Das Mysterium "Parasit" gelüftet?
Inhalt:
Der
17-jährige Izumi Shinichi lebt mit seinem Vater und seiner Mutter in
einer ruhigen Nachbarschaft in Tokyo. Eines Nacht, betreten
wurmähnliche Aliens die Erde, übernehmen die Köpfe der
menschlichen Wirte inde sie in deren Nasen und Ohre eindringen. Ein
Parasit versucht in das Ohr von Shinichi zu gehen, während dieser
schläft, aber er scheitet, weil Shinichi Kopfhörer trägt.
Stattdessen nimmt er von dessen rechten Arm Besitz und wird fortan
Migi genannt. Weil Shinichi in der Lage war, ihn daran zu hindern,
sein Gehirn zu übernehmen, müssen sie beide den gleichen Körper
teilen. Als das Duo weitere Parasiten begegnen, erkennen sie ihre
eigene seltsame Situation und entwickeln ein starkes Band zueinander,
wodurch sie gemeinsam versuchen zu überleben. (Quelle: myanimelist)
Meine
Meinung zur Story und den Figuren:
Ich
war von Anfang an überzeugt davon, dass dieser Anime gut sein wird
und im Endeffekt muss ich sagen, dass ich nach wie vor der Ansicht
bin, aber das Werk selbst nicht als perfekt oder Meisterwerk ansehe,
weil es trotz großer Stärken, doch einige Mängel vorzeigt, auf die
ich im Laufe des Review eingehen werde. Zunächst einmal zu den guten
Aspekten. Ich mag ja generell Werke aus dem Genre Sci-Fiction und ich
habe das Gefühl, dass es im Animesegment nicht so viele, gute
Vertreter gibt, weswegen ich mir den Anime einfach mal reinziehen
musste. Zunächst sicherlich keine originelle Idee, dass Aliens die
Erde übernehmen wollen und dafür einfach die Körper der Menschen
kontrollieren. Auch ist es sicherlich nicht neu, dass sie dabei die
Menschen auch als Nahrung ansehen und daher abschlachten. Das wird im
Anime immer wieder gezeigt und das auch schonungslos. Vor allem
Anfangs wird keine Zensur verwendet, später jedoch schon, was ich
nicht wirklich schlimm fand. Immer wieder tauchen recht explizite
Gewaltszenen auf, die einem wirklich durch den Magen gehen und
sicherlich nichts für schwache Nerven sind. Also wenn ihr Blut,
Gewalt, Splatter und Gore nicht leiden könnt, dann tut euch den
Anime auch nicht an. Natürlich hat der Anime aber mehr als nur
schonungslose Gewalt zu bieten, im Gegensatz zu vielen anderen
Horrorfilmen da draußen.
Zunächst
einmal leitet uns die Geschichte in den Alltag des jungen
Protagonisten Shinichi ein, der recht schüchtern und nerdig aussieht
mit seiner Brille, sowie der ersten Konfrontation mit einem
Parasiten, der jedoch wie gesagt nur dessen Arm einnehmen kann.
Bereits in der ersten Episode gibt es jede Menge Blut und Fleisch zu
sehen, aber auch viele lustige Momente zwischen Shinichi und Migi,
seinem Parasitenfreund. Zunächst sieht es so aus, als wäre Migi
wirklich ein Wesen von einem anderen Planet, der keinerlei Emotionen
kennt, aber sehr wissbegierig ist und natürlich jede Menge
Informationen aus Büchern und dem Internet abzapft. Jedenfalls kann
Migi nicht ohne Shinichi überleben, denn ohne ihre menschlichen
Wirte, können die Parasiten nichts ausrichten, wie ihr Name eben
schon vermuten lässt. Und Shinichi ist auch nicht gerade angetan von
der Vorstellung keine rechte Hand mehr zu haben, weswegen beide also
versuchen friedlich zusammen zu leben.
Schnell entwickelt sich auf
der zwanghaften Symbiose aber mehr, nämlich eine enge Freundschaft.
