Sonntag, 3. April 2016

Gesellschaftskritik in Anime Teil 1


Mit Anime verbindet man doch meist eher leichte Unterhaltungskost, jedoch bergen einige mehr als das. Man muss sich vor Augen halten, dass Anime genauso wie Filme und Bücher ein wesentlicher Bestandteil der Kultur sind und somit auch über die Gesellschaft Aussagen zulassen können. Während wirklich viele Vertreter keine tiefgründige Botschaft enthalten, lassen sich einige wenige auffinden, die sich vielseitig interpretieren lassen und mit denen man neue Sichtweisen über die Gesellschaft erhält. Einigen Beispielen möchte ich mich heute widmen und aufzeigen, dass Anime durchaus auch pädagogisches Potenzial haben.
Doch zuerst sollten wir einmal den Begriff „Gesellschaftskritik“ erklären, damit wir auch alle wissen, worum es geht. Laut Wikipedia bezeichnet der Begriff "Gesellschaftskritik" die negative Bewertung der Gesellschaft sowie die Kritik an gesellschaftlichen Teilsystemen oder gesellschaftliche Erscheinungen, die als Missstände empfunden werden. Ziel dieser Kritik ist es, die Umstände sich verändern, zu verbessern oder gänzlich zu beseitigen. Damit birgt der Begriff auch Reformen wie auch Revolutionen, was große Veränderungen mit sich bringt.




Tatsuhiro Satō ist vor vier Jahren von der Uni geflogen und seitdem ohne Beschäftigung. Er ist ein sogenannter Hikkikomori, die den ganzen Tag nur zu Hause bleiben, keiner Arbeit nachgehen und den Kontakt zu anderen Menschen scheuen. Mit der Zeit entwickelt er auch eine Verschwörungstheorie, wie er in diese Situation kam. So soll dahinter eine Organisation stecken, die NHK, die die Menschen zu Hikkikomori machen will. Die Opfer würden durch die Medien und Agenten in ihrem Umfeld beeinflusst. Eines Tages aber trifft er an seiner Haustür auf das Mädchen Misaki Nakahara, das ihn von seinem Schicksal erlösen will. Sie bietet ihm einen Vertrag an, nach dem sie ihn wieder ins normale Leben zurückführt. Tatsuhiro aber möchte davon nichts wissen und erzählt, er würde Computerspiele entwickeln. Um sie davon zu überzeugen, will er ihr ein selbstentwickeltes Spiel zeigen. Als er dann herausfindet, dass sein Nachbar Kaoru Yamazaki ist, ein alter Schulfreund von ihm aus dem Literaturclub, der Computerspiele programmiert, will dieser gemeinsam mit Tatsuhiro ein Erotikspiel programmieren. Kaoru ist ein Otaku, ein leidenschaftlicher Anime-Fan, schon seit seiner Schulzeit. Somit beginnt eine wahnwitzige Geschichte um einen Hikkikomori, der einerseits versucht seine Lebenslage zu vertuschen, gleichzeitig aber ebenso sich dazu bemüht dieses Leben wieder in die richtigen Bahnen zu lenken, wobei diese Versuche immer wieder scheitern und zu einer Regression führen.


