Inhalt:
Haine
ist Schülerin der elitären „Kaiserlichen Privatschule“. Die
Schüler werden in drei Klassen (Bronze, Silber und Gold) unterteilt,
je nachdem, wie wohlhabend die Familie ist. Aber nur Togu Shizumasa
ist in der Gold-Klasse und wird von allen „Kaiser“ genannt.
Ausgerechnet in ihn ist Haine verliebt, aber weil sie nur in der
Bronze-Klasse ist, bleibt er für sie nahezu unerreichbar. Natürlich
versucht sie trotzdem alles, um ihrem Schwarm näher zu kommen.
Meine
Meinung:
Auf
den ersten Blick wirkt die Story auf mich nicht überragend toll
geschrieben. Mal wieder beginnt eine Geschichte damit, dass der Prinz
für die Main unerreichbar ist und als so unglaublich toll
dargestellt wird, während die weibliche Hauptfigur im Vergleich dazu
ein normales Mädchen ist, was überhaupt nicht zu ihrem Prinzen
passt. Das Besondere am Manga ist jedoch das Setting: Wir befinden
uns nicht an einer normalen Schule, sondern an einer Eliteschule der
Superreichen, zu der nicht jeder Zugang hat. Um an diese Schule zu
kommen, hat Haine wirklich alles gegeben, obwohl sie es im Leben
wirklich schwer hatte. Ich persönlich finde das Setting einerseits
gut, weil es eben auch zu einem Thema in der Geschichte gut passt,
andererseits halte ich nicht viel von solchen Standesunterschieden,
die eigentlich aus den letzten Jahrhunderten kommen. Mir ist klar,
dass die Mangaka dadurch versucht eine noch größere Distanz
zwischen der Hauptfigur und ihrem Schwarm zu schaffen, jedoch finde
ich das eher etwas klischeehaft.
Oft fallen Referenzen zu
Aschenputtel, die von ihrem Schwarm, den Prinzen gesucht und gefunden
wird und der ihr Leben fundamental verändert hat blabla. Trotz aller
Standesunterschiede finden die beiden zueinander und müssen große
Schwierigkeiten deswegen bewältigen. Als ich den Manga früher
gelesen hatte, war ich davon sehr angetan, inzwischen ist mir eine
solche Liebesvorstellung doch etwas zu dick aufgetragen. Und dennoch
halte ich die Geschichte des Manga für ganz gut, wenn ich sie mit
üblichen Shoujos vergleiche. Während in letzteren immer das gleiche
Muster verfolgt wird (Mädchen trifft Junge, verliebt sich in ihn,
versucht ihn zu erobern, muss Probleme bewältigen, am Ende kommen
sie zusammen), schafft es Shinshi Doumei Cross wesentlich mehr
Abwechslung zu bringen und vor allem Tiefgründigkeit erzählerisch
umzusetzen.
Und
wie schafft es der Manga? Zum einen durch seine Figuren, die auf mich
einen großen Eindruck gemacht haben. Denn meiner Ansicht hat jede
Figur irgendwo ihren eigenen Konflikt in sich und ist auch recht
facettenreich.
(Oben rechts Shizumasa, unten links Maora, unten rechts Ushio, oben rechts Maguri und in der Mitte Haine)
Da
wäre zum einen die Hauptfigur Haine, die als Mitglied der
Bronze-Klasse sich in der Schule hoch arbeiten muss. Wie sie das
schafft, finde ich weniger spektakulär, denn es sind eher Zufälle,
die ihr dabei helfen, in der Schule aufzusteigen. Dabei ist es fast
schon ein bisschen lächerlich, wie einfach sie es hat. Sie muss
dafür nicht wirklich viel tun, na klar, sie ist ja auch die
Protagonistin und wird deswegen auch bevorzugt. Jedenfalls wirkt sie
nach außen wie ein total naives, fröhliches, gutmütiges,
enthusiastisches Mädchen. Jetzt werden viele von euch sicherlich
seufzen, dass das Klischee der Heldin in Shoujos mal wieder bestätigt
wurde, aber halt, der Schein trügt! Das alles ist nur eine Fassade
und hinter ihrem Lächeln verbergen sich richtige Abgründe, was im
Manga immer wieder zeigt. Durchaus mag die sonnige Seite ihres Gemüts
stimmen, doch sie hat eine recht schwere Kindheit hinter sich.