Zwar verteidigt Migi seinen menschlichen Wirt, aber eigentlich nur
aus dem Grund, weil er sich selbst schützen will. Doch es kommt
immer wieder zu gefährlichen Situationen, in denen sich heraus
stellt, dass Migi nicht nur seinem Überlebensinstinkt folgt, sondern
ernsthaft Shinichi verteidigt. Es ist schon eine seltsame Beziehung
zwischen dem Mensch und dem Parasiten, die einen immer wieder
fasziniert und zum schmunzeln bringt. Ihr müsst euch vorstellen wie
witzig es ist einen recht emotionalen Menschen zu haben, der schnell
aus der Fassung gerät und dem gegenüber ein so niedlich aussehendes
Wesen wie Migi, das aber echt gefährlich sein kann, überaus
vernünftig rational wirkt und dann auch absolut keine Gefühle und
Gestik zeigt. Daraus können nur aberwitzige Interaktionen und viele
Lacher folgen, die die recht ernste und düstere Atmosphäre des
Anime auflockern.
Jedenfalls
merkt man später, dass die beiden einfach aneinander brauchen und
gerade durch ihr besonderes Zusammenspiel ihre eigentlich körperlich
überlegenen Feinde besiegen können. Das bringt mich also zum
nächsten Pluspunkt des Anime, nämlich der Kämpfe, Action und
Spannung. Ich muss sagen, obwohl sicherlich nicht ein Gemetzel nach
dem anderen folgt, wenn auch nur in wenigen Episoden, ist die
Spannung richtig gut in Szene gesetzt. Dabei sind es gerade die
Szenen gewesen, in denen Shinichi und Migi nicht wirklich in Aktion
waren, sondern der Nervenkitzel resultierte daraus, dass man wusste,
dass beide in einer brenzligen Situation sich befinden. Und beide
sich einen Kopf machen, vor allem Migi, wie sie sich wieder heraus
winden können. Durch diese stete Gefahr, verletzt oder gar getötet
zu werden und der Tatsache, dass Shinichi eben doch nur ein Mensch
mit einem Parasit ist, hat das alles echt spannunsgeladen gemacht.
Dabei ist es nicht so wie in anderen Shonen, dass der Held überaus
große Fähigkeiten besitzt und ihm keine Verletzung etwas anhaben
kann.
Hier werden die Kämpfe noch in einem Rahmen realistisch
gestaltet, es wird nicht einfach in den Kampf gestürzt, sondern
taktisch und klug überlegt, welche Schwächen der Feind hat, was man
als nächstes tut und was passieren wird etc. Und gerade in der
Tatsache, dass versucht wurde die Theorie auf die Probe zu stellen,
wurde die Spannung erst geboren. Und hier zeigt sich eben das
Zwischenspiel von Migi und Shinichi. Während Migi der aktivere Teil
ist, der den Parasit fernhält und ablenkt, ist es Shinichi, der aus
einem Überraschungsmanöver den letzten Schlag erteilt. Das klappte
immer wieder und egal wie oft, es war immer sehr cool gemacht. Im
weiteren Verlauf verändert sich aber Shinichi körperlich wie auch
seelisch, worauf ich später genauer eingehen werden, wodurch er
nicht mehr absolut abhängig von Migi war, da er übermenschliche
Kräfte erworben hatte. Er war generell stärker, konnte schneller
laufen und seine Sinne waren geschärfter, wodurch er nicht mehr
wirklich als Mensch gelten kann. Dadurch kam es zu etwas anderen
Kämpfen, in denen Shinichi irgendwie die Oberhand hatte, was dennoch
spannend dargestellt wurde.
Zur
Handlung an sich ist zu sagen, dass eigentlich bis zur 5ten Episode
die Geschichte nicht wirklich ins Rollen kommt, sondern vielmehr der
Zuschauer eingeführt wird. Es werden diverse Darstellungen der
Parasiten gemacht und Shinichi sieht sich öfter mal den gefährlichen
Feinden gegenüber, hat hier aber natürlich noch keine große
Chance. Interessant an dieser Stelle sollte sein, wie sich Shinichi
über die gesamten 24 Episoden hinweg weiter entwickelt und ich finde
dieser Aspekt macht den Anime einzigartig, weil selten mal so viel
Augenmerk auf dem Helden und seine Entwicklung liegt. Wie bereits
erwähnt ist er anfangs noch ein richtiger Emo, verzweifelt, voller
Furcht und Angst, er weiß nicht was er tun soll, fühlt sich
verfolgt. Alles verständlich, jeder Mensch würde wahrscheinlich so
denken. Er möchte gar nicht erst mit den Parasiten zutun haben, am
liebsten die ganze Zeit zuhause bleiben. Doch Migi ist eben voller
Wissensdrang und will mehr über sich und seine Rasse kennen lernen,
da er ohne jegliche Erinnerung hier her kam. Und das kommt auch dem
Zuschauer zu gute, denn wer will schon einen Helden sehen, der sich
nur versteckt und nichts tut?
