ich es niemals wieder auslöschen kann.
Ist Light scheinbar anfangs nur ein guter Junge, entwickelt er immer
und immer mehr psychopathische Züge. Das beginnt bereits bei den
kleinen Dingen: Er lügt wie gedruckt, manipuliert seine Mitmenschen
wie er will und bastelt seine ausgeklügelten Pläne ohne Rücksicht
auf Verluste. Soweit, dass er nicht mal mehr davor scheut, über
unschuldige Leichen zu gehen. Er wird so skrupellos und unmenschlich,
dass man ihn einfach nur hassen kann. Am Ende ist er einfach nur noch
ein Monster, das denkt, dass es das Richtige tut. Größenwahn, sein
Hang zum Tyrannisieren und Ausüben von Macht treiben ihn in seinen
Ruin. Light ist einfach das perfekte Beispiel, wie aus einem guten
Jungen das abgrundtiefe Böse heraus gezogen wird. Und daher für
mich ein Paradebeispiel für den perfekten Antihelden, den ich in
dieser Form noch nicht gesehen habe.
Nicht
wundern, wenn ich zufälligerweise immer ein Paar aus einem
Manga/Anime ausgewählt habe, das ist wirklich random. L als das gute
Gegenstück zu Light ist ebenso eine kuriose Gestalt. Zunächst
einmal besticht L durch seine komischen Marotten und seine soziale
Defizite: Er läuft mit krummen Rücken wie der Glöckner von
Notredam, hat sehr komische Sitzpositionen, frisst Süßigkeiten in
Unmengen und hat schon einen ziemlich gruseligen Blick. Auf den
ersten Blick mag man denken: „Was für ein Freak!“ Doch man weiß
ja, was für ein Genie er ist. Er hat öfter mal an größeren
Polizeiuntersuchungen mitgemacht und war eine sehr große Hilfe. Kaum
einer kann ihm bezüglich logischen Denken was nachmachen. Und wer
hätte gedacht, dass er auch körperlich ziemlich fit ist, man
erinnere sich nur an die Kampfszene zwischen ihm und Light oder das
Tennisduell zwischen den beiden. Figuren, die komisch sind oder
Figuren, die unglaublich intelligent sind, gibt es immer mal wieder
in Anime und Manga, das ist nichts Neues. Aber die Kombination macht
für mich L zu einer besonderen Figur.
Ja
ihr lest richtig, ausnahmsweise habe ich mal einen kleinen Otaku in
die Liste aufgenommen und jetzt denkt ihr bestimmt, das ist doch
nicht ihr Ernst?! Doch ist es. Als ich Konata das erste Mal gesehen
habe, dachte ich sofort: Man ist die toll! Denn ein weiblicher Otaku
rockt einfach mal! Nein Spaß, ich fand sie auch generell toll. Sie
wirkt meist total faul und kriegt nichts gebacken, aber ist auch
überaus lässig und cool auf ihre Weise. Natürlich macht ihre
Vorliebe für Games, Anime und Manga sie erstmal ziemlich
sympathisch. Dann wiederum finde ich an ihr interessant, dass sie
auch gerne mal andere über den Tisch zieht oder zur Weißglut
bringt. Oder, dass sie manchmal echt creepy sein kann. Zeitweise ist
sie auch etwas undurchschaubar und man wird paranoid, weil man
glaubt, sie würde irgendwas aushecken. Das, was ebenso zu ihrer
Besonderheit beiträgt ist eben, dass sie so gar nicht versucht „moe“
zu sein und wenn macht sie es bewusst komisch, sodass man merkt, dass
sie sich drüber lustig macht. Sie ist keine der typischen „cute
girls“, sondern besticht durch ihre manchmal doch etwas mehr
maskuline Verhaltensweisen. Auf mich wirkt sie wie ein guter Kumpel
und so einen weiblichen Char findet man doch selten.
Tomoko aus "Watashi ga Motenai no wa Dou Kangaete mo Omaera ga Warui!"
