Der
Iwatobi Schwimmclub feiert sein Comeback! Haruka, Makoto und Rin sind
nun in ihrem dritten Highschooljahr und dementsprechend muss sich nun
jeder Gedanken über seine Zukunft machen. Nicht zuletzt taucht auch
noch Sousuke auf, ein alter Kindheitsfreund von Rin, der für
ordentlich Rivalität zwischen den Jungs sorgt. Werden es die Jungs
schaffen, stärker zu werden oder werden sie unter dem Leistungsdruck
zunehmend untergehen?
Die zweite Staffel des beliebten
Sport/Slice-of-Life-Anime aus dem Jahre 2013 knüpft direkt an die
Ereignisse aus der ersten Staffel an und bietet somit sowohl den
eingefleischten Fans als auch Neulingen des Anime reichlich
Unterhaltungsstoff. Wie auch aus der ersten Staffel bekannt dreht
sich der Anime wieder primär um Freundschaft, Rivalität, Konflikte,
Probleme und Drama. Hinzu fokussiert sich die Serie nun aber mehr auf
die berufliche Zukunft der Jungs und stellt nun also Fragen bezüglich
der Träume und Wünsche der Figuren in den Raum. Die eine oder
andere Figur mag schon gewisse Vorstellungen für ihre Zukunft haben,
aber der Großteil macht sich erst jetzt wirklich Gedanken darum,
wonach man eigentlich wirklich strebt. Somit kann man sagen, dass die
„Coming-of-Age“-Komponente diesmal mehr in den Vordergrund rückt
und sich wie ein roter Faden durch die gesamte Handlung hindurch
zieht.
Jeder
der Figuren hat im Laufe der Geschichte mit persönlichen Problemen
zu kämpfen. Sei es Rei, dessen Selbstwertgefühl recht niedrig ist,
weil er nur eine bestimmte Schwimmtechnik gelernt hat, oder Nagisa,
der aufgrund des Schwimmclubs schulische Leistungen vernachlässigt
hat und deswegen mit seinen Eltern ordentlich Stress hat. Oder
Sousuke, der aufgrund einer Verletzung nicht mehr in der Lage ist
sein volles Potenzial auszuschöpfen und sich immer mehr verausgabt,
was zu einem gefährlichen Zustand seiner Gesundheit führt. Nicht
zuletzt darf man die Hauptfigur Haruka vergessen, der in der 1.
Staffel etwas Charakterentwicklung erfahren hat, nun eine noch
ergreifendere Entwicklung durchläuft. Besonders für ihn werden die
Zukunftsängste, der Leistungsdruck und die hohen Erwartungen der
anderen zum Verhängnis und führen bei ihm zu einem total Blackout.
Er verfällt in ein tiefes Loch der Verzweiflung und kann keinen
klaren Gedanken mehr fassen. Er weiß weder ein noch aus. Umso
erfreulicher ist es, dass er nicht allein mit seinen Problem ist,
seine Teamkameraden und Freunde stehen im mit all ihrer Fürsorge zur
Seite.
Gerade das mochte ich wohl besonders an dem Anime. In
keinem anderen Slice-of-Life-Anime, den ich zuvor geschaut habe,
wurde die Freundschaft zum Dreh- und Angelpunkt der Handlung. Egal
welche Problem die Figuren in dem Anime hatten, sie konnte
schließlich lernen damit umzugehen und dies wäre nie möglich
gewesen, wenn sie nicht ihre Freunde um sich gehabt hätten. Es ist
erstaunlich wie sich die Jungs gegenseitig öffnen können, über
ihre Probleme reden und sie gemeinsam irgendwie lösen können.
Deswegen ist der Anime auch relativ dialoglastig und natürlich recht
emotional, wie man es in der Realität sicherlich nicht sehen würde.
Natürlich gab es hier und da ein paar Missverständnisse, aber es
wurde glücklicherweise meist nicht zu sehr ausgereizt und in die
Länge gezogen. Einzig allein das Drama um Sousuke fand ich etwas
konstruiert und viel zu kompliziert gemacht. Ich meine an einer
Stelle sagt er noch zu Rin, dass er ihn nicht belügen könne, was er
aber während der ganzen Zeit über getan hat. Das ergibt überhaupt
gar keinen Sinn.
