Ich habe dieses mal beim Summer-Sale auf Steam ordentlich zugeschlagen und stelle euch nun heute eines der Spiele vor, was ich durchgezockt habe.
Story:
To the Moon baut auf
einem futuristischen Setting auf. Die Firma Sigmund Corp. stellt eine
Technologie zur Verfügung, mit der man künstliche Erinnerungen in
die Köpfe der Patienten einpflanzen kann. Diesen Service kann man
jedoch nur an denjenigen anwenden, die bereits auf dem Sterbebett
liegen und nicht mehr lange zu leben haben. Der Grund dafür ist,
dass die künstlich erschaffenen Erinnerungen möglicherweise mit den
echten Erinnerungen aneinander geraten könnten, was zu einer
kognitiven Dissonanz führen kann, wenn der Patient wieder aufwachen
sollte.
Die beiden Angestellten von Sigmund
Corp. Dr. Eva Rosalene und Dr. Neil Watts haben den Auftrag, den
Lebenswunsch des Johnny Wyles zu erfüllen. Dieser lautet ganz
simpel: Er möchte zum Mond. Was ihn zu diesem Wunsch verleitet, weiß
er jedoch nicht. Um ihm das zu ermöglichen, müssen die beiden
Doktoren sich in eine interaktive Zusammenfassung sämtlicher
Erinnerungen einschleusen und mittels „Mementos“ rückwärts
durch Johnnys Leben reisen. Mit jedem wichtigen Erinnerungsabschnitt
lernen sie mehr über den Patienten und was ihn zu seiner derzeitigen
Position im Leben gebracht hat.
(Quelle: Wikipedia)
Der Plot ist auf jeden Fall mal etwas,
was man in der normalen Game-Szene nicht oft antrifft. Ungewohnt
einfühlsam und realistisch (abgesehen von den futuristischen
Elementen) und ohne besonders aufgeregt zu sein, wird die
Lebensgeschichte eines sterbenden Patienten erzählt, die so manche
traurige Schicksalsschläge beinhaltet und den Zuschauer sentimental
stimmt. Einen besonderen Fokus erhält die Liebesgeschichte zwischen
dem Patienten Johnny und der Liebe seines Lebens River, die ebenso
mit einigen Überraschungen daher kommt. An und sich finde ich wie
gesagt die Grundidee hinter der Geschichte ganz gut, irgendwie
erinnerte mich das Wandern durch die Erinnerungen ein wenig an
Inception, auch wenn hier diesmal nicht die Träume im Vordergrund
stehen. Ich mag ja solche Geschichte, die sich nicht nur mit einer
Welt befassen. Und die Geschichte schafft es auch anfangs Spannung
aufzubauen, indem man praktisch in das Geschehen hinein geworfen wird
und eigentlich gar nicht so viel über den eigenen Patienten Bescheid
weiß. Erst nach und nach findet man mehr heraus, man entdeckt ein
Geheimnis nach dem anderen und am Ende wird alles auch viel klarer.
Doch der Weg da hin ist doch öfter mal mühsam, nicht aufgrund des
hohen Schwierigkeitsgrades des Spiels, sondern gerade, weil dieser
fehlt. Doch dazu im Gameplay-Teil mehr. Die Geschichte mag am Anfang
viel versprechend gewesen sein, ich hatte auch hohe Erwartungen, doch
am Ende wurden diese leider nicht erfüllt. Das beginnt schon damit,
dass die Geschichte recht linear ist und der Verlauf an einigen
Stellen vorhersehbar ist. Es mangelte einfach an Überraschungen und
Wendungen, die nicht unbedingt verrückte Twists hätten darstellen
müssen, aber ein paar kleine hätten gerne dabei sein können, um
die Spannung zu halten. Ich habe da wirklich viel spannendere und
geniale Geschichten als diese erlebt. Klar war die Geschichte an
einigen Stellen berührend, aber das reichte auf keinen Fall aus, um
wirklich fesseln zu können.
