Es gehört zu den wichtigsten traditionellen Feiertagen des ganzen Jahres. Ursprünglich wurde das Neujahrsfest nach dem lunisolaren Kalender also Anfang Frühling gefeiert. Doch seit 1973 orientiert sich Japan nach dem Gregorianischen Kalender wodurch der Neujahrstag auf den 1. Januar fällt.
Omisoka
(Der Jahreswechsel)
Damit
man die bösen Geister verjagen kann und der über das Jahr gesammelt
Schmutz verschwindet und man diesen nicht in das neue Jahr mit nimmt,
wird am Silvestertag in Japan ein ordentlichen Hausputz durchgeführt.
Ist man damit fertig, werden die Häuser und Wohnungen festlich
geschmückt z.B. mit Blütenschmuck oder Dekorationen aus Kiefern.
An
Silvesterabend wird in den buddhistischen Tempelanlagen ein
Glockenspiel ertönt, welches genau 108 Schläge beinhaltet. Der Sinn
dahinter: alle Lasten und Sünden des vergangenen Jahres auszumerzen
um einen frischen Start ins neue Jahr zu gewähren! Darum besuchen
auch viele Japaner den Tempel, um dort zu beten, damit sie die
schlechten Dinge aus dem letzten Jahr hinter sich lassen können.
Dieser Besuch wird auch "Oharai" bezeichnet.
Was
steckt hinter den 108 Glockenschlägen?
Das
Silvesterglocken wird auch "Joya no kane" genannt und da es
sich um 108 Schläge handelt, dauerten diese auch bis zum
Jahreswechsel an. Hinter der Zahl 108 verbirgt sich die Vorstellung,
dass man 108 Leidenschaften, die man im alten Jahr angesammelt hat,
verschwinden lassen kann. Dadurch soll der Geist des Menschen
gereinigt werden und der Übergang zum neuen Jahr nicht von Lasten
und Sünden behaftet sein. Am ersten Tag des neuen Jahres geht die
gesamte Familie noch einmal in einen Tempel, wo für das Glück im
neuen Jahr gebetet wird.
Shogatsu
(Neujahr)
Die
freien Tage um Neujahr sind eine Zeit, in der man den Göttern für
ihren Schutz bei der Ernte dankt sowie auch die Seelen der Vorfahren
willkommen heißt. Als Brauch dient das Aufstellen von kadomatsu
(Gestecke aus Pinienzweigen und Bambus) und das Anbringen von
shimekzari (Dekorationen aus Reisstroh), die die Götter und Seelen
empfangen. Zu Neujahr wird diesen Anerkennung und Respekt gezollt und
es wird um eine gute Ernte im neuen Jahr gebeten. Aus diesem Grund
gehört o-shogatsu für die Japaner zu den wichtigsten Festen im
Jahr. Zu dieser Zeit werden oftmals neue Pläne und Entscheidungen
für das kommende Jahr beschlossen.
Hatsumode
(Erster Schrein- bzw. Tempelbesuch im neuen Jahr)
Während
der Feiertage Anfang des neuen Jahres besuchen Familien und Freunde
zusammen einen Schrein oder Tempel. Bei Shinto-Schreinen werden
traditionell Schreine aufgesucht, von denen man glaubt, dass sie in
einer glücksbringenden Richtung zum Haus der Besucher stehen. Diese
Besuche dienen dazu, eine reiche Ernte sowie Sicherheit der Familie
zu erbeten.
Neben
dem Schreinbesuch gibt es aber noch weitere erste Dinge, die man im
neuen Jahr machen sollte:
Der
"erste Sonnenaufgang" (Hatsuhi no de) des Jahres wird am
liebsten in einem schönen ländlichen Ort wie einem Berg oder an
Gewässern bestaunt. Es gibt sogar spezielle Webseiten, die einen
über die besten Aussichtspunkte informieren und Uhrzeit des
Sonnenaufgangs.
Der
"erste Traum" (Hatsuyume) des Jahres, soll Hinweise auf das
Glück im Neuen Jahr geben. Ein perfekter Traum ist es, wenn man erst
den Berg Fuji, dann einen Falken und eine Aubergine sieht. Eine
wirkliche Erklärung gibt es dafür nicht.
