Mit
Anime verbindet man doch meist eher leichte Unterhaltungskost, jedoch
bergen einige mehr als das. Man muss sich vor Augen halten, dass
Anime genauso wie Filme und Bücher ein wesentlicher Bestandteil der
Kultur sind und somit auch über die Gesellschaft Aussagen zulassen
können. Während wirklich viele Vertreter keine tiefgründige
Botschaft enthalten, lassen sich einige wenige auffinden, die sich
vielseitig interpretieren lassen und mit denen man neue Sichtweisen
über die Gesellschaft erhält. Einigen Beispielen möchte ich mich
heute widmen und aufzeigen, dass Anime durchaus auch pädagogisches
Potenzial haben.
Tatsuhiro
Satō ist vor vier Jahren von der Uni geflogen und seitdem ohne
Beschäftigung. Er ist ein sogenannter Hikkikomori, die den ganzen
Tag nur zu Hause bleiben, keiner Arbeit nachgehen und den Kontakt zu
anderen Menschen scheuen. Mit der Zeit entwickelt er auch eine
Verschwörungstheorie, wie er in diese Situation kam. So soll
dahinter eine Organisation stecken, die NHK, die die Menschen zu
Hikkikomori machen will. Die Opfer würden durch die Medien und
Agenten in ihrem Umfeld beeinflusst. Eines Tages aber trifft er an
seiner Haustür auf das Mädchen Misaki Nakahara, das ihn von seinem
Schicksal erlösen will. Sie bietet ihm einen Vertrag an, nach dem
sie ihn wieder ins normale Leben zurückführt. Tatsuhiro aber möchte
davon nichts wissen und erzählt, er würde Computerspiele
entwickeln. Um sie davon zu überzeugen, will er ihr ein
selbstentwickeltes Spiel zeigen. Als er dann herausfindet, dass sein
Nachbar Kaoru Yamazaki ist, ein alter Schulfreund von ihm aus dem
Literaturclub, der Computerspiele programmiert, will dieser gemeinsam
mit Tatsuhiro ein Erotikspiel programmieren. Kaoru ist ein
Otaku, ein leidenschaftlicher Anime-Fan, schon seit seiner Schulzeit.
Somit beginnt eine wahnwitzige Geschichte um einen Hikkikomori, der
einerseits versucht seine Lebenslage zu vertuschen, gleichzeitig aber
ebenso sich dazu bemüht dieses Leben wieder in die richtigen Bahnen
zu lenken, wobei diese Versuche immer wieder scheitern und zu einer
Regression führen.
Über
den Anime hatte ich bereits schon viele Male geschrieben und das in
verschiedenen Zusammenhängen. Was mich immer wieder an diesem Anime
fasziniert ist zum einen, dass er sich traut ein Tabu-Thema
anzusprechen und zum anderen dadurch auch Gesellschaftskritik ausübt.
Es geht grob gesagt um einen sogenannten Hikkikomori, über die ich
bereits schon einige Male geschrieben habe. Menschen, die eine enorme
Abneigung gegenüber der Außenwelt haben und sich nicht trauen ihr
eigenes Zuhause zu verlassen. Die Gründe sind vielfältig und im
Falle des Protagonisten liegt seine Motivation in seiner Vorstellung
der Gesellschaft. Denn er hat tatsächlich eine Paranoia entwickelt,
die sich dadurch auszeichnet, dass er glaubt, stets und ständig von
seinen Mitmenschen beobachtet und ausgelacht wird. Sein Selbstwert
hängt also sehr stark von der Bewertung seiner Mitmenschen ab. Ob
tatsächlich etwas dran ist, bleibt offen, man kann selbst darüber
nachdenken. Jedenfalls steckt dahinter eindeutig die Kritik gegenüber
der Gesellschaft, die einen enormen Leistungsdruck auf junge Menschen
insbesondere Kinder ausübt. Es ist nichts Neues, wenn ich euch das
sage, aber man muss einfach betonen. In der japanischen Gesellschaft
kommt es sehr stark darauf an, ob man ein gutes Ansehen hat oder
nicht. Man darf sich keine Fehler erlauben, denn ganz schnell
verliert man sein Gesicht und traut sich dadurch nicht mehr in die
Öffentlichkeit. Ich denke, dass Perfektionismus in Gesellschaft ganz
stark ist, was man schon am Leistungsdruck in der Schule sehen kann.
