Sonntag, 19. April 2015

Review: Parasyte – The Maxim


Das Mysterium "Parasit" gelüftet?

Inhalt:
Der 17-jährige Izumi Shinichi lebt mit seinem Vater und seiner Mutter in einer ruhigen Nachbarschaft in Tokyo. Eines Nacht, betreten wurmähnliche Aliens die Erde, übernehmen die Köpfe der menschlichen Wirte inde sie in deren Nasen und Ohre eindringen. Ein Parasit versucht in das Ohr von Shinichi zu gehen, während dieser schläft, aber er scheitet, weil Shinichi Kopfhörer trägt. Stattdessen nimmt er von dessen rechten Arm Besitz und wird fortan Migi genannt. Weil Shinichi in der Lage war, ihn daran zu hindern, sein Gehirn zu übernehmen, müssen sie beide den gleichen Körper teilen. Als das Duo weitere Parasiten begegnen, erkennen sie ihre eigene seltsame Situation und entwickeln ein starkes Band zueinander, wodurch sie gemeinsam versuchen zu überleben. (Quelle: myanimelist)


Meine Meinung zur Story und den Figuren:

Ich war von Anfang an überzeugt davon, dass dieser Anime gut sein wird und im Endeffekt muss ich sagen, dass ich nach wie vor der Ansicht bin, aber das Werk selbst nicht als perfekt oder Meisterwerk ansehe, weil es trotz großer Stärken, doch einige Mängel vorzeigt, auf die ich im Laufe des Review eingehen werde. Zunächst einmal zu den guten Aspekten. Ich mag ja generell Werke aus dem Genre Sci-Fiction und ich habe das Gefühl, dass es im Animesegment nicht so viele, gute Vertreter gibt, weswegen ich mir den Anime einfach mal reinziehen musste. Zunächst sicherlich keine originelle Idee, dass Aliens die Erde übernehmen wollen und dafür einfach die Körper der Menschen kontrollieren. Auch ist es sicherlich nicht neu, dass sie dabei die Menschen auch als Nahrung ansehen und daher abschlachten. Das wird im Anime immer wieder gezeigt und das auch schonungslos. Vor allem Anfangs wird keine Zensur verwendet, später jedoch schon, was ich nicht wirklich schlimm fand. Immer wieder tauchen recht explizite Gewaltszenen auf, die einem wirklich durch den Magen gehen und sicherlich nichts für schwache Nerven sind. Also wenn ihr Blut, Gewalt, Splatter und Gore nicht leiden könnt, dann tut euch den Anime auch nicht an. Natürlich hat der Anime aber mehr als nur schonungslose Gewalt zu bieten, im Gegensatz zu vielen anderen Horrorfilmen da draußen.

Zunächst einmal leitet uns die Geschichte in den Alltag des jungen Protagonisten Shinichi ein, der recht schüchtern und nerdig aussieht mit seiner Brille, sowie der ersten Konfrontation mit einem Parasiten, der jedoch wie gesagt nur dessen Arm einnehmen kann. Bereits in der ersten Episode gibt es jede Menge Blut und Fleisch zu sehen, aber auch viele lustige Momente zwischen Shinichi und Migi, seinem Parasitenfreund. Zunächst sieht es so aus, als wäre Migi wirklich ein Wesen von einem anderen Planet, der keinerlei Emotionen kennt, aber sehr wissbegierig ist und natürlich jede Menge Informationen aus Büchern und dem Internet abzapft. Jedenfalls kann Migi nicht ohne Shinichi überleben, denn ohne ihre menschlichen Wirte, können die Parasiten nichts ausrichten, wie ihr Name eben schon vermuten lässt. Und Shinichi ist auch nicht gerade angetan von der Vorstellung keine rechte Hand mehr zu haben, weswegen beide also versuchen friedlich zusammen zu leben. 

