Daikoku
ist eine imaginäre japanische Großstadt, die über eine
umfangreiche virtuelle Infrastruktur verfügt. Augmented Reality (AR,
Erweiterte Realität) ist Teil des täglichen Lebens der Hauptakteure
geworden. Die Grundschulkinder sind mit ihren AR-Brillen und
Hacker-Fähigkeiten den Geheimnissen der Stadt auf der Spur: Sie
suchen nach wertvollen Metabugs, untersuchen ungeklärte
Verkehrsunfälle und jagen Illegalen nach, die Gerüchten zufolge der
Schlüssel zu einer anderen Welt sein sollen.
Im Jahre 2026,
elf Jahre nach der Einführung von drahtlos mit dem Internet
verbundenen AR-Brillen, zieht Yūko Okonogi, genannt Yasako, mit
ihrer Familie nach Daikoku. Die Stadt ist ein Technologiezentrum und
überall gibt es virtuelle Wesen und Räume. Yūko wird Mitglied
von Coil,
einer Detektiv-Agentur, die von ihrer Großmutter geleitet wird. Die
Mitglieder sind Kinder, die mit Hilfe von virtuellen Werkzeugen und
Haustieren nach anderen vermissten Cyber-Haustieren suchen. Dabei
trifft sie auf die gleichnamige Yūko Amasawa, genannt Isako. Diese
ist eine mysteriöse Hackerin, die offenbar über einzigartige
Fähigkeiten verfügt. Isako sucht nach den sogenannten "Illegalen",
Computerviren, die nur in veralteten virtuellen Räumen überleben
können. Gerüchte besagen, dass die Illegalen aus Kirabugs bestehen,
mit deren Hilfe man den mächtigen Cybergeist Michiko
heraufbeschwören
kann, der Wünsche erfüllt und Opfer fordert.
Wie man bereits an der Inhaltszusammenfassung heraus lesen kann, spielt die Handlung in einem fiktivem Ort und in einer recht nahen Zukunft, in der die Technologie ihre Spitze erreicht hat und die Menschen eine neue digitale Realität erschaffen haben, die als eine Art Parallelwelt gesehen werden kann. Ich habe bisher nicht viele Animes im Bereich Sci-Fi geschaut und deswegen ist mir bis dato dieser originelle Plot untergekommen. Ich möchte auch behaupten, dass für die eingefleischten Sci-Fi-Fans die Grundidee des Animes herrlich erfrischend ist und bisher noch nicht wirklich oft umgesetzt wurde. Nicht nur der Plot ist sehr ansprechend, sondern auch die Umsetzung dieser kreativen Idee. Die Stadt als Dreh-und Angelpunkt der Geschichte strotzt nur vor Technik und man fühlt sich wirklich in einer futuristischen Welt. Zuweilen hatte ich das Gefühl, dass ich mich wirklich in einer Art Daten- und Hightech-Krieg befinde, was selbstverständlich etwas übertrieben klingt, aber die Kämpfe auf digitaler Basis zwischen den einzelnen Figuren waren zwar kindergerecht und nicht brutal, aber doch ziemlich faszinierend, besonders wenn man bedenkt, dass die Figuren alle im Kinderalter sind. Ich war wirklich ziemlich überrascht, was die Kids alles drauf hatten und dass sie schon in diesem Alter so viel Wissen und Techniken drauf hatten, das war schon ziemlich cool. Solche Art von Battles hatte ich zuvor noch nie gesehen.
So gab es recht
spannende Verfolgungsjagden zwischen den Figuren und Satchii, der
große Antivirenprogramm-Roboter, der eigentlich für Recht und
Ordnung steht, aber in den Augen der Figuren eher ein Hindernis
darstellt. Dabei setzten die Kinder allerlei unterschiedliche Waffen
ein wie z.B. Raketen, Magnetfelder und sonstiges Hightech-Zeug.
Um
noch einmal auf das Setting einzugehen, es war wirklich richtig gut
gemacht. Die ganzen technischen Erfindungen waren vielleicht nicht
absolut neuartig, aber eben doch gut in Szene gebracht, was auch auf
Kreativität der Macher hindeutet.
Zum Verlauf des Animes
kann gesagt werden, dass dieser sich in drei Teile gliedern lässt.