Kommen
wir nun zu einem anderen Otaku-Girl, was ebenfalls zum Lachen, aber
auch zum Weinen bringen kann. Die Rede ist von der Protagonistin
Tomoko, die im Gegensatz zu ihr Otaku-Genossin Konata alles andere
als locker und kommunikativ ist und viele Freunde hat. Würde man sie
auf ihre wichtigsten Eigenschaften reduzieren könnte man sagen, dass
sie ein pessimistisches, überaus wirklich negatives, depressives
Mädchen ist, was eine soziale Phobie hat und daher meist der
Realität entflieht u.a. durch ihren Otaku-Kram. Das klingt jetzt
aber wirklich etwas zu verallgemeinernd und böse, trifft aber im
Kern den Charakter dieser grauen oder besser gesagt schwarzen Maus.
Klar ist ihr Charakter deutlich überzeichnet, aber ein Fünkchen
Wahrheit dürfte drin sein, vor allem was die soziale Phobie
betrifft, die eigentlich nichts zum Lachen ist. In Gegenwart von
Menschen kriegt sie keinen Ton raus, doch in ihrem Kopf spinnt sie
sich sich die wahnsinnigsten Szenarien und Ideen zusammen und hat
ihre ganz spezielle Sichtweise in der Realität. Sie will das werden,
von dem sie weit entfernt ist: Ein beliebtes und positives Mädchen.
Eben das, was die meisten „moe“ Girls in Animanga sind.
Insofern
kann man sie auch als Antiheldin bezeichnen, die ziemlich viel Mist
verzapft und eigentlich kaum eine nennenswerte positive Eigenschaft
hat. Sie jammert die meiste Zeit, sieht alles negativ, gibt anderen
die Schuld, wertet andere ständig ab, sieht sich als was total
Besseres, ist ständig depressiv und zynisch und beschimpft sogar
ihre einzige Freundin. Und trotzdem liest man gerne den Manga, weil
die Figur ständig in Fettnäpfchen tritt und alles so schön
übertrieben dargestellt ist. Auch wenn man vielleicht nicht so viel
Sympathie, sondern mehr Mitleid mit ihr hat, muss ich zugeben, dass
all das das Besondere in ihrem Charakter ausmacht. Wann sieht man mal
eine weibliche Protagonistin in Animanga, die dermaßen von der Norm
abweicht und so gar keine niedlichen Eigenschaften hat? Wann hat man
mal eine so verrückte Figur, die eher durch Abgründe als durch
positive Facetten besticht? Ich muss zugeben, dass sie zwar
überzeichnet ist, aber weiß gott glaubwürdiger in einigen Aspekten
erscheint als die so perfekt erscheinenden anderen, cute girls, die
nur süß sind und sonst keinerlei Charakter zeigen.
Umi
aus „Charming Junkie“
Tsundere
gibt es ja zuhauf in Anime und Manga, doch meistens assoziiert man
damit doch eher weibliche Figuren oder? Wie sieht es aber mal mit
Jungs aus, die zickig auf ihren Schwarm reagieren und den auch gerne
mal verprügeln? Könnt ihr euch das vorstellen? Und tatsächlich
gibt es mal ein seltenes männliches Exemplar dieser Sorte, doch
diese Figur ist nicht nur deswegen besonders. Umi gibt sich nämlich
eigentlich als Mädchen aus, um als weibliches Model aktiv zu sein.
Böse Zungen würden Umi dann als Transe bezeichnen, die vielleicht
sogar noch schwul ist, aber so ist es ja nicht. Denn Umi ist durch
und durch hetereosexuell, was man an seiner Liebe zu der
tollpatschigen Naka mit dem verbrecherischen Lächeln sieht. Die
beiden sind echt ein unterhaltsames Duo. Zurück aber zu Umi. Umi
führt also zwei Leben: Einerseits muss er der Öffentlichkeit weiß
machen, dass er ein Mädchen ist und stellt sich dementsprechend als
zucker süß und lieb dar, aber das ist nur Fassade.
In Wahrheit ist
er ein skrupelloser Sadist. Okay, das gibt vielleicht ein falsches
Bild von ihm ab. Der Manga selbst ist eher dem Comedy zuzuordnen also
muss man die Beschreibung verharmlosen. Sagen wir mal so, er haut,
schlägt, trifft und misshandelt Naka regelmäßig und man kann
zurecht sagen, dass er es liebt sie als seinen Knecht zu behandeln.