Schnell entwickelt sich auf der zwanghaften Symbiose aber mehr, nämlich eine enge Freundschaft. Zwar verteidigt Migi seinen menschlichen Wirt, aber eigentlich nur aus dem Grund, weil er sich selbst schützen will. Doch es kommt immer wieder zu gefährlichen Situationen, in denen sich heraus stellt, dass Migi nicht nur seinem Überlebensinstinkt folgt, sondern ernsthaft Shinichi verteidigt. Es ist schon eine seltsame Beziehung zwischen dem Mensch und dem Parasiten, die einen immer wieder fasziniert und zum schmunzeln bringt. Ihr müsst euch vorstellen wie witzig es ist einen recht emotionalen Menschen zu haben, der schnell aus der Fassung gerät und dem gegenüber ein so niedlich aussehendes Wesen wie Migi, das aber echt gefährlich sein kann, überaus vernünftig rational wirkt und dann auch absolut keine Gefühle und Gestik zeigt. Daraus können nur aberwitzige Interaktionen und viele Lacher folgen, die die recht ernste und düstere Atmosphäre des Anime auflockern.


Jedenfalls merkt man später, dass die beiden einfach aneinander brauchen und gerade durch ihr besonderes Zusammenspiel ihre eigentlich körperlich überlegenen Feinde besiegen können. Das bringt mich also zum nächsten Pluspunkt des Anime, nämlich der Kämpfe, Action und Spannung. Ich muss sagen, obwohl sicherlich nicht ein Gemetzel nach dem anderen folgt, wenn auch nur in wenigen Episoden, ist die Spannung richtig gut in Szene gesetzt. Dabei sind es gerade die Szenen gewesen, in denen Shinichi und Migi nicht wirklich in Aktion waren, sondern der Nervenkitzel resultierte daraus, dass man wusste, dass beide in einer brenzligen Situation sich befinden. Und beide sich einen Kopf machen, vor allem Migi, wie sie sich wieder heraus winden können. Durch diese stete Gefahr, verletzt oder gar getötet zu werden und der Tatsache, dass Shinichi eben doch nur ein Mensch mit einem Parasit ist, hat das alles echt spannunsgeladen gemacht. Dabei ist es nicht so wie in anderen Shonen, dass der Held überaus große Fähigkeiten besitzt und ihm keine Verletzung etwas anhaben kann. 

Hier werden die Kämpfe noch in einem Rahmen realistisch gestaltet, es wird nicht einfach in den Kampf gestürzt, sondern taktisch und klug überlegt, welche Schwächen der Feind hat, was man als nächstes tut und was passieren wird etc. Und gerade in der Tatsache, dass versucht wurde die Theorie auf die Probe zu stellen, wurde die Spannung erst geboren. Und hier zeigt sich eben das Zwischenspiel von Migi und Shinichi. Während Migi der aktivere Teil ist, der den Parasit fernhält und ablenkt, ist es Shinichi, der aus einem Überraschungsmanöver den letzten Schlag erteilt. Das klappte immer wieder und egal wie oft, es war immer sehr cool gemacht. Im weiteren Verlauf verändert sich aber Shinichi körperlich wie auch seelisch, worauf ich später genauer eingehen werden, wodurch er nicht mehr absolut abhängig von Migi war, da er übermenschliche Kräfte erworben hatte. Er war generell stärker, konnte schneller laufen und seine Sinne waren geschärfter, wodurch er nicht mehr wirklich als Mensch gelten kann. Dadurch kam es zu etwas anderen Kämpfen, in denen Shinichi irgendwie die Oberhand hatte, was dennoch spannend dargestellt wurde.


Zur Handlung an sich ist zu sagen, dass eigentlich bis zur 5ten Episode die Geschichte nicht wirklich ins Rollen kommt, sondern vielmehr der Zuschauer eingeführt wird. Es werden diverse Darstellungen der Parasiten gemacht und Shinichi sieht sich öfter mal den gefährlichen Feinden gegenüber, hat hier aber natürlich noch keine große Chance. Interessant an dieser Stelle sollte sein, wie sich Shinichi über die gesamten 24 Episoden hinweg weiter entwickelt und ich finde dieser Aspekt macht den Anime einzigartig, weil selten mal so viel Augenmerk auf dem Helden und seine Entwicklung liegt. Wie bereits erwähnt ist er anfangs noch ein richtiger Emo, verzweifelt, voller Furcht und Angst, er weiß nicht was er tun soll, fühlt sich verfolgt. Alles verständlich, jeder Mensch würde wahrscheinlich so denken. Er möchte gar nicht erst mit den Parasiten zutun haben, am liebsten die ganze Zeit zuhause bleiben. Doch Migi ist eben voller Wissensdrang und will mehr über sich und seine Rasse kennen lernen, da er ohne jegliche Erinnerung hier her kam. Und das kommt auch dem Zuschauer zu gute, denn wer will schon einen Helden sehen, der sich nur versteckt und nichts tut? 