Über den Anime hatte ich bereits schon viele Male geschrieben und das in verschiedenen Zusammenhängen. Was mich immer wieder an diesem Anime fasziniert ist zum einen, dass er sich traut ein Tabu-Thema anzusprechen und zum anderen dadurch auch Gesellschaftskritik ausübt. Es geht grob gesagt um einen sogenannten Hikkikomori, über die ich bereits schon einige Male geschrieben habe. Menschen, die eine enorme Abneigung gegenüber der Außenwelt haben und sich nicht trauen ihr eigenes Zuhause zu verlassen. Die Gründe sind vielfältig und im Falle des Protagonisten liegt seine Motivation in seiner Vorstellung der Gesellschaft. Denn er hat tatsächlich eine Paranoia entwickelt, die sich dadurch auszeichnet, dass er glaubt, stets und ständig von seinen Mitmenschen beobachtet und ausgelacht wird. Sein Selbstwert hängt also sehr stark von der Bewertung seiner Mitmenschen ab. Ob tatsächlich etwas dran ist, bleibt offen, man kann selbst darüber nachdenken. Jedenfalls steckt dahinter eindeutig die Kritik gegenüber der Gesellschaft, die einen enormen Leistungsdruck auf junge Menschen insbesondere Kinder ausübt. Es ist nichts Neues, wenn ich euch das sage, aber man muss einfach betonen. In der japanischen Gesellschaft kommt es sehr stark darauf an, ob man ein gutes Ansehen hat oder nicht. Man darf sich keine Fehler erlauben, denn ganz schnell verliert man sein Gesicht und traut sich dadurch nicht mehr in die Öffentlichkeit. Ich denke, dass Perfektionismus in Gesellschaft ganz stark ist, was man schon am Leistungsdruck in der Schule sehen kann. Die Kinder überarbeiten sich, erwachsene Männer leiden an Burn-Out bis sie sich irgendwann zu Tode arbeiten, ein normales Bild in dieser Kultur. Man wird ständig kontrolliert und bewertet und darf sich keine Blöße geben. Wie gesagt ist es in Japan sehr wichtig, was die anderen von einen halten, weil das Land schon eher an Gemeinschaft und Zusammenhalt orientiert sich, während indivdualistische Werte kaum Beachtung finden. Selbstentfaltung kann man in Japan eher weniger erwarten, eher gilt es den gesellschaftlichen Ansprüchen zu genügen und etwas zum Gemeinwohl beizutragen. Und zwar teilweise so, dass das eigene Wohlbefinden massiv darunter zu leiden hat. Kein Wunder wenn da jemand unter diesen Druck zusammen bricht und entscheidet, aus der Gesellschaft auszusteigen.

Denn Hikkikomori kommen ja nicht von irgendwoher, sie sind wenn man es zugespitzt sagen kann, ein Produkt dieses gesellschaftlichen Problems. Es wird insofern Gesellschaftskritik offensichtlich, dass Außenseiter in Japan am besten gleich aus der Öffentlichkeit verschwinden, indem sie sich in ihre Behausungen einsperren. Hinzu kommt, dass das Problem eben eher tot geschwiegen und ignoriert wird, anstatt wirklich etwas daran zu ändern und den Betroffenen zu helfen. Zu groß ist eben das Stigma für die Familie, falls bekannt wird, dass sie einen Hikkikomori bei sich haben. Sicherlich hat sich das in den Jahren verändert und heutzutage unternehmen auch viele etwas dagegen, doch das Grundproblem für dieses Phänomen wird weiterhin nicht beachtet. Es reicht nicht, Hilfe zu leisten, man muss das Problem bei der Wurzel packen, aber das würde auch bedeuten, die gesellschaftlichen Pfeiler gänzlich umzugestalten, was bedeuten würde alte Traditionen und Werte aufzugeben. Hier sehe ich eben das große gesellschaftliche Problem, was auch ansatzweise mit dem Anime aufgezeigt wird.


Prinzessin Mononoke


Im mittelalterlichen Japan wird der Prinz Ashitaka bei der Verteidigung seines Dorfes von dem besessenen Wildschwein-Eber Nago angegriffen, wodurch sein rechter Arm vergiftet wird. Ihm wird prophezeit, dass er an dieser Verletzung sterben wird. Daraufhin zieht er hinaus in den Westen und versucht ein Heilungsmittel zu finden. Auf seiner Reise trifft er verschiedene Personen und wird in einem Machtkampf verwickelt und muss sich entscheiden für welche Front er kämpfen will. Ich will gar nicht so viele Worte über den Inhalt an sich verlieren, sondern auf die eigentlich Problematik des Films eingehen. Wie viele Fans wissen, liegt der Fokus in vielen Filmen von Ghibli auf der Beziehung zwischen Mensch und Natur, wodurch auch Fragen zu Umweltschutz wichtig werden. Wie kann der Mensch friedlich mit der Natur in Einklang leben? Was passiert, wenn er sich anmaßt, über die Natur zu gebieten? Besonders in diesem populären Anime werden diese Fragen stark thematisiert. Ganz besonders auffällig sind für mich die Figuren.