Missverständnisse
bzw. einige freie Interpretationen waren hinsichtlich der Beziehungen zwischen den Jungs auch wieder vorprogrammiert. Wie bereits in der
ersten Staffel gab es immer wieder Anzeichen und heikle Situationen,
die für BL-Fangirls für reichlich Kopfkino sorgen dürften. Auch
wenn ich selbst nicht der Typ bin, der andere männliche Figuren
imaginär miteinander verkuppelt, muss ich zugeben, dass diverse
Anzeichen einfach nicht zu ignorieren waren. Natürlich möchte ich
in keinster Weise sagen, dass der Anime Shonen Ai oder gar Yaoi
beinhaltet, das wäre nämlich schlichtweg falsch! Aber
unterschwellig merkt man, dass die Figuren doch recht innige Gefühle
zueinander hegen, aber ich bezweifle doch, dass die Gefühle
romantischer Art sind, auch wenn sich einige Leute das gerne wünschen
würden. Ich bin eher der Ansicht, dass die Figuren zwar durchaus
enge Beziehungen zueinander pflegen, wodurch die Grenzen zwischen
Liebelei und tiefer Freundschaft leicht verwischen können, aber ich
hatte eher das Gefühl, dass es mehr in Richtung „Bromance“ ging.
Zur Definition dieses Wortes gibt nicht viel zu sagen: Die Figuren
hegen sicherlich innige Gefühle füreinander, aber dies eher auf
freundschaftlicher/platonischer Art und Weise. Warum sollte man einen
Anime also verteufeln, wo Männer eben nicht nur oberflächliche
Sauf-Beziehungen zueinander pflegen, sondern wo es auch mal zu
Konfrontationen kommt? Trotzdem kann ich natürlich verstehen, wenn
einige männliche Zuschauer da lieber einen großen Bogen um den
Anime machen, aber dann doch meist nur, weil sie von Vorurteilen
geprägt sind oder? Man sollte sich davon nicht abschrecken lassen,
nicht auf Meinungen der anderen hören, sondern sich einfach ein
eigenes Bild machen. Wenn man dann trotzdem nichts mit Free! Anfangen
kann, ist das vollkommen okay, dann kann man immer noch den Anime in
den Wind schießen. Trotzdem warne ich doch vor einigen Anspielungen
und Indizien, die in eine ganz andere Richtung führen können. Wobei
ich ja eher der Meinung bin, dass man das dann nicht zu ernst nehmen
sollte, ich empfand das eher so, als würden die Macher das eher auf
die Schippe nehmen und die Zuschauer ein wenig verwirren, was ihnen
gut gelungen ist. Nicht selten fragt man sich dann doch irgendwo:
Empfinden die Figuren doch romantische Gefühle füreinander oder
täusche ich mich da? In keinem anderen Anime zuvor habe ich mich
manchmal etwas verwirrt gefühlt und kein anderer Anime konnte mich
bisher so schön an der Nase herumführen wie Free. Besonders in der
zweiten Staffel haben sich die Macher selbst übertroffen. Wer das
alles aber mit Humor sieht, dürfte keine großen Schwierigkeiten
damit haben.
Ich
empfand teilweise das Drama wesentlich stärker als in der vorherigen
Staffel; es gab einfach viel mehr berührende Momente, nicht zuletzt
weil jede der Figuren am Ende ihren eigenen Weg zu gehen hatte und
mit eigenen Problemen konfrontiert war. Man hat förmlich gespürt,
wie die Jungs in den paar Jahren wirklich zusammen gewachsen sind,
weil sie Höhen und Tiefen gemeinsam erlebt und bewältigt haben. In
gewisser Weise hat mich das sehr stark an den Anime K-On! erinnert,
wobei ich das Ende von Free! Eternal Sommer noch etwas berührender
empfunden habe. Besonders das Ende fand ich herzzerreißend, denn
hier haben alle Figuren noch einmal auf die letzten gemeinsamen Jahre
zurück geblickt und sich an die guten sowie schlechten Momente
erinnert. Genau so stelle ich mir auch ein gutes Ende vor! Sie sind
durch dick und dünn gegangen und haben sich gegenseitig unterstützt
um sich weiter zu entwickeln.