Die Kinder überarbeiten sich, erwachsene Männer leiden an Burn-Out
bis sie sich irgendwann zu Tode arbeiten, ein normales Bild in dieser
Kultur. Man wird ständig kontrolliert und bewertet und darf sich
keine Blöße geben. Wie gesagt ist es in Japan sehr wichtig, was die
anderen von einen halten, weil das Land schon eher an Gemeinschaft
und Zusammenhalt orientiert sich, während indivdualistische Werte
kaum Beachtung finden. Selbstentfaltung kann man in Japan eher
weniger erwarten, eher gilt es den gesellschaftlichen Ansprüchen zu
genügen und etwas zum Gemeinwohl beizutragen. Und zwar teilweise so,
dass das eigene Wohlbefinden massiv darunter zu leiden hat. Kein
Wunder wenn da jemand unter diesen Druck zusammen bricht und
entscheidet, aus der Gesellschaft auszusteigen.
Denn
Hikkikomori kommen ja nicht von irgendwoher, sie sind wenn man es
zugespitzt sagen kann, ein Produkt dieses gesellschaftlichen
Problems. Es wird insofern Gesellschaftskritik offensichtlich, dass
Außenseiter in Japan am besten gleich aus der Öffentlichkeit
verschwinden, indem sie sich in ihre Behausungen einsperren. Hinzu
kommt, dass das Problem eben eher tot geschwiegen und ignoriert wird,
anstatt wirklich etwas daran zu ändern und den Betroffenen zu
helfen. Zu groß ist eben das Stigma für die Familie, falls bekannt
wird, dass sie einen Hikkikomori bei sich haben. Sicherlich hat sich
das in den Jahren verändert und heutzutage unternehmen auch viele
etwas dagegen, doch das Grundproblem für dieses Phänomen wird
weiterhin nicht beachtet. Es reicht nicht, Hilfe zu leisten, man muss
das Problem bei der Wurzel packen, aber das würde auch bedeuten, die
gesellschaftlichen Pfeiler gänzlich umzugestalten, was bedeuten
würde alte Traditionen und Werte aufzugeben. Hier sehe ich eben das
große gesellschaftliche Problem, was auch ansatzweise mit dem Anime
aufgezeigt wird.
Prinzessin
Mononoke
Im
mittelalterlichen Japan wird der Prinz Ashitaka bei der Verteidigung
seines Dorfes von dem besessenen Wildschwein-Eber Nago angegriffen,
wodurch sein rechter Arm vergiftet wird. Ihm wird prophezeit, dass er
an dieser Verletzung sterben wird. Daraufhin zieht er hinaus in den
Westen und versucht ein Heilungsmittel zu finden. Auf seiner Reise
trifft er verschiedene Personen und wird in einem Machtkampf
verwickelt und muss sich entscheiden für welche Front er kämpfen
will. Ich will gar nicht so viele Worte über den Inhalt an sich
verlieren, sondern auf die eigentlich Problematik des Films eingehen.
Wie viele Fans wissen, liegt der Fokus in vielen Filmen von Ghibli
auf der Beziehung zwischen Mensch und Natur, wodurch auch Fragen zu
Umweltschutz wichtig werden. Wie kann der Mensch friedlich mit der
Natur in Einklang leben? Was passiert, wenn er sich anmaßt, über
die Natur zu gebieten? Besonders in diesem populären Anime werden
diese Fragen stark thematisiert. Ganz besonders auffällig sind für
mich die Figuren.
