Aki ist tot. Mit einer Urne in den Händen steht Sakutaro Matsumoto am
Flughafen, um die Asche seiner geliebten Freundin Aki nach Australien
zu bringen. Dort blickt er auf die Geschichte seiner ersten wahren
Liebe zurück; die Geschichte einer unbeschwerten Jugendliebe, die
überschattet wird von einer tragischen Krankheit.
(EMA)
Meine
Meinung:
Story:
Ich
habe mir den Manga damals gekauft, weil ich vom Titel und eben dieser
Inhaltszusammenfassung neugierig war und mir eine tiefsinnige,
dramatische Liebesgeschichte er hofft habe. Obwohl der Manga genau
eine solche Geschichte liefert, habe ich nach dem ersten Lesen den
Manga etwas enttäuscht beiseite gelegt. Klar, große Gefühle und
Tragik kamen im Manga vor, aber irgendwie hat es mich beim ersten
Lesen nicht sofort gepackt. Womöglich, weil die Geschichte einfach
viel zu kurz war, weil es diverse Zeitsprünge gab und man vielleicht
nicht genug Zeit hatte sich in die Figuren einzufühlen?
Das
war mein erster Eindruck nach dem Lesen, aber ich möchte euch den
Manga Schritt für Schritt vorstellen, damit ihr nachvollziehen
könnt, was ich genau meine und wie ich zu dieser Meinung gekommen
bin.
Die
Story beginnt recht locker, typisch, wie in jedem anderen
Shojo-Manga, Mädchen trifft Junge, beide lernen sich besser kennen
und werden schließlich ein Paar. Doch es gibt schon einige feine
Unterschiede in der Gestaltung dieses Plots. Was mir sofort
aufgefallen ist, dass die gesamte Geschichte eben nicht aus der Sicht
des Mädchens geschrieben wurde, sondern aus der ihres Freundes
„Saku“, wie er liebevoll von Aki genannt wird. In der
Mittelschule ist es ja so, dass noch ein ziemlich großer Graben
zwischen Jungen und Mädchen liegt. Saku hat noch kein wirkliches
Interesse am anderen Geschlecht, findet alle Mädchen gleich okay,
bis Aki immer wieder Annäherungsversuche startet. Aus ihr wird der
Protagonist anfangs noch nicht schlau, denn er versteht nicht, wieso
sie ständig auf ihn zugeht. Desto näher sich die beiden kommen,
desto mehr beginnt er sich jedoch für sie zu interessieren. Aus der
anfänglichen Neugierde entwickeln sich langsam romantische Gefühle,
die in einem Kuss ihren Höhepunkt erreichen. Nach einer Weile sind
die beiden also ein Paar, vom späteren Unglück noch keine Spur.
Ich
fand es mal eine gute Abwechslung, dass das Geschehen aus Sicht des
männlichen Geschlechts vermittelt wird und man dadurch auch mal
verstehen kann, wie Jungs in dem Alter ticken und wie sie eben auf
Mädchen reagieren. Schön ist eben auch, dass ausnahmsweise mal ein
Mädchen die Initiative ergriffen hat, Aki ist nun wirklich kein so
selbstbewusstes Mädchen, doch um mit Saku näher zu kommen, springt
sie über ihren Schatten. Sie wirkt in seiner Gegenwart selbstsicher,
lustig und die beiden verstehen sich auch sehr gut. Ihre Beziehung
ist nicht so seltsam konstruiert wie in anderen ähnlichen Werken,
sondern man spürt sofort, dass die beiden auf einer Wellenlänge und
gute Freunde sind. Das ist für mich ein Pluspunkt in dem Manga, dass
das Zusammenspiel des Paares eben harmonisch und natürlich verläuft.
Doch
schon früh offenbaren sich die ernsthaften Töne in dem Manga,
zuerst durch den plötzlichen Tod der gemeinsamen Japanisch-Lehrerin,
zu der Aki ein gutes Verhältnis hatte. Sie ist es auch, die dann vor
der Schule die Trauerrede hält. Die beiden jungen Teenager kommen
also schon recht früh in Kontakt mit dem Tod und setzen sich auch
damit auseinander. Zu dem Zeitpunkt ist das Ende für beide noch
unvorstellbar, denn sie haben ja noch ihr ganzes Leben vor sich. Doch
der Tod von Mitmenschen erinnert einen daran, dass jedes Leben
vergänglich ist und man sich das immer vor Augen halten sollte
(„Memento mori“ - gedenke das zu sterben wirst).