Ursprünglich kommt sie aus dem reichen Hause Kamiya und war für
eine lange Zeit die einzige Tochter dort. Wie man weiß, wünschen
sich reiche Familien einen männlichen Erbe und aufgrund dessen hatte
es Haine nie leicht den Forderungen ihres Vaters gerecht zu werden.
Egal wie sie sich verbog, es schien nie zu reichen.
Mit der Zeit
entwickelte sie einen richtigen Vater-Komplex, der ihr auch in der
Gegenwart sehr zu schaffen macht. Als wäre das nicht genug, wird sie
dann für eine recht geringe Summe zur Adoption frei gegeben und
kommt bei einer anderen Familie unter, die sich liebevoll um sie
kümmert. Zunächst ist da nur ihr Pflegevater Itsuki, doch nach
einer Weile kommt dann noch dessen neue Frau und ihr Sohn dazu,
sodass die Familie sich erweitert. Eigentlich fühlt es sich wie eine
echte Familie an, aber aus irgendeinem Grund fühlt sich Haine dort
wie eine Außenseiterin. Da sie es Zuhause nicht mehr aushält, geht
sie auf die Straße, klinkt sich bei einer Yankee-Gang ein, prügelt
sich ohne Ende und wird nach ihrer Aussage immer „schmutziger“.
Das alles nur, weil ihr leiblicher Vater wollte, dass sie ein reiner
und tugendhafter Mensch wird. Weil sie es aber scheinbar nicht
schafft und auch aus Rebellion es nicht tun will, geht sie also den
anderen Weg. Nach einer schicksalshaften Begegnung verändert sie
sich wieder zum Guten und wird Mitglied der kaiserlichen Akademie.
Ich
mag ihre Persönlichkeit, weil sie so vielschichtig und auch ziemlich
unberechenbar ist. Dass weibliche Hauptfiguren in Liebesmanga ein
geringes Selbstbewusstsein haben ist ja nicht neu, aber ich finde,
dass Haine schon eine ziemliche Ausnahmefigur ist. Zum einen hat sie
eben mehrere Facetten. Sie kann fröhlich, dümmlich wirken, dann
wieder total zielstrebig sowie mutig sein. Sie zeigt einerseits
mentale Stärke, wenn es um Dinge geht, die ihr wichtig sind. Dann
gibt es aber wieder Momente, wo sie wirklich am Boden zerstört ist
und sich einfach schwach fühlt. Während des Manga schwankt sie
ständig, ist instabil, aufgrund ihrer inneren Konflikte und
widersprüchlichen Gefühle. Sie macht auch viele Dummheiten, die man
ihr jedoch verzeihen muss, weil man einfach auch mit ihr fühlen
kann. Einerseits hatte ich es satt, zu sehen, wie sie immer ein
Lächeln auf dem Gesicht hatte, andererseits habe ich sie dafür
bewundert, selbst in schweren Zeiten noch lächeln zu können. Aber
ich mochte besonders ihre Zerbrechlichkeit und dass sie versuchte,
für andere stark zu sein. Dass sie immer für die anderen da war und
sich um sie sorgte, aber ihre eigenen Bedürfnisse hinten an stellte.
Manchmal hatte es mich auch genervt, dass sie solche
Minderwertigkeitskomplexe hatte, aber ich konnte es auch irgendwo
nachvollziehen. Ihr Leben war halt nicht einfach.
Dann
hätten wir noch Shizumasa, der oberflächlich gesehen sehr
distanziert, zurückhaltend, gerade zu streng und steif wirkt. Man
sieht ihn die ganze Zeit über kaum lachen und man merkt, dass es
etwas gibt, was ihn sehr bedrückt. Im Laufe des Manga aber öffnet
er sich natürlich, nachdem Haine immer wieder versucht sein
erstarrtes Herz wieder aufzutauen. Anfangs sträubt er sich dagegen
und nimmt kein Blatt vorm Mund um Haine zu zeigen, wie wenig er sie
leiden kann. Doch weil sie eben doch so anders ist, sich ihm öffnet,
sich verletzlich macht, bringt sie ihn mit ihrem positiven Charakter
dazu, sich langsam zu verändern, was ich echt niedlich empfand.