Während
Eboshi ganz der machthungrige Mensch ist, der mit seinen Waffen nur
Vernichtung anrichtet, glaubt sich als besonderes Lebewesen über die
Natur zu stellen, haben wir auf der anderen Seite San, die ja von
Kindesbeinen an von einer Wölfin aufgezogen wurde. Sie steht
sinnbildlich für den verwilderten Menschen, der noch in enger
Verbindung zur Natur steht bzw. keinen Unterschied macht, weil sie
sich selbst als Lebewesen der Natur ansieht. Dazwischen steht
Ashitaka, ein junger, mutiger wie auch freundlicher Mann, der stets
die Harmonie bewahren will. Er ist von allen der ausgeglichenste,
verachtet weder Natur noch Mensch und möchte am liebsten alles in
Einklang bringen. Wenn ihr mich fragt könnten diese drei wichtigen
Figuren jeweils für die verschiedenen Entwicklungsstadien des
Menschen angesehen werden.
Denn
San als Mensch, der keinen Unterschied zwischen sich und der Natur
macht, repräsentiert den Vertreter der Naturvölker, die noch
wirklich eng mit der Natur leben und eine Art Symbiose eingehen. Sie
schätzen die Natur und wollen alles erdenkliche tun, um diese zu
erhalten. Eboshi dagegen ist das Beispiel eines hoch modernen
Menschen, der seine eigenen Waffen hergestellt hat und nun für sein
eigenes Wohl und für Macht die Natur vernichtet. Ihn kennzeichnet
Egoismus und auch eine Abneigung gegenüber der Natur. Ashitaka wäre
demnach ein Vertreter der Sorte Mensch, die zwar schon Unterschiede
zwischen Mensch und Natur machen, jedoch diesen Unterschied anerkennt
und dennoch eine Balance schaffen will. Ich denke mal, dass das Land
Japan am ehesten Ashitaka zugeordnet werden kann.
Ihr
ahnt sicherlich schon, worauf der Anime anspielt. In unseren heutigen
Welt wird Umweltschutz wichtiger als nie zuvor. Seit der
Industrialisierung nimmt der Schaden an der Umwelt kontinuierlich zu,
ebenso ein Verweis darauf, weil Eboshi ja noch am ehesten mit ihrer
Waffenherstellung in Verbindung gebracht wird und danach die
Industrie stellvertretend für den modernen Menschen steht. In dem
Film geht es ja um den Konflikt zwischen Natur und Mensch und wie
letzterer versucht die Kontrolle über die Natur zu erhalten,
kläglich daran scheitert. Ich erinnere mich an eine Szene, in der
Eboshi verzweifelt versucht den Waldgott zu töten, doch keine ihrer
Waffen zeigt die erhoffte Wirkung, was auf die Machtlosigkeit des
Menschen gegenüber der Naturgewalten hindeutet. Dies assoziiere ich
schlussendlich auch mit den realen Naturkatastrophen, in denen wir
immer wieder feststellen müssen, dass wir immer der Natur unterlegen
bleiben. Das bedeutet auch, dass wenn wir so weiter machen wie
bisher, die Natur sich an uns rächen wird und immer Mittel und Wege
findet, sich von uns zu befreien. Darum vermittelt der Film auch die
Botschaft, dass wir den Glauben, wir wären in der Lage die Natur zu
beherrschen, aufgeben und lieber versuchen sollten in Harmonie mit
ihr zu leben, denn so hat ja dann jeder etwas davon.
Der
17-jährige Izumi Shinichi lebt mit seinem Vater und seiner Mutter in
einer ruhigen Nachbarschaft in Tokyo. Eines Nacht, betreten
wurmähnliche Aliens die Erde, übernehmen die Köpfe der
menschlichen Wirte indem sie in deren Nasen und Ohre eindringen. Ein
Parasit versucht in das Ohr von Shinichi zu gehen, während dieser
schläft, aber er scheitet, weil Shinichi Kopfhörer trägt.