Während Eboshi ganz der machthungrige Mensch ist, der mit seinen Waffen nur Vernichtung anrichtet, glaubt sich als besonderes Lebewesen über die Natur zu stellen, haben wir auf der anderen Seite San, die ja von Kindesbeinen an von einer Wölfin aufgezogen wurde. Sie steht sinnbildlich für den verwilderten Menschen, der noch in enger Verbindung zur Natur steht bzw. keinen Unterschied macht, weil sie sich selbst als Lebewesen der Natur ansieht. Dazwischen steht Ashitaka, ein junger, mutiger wie auch freundlicher Mann, der stets die Harmonie bewahren will. Er ist von allen der ausgeglichenste, verachtet weder Natur noch Mensch und möchte am liebsten alles in Einklang bringen. Wenn ihr mich fragt könnten diese drei wichtigen Figuren jeweils für die verschiedenen Entwicklungsstadien des Menschen angesehen werden.

Denn San als Mensch, der keinen Unterschied zwischen sich und der Natur macht, repräsentiert den Vertreter der Naturvölker, die noch wirklich eng mit der Natur leben und eine Art Symbiose eingehen. Sie schätzen die Natur und wollen alles erdenkliche tun, um diese zu erhalten. Eboshi dagegen ist das Beispiel eines hoch modernen Menschen, der seine eigenen Waffen hergestellt hat und nun für sein eigenes Wohl und für Macht die Natur vernichtet. Ihn kennzeichnet Egoismus und auch eine Abneigung gegenüber der Natur. Ashitaka wäre demnach ein Vertreter der Sorte Mensch, die zwar schon Unterschiede zwischen Mensch und Natur machen, jedoch diesen Unterschied anerkennt und dennoch eine Balance schaffen will. Ich denke mal, dass das Land Japan am ehesten Ashitaka zugeordnet werden kann.

Ihr ahnt sicherlich schon, worauf der Anime anspielt. In unseren heutigen Welt wird Umweltschutz wichtiger als nie zuvor. Seit der Industrialisierung nimmt der Schaden an der Umwelt kontinuierlich zu, ebenso ein Verweis darauf, weil Eboshi ja noch am ehesten mit ihrer Waffenherstellung in Verbindung gebracht wird und danach die Industrie stellvertretend für den modernen Menschen steht. In dem Film geht es ja um den Konflikt zwischen Natur und Mensch und wie letzterer versucht die Kontrolle über die Natur zu erhalten, kläglich daran scheitert. Ich erinnere mich an eine Szene, in der Eboshi verzweifelt versucht den Waldgott zu töten, doch keine ihrer Waffen zeigt die erhoffte Wirkung, was auf die Machtlosigkeit des Menschen gegenüber der Naturgewalten hindeutet. Dies assoziiere ich schlussendlich auch mit den realen Naturkatastrophen, in denen wir immer wieder feststellen müssen, dass wir immer der Natur unterlegen bleiben. Das bedeutet auch, dass wenn wir so weiter machen wie bisher, die Natur sich an uns rächen wird und immer Mittel und Wege findet, sich von uns zu befreien. Darum vermittelt der Film auch die Botschaft, dass wir den Glauben, wir wären in der Lage die Natur zu beherrschen, aufgeben und lieber versuchen sollten in Harmonie mit ihr zu leben, denn so hat ja dann jeder etwas davon.