Zunächst wollte er Haine die ganze Zeit über nur verletzen, aber
mit der Zeit entwickelt er eben starke Gefühle zu ihr.
Es
wird im auch mit der Zeit klar, warum er so geworden ist wie er ist,
denn als er noch ein Kind war, war er noch das komplette Gegenteil.
Sehr aufgeschlossen und munter, doch nach einem Zwischenfall änderte
sich sein ganzes Leben. Aus Spoilergründen möchte ich jedoch nicht
darauf eingehen.
Dann
hätten wir noch Ushio, die beste Freundin von Haine, die sie kennen
lernt, als Haine noch in ihrer Gang unterwegs ist. Ushio kommt
ebenfalls wie Haine aus reichem Hause, aber genau wie sie, fühlt sie
sich dort nie wirklich wohl. Sie ist nämlich ein nicht gewolltes
Kind und wird dementsprechend auch misshandelt und abgelehnt. Kein
Wunder also, wenn sie ihr Herz verschließt und emotional kalt wird,
weil sie Angst vor Gefühlen und daraus folgenden Verletzungen hat.
Das Besondere an ihr ist, dass sie ebenfalls wie Haine verschiedene
Facetten hat und so paradox widersprüchlich wirkt, dass man aus ihr
kaum schlau wird.
Ich mag solche schwierigen Charaktere ungemein,
weil sie doch glaubwürdig sind. Sie hasst Männer aus welchem Grund
auch immer und doch lässt sie sich mit ihnen ein. Doch das lässt
sie emotional total kalt, oder besser gesagt, es verletzt sie
irgendwo selbst. Man könnte denken, dass sie sich selbst gerne
Verletzungen zufügt. Ihre einzige Stütze ist Haine, in der sie ihr
Glück sieht. Nach ihrer Ansicht braucht sie niemand anderen als sie
und sie ist glücklich. Sie ist sehr besitzergreifend und wird
schnell eifersüchtig, wenn andere ihrer geliebten Haine näher
kommen. Das führt dann im Manga auch zu diversen Konflikten, die
aber glücklicherweise gelöst werden. Ich konnte mich schon ein
wenig mit Ushio identifizieren aufgrund dieser Eifersucht und auch
aufgrund ihrer emotionalen Kälte. Ähnlich wie Haine hatte sie
bisher kein gutes Leben leben können, doch dadurch, dass sie die
anderen kennen lernt, reißt sie die innere Mauer ein.
Als
nächstes wäre Maora zu nennen, die sehr intelligent ist, ein super
Gedächtnis besitzt und Schatzmeister des Schülerrats ist. Maora ist
sehr verspielt und tut immer einen auf extrem niedlich und kindisch,
hat aber auch durchaus eine ernste Seite in sich. Das große
Geheimnis, was sehr bald gelüftet wird ist, dass Maora eigentlich
ein Kerl ist, der sich nur verkleidet. Ich finde es immer cool, wenn
es solche Gender-Bender-Sachen in Manga gibt, finde es aber komisch,
wie anders er als Kerl oder als Mädchen dargestellt wird, dass es
fast lächerlich unglaubwürdig aussieht, aber egal. Maora ist
unglücklich seit Kindertagen in Maguri verliebt und nur ihm zuliebe
hat er sich in Mädchenkleider geworfen.
Das
Problem an der Sache ist nun, dass Maguri gar nicht auf Mädchen
steht, sondern auf Jungs. Wo ist also das Problem? Als Maora bekannt
gegeben hat, dass er Maguri heiraten wolle, hatte man ihn nur
ausgelacht und gesagt, dass zwei Männer nicht heiraten können. Ich
finde, dass darin überzogen das Problem gezeigt wird, wie
homosexuelle Beziehungen in der Gesellschaft betrachtet werden und
wie darauf dann reagiert wird. Anstatt also ganz klar dazu zu stehen,
verkleidet sich Maora, aufgrund von Konformitätszwängen und
Beziehungen nur akzeptiert werden, wenn Mann und Frau davon
Bestandteil sind. Andererseits will er Maguri auch nicht zum Gespött
machen. Jedoch ist wie gesagt blöd, dass Maguri sowieso auf Kerle
steht und daher Maora ihn in Frauenkleidern gar nicht interessiert.