Stattdessen nimmt er von dessen rechten Arm Besitz und wird fortan
Migi genannt. Weil Shinichi in der Lage war, ihn daran zu hindern,
sein Gehirn zu übernehmen, müssen sie beide den gleichen Körper
teilen. Als das Duo weitere Parasiten begegnen, erkennen sie ihre
eigene seltsame Situation und entwickeln ein starkes Band zueinander,
wodurch sie gemeinsam versuchen zu überleben.
Es
ist gar nicht so lange her, seitdem ich den Anime gesehen habe,
weswegen ich die Story noch recht gut in Erinnerung habe. Es geht im
Kern darum, dass eine unbekannte Lebensform auf die Erde kommt und
Menschen tötet, um zu überleben. Natürlich gefällt das den
Menschen gar nicht, sie sehen sich einer großen Bedrohung gegenüber
und versuchen alles Mögliche, um sich zur Wehr zu setzen. Immer
wieder wird jedoch deutlich, dass die Menschheit eben nicht die Krone
der Schöpfung ist, wie die meisten vielleicht glauben. Schon mal ein
Seitenhieb auf alle, die glauben, dass Menschen über alles gebieten
können, nur weil sie eben doch etwas anders und intelligenter sind
als andere Lebenswesen. Wir müssen erkennen, dass auch die
Menschheit ihre Grenzen hat und auch davon ausgehen, dass es im
Weltall auch intelligentere Lebensformen geben kann, die dann über
uns herrschen können.
Darüber
werden mit dem Anime unzählige moralische Diskussionen aufgeworfen.
Zum einen die Auseinandersetzung mit dem darwinistischen Prinzip,
dass die Stärkeren die Schwächeren fressen und dadurch ihr
Überleben sichern. Bisher haben wir das auch erfolgreich angewandt,
aber es ins Unmoralische verkehrt, weil wir nicht nur uns von Tieren
ernähren, sondern sie auch noch Zeit ihres Lebens unter unwürdigen
Bedingungen leben und sterben lassen, nur damit wir unseren Wohlstand
und Überfluss haben. Außerdem wird auch gefragt, was überhaupt ein
Monster ausmacht. Wir haben ja die zwei Perspektiven einmal die
menschliche und dann die der Parasiten. Klar wirken die Aliens wie
Parasiten auf uns, die sich von uns ernähren und müssen daher
eliminiert werden. Doch wer sagt, dass wir besser sind als sie? Die
Parasiten wollen genau genommen aus verständlichen Gründen einfach
nur überleben und sich fortpflanzen, so wie es alle Lebewesen tun.
In der Natur ist es gang und gäbe, dass Tiere sich gegenseitig
auffressen, damit sie überleben können. Auch wir haben diesen Trieb
in uns, weswegen wir ja massenhaft Tiere halten.
Doch
das Problem ist doch, dass wir die Tiere nicht nur zum Überleben
gefangen nehmen, sonst bräuchten wir ja nicht Massentierhaltungen,
sondern, dass wir mehr produzieren als wir konsumieren und dadurch
sinnlos Tiere quälen und töten und damit der Umwelt schaden.
Während die Parasiten nicht einfach zu viele Menschen abschlachten,
sondern „nur“ so viele, wie sie auch brauchen. Wer ist dann als
in dieser Hinsicht das wahre Monster?
Stellt
sich überhaupt die Frage, was gut oder böse ist. Das Konzept des
Monsters ist ja ein menschliches, weil wir alles in der Welt in gut
und böse, gut und schlecht einteilen. Doch haben wir auch mal
überlegt, dass diese beiden Begriffe relativ und vor allem nicht
natürlich sind? Es gibt kein gut oder böse, nichts ist von Natur
aus so, nur das menschliche Denken macht etwas erst gut oder
schlecht. Aus unserer Perspektive sind die Parasiten schlecht, weil
sie uns bedrohen, aus ihrer Perspektive ist das Menschen essen
überlebenswichtig und daher positiv. Aus einer objektiven
Perspektive wäre es weder positiv noch negativ, es wäre so wie es
ist, weil es in der Natur üblich ist, dass man frisst und gefressen
wird. Eine Sache, die ich noch ansprechen möchte ist, die Frage ,
inwiefern es gerechtfertigt ist, dass man überhaupt über das Leben
anderer Lebewesen bestimmen darf. Oder ob man denn auch andere
Lebewesen nach eigenen Maßstäben bewerten darf. Was gibt uns das
Recht Tiere zu töten? Weil wir glauben, wir wären besser als sie?