Einziger Lichtblick waren dann für
mich die Interaktionen zwischen den beiden Doktoren, beide waren
einfach nur hinreissend in ihrem Wechselspiel entlang von Ironie,
Sarkasmus und unterhaltendem Humor. Die Dialoge waren für mich
erfrischend lebendig, überhaupt nicht gestellt, sondern kamen so
natürlich rüber wie man es aus einigen Sitcoms auch kennt. Es war
so herrlich, wie sich die beiden immer neckten und wie durch die eine
Aktion des Doktors viel Situationskomik entstand. Das lockerte die
etwas trübe, ernste Grundstimmung des Spiels ein wenig auf.
Gameplay:
Kommen wir nun zu dem
Teil des Spiels, der mich erst recht enttäuscht hat. Mir war
zwar bereits am Anfang klar, dass das Spiel sehr storylastig ist und
deswegen wenig Spielraum für Spielelemente ließ, aber das es dann
SO schlecht wurde, hätte ich echt nicht gedacht.
Man könnte das
Spieleprinzip am besten als ein Mix aus Point-and-Click-Adventure und
Wimmelbildspiel auffassen, denn mehr war da einfach nicht drin. Man
hat eine der Figuren per Mausklick oder Pfeiltasten gesteuert und hat
eben den ganzen Bildschirm nach wichtigen Gegenständen abgeklickt.
Wenn man dann wenigstens noch ein wenig die Umgebung erkunden könnte,
aber nein das ließ das Spiel nicht zu. Man hatte immer einen festen
Handlungs-und Bewegungsfreiraum und wanderte von einer Spielsequenz
zur nächsten. Beim Erkunden war man recht eingeschränkt, weil nicht
alles, was man sah, begehbar war, was schon mal ziemlich nervig war.
Außerdem war der Spieleverlauf recht eng gehalten, da man nur von
einem Lebensabschnitt zum nächsten hüpfte. Die Sucherei nach diesen
Lichtkugeln, um das Memento zu aktivieren, gestaltete sich als
sinnlosere Klickerei, die überaus langweilte. Wenn man das erstmal
absolviert hatte, wartete ein sehr simples Schieberätsel auf einen,
dessen Lösung einen nicht wirklich befriedigte, weil eben die
Herausforderung fehlte. Und das Schlimme an dem Gameplay war aber,
dass die Spielabschnitte immer die Gleichen waren. Jeder
Lebensabschnitt begann mit einer Szene, in der die Handlung entfaltet
wurde, danach machte man sich auf die Suche nach diesen Lichtkugeln
und dem Memento, löste das Rätsel und ging zum nächsten
Lebensabschnitt. Anfangs war das für mich noch in Ordnung, aber mit
der Zeit wurde der Spielverlauf immer monotoner, sodass es einfach
keinen Spass mehr machte, weiter zu spielen. Doch aufgrund der Story
habe ich mich trotzdem durchgebissen, ich wollte ja wissen wie es am
Ende ausgeht. Und wie bereits erwähnt konnte man auch fast gar nicht
mehr der Umgebung interagieren, man konnte vielleicht auf ein paar
Sachen klicken, was man dann bekam waren nur sehr belanglose
Informationen.
Dem Spiel fehlte es nicht nur an Abwechslung,
sondern auch einfach an Herausforderung und anderen
Nebenbeschäftigungen, um das Gameplay interessant zu halten. Das
haben die Macher dann so etwa gegen Ende auch versucht, als sie eine
kleine Action-Sequenz einbauten, in der man Fallen ausweichen und
gegen Zombies kämpfen musste, aber so richtig gelungen fand ich das
auch nicht. Erstens wirkte es deplatziert und zweitens verursachte
das Scheitern bei der Sequenz nicht wirklich ernste Konsequenzen und
ein Game Over war hier sowieso nicht möglich.
