Montag, 6. Januar 2014

Rückblick: Watashi ga Motenai no wa Dou Kangaete mo Omaera ga Warui!




Da der Manga noch nicht abgeschlossen ist, werde ich selbstverständlich keine endgültige Bewertung zu diesem Manga liefern, aber besonders mich mit der Thematik, die behandelt wird, auseinandersetzen.
Trotzdem möchte ich zunächst kurz ein paar Worte zur Story und auch zum Zeichenstil fallen lassen.


Als Mittelschülerin träumte Tomoko Kuroki davon ihr Highschool Debut als das populärste Mädchen der Schule zu machen. Aber all die Erfahrungen, die sie auf Dating-Simulations-Spielen gewonnen hat, dürften nutzlos gewesen sein. Anstatt sie auf die wirkliche Welt vorzubereiten, hielt das Zocken sie solange von der Realität und Gesellschaft ab, sodass selbst die alltäglichsten, banalen, sozialen Interaktionen für sie zu großen Problemen wurden. Wie kann sie jemals einen guten Eindruck auf ihre Mitschüler machen, wenn sie noch nicht einmal in der Lage ist mit ihnen zu kommunizieren?

So viel zum Inhalt, der nun wirklich nicht bahnbrechend oder besonders orginell ist. Doch beschäftigt man sich etwas näher mit der angesprochenen Thematik, wird einem auffallen, dass dieser Manga sich doch deutlich von anderen typischen Mangas unterscheidet. Da hätten zum einen Tomoko, die an sich eine ziemlich einzigartige Persönlichkeit darstellt, die ich so bisher noch in keinem Manga erleben durfte. Sie stellt ganz deutlich eine Antiheldin dar, deren Verhalten in keinster Weise beschönigt wird. Sie ist das, was man bei uns als Außenseiterin bezeichnen kann, aufgrund ihrer recht komplizierten und paranoiden Art. Tomoko wird von ihrer Außenwelt als ein unscheinbares, super schüchternes und merkwürdiges Mädchen empfunden, doch in ihrem Inneren herrscht Chaos genauso wie Pessimismus. Sie tritt ihrer Welt zynisch und sarkastisch gegenüber, zerbricht sich über banale Dinge den Kopf, verzerrt und übertreibt bis zum geht nicht mehr und kann das Verhalten ihrer Menschen nicht richtig deuten und missversteht vieles. Dies führt dazu, dass sie immer wieder in Fettnäpfchen tritt, sich bis auf die Knochen blamiert, wodurch auch ihr Selbstwertgefühl leidet. Sie mag zwar öfter ein großes Mundwerk haben, überschätzt sich sehr oder fühlt sich besonders toll, aber sobald sie mit Menschen in Berührung kommt, fällt dieses überhebliche Verhalten in sich zusammen und sie stammelt vor lauter Nervosität vor sich hin und kriegt fast gar kein Wort mehr raus. Tomoko leidet ganz klar an einer Art sozialen Phobie, weswegen sie sehr schlecht mit Menschen umgehen und interagieren kann. Da ihr jegliches Einfühlungsvermögen und Verständnis gegenüber der Welt fehlt, hat sie wohl ihr ganz eigenes Weltbild entwickelt, welches aber nicht gerne mit der Realität übereinstimmen möchte. Wie schon erwähnt gerät sie durch ihr abnormales Verhalten öfter mal in soziale Pannen, wodurch auch ihr Außenseiterdasein bestärkt wird. 
Der Manga war für mich also schon allein wegen der Protagonistin sehr interessant, sie ist nicht einfach austauschbar oder random, sie wird ganz klar charakterisiert durch ihre unterschiedlichen Verhaltensweisen in verschiedenen Situationen. Sie verhält sich für eine Figur, die unter sozialer Phobie leidet, so dermaßen real, dass sie direkt aus dem Alltag entsprungen sein könnte. Ich habe wirklich noch nie eine so realistische und individuelle Figur in einem Manga getroffen.
Zwar mögen die alltäglichen Situationen wirklich zufällig und banal sein, aber durch den Charakter Tomoko  und ihr verkehrtes, amüsantes Verhalten werden sie auf einmal besonders und interessant, weswegen mich die Geschichte eben auch bei Laune halten konnte.