Der erste Teil umfasst eine umfangreiche Einführung in die
hochmodernisierte Welt sowie das Vorstellen der wichtigen Figuren und
Phänomene mit allerlei Erklärungen und dem roten Faden der
Geschichte. Im zweiten Teil dominieren eher die Filler-Folgen, sodass
man sich von der Geschichte distanzierte und eher auf reine
Unterhaltung und Comedy wert legte. Der letzte und dritte Teil nimmt
den roten Faden der Handlung wieder auf, vertieft diesen und führt
schlussendlich zur eigentlichen Problematik und Auflösung dieser.
Wie würde ich jetzt die einzelnen Hauptabschnitte des Animes
bewerten?
Erst
dachte ich, aufgrund der langen Einführung im ersten Teil, dass die
Geschichte keinem wirklichen roten Faden folgt, jedoch gab es bereits
da viele Mysterien, die sich im Laufe der Handlung als wichtig
erwiesen. Wie beispielsweise das Phänomen um den Cybergeist Michiko,
das Ziel der Encoder, die Kirabugs und die wahre Natur der Illegalen
sowie Isakos Rolle in der Geschichte, all diese Mysterien verwiesen
auf den wirklichen Kern der Geschichte. Obwohl es eigentlich keine
allzu komplexe Handlung war, hatte ich doch einige Schwierigkeiten zu
folgen und war an einigen Stellen recht verwirrt. Normalerweise sehe
ich das als ein positives Zeichen, doch diesmal hatte ich
demgegenüber eher gemischte Gefühle.
Ich
muss sagen, dass mich besonders der erste Teil richtig gepackt hat.
Schließlich erfährt man allerlei Neues, die Materie ist einem nicht
vertraut und weckt viele Erwartungen. Man beginnt mit einem rasanten
Einstieg, der einen so schnell nicht wieder loslässt.
Der zweite
Part, in denen eher spassige Folgen im Vordergrund stehen, war für
mich rein unterhaltungstechnisch gut, jedoch muss ich sagen, dass ich
es besser gefunden hätte, wenn man sich der eigentlich Handlung
gewidmet hätte. Die Folgen selbst fand ich total irrwitzig und es
gab wirklich viel zu Lachen, was man nicht von jedem Anime behaupten
kann. Natürlich stellen Filler-Folgen immer eine Abwechslung dar,
aber für mich war es eher ein nicht notwendiger Bruch in der
Geschichte, den man auch hätte weglassen können.
Der dritte
Teil glicht die Schwächen des zweiten Teils wieder einigermaßen aus
und die Grundstimmung ändert sich rapide. Von leichter Comedy zu
richtigem Drama und einer melancholischen Atmosphäre, wie man es
selten in Animes sieht, die eher auf Kinder ausgelegt sind. Die Story
geht nochmal in die Tiefe, wird grundlegend ernster und baut auf
Emotionen auf. Man erfährt schlussendlich auch mehr über die Main,
was sich als eine große Überraschung heraus stellt.
Jedoch fand
ich, dass die Auflösung nicht komplett gelungen war, denn
schlussendlich blieben für mich viele Fragen noch offen, was
natürlich zum Nachdenken anregt. Ich fand das Ende trotz der
Wendungen doch eher nicht so gut, denn für mich kam es viel zu
schnell, es wurde sich zu wenig Zeit gelassen, die Auflösung
vollends zu enthalten, was es für mich schwerer machte, mich in die
Geschichte einzufühlen. Auch blieb irgendwie nicht viel Zeit um die
Motive des wahren Übeltäters zu erklären, das würde einfach zu
schnell abgehakt. Obwohl ich ja traurige Geschichte mag, kam mir die
Geschichte irgendwie etwas zu melodramatisch rüber, weswegen ich
nicht ganz mitfühlen konnte. Weiterhin fand ich es schade, dass
einzelne sympathische Nebenfiguren am Ende überhaupt keine Rolle
mehr spielten, da hätte man noch mehr mit denen machen können.
Ansonsten fand ich das Ende aber doch irgendwie entzückend und
war von einigen Szenen doch stark berührt.
Für mich war
interessant, dass die Geschichte wesentliche Problematiken
behandelte.
Besonders im Mittelpunkt stand der Verlust einer
geliebten Person oder eines geliebten Lebewesens. Es wurde sehr
eindringlich gezeigt, wie tief der Schmerz sitzt und was dieser mit
einem anstellen kann. Ich fand es interessant, wie die einzelnen
Figuren mit dem Verlust einer wichtigen Person umgingen und zu
welchen unterschiedlichen Ergebnissen es führte. Eine zweite
Problematik, die ich aus der Geschichte herauspickte, aber eher wenig
Erwähnung fand, war die Tatsache, dass auch wenn man in einer hoch
technisierten Welt lebt, man genauso auf Gefahren treffen kann.