Ich finde, dass es sogar eine besondere Form des Tsundere ausmacht.
Denn die Prügelleien und Foltereien, die Umi da regelmäßig mit
Naka veranstaltet, sind teilweise schon extrem, aber natürlich
ziemlich überzeichnet. Hinzu kommt, dass er sehr sehr
temperamentvoll ist, seine Gefühle nicht in Zaum halten kann und
immerzu rum zickt. Aber er kann manchmal auch zärtlich sein. Lange
Rede, kurzer Sinn: Ich finde Umi daher unvergleichlich, weil er
dieses besondere Geheimnis hat und ebenso als Kerl einerseits etwas
weiblich zickig ist und diese sadistische Ader hat.
Ebenso
eine ziemlich „twisted“ Figur. Nach außen hin mag Emiru einfach
wie ein wortkarges, mysteriöses Mädchen wirken, aber sie hat es
echt in sich! Zunächst einmal mag es stimmen, dass sie nicht viele
Worte fallen lässt, dafür aber Taten sprechen lässt. Sie ist
jemand, der genau weiß, was er will und wie er es kriegen kann. In
der Tat erscheint sie manchmal etwas sadistisch und manipulierend,
weil sie Tatsu ständig zu Dingen zwingt, die er nicht will oder die
andere verletzen. Sie hat kaum Angst vor irgendwelchen Gefahren und
wenn es doch mal brenzlig wirkt, hat sie stets die Kontrolle darüber
und bewahrt einen kühlen Kopf. Selten sieht man sie ihre Fassung
verlieren und könnte behaupten, sie hätte einen kühlen Charakter.
Stets trägt sie dieses geheimnisvolle Lächeln auf den Lippen, als
ob sie mehr wüsste, als sie zugibt.
Doch das ist alles nur Fassade:
Bevor dieser eine schlimme Unfall geschah, war sie nur ein einfaches
Mädchen, lieb und brav, doch als ES passierte, änderte sich alles
für sich, glücklicherweise. Denn gerade dadurch wurde sie erst
interessant. Sie ist undurchschaubar und stets umgeben von einem
Hauch geheimnisvoller Aura. Man weiß eigentlich nie, woran man bei
ihr ist und wie sie wirklich denkt und fühlt. Obwohl sie eigentlich
noch Jungfrau ist, gibt sie sich keine Blöße offen über sexuelle
Dinge zu sprechen oder diese zu tun. Sie hat ohnehin kein wirklich
ausgeprägtes Schamgefühl. Was man am Ende dann aber raus kriegt
ist, dass sie eigentlich ziemlich verletzlich ist und ihre wahren
Gefühle und Ängste stets unter Verschluss hielt. Klarer Fall eines
Mädchens mit harter Schale und weicher Kern, doch die Art und Weise,
wie sie dargestellt wird, ist doch unvergleichlich.
Die
zweite Heldin im Liar Game ist das total Gegenteil zu Akiyama, der
die Menschen stets durchschaut und durch überdurchschnittliche
Intelligenz für alles eine Lösung hat. Zu Beginn ist Nao noch das
liebenswürdige Mädchen, was vor allem auf alles und jeden rein
fällt, betrogen wird und ausgenutzt wird. Ziemlich armselig oder?
Was ist also so besonders an ihr fragt ihr mich. Wer den Manga schon
länger verfolgt, weiß worauf ich hinaus will. Gott sei dank, bleibt
Nao nämlich nicht ewig so, sondern entwickelt sich durch die
verschiedenen Umstände langsam weiter. Klar bleibt sie noch immer
die treue vertrauensvolle Seele, die sie schon immer war. Aber wie
sie die Menschen sieht und einschätzt und handelt, das verändert
sich. Durch Akiyama lernt sie, die Menschen zu hinterfragen, um ihnen
dann wirklich vertrauen zu können. Sie vertraut niemanden mehr
blind, sondern setzt ihr Köpfchen ein. Und überrascht durch neue,
gute Lösungsvorschläge, die man von ihr niemals erwartet hätte.