So werden also die ersten Konflikte aufgebaut und Shinichi weiß absolut nicht, was er tun soll. Doch gut, dass Migi immer die Kontrolle hat und Shinichi gut verteidigt. Man sieht eindeutig, dass Shinichi eher eine passive Rolle einnimmt und stark von Migi abhängig ist, ohne ihn nichts auf die Reihe bekommt. Doch dank Migis Anstoßer und auch dem eigenen Gewissen entscheidet sich Shinichi etwas gegen die Parasiten zu unternehmen. Schließlich befindet er sich in der einzigartigen Position, von den Parasiten zu wissen und selbst einen in sich zu tragen. Anfangs weiß die Öffentlichkeit noch nichts über die Parasiten, so werden die grauenhaften Zerstückelungen der Menschen als „Hackfleisch“-Morde bezeichnet, was schön ekelerregend klingt nicht wahr? Doch Shinichi sieht selbst, dass er eine gewisse Verantwortung mit seinem Wissen und Können trägt und versucht mit Migi den Parasiten auf die Spur zu kommen. Kämpfen möchte er dennoch nicht bzw. überlässt dies lieber Migi. Doch er wandelt sich nicht von heute auf morgen zu einem Superhelden ohne Furcht, die Entwicklung nimmt sich Zeit und das Beste ist, dass sich die Handlung und die Entwicklung des Helden gegenseitig bedingen, so wie es sein sollte.


In der 5ten Episode kommt es zum ersten richtigen Schicksalsschlag nach Migis Übernahme seiner Hand und zum ersten Mal sieht man, dass Migi sich sehr wohl um Shinichi sorgt und alles tut, damit dieser überleben kann. Dieser Schicksalsschlag prägt Shinichi gewaltig und löst in ihm neue Motivationen und Veränderungen. Nachdem der Arc mit seiner Mutter beendet ist, scheint Shinichi ein vollkommen neuer Mensch zu sein. Er sieht viel selbstbewusster aus, scheint weniger Emotionen in sich zu tragen und ist überhaupt voller Rätsel. Kein Wunder, wenn seine Freundin Murano da Zweifel bekommt und sich fragt, was mit ihm los ist. Es scheint, als habe ihn dieser Schicksalsschlag echt körperlich wie innerlich verändert. Und tatsächlich ist er nicht mehr nur ein Mensch, sondern entwickelte ungeahnte Kräfte, was ihn als einen wirklichen Superhelden aussehen lässt. Dadurch, dass er kaum Furcht und Gefühle zeigt, ähnelt er den Parasiten sehr und durch sein neues Erscheinungsbild und seine Kräfte wirkt er richtig bad-ass, was mir sehr gefallen hat. 

Jedoch habe ich natürlich darüber getrauert, dass er einen Teil seiner Menschlichkeit begraben hat und gehofft, dass er wieder zu sich selbst findet. Im Verlaufe der weiteren Story kommen noch weitere Schicksalsschläge wie Veränderungen dazu und Shinichi reflektiert auch mal selbst über sein Verhalten und die Ereignisse. Das sieht man meiner Ansicht nicht so oft in Anime, zumindest nicht in dem Maße. Ein weiterer Grund, denn man erfährt sehr viel von Shinichis Gedanken wie Gefühlen, kann ihn besser verstehen und sein Verhalten nachvollziehen. Mit der Zeit gewinnt er Einsicht darüber und wird wieder zu einem wirklichen Menschen. Doch er verfällt nicht in alte Muster. Durch seine diversen Erfahrungen und Erlebnisse, in denen er an der Schwelle von Leben und Tod war, hat er sich weiter entwickelt, vor allem eben geistig. 