Musik:
Während mich das Gameplay eher
langweilte und die Story mich nur mäßig beeindrucken konnte,
empfand ich die Musik als das Highlight des Spiels. Wäre die Musik
nicht gewesen, wäre wirklich viel Atmosphäre vom Spiel verloren
gegangen, und diese machte einen Großteil des Spiels auch aus. Es
gab meiner Meinung zwar nicht so viel Auswahl bei den Musikstücken,
was ich aber nicht als negativ erachte. Vielmehr kommt es ja auf die
Qualität an und die konnte sich hören lassen. Am eindringlichsten
waren für mich die wenigen, ruhigen Klavierstücke, die einem direkt
ins Herz gingen und tief berührten. Schon allein beim Zuhören,
konnte ich in Tränen ausbrechen und es half mir auch, mich mit der
Handlung zu verbinden. Diese überaus wundervollen Klavierstücke
waren voller Melancholie, voller Schmerz und Emotionalität, das
lässt sich einfach nicht beschreiben. Wenn ich also in Zukunft an
das Spiel denke, werde ich es sofort mit diesen Musikstücken in
Verbindung bringen. Dann gab es noch zwei weitere Musikstücke, die
ich echt gut fand. Da war noch dieses Musikstück, welches in
besonders spannenden, vielleicht auch gefährlichen Situationen zum
Einsatz kam und für mich echt bedrohlich wirkte und mir einen heide
Angst einjagte. Da war für mich klar, dass irgendwas nicht stimmte.
Das letzte Stück, was mich ziemlich gut unterhielt, war die
Comedy-Musik, noch einmal mehr die Komik in dem Spiel unterstrich.
Leider kommt das Spiel ohne jegliche Synchronsprecher aus, wobei es
vielleicht ganz gut ist, da man die Musik dann besser auf sich wirken
lassen kann. So viel zum Lesen hatte man im Endeffekt auch nicht.
Optik:
Wenn ihr euch das Spiel mal selbst
anseht, werdet ihr sicherlich nicht sonderlich beeindruckt sein. Das
Spiel wurde schließlich per RPG-Maker entwickelt und sieht auch
dementsprechend aus. Für diejenigen, die der Optik eine große
Bedeutung beim Spielen zuschreiben, rate ich von dem Spiel ab. Denn
es ist wirklich nicht besonders schön anzusehen und sieht einfach
veraltet aus. Andererseits kann man da glatt in Nostalgie versinken,
an die guten, alten Zeiten , wo die RPGs noch alle so minimalistisch
aussahen und man jeden Pixel erkennen konnte. Sicherlich trägt das
auch zum Niedlichkeitsfaktor des Spiels bei und mag irgendwo auch
kindlich ausschauen, was aber einen direkten Widerspruch zu der
behandelten Thematik im Spiel darstellt. Lasst euch also nicht von
der kindlichen Optik täuschen! Die Figuren sind also wirklich recht
klein gehalten, die Umgebung sieht ziemlich lieblos aus und wirklich
angetan war ich von dem Design nun wirklich nicht. Aber darauf liegt
auch nicht das Augenmerk des Spiels. Animationen kamen da nur selten
zum Einsatz und wenn, sah das doch recht witzig aus. Man konnte zwar
einigermaßen gut die Gesichter der Figuren erkennen und auch
mitbekommen, wenn diese traurig, wütend oder glücklich aussahen,
aber so wirklich zur Geltung konnte die Mimik der Figuren nicht
kommen, was verständlich ist. Dadurch wurde ein Stück weit
Emotionalität aber verloren, was sich auch beim Spielespass bei mir
auswirkte.
Spassfaktor:
Ihr könnt euch jetzt sicherlich schon
vorstellen, wie mich das Spiel unterhalten hat. Klar war es nicht
super spannend und besonders actionreich, dafür ist das Spiel auch
nicht gemacht gewesen. Man merkt, dass es weniger auf oberflächliche
Unterhaltung abzielt, dafür aber versucht die Herzen der Spieler
einzufangen und zu berühren, was es auch teilweise geschafft hatte.