So werden also die ersten Konflikte
aufgebaut und Shinichi weiß absolut nicht, was er tun soll. Doch
gut, dass Migi immer die Kontrolle hat und Shinichi gut verteidigt.
Man sieht eindeutig, dass Shinichi eher eine passive Rolle einnimmt
und stark von Migi abhängig ist, ohne ihn nichts auf die Reihe
bekommt. Doch dank Migis Anstoßer und auch dem eigenen Gewissen
entscheidet sich Shinichi etwas gegen die Parasiten zu unternehmen.
Schließlich befindet er sich in der einzigartigen Position, von den
Parasiten zu wissen und selbst einen in sich zu tragen. Anfangs weiß
die Öffentlichkeit noch nichts über die Parasiten, so werden die
grauenhaften Zerstückelungen der Menschen als „Hackfleisch“-Morde
bezeichnet, was schön ekelerregend klingt nicht wahr? Doch Shinichi
sieht selbst, dass er eine gewisse Verantwortung mit seinem Wissen
und Können trägt und versucht mit Migi den Parasiten auf die Spur
zu kommen. Kämpfen möchte er dennoch nicht bzw. überlässt dies
lieber Migi. Doch er wandelt sich nicht von heute auf morgen zu einem
Superhelden ohne Furcht, die Entwicklung nimmt sich Zeit und das
Beste ist, dass sich die Handlung und die Entwicklung des Helden
gegenseitig bedingen, so wie es sein sollte.
In
der 5ten Episode kommt es zum ersten richtigen Schicksalsschlag nach
Migis Übernahme seiner Hand und zum ersten Mal sieht man, dass Migi
sich sehr wohl um Shinichi sorgt und alles tut, damit dieser
überleben kann. Dieser Schicksalsschlag prägt Shinichi gewaltig und
löst in ihm neue Motivationen und Veränderungen. Nachdem der Arc
mit seiner Mutter beendet ist, scheint Shinichi ein vollkommen neuer
Mensch zu sein. Er sieht viel selbstbewusster aus, scheint weniger
Emotionen in sich zu tragen und ist überhaupt voller Rätsel. Kein
Wunder, wenn seine Freundin Murano da Zweifel bekommt und sich fragt,
was mit ihm los ist. Es scheint, als habe ihn dieser Schicksalsschlag
echt körperlich wie innerlich verändert. Und tatsächlich ist er
nicht mehr nur ein Mensch, sondern entwickelte ungeahnte Kräfte,
was ihn als einen wirklichen Superhelden aussehen lässt. Dadurch,
dass er kaum Furcht und Gefühle zeigt, ähnelt er den Parasiten sehr
und durch sein neues Erscheinungsbild und seine Kräfte wirkt er
richtig bad-ass, was mir sehr gefallen hat.
Jedoch habe ich natürlich
darüber getrauert, dass er einen Teil seiner Menschlichkeit begraben
hat und gehofft, dass er wieder zu sich selbst findet. Im Verlaufe
der weiteren Story kommen noch weitere Schicksalsschläge wie
Veränderungen dazu und Shinichi reflektiert auch mal selbst über
sein Verhalten und die Ereignisse. Das sieht man meiner Ansicht nicht
so oft in Anime, zumindest nicht in dem Maße. Ein weiterer Grund,
denn man erfährt sehr viel von Shinichis Gedanken wie Gefühlen,
kann ihn besser verstehen und sein Verhalten nachvollziehen. Mit der
Zeit gewinnt er Einsicht darüber und wird wieder zu einem wirklichen
Menschen. Doch er verfällt nicht in alte Muster. Durch seine
diversen Erfahrungen und Erlebnisse, in denen er an der Schwelle von
Leben und Tod war, hat er sich weiter entwickelt, vor allem eben
geistig.