Der 17-jährige Izumi Shinichi lebt mit seinem Vater und seiner Mutter in einer ruhigen Nachbarschaft in Tokyo. Eines Nacht, betreten wurmähnliche Aliens die Erde, übernehmen die Köpfe der menschlichen Wirte indem sie in deren Nasen und Ohre eindringen. Ein Parasit versucht in das Ohr von Shinichi zu gehen, während dieser schläft, aber er scheitet, weil Shinichi Kopfhörer trägt. Stattdessen nimmt er von dessen rechten Arm Besitz und wird fortan Migi genannt. Weil Shinichi in der Lage war, ihn daran zu hindern, sein Gehirn zu übernehmen, müssen sie beide den gleichen Körper teilen. Als das Duo weitere Parasiten begegnen, erkennen sie ihre eigene seltsame Situation und entwickeln ein starkes Band zueinander, wodurch sie gemeinsam versuchen zu überleben.

Es ist gar nicht so lange her, seitdem ich den Anime gesehen habe, weswegen ich die Story noch recht gut in Erinnerung habe. Es geht im Kern darum, dass eine unbekannte Lebensform auf die Erde kommt und Menschen tötet, um zu überleben. Natürlich gefällt das den Menschen gar nicht, sie sehen sich einer großen Bedrohung gegenüber und versuchen alles Mögliche, um sich zur Wehr zu setzen. Immer wieder wird jedoch deutlich, dass die Menschheit eben nicht die Krone der Schöpfung ist, wie die meisten vielleicht glauben. Schon mal ein Seitenhieb auf alle, die glauben, dass Menschen über alles gebieten können, nur weil sie eben doch etwas anders und intelligenter sind als andere Lebenswesen. Wir müssen erkennen, dass auch die Menschheit ihre Grenzen hat und auch davon ausgehen, dass es im Weltall auch intelligentere Lebensformen geben kann, die dann über uns herrschen können.

Darüber werden mit dem Anime unzählige moralische Diskussionen aufgeworfen. Zum einen die Auseinandersetzung mit dem darwinistischen Prinzip, dass die Stärkeren die Schwächeren fressen und dadurch ihr Überleben sichern. Bisher haben wir das auch erfolgreich angewandt, aber es ins Unmoralische verkehrt, weil wir nicht nur uns von Tieren ernähren, sondern sie auch noch Zeit ihres Lebens unter unwürdigen Bedingungen leben und sterben lassen, nur damit wir unseren Wohlstand und Überfluss haben. Außerdem wird auch gefragt, was überhaupt ein Monster ausmacht. Wir haben ja die zwei Perspektiven einmal die menschliche und dann die der Parasiten. Klar wirken die Aliens wie Parasiten auf uns, die sich von uns ernähren und müssen daher eliminiert werden. Doch wer sagt, dass wir besser sind als sie? Die Parasiten wollen genau genommen aus verständlichen Gründen einfach nur überleben und sich fortpflanzen, so wie es alle Lebewesen tun. In der Natur ist es gang und gäbe, dass Tiere sich gegenseitig auffressen, damit sie überleben können. Auch wir haben diesen Trieb in uns, weswegen wir ja massenhaft Tiere halten.

Doch das Problem ist doch, dass wir die Tiere nicht nur zum Überleben gefangen nehmen, sonst bräuchten wir ja nicht Massentierhaltungen, sondern, dass wir mehr produzieren als wir konsumieren und dadurch sinnlos Tiere quälen und töten und damit der Umwelt schaden. Während die Parasiten nicht einfach zu viele Menschen abschlachten, sondern „nur“ so viele, wie sie auch brauchen. Wer ist dann als in dieser Hinsicht das wahre Monster?

