Ein wesentlicher Unterschied in der Kommunikation in Japan ist, dass man oftmals kurze, aber dafür bedeutungsvolle Sätze sagt. Vieles wird aber nicht deutlich gesagt, man muss viel zwischen den Zeilen lesen. Auch die Stille ist ein sehr wichtiger Bestandteil in der Kommunikation im Gegensatz zum Westen. Darum ist es so wichtig, sich mit der japanischen Körpersprache zu beschäftigen, um die Japaner zu verstehen.
Ein grundsätzlicher Unterschied ist schon bei der Begrüßung zu sehen, was viele von euch bereits wissen sollten. Japaner geben sich dabei nicht die Hand, da das einfach auch zu persönlich wäre, sondern verbeugen sich. Dabei gilt, je tiefer und öfter die Verbeugung, desto höflicher ist sie auch. Vor dem Chef verbeugt sich demnach also tiefer als bei Kollegen. Hier spielt also die hierarchische Ordnung eine entscheidende Rolle. Doch das Verbeugen ist nicht nur auf die Begrüßung bezogen, sondern auch in anderen Zusammenhängen notwendig und nützlich. So verbeugt man sich auch, um sich bei jemanden zu entschuldigen oder sich zu bedanken.
Wichtig ist, dass man anders als in Deutschland nicht den direkten Augenkontakt sucht. In Japan gilt dies eher als unhöflich und führt dazu, dass sich der Gegenüber unwohl fühlt. Daraus folgt meist, dass derjenige dann beschämt und nervös wegsieht. Spricht man nun mit jemanden, sollte man wirklich nur kurz Augenkontakt herstellen und ansonsten lieber sich am Gesicht oder Hals orientieren.
Fühlen sich Japaner beschämt, legen sie auch die Hand hinter den leicht zur Seite geneigten Kopf.
Möchte man sich in Japan entschuldigen oder jemanden Glück wünschen klatscht man dafür in die Hände und faltet sie wie bei einem Gebet zusammen.
Während man in Deutschland mit dem Zeigefinger auf jemanden oder etwas deutet um darauf hinzuweisen, verwendet man in Japan die offene Hand, wodurch das Objekt oder die Person auf dem offen präsentiert wird sozusagen.
Normalerweise würde man, wenn man über sich selbst redet, auf sich die eigene Brust zeigen, was man in Japan eher nicht macht. Die Japaner tippen sich eher auf die Nase.
Das Herwinken ist in Japan genau das Gegenteil. Man macht sozusagen eine Art Katzengeste, bei der die Hand nach unten zeigt und man jemanden zu sich her winkt. Das sieht man im übrigen auch bei den Winkekatzen, die Glück und Geld herbei winken sollen.
Möchte man sich durch eine Menschenmasse in Japan den Weg bahnen, streckt man einfach den Arme nach vorne, was einer Schneidebewegung gleichkommt, die den Weg frei macht.
In Japan wird sehr oft gelächelt, das zeugt nicht nur von Sympathie, sondern dient dazu, dass sich der Gegenüber gut fühlt. Ein Lächeln in Japan muss dabei nicht immer Freude oder Gutes bedeuten, es bekommt ganz verschiedene Bedeutungen je nach Kontext. So kann es Scham und Ärger verbergen, was wichtig ist, da man in Japan sein Gesicht stets wahren muss. Offen negative Gefühle zu zeigen ist sehr verpönt.
Bei Japanerin sieht man häufig beim Lachen oder Kichern, dass sie sich den Hand vor den Mund halten, was damit zusammenhängt, dass es sich nicht gehört laut und offensichtlich zu lachen. Auch hier spielt das Schamgefühl eine wesentliche Rolle, zum anderen zügelt sich dadurch das Lachen.
Ein weiteres typisches japanisches Verhalten ist, dass dem anderen stets signalisiert, dass man ihm zuhört. Wenn dies nicht verbal oder durch Laute geschieht, dann wird es meist mit einem Nicken deutlich.