Und das Ding ist ja, dass er in Shizusama (liebevoll Shizun genannt)
verliebt ist und sogar sein Alibi-Liebhaber wird, aber das
komischerweise überhaupt nicht verpönt ist. Ich fand, dass es doch
sehr widersprüchlich war mit der ganzen homosexuellen Thematik, aber
interessant, weil man es in anderen Vertretern des Genre nicht so oft
sieht.
Maguri
ist übrigens ein ziemlich temperamentvoller Zeitgenosse, sehr
emotional und wild, sagt offen seine Gefühle, aber wirkt auch eher
wie ein Side-Kick. Die Interaktionen zwischen ihm und Maguri sind
immer sehr witzig. Die beiden wirken wie Brüder, weil sie sich
ständig ärgern und gegenseitig beschimpfen, aber eigentlich lieben
sie sich doch. Für jemanden, der auf BL steht, bestimmt ganz gut,
wobei Maora doch eher wie ein Mädchen aussieht. Auch wenn die beiden
Figuren nicht ganz so tiefsinnig ausgearbeitet wurden sind wie die
anderen Hauptfiguren wirken sie auf mich doch recht individuell und
haben einen Wiedererkennungswert.
Neben
den Hauptfiguren gibt es noch zahlreiche andere mehr oder weniger
wichtige Hauptfiguren, auf die ich aber nicht großartig eingehen
möchte. Z.B. der Schularzt Senri, der als totaler Mädchenschwarm
gilt, aber seine wahren Absichten und Gefühle hinter einem gekonnten
Lächeln verbirgt. Oder Kazuhito Kamiya, der Vater von Haine, der
ähnlich wie Shizumasa ernst und undurchschaubar wirkt, aber in
Wahrheit mit Schuldgefühlen kämpfen muss und einfach sich schwer
tut, liebevoll zu sein. Dann hätten wir noch Komaki, die
aufbrausende, sehr zielstrebige Schwester von Haine und Tachibana,
der kleine, niedliche Bruder von Haine, von denen man jetzt nicht so
viel zu sehen bekommt. Wenn ich noch erwähnen möchte ist Toya, der
persönliche Diener von Shizumasa, stets freundlich und super
höflich, der aber auch leicht unheimlich sein kann, weil er immer am
hinterlistigen Planen ist und von seinen Eltern ausgesetzt wurde.
Es
gibt noch dutzende andere Figuren, die irgendwann eine Rolle spielen,
aber die man schnell wieder vergisst. Insofern haben wir es mit einem
recht großen Charakter-Cast zutun, was ich persönlich für
teilweise sehr überladen finde. Ständig kommen neue Figuren hinzu
und man hat Schwierigkeiten sich an die Leute zu erinnern, die dann
später wieder kommen. Dagegen sind aber die Hauptfiguren
glücklicherweise gut einprägsam. Ich finde es auch ganz gut, dass
man sich Zeit genommen hat, auf jede der Hauptfiguren einzugehen.
Sonst ist es ja so, dass sich alles um die weibliche und die
männliche Hauptfigur dreht und die anderen Figuren wirklich nur
nebensächlich sind. Aber in diesem Manga bekommt jede der
Hauptfiguren ihre Funktion und eigene Backstory, was ich super gut
fand. Außerdem haben die Hauptfiguren auch negative Seiten, was sie
wiederum auch plastischer werden lässt.
Zurück
aber nun zur Geschichte. Die Probleme von Haine ziehen sich praktisch
wie ein roter Faden durch die Handlung. An sich würde die Story
nämlich sonst einfach nur aus kleinen zufälligen Episoden bestehen,
die sich um den Alltag der kaiserlichen Akademie und dem Schülerrat,
dem die fünf Hauptfiguren angehören, drehen. Aber schon in den
ersten Bänden wird auf den Vater-Tochter-Konflikt von Haine
eingegangen und natürlich auch ihrer Liebesbeziehung zu Shizumasa,
die sich alles andere als einfach entfaltet.