Stellt sich überhaupt die Frage, was gut oder böse ist. Das Konzept des Monsters ist ja ein menschliches, weil wir alles in der Welt in gut und böse, gut und schlecht einteilen. Doch haben wir auch mal überlegt, dass diese beiden Begriffe relativ und vor allem nicht natürlich sind? Es gibt kein gut oder böse, nichts ist von Natur aus so, nur das menschliche Denken macht etwas erst gut oder schlecht. Aus unserer Perspektive sind die Parasiten schlecht, weil sie uns bedrohen, aus ihrer Perspektive ist das Menschen essen überlebenswichtig und daher positiv. Aus einer objektiven Perspektive wäre es weder positiv noch negativ, es wäre so wie es ist, weil es in der Natur üblich ist, dass man frisst und gefressen wird. Eine Sache, die ich noch ansprechen möchte ist, die Frage , inwiefern es gerechtfertigt ist, dass man überhaupt über das Leben anderer Lebewesen bestimmen darf. Oder ob man denn auch andere Lebewesen nach eigenen Maßstäben bewerten darf. Was gibt uns das Recht Tiere zu töten? Weil wir glauben, wir wären besser als sie? Weil sie keine Seele haben? Doch wer bestimmt das alles? Ich finde, dass der Anime viel Stoff zum Nachdenken bringt auch über die Gesellschaft an sich.




Psycho-Pass spielt im Jahre 2113, in dem das Sibyl-System den Geisteszustand, die Persönlichkeit und die Wahrscheinlichkeit, dass diese Person eine Straftat durchführen wird, durch die Untersuchung des Gehirns analysieren und messen kann. Die daraus folgende Beurteilung nennt sich Psycho-Pass. Wenn die Wahrscheinlichkeit für das Ausführen einer Straftat, gemessen am Kriminalitätskoeffizienten, zu hoch wird, werden betreffende Personen gefangen genommen und verhaftet und dies wenn es sein muss, mit Gewalt. Der Plot fokussiert Akane Tsunemori, eine neue Inspektorin der Einheit 1, eine polizeiliche Einheit des Öffentlichen Sicherheitsbüros der Kriminaluntersuchungsabteilung. Als Inspektor, jagt sie Kriminelle an der Seite eines speziellen Teams der sogenannten ruhenden Kriminellen auch Enforcers genannt. Beide sowohl die Enforcers als auch die Inspektoren verwenden lange Handfeuerwaffen namens "Dominators", spezielle Waffen, die dafür hergestellt wurden allein diejenigen zu beschießen die einen höheren Kriminalitätskoeffizienten aufweisen.

Ebenso ein sehr interessanter und gut gemachter Anime, der mich ebenso zum Nachdenken angeregt hat. Zum einen wäre da natürlich das Szenario oder die Utopie einer Gesellschaft, in der kein Verbrechen ungestraft bleibt bzw. man in der Lage ist jederzeit Verbrechen vorherzusehen und zu verhindern. Das mag auf den ersten Blick sehr reizvoll klingen, weil man glaubt, dass man dadurch das Böse für immer aus der Welt schaffen kann. Überlegt man doch etwas intensiver, werden einem viele Probleme offenbar werden. Zum einen wäre da die Tatsache, dass Technik nicht unfehlbar ist und dass man der Technik mehr vertraut als seinem eigenen gesunden Menschenverstand. Man glaubt zwar, dass Technik einwandfrei ist und man hinterfragt auch deren Vorgehensweise nicht, aber man darf nicht vergessen, dass die Technik von Menschen geschaffen wurde und ebenso mangelhaft sein kann.

Es kommt nämlich in dem Anime zu einer sehr nervenzerreibenden Situation, in der offensichtlich wird, dass die Technik scheitert, obwohl der Mensch sieht, dass jemand eindeutig kriminell ist. Doch nur weil das System dies nicht erkennt, kann das Verbrechen nicht verhindert werden. Hier wäre statt menschlichen Versagen eher technisches zu benennen. Man darf eben nicht allein nur Maschinen und Waffen vertrauen, sondern sollte alles eben kritisch sehen. Ebenso kritisch ist es auch, die Entscheidung, ob jemand so gefährlich ist, dass man ihn eliminieren muss, von den technischen Daten abhängig zu machen. Denn sobald ein gewisser Wert erreicht wird, muss der Betroffene beseitigt werden, denn er stellt eine zu starke Gefahr für die Menschen dar. Da wäre auch die Frage, was einen dazu berechtigt andere Menschen umzubringen. In dieser fiktiven Gesellschaft wäre so etwas wie eine Todesstrafe also legitim und auch in Japan wird diese noch angewandt sofern ich mich richtig erinnere.