Aber eben leider nur teilweise, vielmehr wurde dies durch langweilige
Spielepassagen und kleine Nerv-Attacken überblendet, wodurch der
Spielespass eher nur mäßig bis schlecht ausfiel. Ich war mir
bewusst, dass ich kein ausgereiftes, tolles Gameplay erwarten konnte,
aber etwas mehr hatte ich schon erwartet. Besonders große Hoffnungen
hegte ich gegenüber der Story, die für mich anfangs noch toll war,
mit der Zeit aber immer langweiliger wurde und mich am Ende
eigentlich gar nicht mehr berührte. Natürlich schaffte es die Musik
noch den einen oder anderen Moment etwas emotionaler werden zu
lassen, aber so ganz mitgerissen wurde ich einfach nicht. Das liegt,
wie ihr wisst, nicht daran, dass ich ein emotionsloser Klotz bin;
jeder, der mich kennt, weiß, dass ich nah am Wasser gebaut bin und
wegen jeder Kleinigkeit in Tränen ausbreche. Aber hier war es
einfach nicht möglich, sich voll und ganz emotional rein zu hängen,
obwohl die Musik klasse war. Aber die Geschichte konnte mich nicht so
berühren, wie es sein sollte, was ich echt schade fand. Nur eben die
Musik konnte mich in melancholische Stimmung bringen, mehr aber auch
nicht.
Fazit: Gegen meinen Erwartungen stellte
sich das Spiel als etwas heraus, was mich zeitweise mehr langweilte,
als wirklich amüsierte, trotz der interessanten Geschichte, die aber
Entwicklungspotenzial aufwies und der genialen, berührenden Musik,
bin ich einfach nicht mit dem Spiel warm geworden. Die eher
gewöhnungsbedürftige Optik und das eher schlechte Gameplay sorgte
für einige langweilige Phasen, weswegen ich das Spiel wirklich nur
denjenigen empfehlen kann, die schöne Geschichten mögen, aber
durchaus auf Gameplay verzichten können.
Hm, interessante Beurteilung, man muss sich halt fragen was man von einem Spiel erwartet. Du solltest vielleicht mal "Overclocked" für den PC spielen, das ist ein Point and Click Adventure das AUCH Rückwärts durch die Erinnerungen von diversen Patienten geht, aber etwas Kimi-hafter im Ton ist.
AntwortenLöschenIch mag auch manchmal "Spiele" bei denen ich nichts spielen muss, da ist ja meistens das "dabeisein" das interessante. Das Spiel "The Stanley Parabel" z.B. war schon sehr verstörend aber interessant obwohl man relativ wenig machen konnte. Wenn du aber sagst das die Geschichte letztendlich nicht vollkommen abholen kann muss ich mir To the Moon wohl auch nicht antun, es gibt ja noch genug visual Novels, kennst du denn schon katawa Shojo? ^^
Genau. Deswegen sollte man sich zuvor gut über das Spiel informieren und ich habe eben mir einige Rezensionen durch gelesen und war schon darauf vorbereitet, dass es sehr textbasierend und weniger spielerisch gestaltet war. Dennoch...dass es so wenig war, damit hätte selbst ich nicht gerechnet. Ich habe natürlich nichts gegen gut gemachte Geschichte, davon leben Spiel ja auch, aber wenn wirklich so wenig vorhanden ist an Gameplay, kann ich getrost auch Bücher lesen und werde naja besser unterhalten. Zumal mich die Geschichte nicht so sehr vom Hocker gerissen hat, aber das ist eben subjektiv.
LöschenDanke für den Tipp, ich werde mir mal das Spiel merken.
Sicherlich ist es auch mal entspannend, wenn man nur lesen und weniger spielen muss, aber bei mir artet das dann doch mehr in Richtung Langeweile als in Entspannung...^^ "The Stanley Parabel" ist damit nicht zu vergleichen, denn erst mal spielt sich alles in 3D ab und man hat noch diesen irrwitzigen Erzähler und das Setting ist sowieso sehr extravagant und die Story gleichfalls. Das Problem mit "To the Moon" war einfach naja das doch eher bedürftige Setting und das Gameplay hätte etwas mehr Erkundungspotenzial aufweisen müssen, damit es spielerisch auch etwas mehr Spaß gemacht hätte.
Also ich persönlich habe es nicht bereut das Spiel gespielt zu haben, weil es sich einfach von der Masse abhebt und je nach persönlichem Empfinden berührt es einen mehr und den anderen weniger. Ich würde es dir trotzdem empfehlen, wenn es dir nichts ausmacht, dass das Gameplay starke Mängel, dafür eine nette Story aufweist. ;) Visual Novel-basierte Spiele mochte ich dagegen mehr, da konnte man erstens Entscheidungen treffen und auch bei einigen tolle Rätsel lösen.