Weil sie keine Seele haben? Doch wer bestimmt das alles? Ich finde,
dass der Anime viel Stoff zum Nachdenken bringt auch über die
Gesellschaft an sich.
Psycho-Pass
spielt im Jahre 2113, in dem das Sibyl-System den Geisteszustand, die
Persönlichkeit und die Wahrscheinlichkeit, dass diese Person eine
Straftat durchführen wird, durch die Untersuchung des Gehirns
analysieren und messen kann. Die daraus folgende Beurteilung nennt
sich Psycho-Pass. Wenn die Wahrscheinlichkeit für das Ausführen
einer Straftat, gemessen am Kriminalitätskoeffizienten, zu hoch
wird, werden betreffende Personen gefangen genommen und verhaftet und
dies wenn es sein muss, mit Gewalt. Der Plot fokussiert Akane
Tsunemori, eine neue Inspektorin der Einheit 1, eine polizeiliche
Einheit des Öffentlichen Sicherheitsbüros der
Kriminaluntersuchungsabteilung. Als Inspektor, jagt sie Kriminelle an
der Seite eines speziellen Teams der sogenannten ruhenden Kriminellen
auch Enforcers genannt. Beide sowohl die Enforcers als auch die
Inspektoren verwenden lange Handfeuerwaffen namens "Dominators",
spezielle Waffen, die dafür hergestellt wurden allein diejenigen zu
beschießen die einen höheren Kriminalitätskoeffizienten aufweisen.
Ebenso ein
sehr interessanter und gut gemachter Anime, der mich ebenso zum
Nachdenken angeregt hat. Zum einen wäre da natürlich das Szenario
oder die Utopie einer Gesellschaft, in der kein Verbrechen ungestraft
bleibt bzw. man in der Lage ist jederzeit Verbrechen vorherzusehen
und zu verhindern. Das mag auf den ersten Blick sehr reizvoll
klingen, weil man glaubt, dass man dadurch das Böse für immer aus
der Welt schaffen kann. Überlegt man doch etwas intensiver, werden
einem viele Probleme offenbar werden. Zum einen wäre da die
Tatsache, dass Technik nicht unfehlbar ist und dass man der Technik
mehr vertraut als seinem eigenen gesunden Menschenverstand. Man
glaubt zwar, dass Technik einwandfrei ist und man hinterfragt auch
deren Vorgehensweise nicht, aber man darf nicht vergessen, dass die
Technik von Menschen geschaffen wurde und ebenso mangelhaft sein
kann.
Es kommt
nämlich in dem Anime zu einer sehr nervenzerreibenden Situation, in
der offensichtlich wird, dass die Technik scheitert, obwohl der
Mensch sieht, dass jemand eindeutig kriminell ist. Doch nur weil das
System dies nicht erkennt, kann das Verbrechen nicht verhindert
werden. Hier wäre statt menschlichen Versagen eher technisches zu
benennen. Man darf eben nicht allein nur Maschinen und Waffen
vertrauen, sondern sollte alles eben kritisch sehen. Ebenso kritisch
ist es auch, die Entscheidung, ob jemand so gefährlich ist, dass man
ihn eliminieren muss, von den technischen Daten abhängig zu machen.
Denn sobald ein gewisser Wert erreicht wird, muss der Betroffene
beseitigt werden, denn er stellt eine zu starke Gefahr für die
Menschen dar. Da wäre auch die Frage, was einen dazu berechtigt
andere Menschen umzubringen. In dieser fiktiven Gesellschaft wäre so
etwas wie eine Todesstrafe also legitim und auch in Japan wird diese
noch angewandt sofern ich mich richtig erinnere.