Ein weiterer Punkt in Sachen Gesellschaftskritik wäre, dass mit diesem System eine besondere Überwachung umgesetzt wird, bei der Menschen stets und ständig kontrolliert werden. Ihr emotionales Befinden, das was besonders intim ist, wird offen gelegt, ständig analysiert und kann gegen einen selbst verwendet werden. Denn in dem Anime werden eben nicht nur wirkliche Verbrecher in Gefangenschaft genommen, sondern eben auch Menschen, die die psychisch instabil sind und an psychischen Krankheiten leiden. Ziel des System ist es nicht nur eben Kriminelle auszuschalten, sondern alle Menschen, die eben von der Norm abweichen, was übrigens ein Seitenhieb auf die japanische Gesellschaft wäre. Denn alle Andersartigen und Andersdenkenden werden konsequent aus der Gesellschaft verbannt und diskriminiert. Alle sollen den Normen folgen und alle die davon abweichen, sind kein Teil der Gesellschaft mehr. Diese Vorstellung wird in dem Anime aufs Extreme zugespitzt, sodass darauf abgezielt wird, eine perfekte Gesellschaft herzustellen, die eben nur aus körperlich und geistig wie seelisch gesunden Menschen besteht. Kriminelle und seelische Kranke haben keinen Platz dort verdient, weil sie eben der Gesellschaft schaden und vor allem das perfekte Bild zerstören.


Arjuna


In Arjuna geht geht es um die junge Oberschülerin Juna, die durch einen Motorradunfall ins Jenseits kommt, aber die Möglichkeit erhält weiterzuleben, wenn sie mit der Organisation S.E.E.D kooperiert, die gegen die Raja kämpft. Ihr wird dabei die Zukunft der Erde vermittelt, in der die Umwelt vollkommen zugrunde gerichtet wurde und das Leben nicht mehr möglich ist. All dies wurde von den Raja verursacht und nun soll sie mithilfe eines Krummjuwelt die Welt retten, indem sie zu Arjuna der Inkaranation der Zeit wird.

Es ist echt lange her, seitdem ich den Anime gesehen habe und ich kann mich dadurch nur bruchstückhaft an ihn erinnern. Als ich mir die Zusammenfassung noch mal durch gelesen habe, ist mir erst mal klar geworden, wie vielschichtig und vor allem aktuell der Anime ist. Trotz der futuristischen wie fantastischen Elemente behandelt der Anime ein sehr modernes, reales Problem, nämlich die Umweltverschmutzung durch die Menschheit und die damit verbundenen Probleme und Folgen. Es stellt sich nämlich heraus, dass die Raja einfach nur die Produkte der Umweltverschmutzung sind, die von den Menschen eben verursacht wird. Im Laufe des Anime sind es gerade diese, die darunter am meisten leiden. Insofern kann man sagen, dass sie sich ihr eigenes Grab geschaufelt haben. Aufgrund der Umweltverschmutzung kommt es dazu, dass wichtige Ressourcen knapp werden, soweit, dass die Menschen unter Hunger und Wassernot leiden müssen.

Die Gesellschaftskritik liegt also klar auf der Hand: die Menschen verursachen Schäden in der Umwelt durch ihren erhöhten Konsum und der Ausbeutung der Natur, um sich diesen hohen Lebensstandard zu leisten. So wie es auch in unseren heutigen Welt ist, geht die Natur langsam zu zugrunde und wir werden dadurch auch zunehmend bedroht. Schließlich ist die Erde unser Lebensort und wenn wir weiter so machen wie bisher wird das, was im Kern im Anime geschehen ist, auch auf uns zu kommen. Irgendwann wird sich Mutter Natur an uns rächen, vielleicht nicht in Form dieser fantastischen Wesen, aber indirekt, indem wir eben nicht mehr genügend Mittel zum Leben zur Verfügung haben oder die Erde zu einem Ort wird, an dem Leben nicht mehr möglich sein wird. Umweltkatastrophen sind hier zu nennen sowie auch Weltuntergangsszenarien, die man bereits in vielen Filmen gesehen hat.