Sie bringt neuen Schwung in das Liar Game, vor allem dadurch, dass
sie daran glaubt, dass die Gerechtigkeit siegt, indem alle
miteinander arbeiten. Für mich ist sie besonders, weil sie die
Herzen der Menschen in dem Manga anspricht und durch ihre ungetrübte
Ehrlichkeit überzeugen kann.
Nozaki
aus „Gekkan Shoujo Nozaki-kun“
Selten habe ich mal einen Kerl gesehen, der so absolut gar nicht ist, wie er aussieht. Würde man Nozaki nur mal so sehen, hätte man echten Respekt vor ihm. Er schaut ziemlich grimmig, ist groß gewachsen und recht maskulin. Jeder würde denken, dass er ein ziemlicher Raufbold ist, aber keiner würde erwarten, was er wirklich ist: Nämlich ein Mangaka für Shoujo-Manga! Und das Tollste kommt erst noch: Er hat eigentlich überhaupt keine Ahnung von Liebe und zeichnet trotzdem darüber. Und was das Ganze nochmals toppt: Nozaki ist in sozialen Sachen eigentlich eine ziemliche Niete. Er kann sich nicht so gut in andere hinein versetzen und verhält sich öfters mal einfach nur extrem komisch. Das führt im Anime öfter mal zu Lachausbrüchen. In gewisser Weise wirkt er immer mal wieder extrem naiv und um nicht zu sagen, sogar ziemlich dumm, dass man eigentlich nur den Kopf schütteln kann. Dass er einfach nicht merkt, dass Chiyo in ihn verliebt ist, ist doch echt komisch, aber erklärbar, wenn man weiß, wie er tickt.
Sul
aus „Cheese in the Trap“
Okay eigentlich dürfte ich die letzten beiden Figuren, die ich hier vorstellen möchte, gar nicht mit reinnehmen, weil es sich bei „Cheese in the Trap“ genau genommen um einen Manhwa, einem Webtoon“ handelt. Aber ich mache eine Ausnahme, weil ich die beiden Figuren einfach gern habe und sie gut rein passen. Sul ist die Hauptfigur in dem Manhwa und für mich eine der glaubwürdigsten Figuren überhaupt. Sie ist eine Studentin und dementsprechend sehr fleißig, motiviert und nimmt viel Verantwortung. Dass sie so erwachsen ist, so denkt und handelt ist ein Punkt, der mich an ihr fasziniert und den man weiß Gott bei vielen anderen Figuren vermisst. Aber das ist noch nicht alles. Cheese in the Trap hat natürlich viel mit Romance zu tun, aber Sul ist überhaupt nicht die Standard-Heroine, die man erwartet. Naivität ist ihr Feind, was bei ihr hervorsticht ist gesundes Misstrauen und Zweifeln.
Im Gegensatz
zu den anderen oberflächlichen Komilitonnen ist sie sehr sensibel
und erkennt selbst die kleinsten Dinge und Ungereimheiten. Dadurch,
dass sie über eine gute Beobachtungsgabe und analytisches Denken
verfügt, entdeckt sie das wahre Gesicht des Mister Perfekt Jung, der
gar nicht so perfekt ist wie er erscheint. Und das ist es, was ich an
ihr liebe: Sie denk rational und glaubwürdig und lässt sich nicht
durch Äußerlichkeiten blenden. Ich liebe es, an ihren
Gedankengängen teilnehmen zu können. Außerdem ist sie einfach
stark, unabhängig und macht ihr eigenes Ding. Ich finde es toll,
dass sie im Laufe des Manhwa Selbstvertrauen gewinnt und sich nicht
mehr herum kommandieren lässt. Sie macht eine erstaunliche
Entwicklung durch und wird innerlich immer reifer. Was die Liebe
betrifft, bleibt sie trotzdem auf der Hut. Ich finde es gut, dass sie
nicht alles hinnimmt wie es ist zugunsten ihres Lovers, sondern ihn
damit konfrontiert und auch keine Streitigkeiten meidet. In anderen
Romance-Werken beugt sich die Heldin ihrem Schwarm, weil sie ihn
nicht verlieren will. Doch Sul ist anders und vor allem gibt sie ihm
ordentlich Parole. So wie es sein soll.