Er ist nicht mehr der schreckhafte Junge, er wurde
abgehärtet, trifft eher seine Entscheidungen und zeigt Mut. Die
Spitze seiner Entwicklung finde ich in der vorletzten wie letzten
Episode des Anime, wo er, obwohl er dem Feind eindeutig unterlegen
ist, dennoch seinen Lebenswillen zeigt und sogar altruistisch, um
wenigstens etwas zu erreichen. Er wirft sein Leben fort, obwohl er
noch flüchten könnte, aber sieht darin seine Bestimmung, setzt
alles auf eine Karte und vertraut sich selbst. Außerdem zeigt er,
wie Migis rationales Denken sich auf ihn ausgewirkt hat. Denn er
denkt sich die ganze Zeit eine eigene Strategie aus und versucht
diese so gut wie es geht auszuführen.
Selten
habe ich mal eine so tolle Metamorphose und Wandlung eines
Protagonisten gesehen und selten habe ich eine Helden so gemocht, wie
Shinichi und dafür verdient der Anime meinen größten Respekt!
In
dem Zusammenhang fand ich auch die Entwicklung von Migi und ganz
besonders die von Tamura Reiko, einem Parasit, der anfangs böse
wirkt, sich aber irgendwie doch zum Guten wendet. Zu Migi ist zu
sagen, dass er durch die Nähe zu Shinichi auch natürlich mehr mit
Menschlichkeit zutun hatte. Obwohl er nach wie vor ein Wesen bleibt,
was anders ist als die Menschen und man es nicht vollständig
verstehen kann, versucht er Shinichi und auch die Menschen besser
kennen zulernen. Schon der Versuch, macht ihn sympathisch. Und am
Ende ist er sogar richtig froh darüber, dass er Shinichi nicht
vollständig übernommen hat und dankbar dafür, dass die beiden so
gute Freunde geworden sind. Auch dieses Drama, wo die innige
Freundschaft zwischen Shinichi und Migi ausgedrückt wurde, fand ich
herzzereißend. Denn Migi hat sich so für Shinichi eingesetzt und
ihn verteidigt und sogar geopfert, was man niemals erwartet hätte.
Während Shinichi teilweise emotionsloser wurde, dann die Kurve
gekriegt hat, wurde Migi immer menschlicher wenn auch nur etwas.
Zu
Tamura Reiko lässt sich sagen, dass sie im Gegensatz zum Großteil
der Parasiten eher an der Menschennatur interessiert war und immer
herausfinden wollte, wo der Sinn der Existenz der Parasiten liegt. In
dem Falle versucht sie durch Shinichi den Menschen näher zu kommen,
mehr über die Menschen zu erfahren im Hinblick auf ihre eigene
Existenz. Interessant ist hierbei, dass auch sie irgendwie
menschliche Züge entwickelt, da sie ein eigenes Kind zur Welt bringt
und aufzieht. Sie entwickelt scheinbar mütterliche Gefühle und
opfert sich schließlich ebenfalls. Sie ist auch ein Katalysator in
der Entwicklung Shinichi und bringt ihm die Parasitennatur näher.
Dass sie dann sogar die Fähigkeit hat zu lachen, fand ich einerseits
creepy, aber irgendwie auch interessant. Auch wenn sie sicherlich
heilige Figur ist und nach wie vor ein Parasit, war sie zusammen mit
Migi eine der sympathischen Figuren.
Jedenfalls
bietet der Anime neben der tollen Kämpfe, der Charakterentwicklung
und ein tolles Drama zumindest empfand ich dies besonders Anfang des
Anime, als es zum ersten Schicksalsschlag kam. Ich war wirklich
extrem gerührt und hier wurde das Drama auch mal wirklich sinnvoll
eingesetzt. Es gibt ja viele Anime in denen es verwendet wird,
einfach nur damit es sich vollständig anfühlt und der Anime mehr in
Erinnerung bleibt. Aber hier passt Drama einfach perfekt zur Tragödie
des Helden, der aufsteigt, abfällt und wieder aufsteigt. So würde
ich den Weg von Shinichi beschreiben, denn es gibt wirkliche viele
Höhen und Tiefen in dem Anime.
