Sonntag, 26. Oktober 2014

Review: Free! - Eternal Summer




Story:


Der Iwatobi Schwimmclub feiert sein Comeback! Haruka, Makoto und Rin sind nun in ihrem dritten Highschooljahr und dementsprechend muss sich nun jeder Gedanken über seine Zukunft machen. Nicht zuletzt taucht auch noch Sousuke auf, ein alter Kindheitsfreund von Rin, der für ordentlich Rivalität zwischen den Jungs sorgt. Werden es die Jungs schaffen, stärker zu werden oder werden sie unter dem Leistungsdruck zunehmend untergehen?



Die zweite Staffel des beliebten Sport/Slice-of-Life-Anime aus dem Jahre 2013 knüpft direkt an die Ereignisse aus der ersten Staffel an und bietet somit sowohl den eingefleischten Fans als auch Neulingen des Anime reichlich Unterhaltungsstoff. Wie auch aus der ersten Staffel bekannt dreht sich der Anime wieder primär um Freundschaft, Rivalität, Konflikte, Probleme und Drama. Hinzu fokussiert sich die Serie nun aber mehr auf die berufliche Zukunft der Jungs und stellt nun also Fragen bezüglich der Träume und Wünsche der Figuren in den Raum. Die eine oder andere Figur mag schon gewisse Vorstellungen für ihre Zukunft haben, aber der Großteil macht sich erst jetzt wirklich Gedanken darum, wonach man eigentlich wirklich strebt. Somit kann man sagen, dass die „Coming-of-Age“-Komponente diesmal mehr in den Vordergrund rückt und sich wie ein roter Faden durch die gesamte Handlung hindurch zieht.



Jeder der Figuren hat im Laufe der Geschichte mit persönlichen Problemen zu kämpfen. Sei es Rei, dessen Selbstwertgefühl recht niedrig ist, weil er nur eine bestimmte Schwimmtechnik gelernt hat, oder Nagisa, der aufgrund des Schwimmclubs schulische Leistungen vernachlässigt hat und deswegen mit seinen Eltern ordentlich Stress hat. Oder Sousuke, der aufgrund einer Verletzung nicht mehr in der Lage ist sein volles Potenzial auszuschöpfen und sich immer mehr verausgabt, was zu einem gefährlichen Zustand seiner Gesundheit führt. Nicht zuletzt darf man die Hauptfigur Haruka vergessen, der in der 1. Staffel etwas Charakterentwicklung erfahren hat, nun eine noch ergreifendere Entwicklung durchläuft. Besonders für ihn werden die Zukunftsängste, der Leistungsdruck und die hohen Erwartungen der anderen zum Verhängnis und führen bei ihm zu einem total Blackout. Er verfällt in ein tiefes Loch der Verzweiflung und kann keinen klaren Gedanken mehr fassen. Er weiß weder ein noch aus. Umso erfreulicher ist es, dass er nicht allein mit seinen Problem ist, seine Teamkameraden und Freunde stehen im mit all ihrer Fürsorge zur Seite. 


Gerade das mochte ich wohl besonders an dem Anime. In keinem anderen Slice-of-Life-Anime, den ich zuvor geschaut habe, wurde die Freundschaft zum Dreh- und Angelpunkt der Handlung. Egal welche Problem die Figuren in dem Anime hatten, sie konnte schließlich lernen damit umzugehen und dies wäre nie möglich gewesen, wenn sie nicht ihre Freunde um sich gehabt hätten. Es ist erstaunlich wie sich die Jungs gegenseitig öffnen können, über ihre Probleme reden und sie gemeinsam irgendwie lösen können. Deswegen ist der Anime auch relativ dialoglastig und natürlich recht emotional, wie man es in der Realität sicherlich nicht sehen würde. Natürlich gab es hier und da ein paar Missverständnisse, aber es wurde glücklicherweise meist nicht zu sehr ausgereizt und in die Länge gezogen. Einzig allein das Drama um Sousuke fand ich etwas konstruiert und viel zu kompliziert gemacht. Ich meine an einer Stelle sagt er noch zu Rin, dass er ihn nicht belügen könne, was er aber während der ganzen Zeit über getan hat. Das ergibt überhaupt gar keinen Sinn.