Möchte man seinem Gegenüber deutlich machen, dass man etwas verstanden hat oder auf eine Idee gekommen ist, formt man die eine Hand zu einer Faust und während man die andere wie eine Schale hält, ähnlich wie ein Mörser wird dann die Faust auf die anderen geschlagen.
Wenn man in Japan etwas nicht verstanden hat oder etwas nicht zustimmt, legt man für gewöhnlich den Kopf schräg zur Seite.
Das Nachdenken in Japan kann ganz unterschiedlich nach Situation gestaltet sein. Meist sind die Arme verschränkt und wenn geschlossene Augen dazu kommen, suggeriert dies, dass die Person intensiv nachdenkt. Sind die Augen offen, kann das aber auch bedeuten, dass sie nicht einverstanden ist.
In Japan ist es zwar nicht üblich, dass man deutlich "Nein" sagt, weil man die Harmonie wahren will, das daher eher implizit macht, aber es gibt tatsächlich eine Geste, die das intensivieren kann. So verschränkt man die Unterarme vor der Brust überkreuzt.
Wenn es aber kein deutliches "Nein!" ist, sondern ein "Nein, das ist schon gut", unterlegt dies eine Geste, bei der man die Hand wedelt, als würde man Fliegen verscheuchen.
Die Geste für "Verschwinde!" äußert sich dadurch, dass die flache Hand vom eigenen Körper zu der betreffenden Person ausgestreckt wird. Es ähnelt witzigerweise fast einer Art Ohrfeige.
Wenn ein Japaner sich über jemanden entrüstet, dann macht er die "Teufeshörner-"Geste, wodurch man sich bildhaft denjenigen als Teufel vorstellen kann.
Will ein Japaner verdeutlichen, dass er einem nicht helfen kann oder ratlos ist, winkelt er den Arm nach vorne an und wedelt vor seinem Gesicht.
Das Zählen mit Fingern ist in Japan anders als im Westen. Zuerst beginnt man mit dem Daumen, den man aber in die Handfläche legt, danach folgt der Zeigefinger, der über den Daumen liegt. Und so geht es mit den anderen Fingern ebenfalls weiter, bis man bei fünf eine Faust hat.
Will ein Japaner einem zu verstehen geben, dass er Hunger hat, formt er die Hand zu einer Geste, als würde er Stäbchen halten und die andere wieder zu einer Schale. Das sieht dann wirklich so aus, als würde er Nudeln essen.
Vor und nach dem Essen werden die Hände wie bei einem Gebet zusammen gefaltet, was bedeutet, dass man sich für das Essen bei Gott bedankt.
Wie drückt man aus, dass man voller Tatendrang in Japan ist und sich einer Herausforderung stellt? Man winkelt den einen Arm an, wodurch der Armmuskel betont wird und legt die andere Hand auf den Oberarm.
Während bei uns das Victory-Zeichen für Sieg und Frieden steht, hat es in Japan keine Bedeutung und wird meist einfach nur mit einem Lächeln bei Selfie-Bildern betont. Ist euch schon mal aufgefallen, dass es auch generell bei vielen Asiaten zu sehen ist?
In Japan ist es auch üblich ein Versprechen per Körpersprache zu festigen, indem sich die kleinen Finger ineinander verhaken.
Fasst sich ein Japaner an die Ohrläppchen, hat das nicht wirklich etwas mit den Ohren oder Ohrringe zu tun. Diese Geste meint, das s heiß ist.
Legt man die Hand mit der Innenfläche vom Gesicht weg an die Wange, sieht es so aus, als würde man lästern oder etwas Geheimes besprechen. Das ist die typische Geste für Homosexualität.
Das Zeichen für Geld bedeutet in Japan, dass alles in Ordnung ist.
Ich hoffe, ich konnte euch einen kleinen Überblick über die verschiedenen Gesten in Japan verdeutlichen. Falls ihr also einmal Japaner begegnen solltet oder nach Japan reist, hoffe ich, dass ihr die eine oder andere Geste dadurch besser verstehen könnt. Kennt ihr einige davon? Und wenn ja, was haltet ihr von diesen? Würdet ihr diese auch ohne Vorwissen verstehen?
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen