Sonntag, 21. Juni 2015

Gelesen: Shinshi Doumei Cross – Allianz der Gentlemen




Inhalt:

Haine ist Schülerin der elitären „Kaiserlichen Privatschule“. Die Schüler werden in drei Klassen (Bronze, Silber und Gold) unterteilt, je nachdem, wie wohlhabend die Familie ist. Aber nur Togu Shizumasa ist in der Gold-Klasse und wird von allen „Kaiser“ genannt. Ausgerechnet in ihn ist Haine verliebt, aber weil sie nur in der Bronze-Klasse ist, bleibt er für sie nahezu unerreichbar. Natürlich versucht sie trotzdem alles, um ihrem Schwarm näher zu kommen.


Meine Meinung:

Auf den ersten Blick wirkt die Story auf mich nicht überragend toll geschrieben. Mal wieder beginnt eine Geschichte damit, dass der Prinz für die Main unerreichbar ist und als so unglaublich toll dargestellt wird, während die weibliche Hauptfigur im Vergleich dazu ein normales Mädchen ist, was überhaupt nicht zu ihrem Prinzen passt. Das Besondere am Manga ist jedoch das Setting: Wir befinden uns nicht an einer normalen Schule, sondern an einer Eliteschule der Superreichen, zu der nicht jeder Zugang hat. Um an diese Schule zu kommen, hat Haine wirklich alles gegeben, obwohl sie es im Leben wirklich schwer hatte. Ich persönlich finde das Setting einerseits gut, weil es eben auch zu einem Thema in der Geschichte gut passt, andererseits halte ich nicht viel von solchen Standesunterschieden, die eigentlich aus den letzten Jahrhunderten kommen. Mir ist klar, dass die Mangaka dadurch versucht eine noch größere Distanz zwischen der Hauptfigur und ihrem Schwarm zu schaffen, jedoch finde ich das eher etwas klischeehaft. 

Oft fallen Referenzen zu Aschenputtel, die von ihrem Schwarm, den Prinzen gesucht und gefunden wird und der ihr Leben fundamental verändert hat blabla. Trotz aller Standesunterschiede finden die beiden zueinander und müssen große Schwierigkeiten deswegen bewältigen. Als ich den Manga früher gelesen hatte, war ich davon sehr angetan, inzwischen ist mir eine solche Liebesvorstellung doch etwas zu dick aufgetragen. Und dennoch halte ich die Geschichte des Manga für ganz gut, wenn ich sie mit üblichen Shoujos vergleiche. Während in letzteren immer das gleiche Muster verfolgt wird (Mädchen trifft Junge, verliebt sich in ihn, versucht ihn zu erobern, muss Probleme bewältigen, am Ende kommen sie zusammen), schafft es Shinshi Doumei Cross wesentlich mehr Abwechslung zu bringen und vor allem Tiefgründigkeit erzählerisch umzusetzen.

Und wie schafft es der Manga? Zum einen durch seine Figuren, die auf mich einen großen Eindruck gemacht haben. Denn meiner Ansicht hat jede Figur irgendwo ihren eigenen Konflikt in sich und ist auch recht facettenreich.


(Oben rechts Shizumasa, unten links Maora, unten rechts Ushio, oben rechts Maguri und in der Mitte Haine)

Da wäre zum einen die Hauptfigur Haine, die als Mitglied der Bronze-Klasse sich in der Schule hoch arbeiten muss. Wie sie das schafft, finde ich weniger spektakulär, denn es sind eher Zufälle, die ihr dabei helfen, in der Schule aufzusteigen. Dabei ist es fast schon ein bisschen lächerlich, wie einfach sie es hat. Sie muss dafür nicht wirklich viel tun, na klar, sie ist ja auch die Protagonistin und wird deswegen auch bevorzugt. Jedenfalls wirkt sie nach außen wie ein total naives, fröhliches, gutmütiges, enthusiastisches Mädchen. Jetzt werden viele von euch sicherlich seufzen, dass das Klischee der Heldin in Shoujos mal wieder bestätigt wurde, aber halt, der Schein trügt! Das alles ist nur eine Fassade und hinter ihrem Lächeln verbergen sich richtige Abgründe, was im Manga immer wieder zeigt. Durchaus mag die sonnige Seite ihres Gemüts stimmen, doch sie hat eine recht schwere Kindheit hinter sich. Ursprünglich kommt sie aus dem reichen Hause Kamiya und war für eine lange Zeit die einzige Tochter dort. Wie man weiß, wünschen sich reiche Familien einen männlichen Erbe und aufgrund dessen hatte es Haine nie leicht den Forderungen ihres Vaters gerecht zu werden. Egal wie sie sich verbog, es schien nie zu reichen. 