Was ich im übrigen noch richtig gut vor meinem geistigen Auge hatte war die Episode, wenn es nur eine war, in der Arjuna sich mit dem Essverhalten auseinander gesetzt hatte. Sie hatte vor Augen wie Tiere qualvoll sterben und hat dann ihr eigenen Burger nicht mehr essen können, weil sie an das Tier, was deswegen sterben musste, erinnerte. Das verweist ja auch auf die Kritik, dass wir Tiere massenhaft halten und nicht essen, weil wir sonst nicht anders überleben könnten, sondern weil wir es genießen. Weil es eben eine Freude für uns ist. Doch halten wir uns mal vor Augen, dass wir ein lebendiges Wesen dafür opfern musste, vergeht einem der Appetit. Heutige Ernährungstrends wie Vegetarismus und Veganismus sind ja in aller Munde und insofern trifft der Anime den Nerv der Zeit, indem er uns auch kritisch vor Augen führt, dass unsere Ernährung ebenso der Umwelt schadet, weil wir zu viele Tiere halten und töten, zu viel produzieren und damit auch wiederum der Umwelt schaden. Es ist eine Kritik an die generelle Lebensweise der Menschen und auch an der Produktion von Dingen, die wir nicht unbedingt brauchen, aber haben wollen.



Damit ende ich mit dem ersten Teil der Gesellschaftskritik in Anime und hoffe, dass ich dem einen oder anderen die Tiefgründigkeit von einigen Anime und auch vielleicht wichtige Botschaften vermitteln konnte, über bestimmte Dinge nachzudenken. Fragen, Anmerkungen und Kritiken werden gern gesehen. :)

1 Kommentar:

  1. Wirklich ein sehr schöner Artikel. An Arjuna erinnere ich mich auch nur schlecht. Habe den damals noch auf Viva gesehen und kann mich erinnern, dass ich ihm nicht all zu viel abgewinnen konnte. Seitdem hat sich mein Denken aber ganz schön verändert und heute würde ich ihn mir gerne noch einmal ansehen, da ich glaube das er mir nun wesentlich besser gefallen würde. Leider fehlt die Zeit. Da ich längere Zeit aus dem Bereich Anime ausgestiegen bin komme ich im Moment nur langsam wieder rein und muss einen ganzen Haufen Serien nachholen.

    Ich würde dir aber gerne noch bei diesem Teil widersprechen: "Während wirklich viele Vertreter keine tiefgründige Botschaft enthalten, lassen sich einige wenige auffinden, die sich vielseitig interpretieren lassen und mit denen man neue Sichtweisen über die Gesellschaft erhält."

    Ich würde nicht sagen, dass es sehr wenige Animes/Mangas gibt, die sich eben mit der Gesellschaft und dem Menschen beschäftigen. Gerade auch im Bezug auf sein Umfeld oder seine Umwelt. Viele der von dir genannten würde ich, trotz der zutreffenden Einordnung, auch eher noch zu den Prototypen-Animes stecken, von denen es recht viele gibt.
    Wenn es um Tiefgang, Kritik und schwere der Story geht, dann halte ich es für sinnvoll auch mal mehr im "Seinen"-Bereich zu schauen. Generell mein liebstes Genre im Moment neben "Slice of Life". Da springen dann Serien ins Auge wie Monster, Boku Dake Ga Inai Machi oder auch das gerade laufende Joker Game. Da würdest du sicher auch einiges zum interpretieren finden, was die Gesellschaft und den Menschen an sich angeht :)

    AntwortenLöschen