Er ist nicht mehr der schreckhafte Junge, er wurde abgehärtet, trifft eher seine Entscheidungen und zeigt Mut. Die Spitze seiner Entwicklung finde ich in der vorletzten wie letzten Episode des Anime, wo er, obwohl er dem Feind eindeutig unterlegen ist, dennoch seinen Lebenswillen zeigt und sogar altruistisch, um wenigstens etwas zu erreichen. Er wirft sein Leben fort, obwohl er noch flüchten könnte, aber sieht darin seine Bestimmung, setzt alles auf eine Karte und vertraut sich selbst. Außerdem zeigt er, wie Migis rationales Denken sich auf ihn ausgewirkt hat. Denn er denkt sich die ganze Zeit eine eigene Strategie aus und versucht diese so gut wie es geht auszuführen.
Selten habe ich mal eine so tolle Metamorphose und Wandlung eines Protagonisten gesehen und selten habe ich eine Helden so gemocht, wie Shinichi und dafür verdient der Anime meinen größten Respekt!


In dem Zusammenhang fand ich auch die Entwicklung von Migi und ganz besonders die von Tamura Reiko, einem Parasit, der anfangs böse wirkt, sich aber irgendwie doch zum Guten wendet. Zu Migi ist zu sagen, dass er durch die Nähe zu Shinichi auch natürlich mehr mit Menschlichkeit zutun hatte. Obwohl er nach wie vor ein Wesen bleibt, was anders ist als die Menschen und man es nicht vollständig verstehen kann, versucht er Shinichi und auch die Menschen besser kennen zulernen. Schon der Versuch, macht ihn sympathisch. Und am Ende ist er sogar richtig froh darüber, dass er Shinichi nicht vollständig übernommen hat und dankbar dafür, dass die beiden so gute Freunde geworden sind. Auch dieses Drama, wo die innige Freundschaft zwischen Shinichi und Migi ausgedrückt wurde, fand ich herzzereißend. Denn Migi hat sich so für Shinichi eingesetzt und ihn verteidigt und sogar geopfert, was man niemals erwartet hätte. Während Shinichi teilweise emotionsloser wurde, dann die Kurve gekriegt hat, wurde Migi immer menschlicher wenn auch nur etwas.


Zu Tamura Reiko lässt sich sagen, dass sie im Gegensatz zum Großteil der Parasiten eher an der Menschennatur interessiert war und immer herausfinden wollte, wo der Sinn der Existenz der Parasiten liegt. In dem Falle versucht sie durch Shinichi den Menschen näher zu kommen, mehr über die Menschen zu erfahren im Hinblick auf ihre eigene Existenz. Interessant ist hierbei, dass auch sie irgendwie menschliche Züge entwickelt, da sie ein eigenes Kind zur Welt bringt und aufzieht. Sie entwickelt scheinbar mütterliche Gefühle und opfert sich schließlich ebenfalls. Sie ist auch ein Katalysator in der Entwicklung Shinichi und bringt ihm die Parasitennatur näher. Dass sie dann sogar die Fähigkeit hat zu lachen, fand ich einerseits creepy, aber irgendwie auch interessant. Auch wenn sie sicherlich heilige Figur ist und nach wie vor ein Parasit, war sie zusammen mit Migi eine der sympathischen Figuren.


Jedenfalls bietet der Anime neben der tollen Kämpfe, der Charakterentwicklung und ein tolles Drama zumindest empfand ich dies besonders Anfang des Anime, als es zum ersten Schicksalsschlag kam. Ich war wirklich extrem gerührt und hier wurde das Drama auch mal wirklich sinnvoll eingesetzt. Es gibt ja viele Anime in denen es verwendet wird, einfach nur damit es sich vollständig anfühlt und der Anime mehr in Erinnerung bleibt. Aber hier passt Drama einfach perfekt zur Tragödie des Helden, der aufsteigt, abfällt und wieder aufsteigt. So würde ich den Weg von Shinichi beschreiben, denn es gibt wirkliche viele Höhen und Tiefen in dem Anime.