Das
bleibt nicht die einzige Stelle, die auf das spätere tragische
Schicksal der Figuren verweist. Hinzu kommt, dass Saku´s Großvater
die Asche seiner Geliebten aus dem Friedhof holen will. Was wie eine
absurde Idee klingt, hat jedoch einen Hintergrund. Obwohl der
Großvater natürlich seiner Frau treu bleiben wollte, hatte er eine
andere Frau in seinem Herzen (wahrscheinlich vor ihr), mit der er
niemals zusammen sein konnte. Schlussendlich heirateten beide andere
Menschen und gingen getrennter Wege. Auch hier schwingt mit dem
Todes-Motiv auch der der Trennung. Nicht nur der Tod kann Menschen
auseinander reißen, auch die Lebensumstände können einem das
Zusammensein mit einem geliebten Menschen erschweren. Ich fand es
traurig und schön, dass der Großvater regelmäßig ihr Grab
besuchte und noch immer nach all den Jahren an ihr hing und ihr seine
Treue erwies. Das muss wahre Liebe sein. Es ist schwer, so einen
geliebten Menschen zu verlieren, was im Manga immer wieder zum Thema
wird.
Ihr
seht also, dass tiefgründige Themen nicht nur in Bezug auf die
beiden Protagonisten, sondern auch neben dem Hauptgeschehen behandelt
werden, was ich angesichts des Umfangs des Werkes erstaunlich fand.
Doch
ihr müsst jetzt nicht glauben, dass der Manga durchgängig
pessimistisch, traurig oder melancholisch geprägt ist. Auch
alltägliche Probleme schleichen sich in den Alltag der Figuren ein.
Mit zunehmenden Alter bildet sich Saku´s Interesse an sexuellen
Dingen in der Beziehung, was ihm aber ziemlich peinlich ist.
Kommunikationsprobleme stehen dadurch natürlich an der Tagesordnung.
Er wird von einem Kumpel namens Oki darauf angesprochen und dazu
gedrängt mit Aki ein Wochenende in einem Ferienhaus am Strand zu
verbringen um dann etwas zu versuchen. Dass das von Anfang an nicht
wirklich funktioniert, ist daher keine Überraschung. Es kommt, wie
es kommen muss: Aki durchschaut das Spiel und ist Saku böse. Nicht,
weil er ein solches Vorhaben hatte, sondern, weil er nicht offen mit
ihr darüber reden konnte und stattdessen sich einer anderen Person
anvertraut hatte. Das Verhalten beider wird meiner Ansicht nach schon
authentisch rüber gebracht, wie man es aus dem echten Leben kennt.
Vielleicht würde man dem Helden vorwerfen, dass sein Verhalten doch
zu verklemmt ist aus europäischer Sicht, aber man darf auch nicht
vergessen, dass der Umgang mit Sex in Asien doch etwas anders
aussieht, besonders in Japan.
Glücklicherweise
versöhnen sich die beiden und der normale Alltag nimmt wieder seinen
Lauf. Ich finde es übrigens sehr schön, dass Saku nicht der für
Shojo-Manga übliche Junge ist. Zum einen haben wir es mit einem ganz
authentischen, normalen aber natürlichen Jungen zu tun. Klar ist er
immer mal wieder unsicher und weiß nicht, wie er sich seiner
Freundin verhalten soll. Aber ich finde es positiv, dass er eben über
das Körperliche und Unreife hinaus geht. An einer Stelle erwähnt
er, dass es gar nicht so wichtig ist, sich so körperlich nahe zu
sein, sondern, dass Liebe einfach noch viel mehr ist als nur Sex.
Diese Botschaft war für mich erstaunlich, weil sie eben von einem
Jugendlichen kam und doch so viel Reifes in sich hatte. Wie Saku sich
fühlt und wie er denkt und schlussendlich handelt, wird in dem Manga
für mich gut rüber gebracht. Man kommt der Figur näher,
identifiziert sich mit ihr und geht mit ihr durch Höhen und Tiefen,
was für diese Problematik natürlich wichtig ist.
Gegen
Mitte des Manga wird das junge Glück auf eine harte Probe gestellt.
Aki wird plötzlich krank und muss sogar deswegen ins Krankenhaus und
für eine Weile dort bleiben. Anfangs wird von einer aplastischen
Anämie gesprochen, es scheint noch nicht ganz so ernst zu sein. Die
beiden hegen noch Hoffnungen für die Zukunft. Doch dann
verschlimmert sich ihr Zustand. Sie nimmt immer mehr ab, verliert
ihre Haar, sie wird von Übelkeit geplagt, der Mund ist entzündet
und sie wird immer schwächer.
Nicht
nur ihr körperlicher Zustand hat darunter zu leiden, sondern vor
allem auch ihr seelischer. Es setzt ihr enorm zu, sodass sie auch
einige Male in Ohmacht fällt, weil sie es nicht ertragen kann. Für
Saku ist das natürlich auch eine schwere Situation: er muss das
alles mit ansehen und kann nichts dagegen unternehmen. Er möchte ihr
unbedingt helfen, doch er fühlt sich machtlos. Was soll man tun,
wenn die Freundin so sehr leidet? Wie geht man mit solch einer
Krankheit um? Was wäre das Beste?
Zunehmend
distanziert sich Aki auch von Saku und ihrer Mutter. Sie lässt
niemanden an sich heran und verliert auch ihren Lebenswillen. Sie hat
lange genug gekämpft und ist vom Leben müde...