Ein weiterer
Punkt in Sachen Gesellschaftskritik wäre, dass mit diesem System
eine besondere Überwachung umgesetzt wird, bei der Menschen stets
und ständig kontrolliert werden. Ihr emotionales Befinden, das was
besonders intim ist, wird offen gelegt, ständig analysiert und kann
gegen einen selbst verwendet werden. Denn in dem Anime werden eben
nicht nur wirkliche Verbrecher in Gefangenschaft genommen, sondern
eben auch Menschen, die die psychisch instabil sind und an
psychischen Krankheiten leiden. Ziel des System ist es nicht nur eben
Kriminelle auszuschalten, sondern alle Menschen, die eben von der
Norm abweichen, was übrigens ein Seitenhieb auf die japanische
Gesellschaft wäre. Denn alle Andersartigen und Andersdenkenden
werden konsequent aus der Gesellschaft verbannt und diskriminiert.
Alle sollen den Normen folgen und alle die davon abweichen, sind kein
Teil der Gesellschaft mehr. Diese Vorstellung wird in dem Anime aufs
Extreme zugespitzt, sodass darauf abgezielt wird, eine perfekte
Gesellschaft herzustellen, die eben nur aus körperlich und geistig
wie seelisch gesunden Menschen besteht. Kriminelle und seelische
Kranke haben keinen Platz dort verdient, weil sie eben der
Gesellschaft schaden und vor allem das perfekte Bild zerstören.
Arjuna
In
Arjuna geht geht es um die junge Oberschülerin Juna, die durch einen
Motorradunfall ins Jenseits kommt, aber die Möglichkeit erhält
weiterzuleben, wenn sie mit der Organisation S.E.E.D kooperiert, die
gegen die Raja kämpft. Ihr wird dabei die Zukunft der Erde
vermittelt, in der die Umwelt vollkommen zugrunde gerichtet wurde und
das Leben nicht mehr möglich ist. All dies wurde von den Raja
verursacht und nun soll sie mithilfe eines Krummjuwelt die Welt
retten, indem sie zu Arjuna der Inkaranation der Zeit wird.
Es
ist echt lange her, seitdem ich den Anime gesehen habe und ich kann
mich dadurch nur bruchstückhaft an ihn erinnern. Als ich mir die
Zusammenfassung noch mal durch gelesen habe, ist mir erst mal klar
geworden, wie vielschichtig und vor allem aktuell der Anime ist.
Trotz der futuristischen wie fantastischen Elemente behandelt der
Anime ein sehr modernes, reales Problem, nämlich die
Umweltverschmutzung durch die Menschheit und die damit verbundenen
Probleme und Folgen. Es stellt sich nämlich heraus, dass die Raja
einfach nur die Produkte der Umweltverschmutzung sind, die von den
Menschen eben verursacht wird. Im Laufe des Anime sind es gerade
diese, die darunter am meisten leiden. Insofern kann man sagen, dass
sie sich ihr eigenes Grab geschaufelt haben. Aufgrund der
Umweltverschmutzung kommt es dazu, dass wichtige Ressourcen knapp
werden, soweit, dass die Menschen unter Hunger und Wassernot leiden
müssen.
Die
Gesellschaftskritik liegt also klar auf der Hand: die Menschen
verursachen Schäden in der Umwelt durch ihren erhöhten Konsum und
der Ausbeutung der Natur, um sich diesen hohen Lebensstandard zu
leisten. So wie es auch in unseren heutigen Welt ist, geht die Natur
langsam zu zugrunde und wir werden dadurch auch zunehmend bedroht.