Die
letzte Figur, die ich heute vorstellen möchte, entstammt ebenfalls
aus „Cheese in the Trap“ und ist der Held der Geschichte. Man
könnte Parallelen zu Ren aus „Skip Beat!“ sehen, weil er
ebenfalls gutaussehend, charmant, hilfsbereit und beliebt ist.
Genauso wie Ren hat er aber eine dunkle Seite und wenn ihr mich
fragt, ist diese sogar noch ausgeprägter als bei Ren. Denn
eigentlich ist Jung alles andere als perfekt und sozial. Es fehlt ihm
nämlich etwas Wichtiges, um andere zu verstehen: Empathie. Ich habe
bereits in vielen Foren gelesen, dass spekuliert wird, dass Jung
eventuell ein Psychopath oder Soziopath ist, weil es ihm schwer
fällt, andere zu verstehen und weil er absolut keine Probleme hat,
andere nach seinem Willen zu manipulieren. Wenn jemand versucht
etwas, was ihm gehört, an sich zu reißen, reagiert er trotzig und
sieht sich in sein em Stolz verletzt. Die Folge: Er besteht darauf,
dass es sein Eigentum ist und holt es sich mit allen erdenklichen
Mitteln zurück.
Jung kann unglaublich niedlich und toll sein, aber
er hat eben auch seine creepy Seite, wenn er einfach seinen eiskalten
Gesichtsausdruck hat, keinerlei Emotionen zeigt und vor allem
gegenüber Leuten, die er nicht leiden kann, grausam und fies sein
kann. Zurecht kann man sagen, dass er zwei Seiten in sich trägt und
man sich immer wieder fragen muss, welche Seite nun seine echte ist.
Es steht jedenfalls fest, dass er seine dunkle Seite versucht zu
verheimlichen, weil man ihm seit seiner Kindheit eintrichterte, dass
es egoistisch ist und von der Gesellschaft nicht akzeptiert wird.
Daher musste er sich ein Lächeln antrainieren, um in die
Gesellschaft reinzupassen. Wirklich eine interessante Figur, die so
einige soziologische und psychologische Diskussionen entfachen kann.
So, das waren also meine besonderen Figuren aus Anime und Manga. Kennt ihr die vorgestellten Charaktere und wenn ja, welche Meinung habt ihr zu ihnen? Klar, gibt es noch viel viel mehr Exemplare und mich würde interessieren, ob ihr auch welche kennt. Wenn ja, schreibt es mir doch bitte in die Kommentare. :)
Wäre im Format einer Top 10 Liste vielleicht ganz nett gewesen so der Struktur wegen ^^Death Note hatte schon einen interessanten Twist, denn letztendlich WOLLTE man hier den "Helden" ja scheitern sehen, und es bleibt doch die Frage: Für wieviel von mir selbst kann ich gerechtigkeit einfordern? Ist das Töten von Mördern besser als die eigentlichen Mörder?
AntwortenLöschenTomoko aus "DiesemAnimeDessenTitelMirVielZuLangIst" (im ernst, haben die Amis das nicht schon abgekürzt?) reizt mich auch, Animes und Manga haben es SEHR schwer Frauen/Mädchen zu kreieren die halbwegs menschlich sind: Alle sind sie zum Kotzen Herzensgut, freundlich und megasensibel. Ich brauche Damen die auch mal menschlich egoistisch, verlogen oder auch schlicht berechnend sein können ohne gleich ein Bösewicht zu sein, Figuren mit echten Macken und persönlichkeiten, das fehlt leider oft.
Nozaki klingt auch recht drollig, mir selber würden garnicht mehr soviele einfallen: Alice aus Pumpkin Scissors ist sehr sympatisch und idealistisch aber ohne gleich eine Tsundere zu sein, Haruhi aus Ouran High School Host Club fand ich auch immer ziemlich realistisch charakterisiert, und ansonsten faszinieren mich eher die Bösewichte:
Ist ein Bösewicht den man wirklich selbst verabscheut ein "guter" Bösewicht oder doch ein schlecht geratener? Eigentlich ist der Sinn eines Schurken ja eben der das man ihn als Zuschauer nicht leiden kann, doch natürlich spielt auch viel Faszination für das Böse mit, man denke nur an den Anime "Monster" der es schafft echten grusel ohne irgene ein übernatürliches Element zu erzeugen.