Außerdem interessant und auch zum Großteil gut in Szene gesetzt, fand ich diverse philosophische Ansätze, die im Anime mehr oder weniger gut entfaltet worden sind. Zum einen fragt man sich immer wieder, woher die Parasiten kommen und welche Bestimmung sie haben. Außerdem wird mehr als einmal in Frage gestellt, ob die Parasiten wirklich böse sind oder es nicht vielmehr die Menschen sind. Es gibt wirklich viele Szenen, in denen die Frage gestellt wird und man wird immer wieder zum Nachdenken angeregt. Besonders eindrucksvoll fand ich die Rede einer Figur und man muss sich echt fragen, ob nicht die Menschen die wahren Parasiten auf der Welt sind. Denn würde man alles aus einer nicht menschlichen Perspektive betrachten, so sind es doch die Menschen, die Tiere ausbeuten, die Natur zerstören und dann scheinheilig sagen, sie würden versuchen alles Leben auf der Welt gerecht zu behandeln und zu beschützen. Aber mal ernsthaft, wenn man drüber nachdenkt, bekommt man Zweifel. Schon allein die Wirtschaft lässt es doch nicht zu, dass wir Tiere in Massenhaltung haben und immer mehr müssen die Menschen konsumieren und die Natur darunter leiden. Irgendwann reicht es der Erde und die Menschheit wird zu Ende gehen. 


Das erinnert mich stark an die Menschheitskritik aus „X/1999“ in der es auch darum geht, ob man auf der Seite der Menschen steht oder für die Erneuerung der Welt, die mit der Auslöschung der Menschheit einher geht. Und wenn man das alles so genauer verfolgt, sind die Parasiten doch einfach nur eine normale Rasse, wie alle anderen Tiere wie Parasiten auch. Sind sie dann nicht vielmehr die Kraft, die eingesetzt wurde, um die Balance wieder zu schaffen, indem sie den Menschen Einhalt gebieten? Ist es nicht eher zum Wohle der Natur, dass die Parasiten wirken? Klar für die Menschen sind sie eine Bedrohung, aber sind die Menschen nicht ebenfalls gefährlich? Und was mich weiterhin zum Nachdenken angeregt hatte waren die Aussagen Shinichis, in der vorletzten Episode im finalen Kampf. 

Er ist nämlich zu der Erkenntnis gekommen, dass man selbst als Mensch nicht über die Parasiten urteilen sollte, da sie keine Menschen sind und man menschliche Maßstäbe nicht auf sie verwenden könne. Und wer gibt dem Menschen oder wem anders das Recht zu entscheiden, wer leben darf und wer nicht? Menschen denken sie wären Götter, indem sie andere Lebewesen dominieren, doch wer gibt den Menschen dieses Recht? Nur sie sich selbst, weil sie sich als überlegener fühlen. Ich fand diese Ansicht gut hergeleitet und als Höhepunkt der Entwicklung Shinichis. Wer gut und wer böse ist, das hängt doch immer von der Perspektive ab und das ist etwas, was jeder Mensch in seinem Leben doch bedenken sollte und hier steckt für mich die Weisheit des Anime. Weiterhin musste man sich fragen, wer die wahren Monster sind. Sind es die Parasiten, die Menschen abschlachten, weil sie überleben müssen oder sind es gar die Menschen, die Menschenopfer in Kauf nehmen ohne mit der Wimper zu zucken, damit sie ein paar Parasiten erledigen können? Dies zeigte eindrucksvoll die Kampfszenen in den späteren Folgen, die einen echt verstört hatten und den Glauben an die Menschheit vergessen ließen.


Zu der Handlung selbst hatte ich ja bereits einiges erzählt, wenn auch eher allgemein gehalten, weil ich euch natürlich nicht spoilern will. So viel sei gesagt, es geht eigentlich meist um das Einzelschicksal von Shinichi und dessen Entwicklung wie auch Interaktion mit seinen Mitmenschen und vor allem den Parasiten. Anfangs werden meist nur Einzelkämpfe aneinander gereiht, die schon für ordentlich Spannung sorgen. Daneben gibt es eine Menge guter Twists, die an den richtigen Stellen eingesetzt wurden, wodurch die Spannung natürlich noch mal angehoben wird. Ich mochte ja besonders diese Episoden, in denen Shinichi und Migi allein auf sich gestellt waren. Doch im Laufe der Handlung bekommt die Öffentlichkeit Wind davon und sogar die Polizei und das Militär gehen gegen die Monster vor, was sehr actionreich war. Ich persönlich fand die Episoden weniger stark, weil einerseits es meist nur einfach Abschlachterei der Menschen waren, die im Endeffekt doch nichts gegen einen bestimmten Parasiten anrichten konnten. Shinichi dagegen wirkte da sehr passiv, wie der stille Beobachter. 