Mit der Zeit entwickelte sie einen richtigen Vater-Komplex, der ihr auch in der Gegenwart sehr zu schaffen macht. Als wäre das nicht genug, wird sie dann für eine recht geringe Summe zur Adoption frei gegeben und kommt bei einer anderen Familie unter, die sich liebevoll um sie kümmert. Zunächst ist da nur ihr Pflegevater Itsuki, doch nach einer Weile kommt dann noch dessen neue Frau und ihr Sohn dazu, sodass die Familie sich erweitert. Eigentlich fühlt es sich wie eine echte Familie an, aber aus irgendeinem Grund fühlt sich Haine dort wie eine Außenseiterin. Da sie es Zuhause nicht mehr aushält, geht sie auf die Straße, klinkt sich bei einer Yankee-Gang ein, prügelt sich ohne Ende und wird nach ihrer Aussage immer „schmutziger“. Das alles nur, weil ihr leiblicher Vater wollte, dass sie ein reiner und tugendhafter Mensch wird. Weil sie es aber scheinbar nicht schafft und auch aus Rebellion es nicht tun will, geht sie also den anderen Weg. Nach einer schicksalshaften Begegnung verändert sie sich wieder zum Guten und wird Mitglied der kaiserlichen Akademie.

Ich mag ihre Persönlichkeit, weil sie so vielschichtig und auch ziemlich unberechenbar ist. Dass weibliche Hauptfiguren in Liebesmanga ein geringes Selbstbewusstsein haben ist ja nicht neu, aber ich finde, dass Haine schon eine ziemliche Ausnahmefigur ist. Zum einen hat sie eben mehrere Facetten. Sie kann fröhlich, dümmlich wirken, dann wieder total zielstrebig sowie mutig sein. Sie zeigt einerseits mentale Stärke, wenn es um Dinge geht, die ihr wichtig sind. Dann gibt es aber wieder Momente, wo sie wirklich am Boden zerstört ist und sich einfach schwach fühlt. Während des Manga schwankt sie ständig, ist instabil, aufgrund ihrer inneren Konflikte und widersprüchlichen Gefühle. Sie macht auch viele Dummheiten, die man ihr jedoch verzeihen muss, weil man einfach auch mit ihr fühlen kann. Einerseits hatte ich es satt, zu sehen, wie sie immer ein Lächeln auf dem Gesicht hatte, andererseits habe ich sie dafür bewundert, selbst in schweren Zeiten noch lächeln zu können. Aber ich mochte besonders ihre Zerbrechlichkeit und dass sie versuchte, für andere stark zu sein. Dass sie immer für die anderen da war und sich um sie sorgte, aber ihre eigenen Bedürfnisse hinten an stellte. Manchmal hatte es mich auch genervt, dass sie solche Minderwertigkeitskomplexe hatte, aber ich konnte es auch irgendwo nachvollziehen. Ihr Leben war halt nicht einfach.

Dann hätten wir noch Shizumasa, der oberflächlich gesehen sehr distanziert, zurückhaltend, gerade zu streng und steif wirkt. Man sieht ihn die ganze Zeit über kaum lachen und man merkt, dass es etwas gibt, was ihn sehr bedrückt. Im Laufe des Manga aber öffnet er sich natürlich, nachdem Haine immer wieder versucht sein erstarrtes Herz wieder aufzutauen. Anfangs sträubt er sich dagegen und nimmt kein Blatt vorm Mund um Haine zu zeigen, wie wenig er sie leiden kann. Doch weil sie eben doch so anders ist, sich ihm öffnet, sich verletzlich macht, bringt sie ihn mit ihrem positiven Charakter dazu, sich langsam zu verändern, was ich echt niedlich empfand. Zunächst wollte er Haine die ganze Zeit über nur verletzen, aber mit der Zeit entwickelt er eben starke Gefühle zu ihr.
Es wird im auch mit der Zeit klar, warum er so geworden ist wie er ist, denn als er noch ein Kind war, war er noch das komplette Gegenteil. Sehr aufgeschlossen und munter, doch nach einem Zwischenfall änderte sich sein ganzes Leben. Aus Spoilergründen möchte ich jedoch nicht darauf eingehen.


Dann hätten wir noch Ushio, die beste Freundin von Haine, die sie kennen lernt, als Haine noch in ihrer Gang unterwegs ist. Ushio kommt ebenfalls wie Haine aus reichem Hause, aber genau wie sie, fühlt sie sich dort nie wirklich wohl. Sie ist nämlich ein nicht gewolltes Kind und wird dementsprechend auch misshandelt und abgelehnt. Kein Wunder also, wenn sie ihr Herz verschließt und emotional kalt wird, weil sie Angst vor Gefühlen und daraus folgenden Verletzungen hat. Das Besondere an ihr ist, dass sie ebenfalls wie Haine verschiedene Facetten hat und so paradox widersprüchlich wirkt, dass man aus ihr kaum schlau wird. 

Ich mag solche schwierigen Charaktere ungemein, weil sie doch glaubwürdig sind. Sie hasst Männer aus welchem Grund auch immer und doch lässt sie sich mit ihnen ein. Doch das lässt sie emotional total kalt, oder besser gesagt, es verletzt sie irgendwo selbst. Man könnte denken, dass sie sich selbst gerne Verletzungen zufügt. Ihre einzige Stütze ist Haine, in der sie ihr Glück sieht. Nach ihrer Ansicht braucht sie niemand anderen als sie und sie ist glücklich. Sie ist sehr besitzergreifend und wird schnell eifersüchtig, wenn andere ihrer geliebten Haine näher kommen. Das führt dann im Manga auch zu diversen Konflikten, die aber glücklicherweise gelöst werden. Ich konnte mich schon ein wenig mit Ushio identifizieren aufgrund dieser Eifersucht und auch aufgrund ihrer emotionalen Kälte. Ähnlich wie Haine hatte sie bisher kein gutes Leben leben können, doch dadurch, dass sie die anderen kennen lernt, reißt sie die innere Mauer ein.

Als nächstes wäre Maora zu nennen, die sehr intelligent ist, ein super Gedächtnis besitzt und Schatzmeister des Schülerrats ist. Maora ist sehr verspielt und tut immer einen auf extrem niedlich und kindisch, hat aber auch durchaus eine ernste Seite in sich. Das große Geheimnis, was sehr bald gelüftet wird ist, dass Maora eigentlich ein Kerl ist, der sich nur verkleidet. Ich finde es immer cool, wenn es solche Gender-Bender-Sachen in Manga gibt, finde es aber komisch, wie anders er als Kerl oder als Mädchen dargestellt wird, dass es fast lächerlich unglaubwürdig aussieht, aber egal. Maora ist unglücklich seit Kindertagen in Maguri verliebt und nur ihm zuliebe hat er sich in Mädchenkleider geworfen.

Das Problem an der Sache ist nun, dass Maguri gar nicht auf Mädchen steht, sondern auf Jungs. Wo ist also das Problem? Als Maora bekannt gegeben hat, dass er Maguri heiraten wolle, hatte man ihn nur ausgelacht und gesagt, dass zwei Männer nicht heiraten können. Ich finde, dass darin überzogen das Problem gezeigt wird, wie homosexuelle Beziehungen in der Gesellschaft betrachtet werden und wie darauf dann reagiert wird. Anstatt also ganz klar dazu zu stehen, verkleidet sich Maora, aufgrund von Konformitätszwängen und Beziehungen nur akzeptiert werden, wenn Mann und Frau davon Bestandteil sind. Andererseits will er Maguri auch nicht zum Gespött machen. Jedoch ist wie gesagt blöd, dass Maguri sowieso auf Kerle steht und daher Maora ihn in Frauenkleidern gar nicht interessiert. Und das Ding ist ja, dass er in Shizusama (liebevoll Shizun genannt) verliebt ist und sogar sein Alibi-Liebhaber wird, aber das komischerweise überhaupt nicht verpönt ist. Ich fand, dass es doch sehr widersprüchlich war mit der ganzen homosexuellen Thematik, aber interessant, weil man es in anderen Vertretern des Genre nicht so oft sieht.

Maguri ist übrigens ein ziemlich temperamentvoller Zeitgenosse, sehr emotional und wild, sagt offen seine Gefühle, aber wirkt auch eher wie ein Side-Kick. Die Interaktionen zwischen ihm und Maguri sind immer sehr witzig. Die beiden wirken wie Brüder, weil sie sich ständig ärgern und gegenseitig beschimpfen, aber eigentlich lieben sie sich doch. Für jemanden, der auf BL steht, bestimmt ganz gut, wobei Maora doch eher wie ein Mädchen aussieht. Auch wenn die beiden Figuren nicht ganz so tiefsinnig ausgearbeitet wurden sind wie die anderen Hauptfiguren wirken sie auf mich doch recht individuell und haben einen Wiedererkennungswert.


Neben den Hauptfiguren gibt es noch zahlreiche andere mehr oder weniger wichtige Hauptfiguren, auf die ich aber nicht großartig eingehen möchte. Z.B. der Schularzt Senri, der als totaler Mädchenschwarm gilt, aber seine wahren Absichten und Gefühle hinter einem gekonnten Lächeln verbirgt. Oder Kazuhito Kamiya, der Vater von Haine, der ähnlich wie Shizumasa ernst und undurchschaubar wirkt, aber in Wahrheit mit Schuldgefühlen kämpfen muss und einfach sich schwer tut, liebevoll zu sein. Dann hätten wir noch Komaki, die aufbrausende, sehr zielstrebige Schwester von Haine und Tachibana, der kleine, niedliche Bruder von Haine, von denen man jetzt nicht so viel zu sehen bekommt. Wenn ich noch erwähnen möchte ist Toya, der persönliche Diener von Shizumasa, stets freundlich und super höflich, der aber auch leicht unheimlich sein kann, weil er immer am hinterlistigen Planen ist und von seinen Eltern ausgesetzt wurde. 

Es gibt noch dutzende andere Figuren, die irgendwann eine Rolle spielen, aber die man schnell wieder vergisst. Insofern haben wir es mit einem recht großen Charakter-Cast zutun, was ich persönlich für teilweise sehr überladen finde. Ständig kommen neue Figuren hinzu und man hat Schwierigkeiten sich an die Leute zu erinnern, die dann später wieder kommen. Dagegen sind aber die Hauptfiguren glücklicherweise gut einprägsam. Ich finde es auch ganz gut, dass man sich Zeit genommen hat, auf jede der Hauptfiguren einzugehen. Sonst ist es ja so, dass sich alles um die weibliche und die männliche Hauptfigur dreht und die anderen Figuren wirklich nur nebensächlich sind. Aber in diesem Manga bekommt jede der Hauptfiguren ihre Funktion und eigene Backstory, was ich super gut fand. Außerdem haben die Hauptfiguren auch negative Seiten, was sie wiederum auch plastischer werden lässt.


Zurück aber nun zur Geschichte. Die Probleme von Haine ziehen sich praktisch wie ein roter Faden durch die Handlung. An sich würde die Story nämlich sonst einfach nur aus kleinen zufälligen Episoden bestehen, die sich um den Alltag der kaiserlichen Akademie und dem Schülerrat, dem die fünf Hauptfiguren angehören, drehen. Aber schon in den ersten Bänden wird auf den Vater-Tochter-Konflikt von Haine eingegangen und natürlich auch ihrer Liebesbeziehung zu Shizumasa, die sich alles andere als einfach entfaltet. 

Ich finde, dass die Geschichte schon wesentlich mehr Tiefgang hat als andere Romanzen, weil jede der Figuren eben mit ihren Problemen zu kämpfen hat und Figuren und Handlung sich gegenseitig gut bedingen und voran bringen. Wie gesagt hängt die Geschichte größtenteils von Haine ab, die eben mit ihren Konflikten zurecht kommen muss. Die Geschichte baut auch immer mal wieder kleine Twists, Wenden und Überraschungen ein, die der Geschichte Spannung und Tiefgang verleihen. Welche das sind, wird natürlich nicht verraten. Die Geschichte ist aufgrund der komplizierten Figuren und Konflikte auch sehr emotional angelegt und schreit geradezu nach Drama. Ich fand es gut, wie dargestellt wurde, wie Haine sich langsam ihrem Vater nähert und diesen Komplex aus der Welt schafft. Sobald ein Problem beseitigt ist, kommt das nächste Problem, damit die Spannung natürlich nicht verloren geht. Es gibt hin und wieder aber auch entspannende Episoden oder Kapitel, die sich auf die einzelnen Figuren und ihre Hintergrundgeschichten beziehen, was zur Auflockerung führt.

Ich habe es wahrscheinlich schon oft erwähnt, aber ich finde es toll, dass die Mangaka verschiedene Themen und Konflikte in ihren Manga stimmungsvoll verarbeitet. Zum einen wäre generell zu nennen, dass man sich nach schlimmen Erlebnissen verschließt, aber durch die Hilfe von anderen Menschen langsam wieder öffnet und Lebensmut erhält. Dass man sich danach sehnt, einen Platz in der Gesellschaft zu haben und von anderen geliebt und akzeptiert werden möchte, wird immer wieder thematisiert. Wie es ist mit Verlustängsten, extremer Eifersucht und sogar Hass umzugehen, wird auch gut umgesetzt. Das Thema der Verlust des eigenen Lebensinss und das Dahinleben als Schatten eines anderen fand ich auch ansprechend umgesetzt. 

Oder die Denkweise, dass man den Erwartungen anderer nicht gerecht wird und deswegen auf die schiefe Bahn gerät. Auch die Tatsache, dass Menschen versuchen mit Geld Probleme zu lösen oder sich Bestätigung zu erkaufen ist etwas, was man leicht auf unsere Gesellschaft übertragen kann. Sehr gut sieht man an Haine ebenso, wie ein kleine Begegnung das ganze Leben ändern kann. Erschien das Leben zuvor sinnlos, erhält es auf einmal einen Sinn, wonach Haine streben kann und der ihr Kraft gibt, das Leben zu meistern. Um ihr Ziel zu erreichen geht sie viele Risiken und Mühen ein, aber die nimmt sie in Kauf, weil sie ein festes Ziel hat. Es geht kurz gesagt mehr als nur um eine einfache Cinderella-Liebesgeschichte. Es geht teilweise wirklich um grundlegende menschliche Konflikte, die natürlich nicht in voller Breite bearbeitet werden. Ich fand es auch toll, dass die Freundschaft zwischen den Hauptfiguren ebenfalls im Fokus stand und man merkte, wie alle miteinander wachsen und sich gegenseitig unterstützen.