Außerdem
interessant und auch zum Großteil gut in Szene gesetzt, fand ich
diverse philosophische Ansätze, die im Anime mehr oder weniger gut
entfaltet worden sind. Zum einen fragt man sich immer wieder, woher
die Parasiten kommen und welche Bestimmung sie haben. Außerdem wird
mehr als einmal in Frage gestellt, ob die Parasiten wirklich böse
sind oder es nicht vielmehr die Menschen sind. Es gibt wirklich viele
Szenen, in denen die Frage gestellt wird und man wird immer wieder
zum Nachdenken angeregt. Besonders eindrucksvoll fand ich die Rede
einer Figur und man muss sich echt fragen, ob nicht die Menschen die
wahren Parasiten auf der Welt sind. Denn würde man alles aus einer
nicht menschlichen Perspektive betrachten, so sind es doch die
Menschen, die Tiere ausbeuten, die Natur zerstören und dann
scheinheilig sagen, sie würden versuchen alles Leben auf der Welt
gerecht zu behandeln und zu beschützen. Aber mal ernsthaft, wenn man
drüber nachdenkt, bekommt man Zweifel. Schon allein die Wirtschaft
lässt es doch nicht zu, dass wir Tiere in Massenhaltung haben und
immer mehr müssen die Menschen konsumieren und die Natur darunter
leiden. Irgendwann reicht es der Erde und die Menschheit wird zu Ende
gehen.
Das erinnert mich stark an die Menschheitskritik aus „X/1999“
in der es auch darum geht, ob man auf der Seite der Menschen steht
oder für die Erneuerung der Welt, die mit der Auslöschung der
Menschheit einher geht. Und wenn man das alles so genauer verfolgt,
sind die Parasiten doch einfach nur eine normale Rasse, wie alle
anderen Tiere wie Parasiten auch. Sind sie dann nicht vielmehr die
Kraft, die eingesetzt wurde, um die Balance wieder zu schaffen, indem
sie den Menschen Einhalt gebieten? Ist es nicht eher zum Wohle der
Natur, dass die Parasiten wirken? Klar für die Menschen sind sie
eine Bedrohung, aber sind die Menschen nicht ebenfalls gefährlich?
Und was mich weiterhin zum Nachdenken angeregt hatte waren die
Aussagen Shinichis, in der vorletzten Episode im finalen Kampf.
Er
ist nämlich zu der Erkenntnis gekommen, dass man selbst als Mensch
nicht über die Parasiten urteilen sollte, da sie keine Menschen sind
und man menschliche Maßstäbe nicht auf sie verwenden könne. Und
wer gibt dem Menschen oder wem anders das Recht zu entscheiden, wer
leben darf und wer nicht? Menschen denken sie wären Götter, indem
sie andere Lebewesen dominieren, doch wer gibt den Menschen dieses
Recht? Nur sie sich selbst, weil sie sich als überlegener fühlen.
Ich fand diese Ansicht gut hergeleitet und als Höhepunkt der
Entwicklung Shinichis. Wer gut und wer böse ist, das hängt doch
immer von der Perspektive ab und das ist etwas, was jeder Mensch in
seinem Leben doch bedenken sollte und hier steckt für mich die
Weisheit des Anime. Weiterhin musste man sich fragen, wer die wahren
Monster sind. Sind es die Parasiten, die Menschen abschlachten, weil
sie überleben müssen oder sind es gar die Menschen, die
Menschenopfer in Kauf nehmen ohne mit der Wimper zu zucken, damit sie
ein paar Parasiten erledigen können? Dies zeigte eindrucksvoll die
Kampfszenen in den späteren Folgen, die einen echt verstört hatten
und den Glauben an die Menschheit vergessen ließen.
Zu
der Handlung selbst hatte ich ja bereits einiges erzählt, wenn auch
eher allgemein gehalten, weil ich euch natürlich nicht spoilern
will. So viel sei gesagt, es geht eigentlich meist um das
Einzelschicksal von Shinichi und dessen Entwicklung wie auch
Interaktion mit seinen Mitmenschen und vor allem den Parasiten.
Anfangs werden meist nur Einzelkämpfe aneinander gereiht, die schon
für ordentlich Spannung sorgen. Daneben gibt es eine Menge guter
Twists, die an den richtigen Stellen eingesetzt wurden, wodurch die
Spannung natürlich noch mal angehoben wird. Ich mochte ja besonders
diese Episoden, in denen Shinichi und Migi allein auf sich gestellt
waren. Doch im Laufe der Handlung bekommt die Öffentlichkeit Wind
davon und sogar die Polizei und das Militär gehen gegen die Monster
vor, was sehr actionreich war. Ich persönlich fand die Episoden
weniger stark, weil einerseits es meist nur einfach Abschlachterei
der Menschen waren, die im Endeffekt doch nichts gegen einen
bestimmten Parasiten anrichten konnten. Shinichi dagegen wirkte da
sehr passiv, wie der stille Beobachter.