Ich finde, dass die
Geschichte schon wesentlich mehr Tiefgang hat als andere Romanzen,
weil jede der Figuren eben mit ihren Problemen zu kämpfen hat und
Figuren und Handlung sich gegenseitig gut bedingen und voran bringen.
Wie gesagt hängt die Geschichte größtenteils von Haine ab, die
eben mit ihren Konflikten zurecht kommen muss. Die Geschichte baut
auch immer mal wieder kleine Twists, Wenden und Überraschungen ein,
die der Geschichte Spannung und Tiefgang verleihen. Welche das sind,
wird natürlich nicht verraten. Die Geschichte ist aufgrund der
komplizierten Figuren und Konflikte auch sehr emotional angelegt und
schreit geradezu nach Drama. Ich fand es gut, wie dargestellt wurde,
wie Haine sich langsam ihrem Vater nähert und diesen Komplex aus der
Welt schafft. Sobald ein Problem beseitigt ist, kommt das nächste
Problem, damit die Spannung natürlich nicht verloren geht. Es gibt
hin und wieder aber auch entspannende Episoden oder Kapitel, die sich
auf die einzelnen Figuren und ihre Hintergrundgeschichten beziehen,
was zur Auflockerung führt.
Ich
habe es wahrscheinlich schon oft erwähnt, aber ich finde es toll,
dass die Mangaka verschiedene Themen und Konflikte in ihren Manga
stimmungsvoll verarbeitet. Zum einen wäre generell zu nennen, dass
man sich nach schlimmen Erlebnissen verschließt, aber durch die
Hilfe von anderen Menschen langsam wieder öffnet und Lebensmut
erhält. Dass man sich danach sehnt, einen Platz in der Gesellschaft
zu haben und von anderen geliebt und akzeptiert werden möchte, wird
immer wieder thematisiert. Wie es ist mit Verlustängsten, extremer
Eifersucht und sogar Hass umzugehen, wird auch gut umgesetzt. Das Thema der Verlust des eigenen Lebensinss und das Dahinleben als Schatten eines anderen fand ich auch ansprechend umgesetzt.
Oder die Denkweise, dass man den Erwartungen
anderer nicht gerecht wird und deswegen auf die schiefe Bahn gerät. Auch die Tatsache, dass Menschen versuchen mit Geld Probleme zu
lösen oder sich Bestätigung zu erkaufen ist etwas, was man leicht
auf unsere Gesellschaft übertragen kann. Sehr gut sieht man an Haine
ebenso, wie ein kleine Begegnung das ganze Leben ändern kann.
Erschien das Leben zuvor sinnlos, erhält es auf einmal einen Sinn,
wonach Haine streben kann und der ihr Kraft gibt, das Leben zu
meistern. Um ihr Ziel zu erreichen geht sie viele Risiken und Mühen
ein, aber die nimmt sie in Kauf, weil sie ein festes Ziel hat. Es
geht kurz gesagt mehr als nur um eine einfache
Cinderella-Liebesgeschichte. Es geht teilweise wirklich um
grundlegende menschliche Konflikte, die natürlich nicht in voller
Breite bearbeitet werden. Ich fand es auch toll, dass die
Freundschaft zwischen den Hauptfiguren ebenfalls im Fokus stand und
man merkte, wie alle miteinander wachsen und sich gegenseitig
unterstützen.