Die Frage ist nun aber, ob es wirklich nicht ihre Schuld ist, dass sie nicht beliebt werden kann, wie es der Titel uns einbleuen will, oder ob es doch in erster Linie an ihr liegt. Ich kann es nicht hundertprozentig beantworten, aber ich denke schon, dass sie eine gewisse Schuld trägt, mit dem Verhalten, was sie an den Tag legt. Ich glaube da würde jeder normale Mensch das weite suchen, außer er ist bemüht sich besonders in seine Mitmenschen hinein zu versetzen, das wäre was anderes.
Natürlich würde sie schneller Freunde finden, wenn ihr Verhalten nicht so normabweichend wäre, aber die Tatsache, dass sie so ist wie sie ist, liegt nicht an ihr selbst. Ich nehme an, dass besonders die Fixierung auf das Gamen ihr Außenseiterdasein gefördert hat, genauso aber auch, dass eben so gut wie nie jemand im Manga versucht hat, wirklich auf sie zuzugehen, wodurch eine Veränderung ihrerseits stattgefunden hätte. Ich weiß nicht, inwieweit sich noch viel in der Geschichte ändern wird und ob Tomoko jemals sich irgendwie ändern wird, aber es wäre wirklich toll wenn etwas Charakterentwicklung erfolgen würde. Soweit wie ich den Manga lesen konnte, konnte ich leider nicht viel davon sehen. Es scheint, als ob Tomoko immer bei Null bleiben würde, egal wie sehr sie sich anstrengt. Ganz klar liegt das wohl daran, dass der Manga dem Genre Comedy zugeordnet wird, wodurch eben nicht Charakterentwicklung im Vordergrund steht, sondern einfach die Belustigung der Leser, was verständlich ist. 
Trotzdem wäre es schön, wenn eben nicht immer das Leid der Heldin im Vordergrund steht, sondern sie auch einmal Fortschritte und Erfolge erlangen kann, damit man eben nicht die Ganze zeit von ihrem Unglücksfällen erschlagen wird. Auf Dauer geht es einem als Leser doch auf die Nerven, es sei denn man liebt es so.

Zu Beginn des Mangas konnte ich auch noch oft über die peinlichen Situationen und über das Verhalten von Tomoko schmunzeln, aber natürlich nicht im bösen Sinne. Fakt ist leider, dass der Mensch eben doch, dass man Schadenfreude nicht abgeneigt ist, weswegen es ja auch immer diese Shows gibt, in denen Pannen gezeigt werden. Wir erfreuen uns gerne über das Unglück Anderer, denken aber in dem Moment eben nicht an die Folgen des Unglücks oder das wirkliche Befinden der Unglücklichen, sondern finden sie Situationskomik einfach unterhaltend. Genauso trifft dies eben auch auf diesen Manga zu. Jedoch las ich den Manga nicht nur aus reiner Unterhaltung oder aus Spass, weil ich Comedy mag, nein, mit der Zeit vermischte sich mit der Schadenfreude auch irgendwie Mitleid. Schließlich erhalten wir einen tiefen Einblick in die Gedanken- und Gefühlswelt von Tomoko, können gewissermaßen nachvollziehen, weswegen sie dies und das tut und doch bleiben uns manche Verhaltensweise und Gedanken einfach nur fremd. Schon irgendwie seltsam. Egal wie viel Mitgefühl wir zeigen, wir schaffen es doch nie, uns hundertprozentig in diese Person hinein zu versetzen und uns vorzustellen, wie sich diese Figur fühlt.

Neben diesen Gefühle löste Tomoko und ihre Geschichte noch so einige andere Empfindungen bei mir aus. Einerseits leidete ich teilweise mit ihr, auf der anderen Seite habe ich mich für sie geschämt, weil ich ihr Verhalten manchmal so bizarr und lächerlich empfand, dass es schon fast weh tat. Dann konnte ich sie überhaupt nicht leiden, weil ihr Verhalten so unerträglich und unverständlich wurde. Schon allein, weil sie ihre einzige Freundin aus der Mittelschüle als Schlampe bezeichnet, obwohl sie immer so lieb zu ihr ist. Und dann hat mich das alles nur noch deprimiert, was ich gelesen habe, weil sich immer alles wiederholte und es keinen Lichtblick für die Protagonistin gab und wenn, wurde dieser wieder genommen. Man muss schon einiges an Ausdauer haben, um diesen Manga dauer zu suchten.
Während des Lesen wurde ich also in ein Wechselbad der Gefühle geworfen, wie in keinem anderen Manga zuvor. Das ist schon sehr positiv, denn solche Werke sollen einen ja nicht nur unterhalten, sondern auch irgendwie emotional berühren.