Missverständnisse bzw. einige freie Interpretationen waren hinsichtlich der Beziehungen zwischen den Jungs auch wieder vorprogrammiert. Wie bereits in der ersten Staffel gab es immer wieder Anzeichen und heikle Situationen, die für BL-Fangirls für reichlich Kopfkino sorgen dürften. Auch wenn ich selbst nicht der Typ bin, der andere männliche Figuren imaginär miteinander verkuppelt, muss ich zugeben, dass diverse Anzeichen einfach nicht zu ignorieren waren. Natürlich möchte ich in keinster Weise sagen, dass der Anime Shonen Ai oder gar Yaoi beinhaltet, das wäre nämlich schlichtweg falsch! Aber unterschwellig merkt man, dass die Figuren doch recht innige Gefühle zueinander hegen, aber ich bezweifle doch, dass die Gefühle romantischer Art sind, auch wenn sich einige Leute das gerne wünschen würden. Ich bin eher der Ansicht, dass die Figuren zwar durchaus enge Beziehungen zueinander pflegen, wodurch die Grenzen zwischen Liebelei und tiefer Freundschaft leicht verwischen können, aber ich hatte eher das Gefühl, dass es mehr in Richtung „Bromance“ ging. Zur Definition dieses Wortes gibt nicht viel zu sagen: Die Figuren hegen sicherlich innige Gefühle füreinander, aber dies eher auf freundschaftlicher/platonischer Art und Weise. Warum sollte man einen Anime also verteufeln, wo Männer eben nicht nur oberflächliche Sauf-Beziehungen zueinander pflegen, sondern wo es auch mal zu Konfrontationen kommt? Trotzdem kann ich natürlich verstehen, wenn einige männliche Zuschauer da lieber einen großen Bogen um den Anime machen, aber dann doch meist nur, weil sie von Vorurteilen geprägt sind oder? Man sollte sich davon nicht abschrecken lassen, nicht auf Meinungen der anderen hören, sondern sich einfach ein eigenes Bild machen. Wenn man dann trotzdem nichts mit Free! Anfangen kann, ist das vollkommen okay, dann kann man immer noch den Anime in den Wind schießen. Trotzdem warne ich doch vor einigen Anspielungen und Indizien, die in eine ganz andere Richtung führen können. Wobei ich ja eher der Meinung bin, dass man das dann nicht zu ernst nehmen sollte, ich empfand das eher so, als würden die Macher das eher auf die Schippe nehmen und die Zuschauer ein wenig verwirren, was ihnen gut gelungen ist. Nicht selten fragt man sich dann doch irgendwo: Empfinden die Figuren doch romantische Gefühle füreinander oder täusche ich mich da? In keinem anderen Anime zuvor habe ich mich manchmal etwas verwirrt gefühlt und kein anderer Anime konnte mich bisher so schön an der Nase herumführen wie Free. Besonders in der zweiten Staffel haben sich die Macher selbst übertroffen. Wer das alles aber mit Humor sieht, dürfte keine großen Schwierigkeiten damit haben.


Ich empfand teilweise das Drama wesentlich stärker als in der vorherigen Staffel; es gab einfach viel mehr berührende Momente, nicht zuletzt weil jede der Figuren am Ende ihren eigenen Weg zu gehen hatte und mit eigenen Problemen konfrontiert war. Man hat förmlich gespürt, wie die Jungs in den paar Jahren wirklich zusammen gewachsen sind, weil sie Höhen und Tiefen gemeinsam erlebt und bewältigt haben. In gewisser Weise hat mich das sehr stark an den Anime K-On! erinnert, wobei ich das Ende von Free! Eternal Sommer noch etwas berührender empfunden habe. Besonders das Ende fand ich herzzerreißend, denn hier haben alle Figuren noch einmal auf die letzten gemeinsamen Jahre zurück geblickt und sich an die guten sowie schlechten Momente erinnert. Genau so stelle ich mir auch ein gutes Ende vor! Sie sind durch dick und dünn gegangen und haben sich gegenseitig unterstützt um sich weiter zu entwickeln.



Was ebenfalls für Dramatik gesorgt hatte betraf das Schwimmen als Leistungssport selbst. In der zweiten Staffel wurde vielmehr Aufmerksamkeit darauf gelegt sowohl was die Wettbewerbe als auch das Training betraf. So gab es also selten mal wirkliche Filler-Folgen und wenn betraf dies trotzdem auch den Alltag der Figuren mit all ihren Problemen. Zunächst einmal der Aspekt des Gruppenschwimmens versus Soloschwimmens wie man dies an Sousuke sehr gut erkennen konnte. Der war der Ansicht, dass Gruppenschwimmen nur die eigene Karriere behinderte, weswegen er sich scheinbar auch nicht mehr mit anderen Leuten zusammen tat. Zu groß war die Angst vor einer Niederlage und Enttäuschung, wenn man es gemeinsam nicht schaffte. Was Sousuke aber gekonnt ausgeblendet hatte war, dass man sich gegenseitig unterstützen und vertrauen muss, um wirklich zu gewinnen. Zumal der Gewinn selbst nicht der Kern des Schwimmens sein sollte, sondern die Freude und der Spaß am Schwimmen. Wenn man es nämlich erstmal geschafft hatte, gemeinsam den Sieg zu erlangen, hat man sich umso mehr gefreut. Denn geteilte Freude ist nicht umsonst doppelte Freude!
Natürlich spielte das Wechselverhältnis zwischen Freundschaft und Rivalität eine wesentliche Rolle und beides ist notwendig, um einfach besser zu werden. Man braucht die Unterstützung der anderen um gemeinsam zu siegen, sich gemeinsam zu stärken, aber eben auch Konkurrenz um sich gegenseitig noch mehr anzuspornen. 

Aus der ersten Staffel ist bekannt, dass Schwimmen als Leistungssport nicht einfach ein Zuckerschlecken ist, sondern jahrelanges, hartes und diszipliniertes Training mit sich bringt, bei dem man immer wieder seine Grenzen erreicht, sie überschreitet oder gar daran zerbricht. Irgendwann kommt also jeder der Figuren an den Punkt, an dem man einfach nicht mehr Potenzial ausschöpfen kann und jede Figur ist anders damit umgegangen. Sousuke beispielsweise konnte damit einfach nicht umgehen, dass er sich diese schlimme Verletzung zugezogen hat und hat versucht diese irgendwie auszublenden. Doch irgendwann holt einen die Vergangenheit ein und man kann sie nicht mehr ignorieren. In solchen Momenten hat uns Free! Eternal Summer gezeigt, dass man sich auf seine Freunde verlassen kann und sie einen auch niemals im Stich lassen. Sie sind es, die uns Halt und Hoffnung geben, damit wir nicht aufgeben, sondern weiter nach unseren Träumen streben. Nicht zuletzt durfte auch Haruka erfahren, wie schlimm es ist, wenn das, was ihm bisher am meisten Spaß gemacht hat, nun seine größte Angst ist. Dieser Leistungsruck und die hohen Erwartungen der Außenwelt sind es, die ihm zu schaffen machen und ihn an seinen Tiefpunkt bringen. Erst dann realisiert er, dass er sich irgendwie weiter entwickeln muss und vor allem einen Traum braucht, nach dem er sich orientieren kann. Wieder einmal stellt sich die Freundschaft als Retter in der Not dar, die Haru auf den rechten Pfad bringt.




Charaktere:


Die Figuren sind noch immer die alten und haben sich eigentlich nicht wirklich geändert. Einzig Rin ist das totale Gegenteil zu dem Rin, den wir aus der ersten Staffel kennen. Er ist nun nicht mehr der bösartige, grimmig aussehende Einzelgänger, sondern scheinbar wieder so, wie er einmal früher als Kind war. Nur habe ich das Gefühl, dass er von allen Figuren am erwachsensten ausschaut und sich dementsprechend verhält. Er ist wie der große Bruder und der Beschützer der anderen Jungs, wacht über sie und hilft ihnen gerne mal aus. Er ist derjenige, der Probleme anspricht, sie diskutiert und Lösungsansätze bringt. Sowohl für Haruka als auch für Sousuke ist er derjenige, der sie aus ihren Tiefphasen wieder befreit. Eindeutig ist Rin für mich in dieser Staffel mein Favorit unter den Figuren. Auch Makoto hat es mir diesmal besonders angetan. Er ist natürlich nach wie vor der freundliche und fürsorgliche Kerl, den ich auch in der ersten Staffel ins Herz geschlossen habe. Aber besonders seine Art und Weise, wie er zu seinem Lebenstraum kommt, fand ich bezaubernd. Denn er schafft es schlussendlich einem anderen Kind seine Angst vor dem Schwimmen zu nehmen. Er hatte es selbst als Kind nicht leicht, nachdem er dieses traumatische Erlebnis hatte und deswegen ebenfalls Angst vor dem Wasser entwickelte. Doch er hat daraus gelernt und überträgt somit sein Wissen auf das Kind. Außerdem passte es einfach so gut, dass er später Schwimmlehrer wird. Der sorglose Nagisa bekommt in der zweiten Staffel auf einmal doch Probleme, weil er einfach keine guten Noten nach Hause bringt und seine Eltern extrem streng darauf reagieren. Er flüchtet von Zuhause und rennt zu seinen Freunden, doch er sagt nichts. Die Seite von Nagisa kannte ich zuvor nicht und es ist toll, wie er dann doch wieder zu seinem sonnigen, selbstbewussten Gemüt findet. Nicht vergessen darf man die Hauptfigur Haruka, der noch immer der sehr ruhige, emotionslose Typ ist, den keiner außer Makoto wirklich durchschauen kann. Doch auch er ist plötzlich mit Problemen konfrontiert, die sein bisher ruhiges Leben total auf den Kopf stellen. Die Art und Weise, wie er dann plötzlich am Tiefpunkt ankommt, ist wirklich sehr gut gemacht worden. Auch dass Haruka auf einmal richtig sauer wird und rumschreit, kennt man nicht von ihm. Er macht schon eine recht erstaunliche Charakterentwicklung während des Anime mit. Zwar ist er nach wie vor derselbe, aber er hat sich hinsichtlich seiner Einstellung zum Schwimmen fundamental geändert. Sousuke als der neue Gegenspieler von Haruka sieht für mich eher wie ein Abbild des alten, mürrischen Rin aus. Abgesehen davon scheint er extrem eifersüchtig auf die anderen Jungs zu sein, die Rin eine Menge bedeuten. Ich fand sein Verhalten nicht wirklich toll, wobei ich diesen abweisenden Einzelgänger doch irgendwie anziehend fand.




Optik und Musik:

Wie immer zeichnet sich der Anime durch ein wunderschönes Charaktersetting und tolle Animationen aus. Die Figuren sehen wie immer sehr heiß, gut gebaut und hübsch aus und die Wettkämpfe hatten wie immer Pepp und viel Dynamik drin, so wie es sich gehört.

Musikalisch muss ich sagen, fand ich die Openings und Endings aus der ersten Staffel doch einen Tick besser, was aber nicht bedeutet, dass ich sie schlecht fand. Sie waren beide gut und konnten sich hören lassen. Die Synchronsprecher haben wie immer gute Arbeit geleistet.


Unterhaltungswert:

Der Anime konnte mich ohne Zweifel von der ersten Episode an fesseln und hat für ordentlich Unterhaltung gesorgt. Ich war eigentlich bei keiner Episode wirklich gelangweilt und konnte den Alltag der Figuren in vollen Zügen genießen. Nicht immer konnte mich das Drama der Figuren wirklich überzeugen, einige Dinge haben geklappt, andere Dinge waren dann wieder weniger emotional. Besonders emotional hatte ich aber den Tiefpunkt von Haruka und auch das Ende in Erinnerung. Auf jeden Fall schaffte es der Anime mich immer bei Laune zu halten und mich immer ins Schwärmen zu bringen. Nicht selten saß ich grinsend vor meinem Laptop, weil gerade eine recht zweideutige Szene vor kam oder die Figuren irgendeinen Mist verzapft hatten. Comedy wurde also auch mehr oder weniger geliefert, war aber jetzt nicht immer im Vordergrund. Man hat bei dem Anime doch ein schönes Slice-of-Life-Feeling bekommen und es wurde auch für Abwechslung gesorgt (Drama & Comedy).




Fazit:

Wer die erste Staffel von Free bereits mochte, sollte unbedingt in die zweite Staffel reinschauen. Euch erwarten wie immer Drama, Comedy, Slice-of-Life, viel Schwimmerei, ordentlich Fanservice und schöne schöne Optik. Ich muss gestehen, dass mir die zweite Staffel doch etwas mehr gefallen hat, weil etwas mehr Charakterentwicklung und mehr Realitätsnähe vorhanden war. 


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