Vielleicht sollte dadurch
eben die Furcht vor dem Parasiten geschürt werden und diese Angst
übertrug sich auch auf Shinichi. Hier sieht man wieder, dass er zu
seinem wahren Ich zurück kommt, indem er sich wieder wie ein
normaler Mensch fühlt, der Angst vor Parasiten hat, auch wenn er
stärker als die anderen Menschen ist. Aber wenn selbst schwer
bewaffnete Männer nichts tun können, wie sollte er als kleiner
Mensch was erreichen? Das führt uns zu den letzten Episoden der
Geschichte, wo es zum großen Showdown kommt Shinichi versus der
Oberparasit. Anfangs sah es so aus, als würde er eine Chance haben,
aber nach einem Zwischenfall fällt Shinichi in ein Dilemma aus dem
er aber aus eigener Kraft wieder raus kommt, neuen Mut schöpft und
den Kampf beenden will. Ein ziemlich heroischer Akt. Und hier kommt
es zum letzten Battle, der meiner Ansicht nach einige Widersprüche
enthält. Sowieso fand ich die letzten zwei Episoden nur mäßig gut.
Zum
einen fand ich es total widersprüchlich, wie Shinichi erst die große
Rede schwingt, darüber, dass man nicht über das Schicksal anderer
entscheidet, aber genau das Gegenteil dann doch bewirkt. Und zum
anderen in der letzten Episode fand ich es sinnvoll wie eine
Schlüsselfigur eingesetzt wird, die am Ende doch nicht wirklich
wichtig war, nur um die philosophische Reflexion von Shinichi zu
beweisen? Ich fand es zwar cool, weil es unvorhersehbar war und ich
auch für einen Moment echt Herzstillstand hatte, aber die Auflösung
war dann doch eher nur mittelmäßig. Einerseits kann man dem zu Gute
halten, dass mit dem Monolog Shinichis alles rund gemacht wird,
andererseits naja war es doch komisch. Denn Shinichi erkennt, dass
man andere Wesen nie vollständig verstehen kann. Und es liegt da
schon Wahrheit drin, aber er hat es versucht und andere haben es
ebenfalls. Und dadurch, dass man andere nicht ganz versteht, erhält
man vielleicht auch nicht das Recht, über sie zu urteilen oder was
meint ihr?
Nun
aber genug der Lobpreisung, kommen wir nun zu den kritischen Aspekten
des Anime, die es auch gab.
Zum
einen wie ich angesprochen hatte der Endkampf an sich. Der war
relativ spektakulär gemacht, aber wie dann der Gegner besiegt wurde,
wirkte vielleicht doch etwas widersprüchlich? Nach dem Motto: „Der
Müll der Menschheit wird immer siegen!“ Schon leicht lächerlich
fand ich. Und eben die Tatsache, dass die Worte und Einsicht
Shinichis mit seinen Taten im Widerspruch. Man könnte es
rechtfertigen, dass die menschliche Natur halt so ist und er gefangen
war zwischen der Angst vor den Parasiten, aber auch dem Verständnis
für diese. Was mich ebenfalls nervte waren einige Nebenfiguren
angefangen bei den Schulkameradinnen, die alle was von Shinichi
wollten, warum auch immer. Murano, Shinichis Freundin, wirkte oft nur
als Lückenfüller und diente nur dazu immer zu fragen, ob er denn
wirklich Shinichi wäre und um Konfliktpotenzial zu bringen. Richtig
umgehauen hat es mich aber nicht. Das hatte echt genervt, wie sie ihn
ständig hinterfragte und auch die Nebenfiguren haben sich teilweise
echt daneben benommen. Sie waren allesamt recht schwach gezeichnet,
dafür waren die Hauptfiguren umso besser. Ausgleichende
Gerechtigkeit?