Der
"Erste-Verkauf" (Hatsuri) des Jahres gilt als moderne
Neujahrstradition in Japan. Zum 1. oder 2. Januar findet in den Läden
japanischer Winterschlussverkauf statt. Besonders für ältere Kinder
eine gute Möglichkeit ihr Otoshidama einzusetzen. Man kann aber auch
einen Fukubukoro (Glücksbeutel)erwerben, bei dem man Produkte hat,
die normalerweise das doppelte kosten.
Traditionelle
japanische Gerichte zu Neujahr
Zum
Neujahrsfest werden traditionell bestimmte Gerichte verzehrt, die man
Osechi bezeichnet. Darunter fallen u.a. die Miso-Suppe mit Mochi
(Reiskuchen) und Gemüse (Zoni-Suppe), Thunfisch eingerollt in süßen
gekochten Seetang (Kombu, kobumaki), gelierte Fischpaste (kamaboko),
pürierte Süßkartoffel mit Edelkastanie (kurikinton) und gesüßte
schwarze Bohnen (kuromame).
Ein
Großteil der Gerichte schmecken süß oder sauer, da sie eine lange
Haltbarkeit erreichen. Denn als diese Gerichte entstanden worden
sind, machten die meisten Läden über Neujahr für eine Woche zu und
Kühlschränke gab es zu der Zeit noch nicht.
Osechi
kann verschiedene Formen haben, so werden einige Speisen auch mal an
verschiedenen Orten am Neujahrstag nicht gegessen oder dürfen gar
nicht verzehrt werden. Heutzutage essen die Japaner Sashimi und
Sushi, aber auch Pizza, frittiertes Hühnchen und Eiscreme. Um aber
dem überforderten Magen Entspannung zu geben, wird am 7. oder 15.
Tag des Jahres Nanakusa gayu (Sieben-Gemüse-Reissuppe) verspeist.
Die
Gerichte, die man unter Osechi zählt, besitzen auch ihre spezielle
Bedeutung:
Daidai,
die japanische Bitterorange, bedeutet "Von Generation zu
Generation" und steht als Symbol für den Kindeswunsch im
Neujahr.
Kamaboko
folgt der Tradition, dass man rote und weiße Kamaboko-Scheiben
verwendet und diese abwechselnd in einem typischen Muster anordnet.
Die Form und Farbe assoziiert man mit der aufgehenden Sonne, die eine
festliche Bedeutung inne hat.
Kuro-mame
sind schwarze Sojabohnen. Das Wort Mame meint "Gesundheit".
Dieses Gericht wird verzehrt, da man sich für das neue Jahr
Gesundheit wünscht.
An
Silvesterabend hat man auch gerne Soba serviert bekommen. Die dünnen
Buchweizen Nudeln sollen für Gesundheit und Energie im neuen Jahr
stehen. Wer sie bis Mitternacht nicht verspeist hatte, der müsste im
kommenden Jahr mit Geldsorgen geplagt werden.
Mochi
Zur
Edo-Zeit boten große Läden und reiche Familien einen kleinen Beutel
mit Mochi und einer Mandarine an, damit Glück verbreitet wurde.
Noch
heute ist es Brauch zum Neujahrstag Mochi herzustellen und Anfang
Januar zu essen.
Aus
Mochi wird auch die Neujahrsdekoration Kagami-Mochi zubereitet. Sie
umfasst zwei runde Mochi, eine Daidai (Bitterorange) und andere
Dekorationen.
Neujahrskarten
Anders
als in Deutschland verschickt man sich in Japan zum Neujahrstag
Postkarten (nengajo) und zwar am liebsten Verwandten und Freunden, so
wie es in Europa auch üblich wäre das zu Weihnachten zu tun.
Eigentlich dienten sie dazu, den Freunden und Verwandten, die weiter
weg wohnten, mitzuteilen, dass man noch lebt. Heute ist es ein Muss,
Freunden und Personen, denen man Respekt erweisen muss,
Neujahrskarten zu schreiben. Menschen, die höhere Positionen
einnehmen, erhalten dadurch jährlich hunderte von Karten. Im
Dezember fragt man sich halb im Spaß und auch halb verzweifelt: "Wie
weit bist Du mit deinen Neujahrskarten?" Man muss also recht
früh damit anfangen, um rechtzeitig fertig zu sein.
Wenn
jemand während des Jahres aus der Familie gestorben ist, werden
üblicherweise keine Grußkarten ausgetauscht. Trifft dies zu, sendet
man nur einfacher Postkarten, um Freunde und Verwandte zu
informieren, dass man sich bezüglich eines Todesfalles eher
zurücknimmt mit Glückwunschkarten und keine von anderen fordert.
Auf
den Karten befinden sich meist die chinesischen Tierkreiszeichen des
neuen Jahres. Für dieses Jahr durfte das Schaf als Motiv her halten.
Nengajo
kann man in Papiergeschäften als vorgedruckte Karten mit bereits
vorhandenen Briefmarken ergattern. Die meisten umfassen neben dem
Symboltier des Jahres auch formelle Grüße, wie den Neujahrsgruß
„akemashite omedeto gozaimasu“ oder nur in Kurzform „akemashite“,
der "Glückwunsch für den Anbruch [des neuen Jahres]"
bedeutet. Außerdem kann auch Platz für persönliche Grüße oder
Nachrichten vorhanden sein.
Manche
verwenden aber auch unbedruckte Karten und schreiben oder gestalten
ihre Karte selbst.
Entsprechende
Gummistempel mit Grußformeln und dem Tierkreisteichen kann man in
Kaufhäusern kaufen. Businessleute und Firmen genießen den
besonderen Service von Druckereien, die bereits eine Vielfalt an
vorgedruckten Karten mit knappen Botschaften bereit halten, sodass
man eigentlich nur noch die betreffende Adresse ergänzen muss. Auch
wenn die elektronische Post mittlerweile sehr gut etabliert ist, kann
sie niemals einen Ersatz für die traditionellen Nengajo darstellen.
Doch
werden tatsächlich viele Neujahrspostkarten per Computer gefertigt.
So kann man mithilfe von zahlreichen Softwares Karten herstellen und
drucken und auch das Fernsehen hilft den älteren Menschen die
Technik hand zuhaben.
Die
Karten werden dann genau am 1. Januar von der Post geliefert, wenn
sie auch mit dem Zusatz "Neujahrskarte" beschriftet sind
und bis zu einem bestimmten Zeitpunkt im Dezember in ein Extrafach
hinterlegt sind. Man kann sich bei der Fülle an Postkarten
vorstellen, dass Ende Dezember und Anfang Januar die größte Arbeit
im Jahr für die Japanische Post ansteht. Das geht so weit, dass man
auch jedes Jahr viele Studenten als Aushilfskräfte einsetzt.
Otoshidama
Zu
Neujahrs gehört es auch dazu, den Kindern Taschengeld zu geben. Dies
wird als Toshidama oder Otoshidama bezeichnet und stammt ursprünglich
aus China. Das Geld wird in kleinen, dekorierten Umschlägen
(pochibukuro) verpackt und verschenkt. Wie viel ein Kind an Gel
bekommt, hängt vom Alter ab und wenn es mehrere Kinder gibt,
erhalten diese auch alle die gleiche Summe, damit Gerechtigkeit
herrscht.
Traditionelle
Spiele
Es
wird nicht nur fleißig gegessen und Karten geschrieben, auch der
Spaß kommt nicht zu kurz.
Früher
waren Drachensteigen und Kreiselspiele (Koma „Würfelkreisel“)
bei den Jungs beliebt und für die Mädchen gab es eine Form des
Federballs namens hanetsuki. Im Haus wurde sehr oft das
Kartenspiel uta karuta praktiziert, bei denen die Spieler sehr
schnell Gedichte aus der Sammlung Hyakunin isshu ("hundert
Gedichte von hundert Dichtern") erraten mussten, sowie das
sugoroku, ein Spiel das Backgammon ähnelt. Doch heutzutage
wird viel eher auf moderne Unterhaltungsmöglichkeiten gesetzt wie
verschiedene Spielekonsolen.
Der
"rote-weiße Gesangswettbewerb" - Kohaku Uta Gassen
Für
viele Japaner beginnt die Einstimmung auf das Neujahrsfest mit einem
seit über 60 Jahren andauernden Fernsehritual.
Gegen
halb acht wird der "rot-weiße Gesangswettbewerb"
ausgestrahlt, ein Wettkampf von zwei Teams (Rot und Weiß), bestehend
aus den populärsten Sängerinnen und Sängern, die gegeneinander
antreten. Das rote Team besteht aus weiblichen, das weiße aus
männlichen Sängern. Das Ergebnis steht kurz vor Mitternacht fest
und durch die Beurteilung von Jury und Zuschauern. Lange Zeit
gehörte diese Show zu den beliebtesten des Jahres und wird auch
heute noch gerne geschaut, wie "Dinner for one" in
Deutschland.
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