Was
ebenfalls für Dramatik gesorgt hatte betraf das Schwimmen als
Leistungssport selbst. In der zweiten Staffel wurde vielmehr
Aufmerksamkeit darauf gelegt sowohl was die Wettbewerbe als auch das
Training betraf. So gab es also selten mal wirkliche Filler-Folgen
und wenn betraf dies trotzdem auch den Alltag der Figuren mit all
ihren Problemen. Zunächst einmal der Aspekt des Gruppenschwimmens
versus Soloschwimmens wie man dies an Sousuke sehr gut erkennen
konnte. Der war der Ansicht, dass Gruppenschwimmen nur die eigene
Karriere behinderte, weswegen er sich scheinbar auch nicht mehr mit
anderen Leuten zusammen tat. Zu groß war die Angst vor einer
Niederlage und Enttäuschung, wenn man es gemeinsam nicht schaffte.
Was Sousuke aber gekonnt ausgeblendet hatte war, dass man sich
gegenseitig unterstützen und vertrauen muss, um wirklich zu
gewinnen. Zumal der Gewinn selbst nicht der Kern des Schwimmens sein
sollte, sondern die Freude und der Spaß am Schwimmen. Wenn man es
nämlich erstmal geschafft hatte, gemeinsam den Sieg zu erlangen, hat
man sich umso mehr gefreut. Denn geteilte Freude ist nicht umsonst
doppelte Freude!
Natürlich spielte das
Wechselverhältnis zwischen Freundschaft und Rivalität eine
wesentliche Rolle und beides ist notwendig, um einfach besser zu
werden. Man braucht die Unterstützung der anderen um gemeinsam zu
siegen, sich gemeinsam zu stärken, aber eben auch Konkurrenz um sich
gegenseitig noch mehr anzuspornen.
Aus
der ersten Staffel ist bekannt, dass Schwimmen als Leistungssport
nicht einfach ein Zuckerschlecken ist, sondern jahrelanges, hartes
und diszipliniertes Training mit sich bringt, bei dem man immer
wieder seine Grenzen erreicht, sie überschreitet oder gar daran
zerbricht. Irgendwann kommt also jeder der Figuren an den Punkt, an
dem man einfach nicht mehr Potenzial ausschöpfen kann und jede Figur
ist anders damit umgegangen. Sousuke beispielsweise konnte damit
einfach nicht umgehen, dass er sich diese schlimme Verletzung
zugezogen hat und hat versucht diese irgendwie auszublenden. Doch
irgendwann holt einen die Vergangenheit ein und man kann sie nicht
mehr ignorieren. In solchen Momenten hat uns Free! Eternal Summer
gezeigt, dass man sich auf seine Freunde verlassen kann und sie einen
auch niemals im Stich lassen. Sie sind es, die uns Halt und Hoffnung
geben, damit wir nicht aufgeben, sondern weiter nach unseren Träumen
streben. Nicht zuletzt durfte auch Haruka erfahren, wie schlimm es
ist, wenn das, was ihm bisher am meisten Spaß gemacht hat, nun seine
größte Angst ist. Dieser Leistungsruck und die hohen Erwartungen
der Außenwelt sind es, die ihm zu schaffen machen und ihn an seinen
Tiefpunkt bringen. Erst dann realisiert er, dass er sich irgendwie
weiter entwickeln muss und vor allem einen Traum braucht, nach dem er
sich orientieren kann. Wieder einmal stellt sich die Freundschaft als
Retter in der Not dar, die Haru auf den rechten Pfad
bringt.
Charaktere:
Die
Figuren sind noch immer die alten und haben sich eigentlich nicht
wirklich geändert. Einzig Rin ist das totale Gegenteil zu dem Rin,
den wir aus der ersten Staffel kennen. Er ist nun nicht mehr der
bösartige, grimmig aussehende Einzelgänger, sondern scheinbar
wieder so, wie er einmal früher als Kind war. Nur habe ich das
Gefühl, dass er von allen Figuren am erwachsensten ausschaut und
sich dementsprechend verhält. Er ist wie der große Bruder und der
Beschützer der anderen Jungs, wacht über sie und hilft ihnen gerne
mal aus. Er ist derjenige, der Probleme anspricht, sie diskutiert und
Lösungsansätze bringt. Sowohl für Haruka als auch für Sousuke ist
er derjenige, der sie aus ihren Tiefphasen wieder befreit. Eindeutig
ist Rin für mich in dieser Staffel mein Favorit unter den Figuren.