Implizit
wird also auch auf Suizid bzw. Sterbehilfe verwiesen und wie
Angehörige mit dem Todeswunsch ihrer Liebsten umgehen. Wenn die
Leiden so schlimm werden, dass das Leben schlimmer als der Tod ist,
soll man dann beim Sterben helfen oder nicht? Für Saku steht fest,
dass er unbedingt um sie kämpfen und sie am Leben erhalten will.
Doch dann kommt die Diagnose, dass sie an Leukämie erkrankt
ist...eine schwere Krankheit, für die es wohl keine Rettung gibt.
Ich
fand das insofern gelungen gemacht, weil man dadurch zum Nachdenken
angeregt wird. Man kann beide Positionen verstehen, die von Aki und
die ihrer Mitmenschen. Einerseits möchte man natürlich alles
Mögliche tun, damit die Person bei einem bleibt. Man will sie nicht
verlieren und tut alles erdenkliche dagegen. Andererseits muss man
natürlich auch an den Betroffenen denken, wie es ihm damit geht,
schließlich muss er damit leben. Ist es nicht egoistisch jemanden
zum Leben zu zwingen oder muss man unbedingt auf ein Überleben um
jeden Preis pochen? Ich glaube, dass muss man immer vom jeweiligen
Umstand abhängig machen.
Doch
Saku gibt nicht auf und entführt Aki kurzfristig, beide wollen nach
Australien eine schöne Zeit miteinander verbringen, die ihrem
traurigen Leben wieder mehr Glück verleihen soll. Es ist schon
gemein, wie der Manga einen erst so optimistisch werden lässt, doch
im letzten Augenblick alles wieder zerstört. Aber so ist das Leben,
dachte ich mir am Ende des Manga. Wir sind es doch immer gewohnt,
dass alle Geschichten ein gutes Ende finden und wenn dem nicht so
ist, war es eben noch nicht das Ende. Aber der Manga hört eben dann
auf, als es am schönsten ist. Und ich fand das Zusammenspiel von
Hoffnungsschimmer und dann plötzlichem Absturz gelungen und eben
noch tragischer. Man leidet mit den Figuren und wünscht sich schon,
dass sie glücklich werden. Doch das Leben ist eben nicht immer so,
wie man es will.
Der
Augenblick des Verlustes wurde für mich eindringlich und auch unter
die Haut gehend geschildert, ich konnte den Schmerz Sakus mitfühlen,
doch ich fand, dass dieser Moment einfach viel zu schnell vergangen
ist. Viel zu rasch verlässt man diese Situation und viel zu schnell
werden dann Zeitsprünge gemacht, als ob der Zeichner eben keine Zeit
mehr gehabt hätte, sich dem mehr zu widmen. Nett fand ich aber die
Idee, dass man Saku eben Jahre später mit seiner aktuellen Freundin
zusammen sieht und er praktisch ihr seine Liebesgeschichte erzählt
hat. Auch wenn man eben seine große Liebe verliert, geht das Leben
weiter. Das muss jetzt nicht heißen, dass man die erste Liebe
vergisst, denn an Saku sieht man, dass man auch viele Jahre später
noch daran hängen kann und die verlorene Geliebte noch immer im
Herzen trägt. Dass es nicht so ist, dass man für immer dieser Liebe
hinter her trauert, aber sich eben an die guten Dinge erinnert und
sie für immer behält.
Zeichnungen:
Der
Zeichenstil ist für mich nicht unbedingt etwas Schönes, ehrlich
gesagt sagte er mir nicht wirklich zu. Die Figuren wirkten mehr wie
Skizzen und es fehlte einfach etwas an ihnen. Ich kann nicht sagen,
dass sie richtig gut, aber auch nicht richtig schlecht aussahen. Das
Optische erfüllte gerade so meine Ansprüche, war aber eben nicht
wirklich etwas fürs Auge. Doch Gestik und Mimik reichten aus. Ich
denke jedoch, dass die Geschichte vielleicht noch besser gewirkt
hätte, wenn die Zeichnungen sauberer, detaillierter und
ausdrucksstärker gewesen wären. Das war vielleicht ein Grund,
weswegen ich nicht so von dem Manga gepackt war. Das Optische trägt
eben auch zur Vermittlung der Atmosphäre bei.
Fazit:
Der
Einzelband erzählt die tragische Liebesgeschichte zweier junger
Menschen, die ein viel zu frühes Ende nehmen musste. Der Anfang ist
zwar nicht besonders eindrucksvoll, dafür authentisch, auch die
Liebesbeziehung wirkt auf mich natürlich. Es werden im Laufe der
Handlung wichtige Themen angesprochen und die Tragik des Schicksals
wird für mich auch einfühlsam veranschaulicht. Die Figuren sind
sympathisch, man leidet auch mit ihnen, doch hinterlässt es nicht
einen so großen Eindruck, wie man es sich erhofft. Einziges Manko
wären für mich die vielen Zeitsprünge und besonders das Ende, dass
hätte ausführlicher geschildert werden können. Alles in allem aber
eine packende Geschichte, die jedoch durch schönere Zeichnungen
hätte besser wirken können.
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