Gerade wenn alles eben so technisch aufpoliert ist, sind wir abhängig
von unseren Technologien und Robotern, die eben auch nicht perfekt
sind, sondern durch äußere Einflüsse manipuliert werden können,
was zu schweren Folgen führen kann.
Charaktere:
Der
Figuren-Cast bestand hauptsächlich aus Grundschulkindern und
teilweise aus Erwachsenen, mit denen ich mich aber nicht weiter
beschäftigen möchte.
Da hätten wir zum einen die Hauptfigur
Yasako, die ihrem Namen entsprechend ein wirklich sanftmütiges
Mädchen ist wie es im Buche steht. Ich fand sie zwar nett, aber für
eine Heldin war sie mir etwas zu normal und langweilig. Sie ist ein
Mädchen, was irgendwie zu jedem nett ist, auch wenn jemand mal böse
zu ihr ist. Man muss sie im Endeffekt immer gern haben und ich fand
es teilweise wirklich nervig, dass sie treu doof war. Trotzdem hatte
sie auch ihre Vorzüge, denn sie war nicht immer absolut
optimistisch, sondern hat auch ihre Höhen und Tiefen erlebt, in
denen man ihre schwachen Momente nachempfinden konnte.
Isako,
die denselben Namen wie Yasako (also Yuko) trägt, ist das absolute
Gegenteil zu unserer Heldin. Ihr Name bedeutet übersetzt in etwa
„mutiges Mädchen“ und sie ist es wirklich, wenn man bedenkt, wie
viele Gefahren sie auf sich nimmt, um an ihre Ziele zu kommen. Obwohl
sie doch recht arrogant, distanziert und einzelgängerisch rüber
kommt, hat sie ein großes Herz und besitzt sogar eine altruistische
Ader, denn wie gesagt, das Alles tut sie nicht für sich selbst,
sondern für jemand anderen. Sie spielt also den Bösewicht und tut
Unschöne Dinge für jemand anderen. Ihr Lebensschicksal dürfte
einen ziemlich berühren, wenn man dahinter kommt.
Fumie als
eine Nebenfigur, wird die beste Freundin von Yasako und ist extrem
energiegeladen, fröhlich und selbstbewusst, obwohl sie für ihr
Alter sehr klein aussieht. Ich fand sie immer wieder witzig,
besonders wenn sie ihren Kindheitsfreund Daichi aufzog. Außerdem
wirkte sie auf mich recht erwachsen, genauso wie Isako.
Daichi
als ein recht nerviger Nebencharakter, der einfach super zum Klischee
„kleiner Bengel“ passt, ist sehr von sich selbst überzeugt, ist
ständig auf Streitereien aus, kommandiert gerne rum und ist in Fumie
verliebt, was diese aber nicht weiß. Ihn fand ich ehrlich gesagt
wirklich nicht gerade sympathisch, für mich spielte er einfach nur
den Side-Kick der Story.
Ken´ichi dagegen fand ich überaus
sympathisch. Ich mag ja solche Jungs in Animes, die eher ein ruhiges
Temperament haben und immer nachdenklich aussehen. Er mag zwar
ziemlich unzuverlässig und verpeilt aussehen, aber auch er birgt
einige Überraschungen in sich. Ich fand ihn von seiner Art her total
niedlich und fand es herzzerreißend, dass er noch immer unter dem
Verlust einer wichtigen Freundin litt und einfach viel investierte,
um ihren Tod aufzuklären und wieder mit ihr vereint zu
sein.
Optik:
Was mir der Anime vom Optischen her zu
bieten hatte, hat meine Erwartungen voll und ganz erfüllt. Der
Zeichenstil ist nicht 0-8-15 typisch Animestil, sondern hat etwas
sehr Eigenes an sich, was den Stil von anderen Animes deutlich hervor
gehoben hat. In gewisser Weise wies der Zeichenstil einige Parallelen
zu dem vom Studio Ghibli auf, der auch bekannt ist für einen recht
realistischen Zeichenstil mit rundlicheren Konturen der Figuren. Für
mich sahen die Figuren einen Stück weit realitätsnaher aus, was
auch das gesamte Setting des Animes glaubhafter rüber brachte. Auch
die Animationen stachen mir diesmal sehr ins Auge, denn wenn sich mal
dynamische, spannende Szenen abspielten, dann war alles super flüssig
in Bewegung, was auch die digitalisierten Kämpfe gut zur Geltung
brachten. Auch im Allgemein wirkten dann die Figuren nicht einfach
nur wie 2D-Figuren, sondern recht plastisch und lebendig. Die
Hintergründe waren auch nicht ohne, sondern recht liebevoll
gestaltet, man beachte besonders die technischen
Erfindungen.
Musik:
Ein absolutes Highlight stellten
für mich das Opening und Ending dar, die beide eher ruhig waren,
aber einen herzzerreißenden Unterton hatten. Die Backgroundmusik
dagegen fiel mir leider nicht besonders auf, aber erfüllte ihre
Funktion als Stimmungsüberträger. Die Synchronsprecher waren wie
immer ganz gut, da konnte ich keineswegs
meckern.
Unterhaltungswert:
Bereits im Story-Teil bin
ich bereits auf die Unterhaltung in dem Anime eingegangen, weswegen
ich mich hier etwas kürzer fassen möchte. Die ersten Episoden
hatten es in sich, aufgrund ihrer Dynamik, haben sie einen
wortwörtlich ins Geschehen hinein gezogen und nicht mehr
losgelassen, weswegen ich besonders am Anfang eine Episode nach der
anderen konsumiert habe. Der Anime bot für mich genau das, was ich
immer gern sehe. Eine tiefsinnige Geschichte, die voller Rätsel
steckt mit einer mysteriösen Atmosphäre, die aber auch lustige
Szenen zuließ, wodurch eine gute Abwechslung stattfand. Wie gesagt
wurde es am Ende recht traurig und ich konnte mich gut mit der Heldin
identifizieren und ihr Leiden nachempfinden.
Fazit: Ein gut
inszenierter und optisch individueller Anime mit einem interessanten
Plot und kindlichen Akteuren, die aber eine gewisse Reife besitzen,
wodurch der Anime für jede Altersklasse geeignet ist. Hinzu kommt,
dass der Anime eine gute Balance zwischen Comedy und Drama schafft
und insgesamt gute Unterhaltung bietet.
Es ist immer sehr depremierend wenn gerade Mädels in Animes als "übernett" dargestellt werden. Ist es so schlimm wenn ein Mädchen in Animes egoistisch, faul oder agressiv ist? Wir haben alle Schwächen, und eben schwächen machen eine Figur doch überhaupt erst interessant.
AntwortenLöschenGute Aufteilung, auch wenn ich lieber 1-2 Allgemeine Bilder weniger und dafür 1-2 Bilder zu den Charakteren gesehen hätte, aber das ist eher eine private Meinung. Schön das der Graphikstil etwas anders ist, es ist derzeit eine böse Unsitte alles vollkommen "poliert" zu zeichnen, etwas das mir erst letztens wieder im Anime "Tari Tari" aufgefallen ist, warum nicht mal mut zu exotischen Graphikstyles wie z.B. bei Panty and Stocking?
Danke für den Bericht, kannte den Anime noch nicht, dein Bericht macht aber neugierig!
Ich bin da ganz deiner Meinung, mir kommen solche Mädchen auch total unrealistisch vor, sie weisen eben einfach keine Ecken und Kanten auf und das ist es gerade, was ich an Figuren mag, das macht sie doch auch erst interessant. *seufz* Und es dürfen auch mal ein paar negative Eigenschaften dazu kommen, jedoch sollte es nicht übertrieben werden, sonst gibt es keinerlei Sympathie mehr.
LöschenIch werde mir mal merken. Ist nur schwer, bei einem solch eher unbekannten Anime ordentliche Bilder zusammen zu tragen. Vom Zeichenstil darf man sich nicht abschrecken lassen, der ist auf jeden Fall mal etwas Neues und bringt Schwung in die Animemasse. Das Ding ist eben, dass solche nicht vollkommenen Zeichenstil womöglich weniger Anhänger finden würde, denn die Industrie richtet sich ja nach den Preferenzen ihrer Konsumenten und wenn der Großteil dann so etwas will kann man nichts machen. Umso schöner, wenn einige Projekte doch mal etwas Neues wagen. ;)
Gern geschehen, ich hoffe du kannst mal in den Anime rein schauen und mir mal deine Meinung mitteilen. ;)