Auch Makoto hat es mir diesmal besonders angetan. Er ist natürlich
nach wie vor der freundliche und fürsorgliche Kerl, den ich auch in
der ersten Staffel ins Herz geschlossen habe. Aber besonders seine
Art und Weise, wie er zu seinem Lebenstraum kommt, fand ich
bezaubernd. Denn er schafft es schlussendlich einem anderen Kind
seine Angst vor dem Schwimmen zu nehmen. Er hatte es selbst als Kind
nicht leicht, nachdem er dieses traumatische Erlebnis hatte und
deswegen ebenfalls Angst vor dem Wasser entwickelte. Doch er hat
daraus gelernt und überträgt somit sein Wissen auf das Kind.
Außerdem passte es einfach so gut, dass er später Schwimmlehrer
wird. Der sorglose Nagisa bekommt in der zweiten Staffel auf einmal
doch Probleme, weil er einfach keine guten Noten nach Hause bringt
und seine Eltern extrem streng darauf reagieren. Er flüchtet von
Zuhause und rennt zu seinen Freunden, doch er sagt nichts. Die Seite
von Nagisa kannte ich zuvor nicht und es ist toll, wie er dann doch
wieder zu seinem sonnigen, selbstbewussten Gemüt findet. Nicht
vergessen darf man die Hauptfigur Haruka, der noch immer der sehr
ruhige, emotionslose Typ ist, den keiner außer Makoto wirklich
durchschauen kann. Doch auch er ist plötzlich mit Problemen
konfrontiert, die sein bisher ruhiges Leben total auf den Kopf
stellen. Die Art und Weise, wie er dann plötzlich am Tiefpunkt
ankommt, ist wirklich sehr gut gemacht worden. Auch dass Haruka auf
einmal richtig sauer wird und rumschreit, kennt man nicht von ihm. Er
macht schon eine recht erstaunliche Charakterentwicklung während des
Anime mit. Zwar ist er nach wie vor derselbe, aber er hat sich
hinsichtlich seiner Einstellung zum Schwimmen fundamental geändert.
Sousuke als der neue Gegenspieler von Haruka sieht für mich eher wie
ein Abbild des alten, mürrischen Rin aus. Abgesehen davon scheint er
extrem eifersüchtig auf die anderen Jungs zu sein, die Rin eine
Menge bedeuten. Ich fand sein Verhalten nicht wirklich toll, wobei
ich diesen abweisenden Einzelgänger doch irgendwie anziehend fand.
Optik
und Musik:
Wie
immer zeichnet sich der Anime durch ein wunderschönes
Charaktersetting und tolle Animationen aus. Die Figuren sehen wie
immer sehr heiß, gut gebaut und hübsch aus und die Wettkämpfe
hatten wie immer Pepp und viel Dynamik drin, so wie es sich gehört.
Musikalisch
muss ich sagen, fand ich die Openings und Endings aus der ersten
Staffel doch einen Tick besser, was aber nicht bedeutet, dass ich sie
schlecht fand. Sie waren beide gut und konnten sich hören lassen.
Die Synchronsprecher haben wie immer gute Arbeit geleistet.
Unterhaltungswert:
Der
Anime konnte mich ohne Zweifel von der ersten Episode an fesseln und
hat für ordentlich Unterhaltung gesorgt. Ich war eigentlich bei
keiner Episode wirklich gelangweilt und konnte den Alltag der Figuren
in vollen Zügen genießen. Nicht immer konnte mich das Drama der
Figuren wirklich überzeugen, einige Dinge haben geklappt, andere
Dinge waren dann wieder weniger emotional. Besonders emotional hatte
ich aber den Tiefpunkt von Haruka und auch das Ende in Erinnerung.
Auf jeden Fall schaffte es der Anime mich immer bei Laune zu halten
und mich immer ins Schwärmen zu bringen. Nicht selten saß ich
grinsend vor meinem Laptop, weil gerade eine recht zweideutige Szene
vor kam oder die Figuren irgendeinen Mist verzapft hatten. Comedy
wurde also auch mehr oder weniger geliefert, war aber jetzt nicht
immer im Vordergrund. Man hat bei dem Anime doch ein schönes
Slice-of-Life-Feeling bekommen und es wurde auch für Abwechslung
gesorgt (Drama & Comedy).
Fazit:
Wer
die erste Staffel von Free bereits mochte, sollte unbedingt in die
zweite Staffel reinschauen. Euch erwarten wie immer Drama, Comedy,
Slice-of-Life, viel Schwimmerei, ordentlich Fanservice und schöne
schöne Optik. Ich muss gestehen, dass mir die zweite Staffel doch
etwas mehr gefallen hat, weil etwas mehr Charakterentwicklung und
mehr Realitätsnähe vorhanden war.
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