Vielleicht sollte dadurch eben die Furcht vor dem Parasiten geschürt werden und diese Angst übertrug sich auch auf Shinichi. Hier sieht man wieder, dass er zu seinem wahren Ich zurück kommt, indem er sich wieder wie ein normaler Mensch fühlt, der Angst vor Parasiten hat, auch wenn er stärker als die anderen Menschen ist. Aber wenn selbst schwer bewaffnete Männer nichts tun können, wie sollte er als kleiner Mensch was erreichen? Das führt uns zu den letzten Episoden der Geschichte, wo es zum großen Showdown kommt Shinichi versus der Oberparasit. Anfangs sah es so aus, als würde er eine Chance haben, aber nach einem Zwischenfall fällt Shinichi in ein Dilemma aus dem er aber aus eigener Kraft wieder raus kommt, neuen Mut schöpft und den Kampf beenden will. Ein ziemlich heroischer Akt. Und hier kommt es zum letzten Battle, der meiner Ansicht nach einige Widersprüche enthält. Sowieso fand ich die letzten zwei Episoden nur mäßig gut.

Zum einen fand ich es total widersprüchlich, wie Shinichi erst die große Rede schwingt, darüber, dass man nicht über das Schicksal anderer entscheidet, aber genau das Gegenteil dann doch bewirkt. Und zum anderen in der letzten Episode fand ich es sinnvoll wie eine Schlüsselfigur eingesetzt wird, die am Ende doch nicht wirklich wichtig war, nur um die philosophische Reflexion von Shinichi zu beweisen? Ich fand es zwar cool, weil es unvorhersehbar war und ich auch für einen Moment echt Herzstillstand hatte, aber die Auflösung war dann doch eher nur mittelmäßig. Einerseits kann man dem zu Gute halten, dass mit dem Monolog Shinichis alles rund gemacht wird, andererseits naja war es doch komisch. Denn Shinichi erkennt, dass man andere Wesen nie vollständig verstehen kann. Und es liegt da schon Wahrheit drin, aber er hat es versucht und andere haben es ebenfalls. Und dadurch, dass man andere nicht ganz versteht, erhält man vielleicht auch nicht das Recht, über sie zu urteilen oder was meint ihr?



Nun aber genug der Lobpreisung, kommen wir nun zu den kritischen Aspekten des Anime, die es auch gab.
Zum einen wie ich angesprochen hatte der Endkampf an sich. Der war relativ spektakulär gemacht, aber wie dann der Gegner besiegt wurde, wirkte vielleicht doch etwas widersprüchlich? Nach dem Motto: „Der Müll der Menschheit wird immer siegen!“ Schon leicht lächerlich fand ich. Und eben die Tatsache, dass die Worte und Einsicht Shinichis mit seinen Taten im Widerspruch. Man könnte es rechtfertigen, dass die menschliche Natur halt so ist und er gefangen war zwischen der Angst vor den Parasiten, aber auch dem Verständnis für diese. Was mich ebenfalls nervte waren einige Nebenfiguren angefangen bei den Schulkameradinnen, die alle was von Shinichi wollten, warum auch immer. Murano, Shinichis Freundin, wirkte oft nur als Lückenfüller und diente nur dazu immer zu fragen, ob er denn wirklich Shinichi wäre und um Konfliktpotenzial zu bringen. Richtig umgehauen hat es mich aber nicht. Das hatte echt genervt, wie sie ihn ständig hinterfragte und auch die Nebenfiguren haben sich teilweise echt daneben benommen. Sie waren allesamt recht schwach gezeichnet, dafür waren die Hauptfiguren umso besser. Ausgleichende Gerechtigkeit?