Zur
Liebesgeschichte an sich muss ich sagen, dass auch diese von den
klischeehaften anderen Romanzen abweicht. Klar die Ausgangslage ist
die gleiche und doch entwickelt sich die Liebe zwischen den beiden
Mains doch anders als erwartet. Es ist eine ziemlich komplizierte
Liebesgeschichte, die ich nicht näher beschreiben kann und will,
weil ich euch sonst die ganze Geschichte verderben würde. Ich kann
nur so viel sagen, dass ich sie faszinierend und herz erwärmend
fand, weil viele Gefühle mitschwingen und Haine und Shizumasa sich
gegenseitig verändern. Es ist also keine oberflächliche
Liebesgeschichte wie bei anderen Manga. Außerdem finde ich es
besonders, dass Haine sich an einem Punkt zwischen zwei Männern
entscheiden muss und selbst hin und her gerissen ist und nicht weiß,
für wen sie sich entscheidet. Insofern stellt das Ende schon eine
Überraschung dar. Im übrigen hat Arina Tanemura einen wunderschönen
Schreibstil und ihre Worte gehen runter wie Öl, so poetisch und fast
kitschig klingen sie beim Lesen. Ich finde aber, dass dadurch die
Geschichte eben mehr Tiefe bekommt und auch die Liebesgeschichte noch
eindringlicher erzählt wird. Es wird eine wirklich romantische
Atmosphäre geschaffen, man versinkt in die emotionalen Welten der
Figuren und glaubt am Ende wirklich, dass es so eine Liebe wie im
Manga gibt.
So
nun habe ich ausführlich die positiven Aspekte des Manga meiner
Ansicht nach vorgestellt, aber es gibt auch einige Sachen, die mir
negativ aufgefallen sind. Zum einen fand ich, dass der Konflikt am
Ende zwischen den beiden Brüdern einfach viel zu schnell gelöst
wurde und ich an einigen Stellen fand, dass man dem etwas mehr Raum
hätte geben sollen. Was mich ebenso störte, wie die Main ihren
Schwarm immer so angehimmelt hatte, als wäre er ein Gott. Überzogene
Vorstellungen hat man gerne in Romanzen, aber in dem Maße hatte ich
sie nicht oft. Das hat schon ziemlich gestört, wie perfekt Shizumasa
in den Augen von Haine wirkte. Wie gesagt mochte ich die ganze
Klassenproblematik nicht so sehr, weil ich mir vor kam wie im
vorletzten Jahrhundert. Die Comedy, auf die ich bisher gar nicht
eingegangen bin, ist manchmal süß und lustig gewesen, manchmal
wirkte sie aber so „out of place“, dass ich darüber nicht lachen
konnte. Ich finde die Mischung von ernsten Themen mit so
lächerlichen, übertriebenen Szenen doch etwas grotesk. Die inneren
Monologe der Figuren hatte ich eigentlich für gut befunden, aber
wenn es darum geht, die romantischen Gefühle zu schildern, war mir
das fast schon ein wenig zu viel. Man kann auch übertreiben. Wo wir
beim Stichwort „Übertreibungen“ sind, fand ich auch das Ende
irgendwie total übertrieben happy. Mir ist klar, dass solche Manga
immer gut enden sollen, aber irgendwie war alles zu
„Friede-Freude-Eierkuchen“, dass es schon fast ein wenig nervte.
Zeichenstil:
Den
Zeichenstil von Arina Tanemura liebe ich persönlich ja, auch wenn
ich einiges zu bemängeln habe. Zum einen sehen die Figuren, ob
männlich oder weiblich, einfach zu gleich aus. Manchmal verwechselt
man dadurch die Figuren leicht. Ich mag dafür aber die großen,
detailliert gezeichneten Kulleraugen, die so glitzern und funkeln.
Ich mag auch, wie die Frisuren der Mädchen gestaltet sind und oh
mein gott, ich liebe es, wie detailreich und hübsch die Kleider
gezeichnet sind. Passend zu dem Genre sind auch Gestik und Mimik sehr
gut heraus gearbeitet und transportieren sehr viel Gefühl. Und mir
sind auch die wunderschön gestalteten, abwechslungsreichen und
stimmungsvollen Hintergründe aufgefallen. Die Zeichnerin legt viel
Wert darauf, dass die Umgebung stimmt und das schafft sie auch.
Fazit:
Shinshi
Doumei Cross gehört nach wie vor zu meinen Lieblingsmanga, auch wenn
es Mängel gibt, wie übertriebener Kitsch und vielleicht ein wenig
zu viel Drama. Und dennoch verliere ich mich immer wieder in diese
wunderschönen Zeichnungen, die stimmungsvollen Szenen, die
emotionalen Dialoge und Monologe. Meiner Ansicht nach ist der Manga
voller Gefühl und auch tiefgründigen Themen, die zum Weinen und
Nachdenken anregen.
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