Sinnlos
fand ich ebenfalls die Methode um einen Parasiten zu enttarnen, indem
man ein Haar von ihm rausreißt. Okay gut, wenn sich heraus stellt,
dass er ein Parasit ist, was kann man dann machen? Indem man ihn
enttarnt gibt man ihm erst recht die Grundlage, einen in Hackfleisch
zu zerkleinern oder? Das Wissen allein hilft einem in der Situation
auch nicht weiter. Weniger gut fand ich auch der eher vorhersehbare
Teil mit Kana. Ehrlich gesagt habe ich auch nicht verstanden,
weswegen man sie eingebaut hatte. Sie hatte besondere Fähigkeiten,
konnte Menschen von Parasiten unterscheiden, aber hat das was
gebracht? Und wurde erklärt warum? Nicht wirklich. Ein wirklich
großer Plothole meiner Ansicht war dann, dass man absolut nichts von
den Parasiten wusste. Es wird nur am Ende angedeutet, dass einige
versuchen sich anzupassen, keine Menschen mehr essen, andere
weiterhin abschlachten. Aber warum die auf die Erde kamen und welchen
Sinn sie hatten, das darf sich der Zuschauer selbst zusammen reimen.
Ein möglicher Ansatz wäre dann wohl, dass sie Gleichgewicht
schaffen sollen, indem sie Menschen fressen. Ich hätte mir einfach
gewünscht, dass man mehr über sie verrät, aber vielleicht sollte
das Mysterium einfach bleiben, zum selbst nachdenken.
Optik
und Musik:
Optisch
muss ich sagen, hat sich Parasyte eindeutig vom Einheitsbrei
unterschieden, indem zum einen die Figuren sehr realistisch
gezeichnet wurden, ihre Mimik wie Gestik ausdrucksstark in Szene
gebracht wurden und alles recht düster und in blasseren
Farbkonstellationen gehalten wurde. Dadurch wurde gut Atmosphäre
geschaffen und die Serie wurde noch einmal realistischer dargestellt.
Vergleicht man den Zeichenstil mit den aktuellen anderen
Season-Vertretern merkt man schon, dass Parasyte mehr an der Realität
bleibt. Es werden uns schonungslos Gewalt, Blut und Leichen gezeigt,
manchmal wird es zensiert, aber es bleibt eben doch eher Kost für
das ältere Publikum. Und die Designs der Parasiten ist echt gelungen, richtig eklig und angsteinflößend, wie aus einem ganz schlimmen Albtraum. Auch die Animationen waren echt gut gemacht und verliehen den Kämpfen noch mehr Dynamik und Spannung. Außerdem trugen die Animationen dazu bei, dass es einem echt übel aufstoß, wenn die Parasiten die Menschen zerhackstückelten.
Musikalisch fand ich, dass ich ausnahmsweise
die Hintergrundmusik echt gut wahrgenommen habe, weil sie einfach
auffällt. Es sind wiederkehrende Melodien, die in bestimmten Szenen
eingesetzt werden und mein Gott sie jagen einem Angst ein und erhöhen
echt die Spannung! Sobald man sie hört, weiß man worum es geht und
was kommen wird und glaubt mir, die Musik kriegt man nicht mehr aus
dem Kopf. Das Opening und auch das Ending wussten echt zu überzeugen,
besonders ersteres hat mir unglaublich gut gefallen und passte
perfekt zu dem Sci-Fi-Genre. Die Synchronsprecher waren super und ich
muss besonders die Leistung der Synchronsprecher von Shinichi und
Migi betonen. Ich hatte den Synchronsprecher von Shinichi nur als
Haruka aus „Free!“ in Erinnerung und hier zeigte er mal, was er
auf den Kasten hatte. So viel Emotionalität. Dagegen hat die
Synchronsprecherin bei Migi sich echt super Mühe gegeben und Migi
einfach dieses Emotionslose und Roboterhafte gegeben. Dadurch mochte
ich Migi umso mehr und weil er einfach so süß klang.
Fazit:
Am
Ende bleibt zu sagen, dass ich Parasyte einfach durchweg genossen
habe. Besonders die Figuren, die Charakterentwicklung, die Action wie
auch Spannung, das gute Drama, die Plottwists, die philosophischen
Ansätze, all das wird mir in Erinnerung bleiben, wenn ich an
Parasyte zurück denken werde. Untermalt mit stimmungsvoller Musik
und tollen Animationen ist Parasyte für mich einer der besten Anime
in letzter Zeit gewesen, neben Death Parade, trotz einiger Mängel,
die man schon verzeiht.
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