Zur Liebesgeschichte an sich muss ich sagen, dass auch diese von den klischeehaften anderen Romanzen abweicht. Klar die Ausgangslage ist die gleiche und doch entwickelt sich die Liebe zwischen den beiden Mains doch anders als erwartet. Es ist eine ziemlich komplizierte Liebesgeschichte, die ich nicht näher beschreiben kann und will, weil ich euch sonst die ganze Geschichte verderben würde. Ich kann nur so viel sagen, dass ich sie faszinierend und herz erwärmend fand, weil viele Gefühle mitschwingen und Haine und Shizumasa sich gegenseitig verändern. Es ist also keine oberflächliche Liebesgeschichte wie bei anderen Manga. Außerdem finde ich es besonders, dass Haine sich an einem Punkt zwischen zwei Männern entscheiden muss und selbst hin und her gerissen ist und nicht weiß, für wen sie sich entscheidet. Insofern stellt das Ende schon eine Überraschung dar. Im übrigen hat Arina Tanemura einen wunderschönen Schreibstil und ihre Worte gehen runter wie Öl, so poetisch und fast kitschig klingen sie beim Lesen. Ich finde aber, dass dadurch die Geschichte eben mehr Tiefe bekommt und auch die Liebesgeschichte noch eindringlicher erzählt wird. Es wird eine wirklich romantische Atmosphäre geschaffen, man versinkt in die emotionalen Welten der Figuren und glaubt am Ende wirklich, dass es so eine Liebe wie im Manga gibt.


So nun habe ich ausführlich die positiven Aspekte des Manga meiner Ansicht nach vorgestellt, aber es gibt auch einige Sachen, die mir negativ aufgefallen sind. Zum einen fand ich, dass der Konflikt am Ende zwischen den beiden Brüdern einfach viel zu schnell gelöst wurde und ich an einigen Stellen fand, dass man dem etwas mehr Raum hätte geben sollen. Was mich ebenso störte, wie die Main ihren Schwarm immer so angehimmelt hatte, als wäre er ein Gott. Überzogene Vorstellungen hat man gerne in Romanzen, aber in dem Maße hatte ich sie nicht oft. Das hat schon ziemlich gestört, wie perfekt Shizumasa in den Augen von Haine wirkte. Wie gesagt mochte ich die ganze Klassenproblematik nicht so sehr, weil ich mir vor kam wie im vorletzten Jahrhundert. Die Comedy, auf die ich bisher gar nicht eingegangen bin, ist manchmal süß und lustig gewesen, manchmal wirkte sie aber so „out of place“, dass ich darüber nicht lachen konnte. Ich finde die Mischung von ernsten Themen mit so lächerlichen, übertriebenen Szenen doch etwas grotesk. Die inneren Monologe der Figuren hatte ich eigentlich für gut befunden, aber wenn es darum geht, die romantischen Gefühle zu schildern, war mir das fast schon ein wenig zu viel. Man kann auch übertreiben. Wo wir beim Stichwort „Übertreibungen“ sind, fand ich auch das Ende irgendwie total übertrieben happy. Mir ist klar, dass solche Manga immer gut enden sollen, aber irgendwie war alles zu „Friede-Freude-Eierkuchen“, dass es schon fast ein wenig nervte.


Zeichenstil:

Den Zeichenstil von Arina Tanemura liebe ich persönlich ja, auch wenn ich einiges zu bemängeln habe. Zum einen sehen die Figuren, ob männlich oder weiblich, einfach zu gleich aus. Manchmal verwechselt man dadurch die Figuren leicht. Ich mag dafür aber die großen, detailliert gezeichneten Kulleraugen, die so glitzern und funkeln. Ich mag auch, wie die Frisuren der Mädchen gestaltet sind und oh mein gott, ich liebe es, wie detailreich und hübsch die Kleider gezeichnet sind. Passend zu dem Genre sind auch Gestik und Mimik sehr gut heraus gearbeitet und transportieren sehr viel Gefühl. Und mir sind auch die wunderschön gestalteten, abwechslungsreichen und stimmungsvollen Hintergründe aufgefallen. Die Zeichnerin legt viel Wert darauf, dass die Umgebung stimmt und das schafft sie auch.


Fazit:

Shinshi Doumei Cross gehört nach wie vor zu meinen Lieblingsmanga, auch wenn es Mängel gibt, wie übertriebener Kitsch und vielleicht ein wenig zu viel Drama. Und dennoch verliere ich mich immer wieder in diese wunderschönen Zeichnungen, die stimmungsvollen Szenen, die emotionalen Dialoge und Monologe. Meiner Ansicht nach ist der Manga voller Gefühl und auch tiefgründigen Themen, die zum Weinen und Nachdenken anregen.


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