Sinnlos fand ich ebenfalls die Methode um einen Parasiten zu enttarnen, indem man ein Haar von ihm rausreißt. Okay gut, wenn sich heraus stellt, dass er ein Parasit ist, was kann man dann machen? Indem man ihn enttarnt gibt man ihm erst recht die Grundlage, einen in Hackfleisch zu zerkleinern oder? Das Wissen allein hilft einem in der Situation auch nicht weiter. Weniger gut fand ich auch der eher vorhersehbare Teil mit Kana. Ehrlich gesagt habe ich auch nicht verstanden, weswegen man sie eingebaut hatte. Sie hatte besondere Fähigkeiten, konnte Menschen von Parasiten unterscheiden, aber hat das was gebracht? Und wurde erklärt warum? Nicht wirklich. Ein wirklich großer Plothole meiner Ansicht war dann, dass man absolut nichts von den Parasiten wusste. Es wird nur am Ende angedeutet, dass einige versuchen sich anzupassen, keine Menschen mehr essen, andere weiterhin abschlachten. Aber warum die auf die Erde kamen und welchen Sinn sie hatten, das darf sich der Zuschauer selbst zusammen reimen. Ein möglicher Ansatz wäre dann wohl, dass sie Gleichgewicht schaffen sollen, indem sie Menschen fressen. Ich hätte mir einfach gewünscht, dass man mehr über sie verrät, aber vielleicht sollte das Mysterium einfach bleiben, zum selbst nachdenken.


Optik und Musik:

Optisch muss ich sagen, hat sich Parasyte eindeutig vom Einheitsbrei unterschieden, indem zum einen die Figuren sehr realistisch gezeichnet wurden, ihre Mimik wie Gestik ausdrucksstark in Szene gebracht wurden und alles recht düster und in blasseren Farbkonstellationen gehalten wurde. Dadurch wurde gut Atmosphäre geschaffen und die Serie wurde noch einmal realistischer dargestellt. Vergleicht man den Zeichenstil mit den aktuellen anderen Season-Vertretern merkt man schon, dass Parasyte mehr an der Realität bleibt. Es werden uns schonungslos Gewalt, Blut und Leichen gezeigt, manchmal wird es zensiert, aber es bleibt eben doch eher Kost für das ältere Publikum. Und die Designs der Parasiten ist echt gelungen, richtig eklig und angsteinflößend, wie aus einem ganz schlimmen Albtraum. Auch die Animationen waren echt gut gemacht und verliehen den Kämpfen noch mehr Dynamik und Spannung. Außerdem trugen die Animationen dazu bei, dass es einem echt übel aufstoß, wenn die Parasiten die Menschen zerhackstückelten.

Musikalisch fand ich, dass ich ausnahmsweise die Hintergrundmusik echt gut wahrgenommen habe, weil sie einfach auffällt. Es sind wiederkehrende Melodien, die in bestimmten Szenen eingesetzt werden und mein Gott sie jagen einem Angst ein und erhöhen echt die Spannung! Sobald man sie hört, weiß man worum es geht und was kommen wird und glaubt mir, die Musik kriegt man nicht mehr aus dem Kopf. Das Opening und auch das Ending wussten echt zu überzeugen, besonders ersteres hat mir unglaublich gut gefallen und passte perfekt zu dem Sci-Fi-Genre. Die Synchronsprecher waren super und ich muss besonders die Leistung der Synchronsprecher von Shinichi und Migi betonen. Ich hatte den Synchronsprecher von Shinichi nur als Haruka aus „Free!“ in Erinnerung und hier zeigte er mal, was er auf den Kasten hatte. So viel Emotionalität. Dagegen hat die Synchronsprecherin bei Migi sich echt super Mühe gegeben und Migi einfach dieses Emotionslose und Roboterhafte gegeben. Dadurch mochte ich Migi umso mehr und weil er einfach so süß klang.


Fazit:

Am Ende bleibt zu sagen, dass ich Parasyte einfach durchweg genossen habe. Besonders die Figuren, die Charakterentwicklung, die Action wie auch Spannung, das gute Drama, die Plottwists, die philosophischen Ansätze, all das wird mir in Erinnerung bleiben, wenn ich an Parasyte zurück denken werde. Untermalt mit stimmungsvoller Musik und tollen Animationen ist Parasyte für mich einer der besten Anime in letzter Zeit gewesen, neben Death Parade, trotz einiger Mängel, die man schon verzeiht.

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