Schließlich ist die Erde unser Lebensort und wenn wir weiter so
machen wie bisher wird das, was im Kern im Anime geschehen ist, auch
auf uns zu kommen. Irgendwann wird sich Mutter Natur an uns rächen,
vielleicht nicht in Form dieser fantastischen Wesen, aber indirekt,
indem wir eben nicht mehr genügend Mittel zum Leben zur Verfügung
haben oder die Erde zu einem Ort wird, an dem Leben nicht mehr
möglich sein wird. Umweltkatastrophen sind hier zu nennen sowie auch
Weltuntergangsszenarien, die man bereits in vielen Filmen gesehen
hat.
Was
ich im übrigen noch richtig gut vor meinem geistigen Auge hatte war
die Episode, wenn es nur eine war, in der Arjuna sich mit dem
Essverhalten auseinander gesetzt hatte. Sie hatte vor Augen wie Tiere
qualvoll sterben und hat dann ihr eigenen Burger nicht mehr essen
können, weil sie an das Tier, was deswegen sterben musste,
erinnerte. Das verweist ja auch auf die Kritik, dass wir Tiere
massenhaft halten und nicht essen, weil wir sonst nicht anders
überleben könnten, sondern weil wir es genießen. Weil es eben eine
Freude für uns ist. Doch halten wir uns mal vor Augen, dass wir ein
lebendiges Wesen dafür opfern musste, vergeht einem der Appetit.
Heutige Ernährungstrends wie Vegetarismus und Veganismus sind ja in
aller Munde und insofern trifft der Anime den Nerv der Zeit, indem er
uns auch kritisch vor Augen führt, dass unsere Ernährung ebenso der
Umwelt schadet, weil wir zu viele Tiere halten und töten, zu viel
produzieren und damit auch wiederum der Umwelt schaden. Es ist eine
Kritik an die generelle Lebensweise der Menschen und auch an der
Produktion von Dingen, die wir nicht unbedingt brauchen, aber haben
wollen.
Damit
ende ich mit dem ersten Teil der Gesellschaftskritik in Anime und
hoffe, dass ich dem einen oder anderen die Tiefgründigkeit von
einigen Anime und auch vielleicht wichtige Botschaften vermitteln
konnte, über bestimmte Dinge nachzudenken. Fragen, Anmerkungen und
Kritiken werden gern gesehen. :)
Wirklich ein sehr schöner Artikel. An Arjuna erinnere ich mich auch nur schlecht. Habe den damals noch auf Viva gesehen und kann mich erinnern, dass ich ihm nicht all zu viel abgewinnen konnte. Seitdem hat sich mein Denken aber ganz schön verändert und heute würde ich ihn mir gerne noch einmal ansehen, da ich glaube das er mir nun wesentlich besser gefallen würde. Leider fehlt die Zeit. Da ich längere Zeit aus dem Bereich Anime ausgestiegen bin komme ich im Moment nur langsam wieder rein und muss einen ganzen Haufen Serien nachholen.
AntwortenLöschenIch würde dir aber gerne noch bei diesem Teil widersprechen: "Während wirklich viele Vertreter keine tiefgründige Botschaft enthalten, lassen sich einige wenige auffinden, die sich vielseitig interpretieren lassen und mit denen man neue Sichtweisen über die Gesellschaft erhält."
Ich würde nicht sagen, dass es sehr wenige Animes/Mangas gibt, die sich eben mit der Gesellschaft und dem Menschen beschäftigen. Gerade auch im Bezug auf sein Umfeld oder seine Umwelt. Viele der von dir genannten würde ich, trotz der zutreffenden Einordnung, auch eher noch zu den Prototypen-Animes stecken, von denen es recht viele gibt.
Wenn es um Tiefgang, Kritik und schwere der Story geht, dann halte ich es für sinnvoll auch mal mehr im "Seinen"-Bereich zu schauen. Generell mein liebstes Genre im Moment neben "Slice of Life". Da springen dann Serien ins Auge wie Monster, Boku Dake Ga Inai Machi oder auch das gerade laufende Joker Game. Da würdest du sicher auch einiges zum interpretieren finden, was die Gesellschaft und den Menschen an sich angeht :)