Für mich war der Manga nicht nur aus Gründen der Unterhaltung und wegen der Figur interessant, sondern eben auch wegen der Themen Außenseiter und soziale Phobie. Ich selbst war in der Schule auch nie der Typ Mensch, der besonders beliebt oder anerkannt war. Ich hatte zwar meine eigene Gruppe, aber die war eben nicht die Stammgruppe in unserer Klasse, weswegen ich mich früher auch immer als eine  Art Außenseiter gefühlt haben neben all den beliebten Mitschülern. Ebenso fällt es mir auch bis heute noch schwer mit Leuten anzufreunden oder aus Bekanntschaften wirkliche Freundschaften zu machen, da ich eben ziemlich schüchtern bin und deswegen Zeit brauche, bis ich mich mal jemanden anvertrauen und mein wahres Ich zeigen kann. In gewisser Weise kann ich mich also ganz gut mit Tomoko identifizieren, auch wenn ich nicht ganz so ein krasses Verhalten habe, was mich von anderen abstößt. Doch in gewissen Zügen erkenne ich mich selbst leider auch wieder. Es gab nämlich auch bei mir eine Phase, in der ich mich von meinen Mitmenschen distanzierte und sie als gewissermaßen minderwertig ansah und mich selbst als was Besseres hielt. Tomoko möchte zwar einerseits Anschluss finden, aber steht sich selbst im weg, weil sie ihre Mitmenschen doch irgendwie verachtet. Sie zeigt so viel Widersprüchlichkeit in ihrem Charakter, dass es kein Wunder ist, dass sie mit sich selbst nicht mal im Reinen ist. Ich kann das ebenso verstehen, da es mir auch so ergeht. 

Und auch das Thema soziale Phobie erscheint mir sehr interessant, da ich gewissermaßen wohl auch gewisse Symptome an mir selbst erkenne. Ich leide vielleicht nicht ganz unter dieser sozialen Phobie, aber mache mir leider auch immer viel zu viele Gedanken über banale Sachen besonders was soziale Kontakte betrifft. Außerdem lege ich auch viel Wert darauf, was andere von mir halten und definiere über andere wohl mein Selbstwertgefühl. All dies trifft auch auf Tomoko zu, weswegen sie für mich wohl eine Art Seelenverwandte ist. Wir haben so einiges gemeinsam und doch würde es mir schwer fallen mich mit ihr anzufreunden, da ihr Verhalten so kompliziert ist. Einerseits finde ich Außenseiter auch in der Realität irgendwie anziehend und habe ein Verlangen danach sie zu ergründen und zu verstehen, weswegen sie so sind wie sie sind. Denn solche Außenseiter gibt es für mich eher selten und ich mag einfach Leute, die anders sind, auch wenn anders so negativ behaftet ist. Eventuell hätte ich also an Tomoko schon Interesse, würde mich ihr annähern, aber würde immer wieder an ihrem verdrehten Verhalten abprallen und vielleicht doch den Mut verlieren, mich mit ihr anzufreunden.

Jetzt frage ich mich, wie ihr zu ihrer Persönlichkeit steht? Denkt ihr, ihr könntet euch mit einer Person wie Tomoko in der Realität anfreunden oder würdet ihr genauso wie die Figuren im Manga Abstand zu ihr halten? 

Abschließend würde ich noch kurz etwas zum Zeichenstil sagen, der mich ziemlich abgeschreckt hat. Seien wir mal ehrlich, der Zeichenstil ist wirklich nicht ausgereift und gewöhnungsbedürftig im Vergleich zum Zeichenstil von anderen Mangas. Gerade deswegen ist es verwunderlich, dass ausgerechnet ich den Manga trotzdem weiter gelesen habe, obwohl ich total oberflächlich bin was den Zeichenstil angeht. Ich lese für gewöhnlich nämlich nur Mangas, die meinen optischen Vorlieben entsprechen und mache fast nie Ausnahmen, außer aber bei dem Manga. Da kann man wirklich sagen, dass mich die Story & die Hauptfigur soweit so gut gefesselt hat, sodass ich einfach Weiterlesen musste, was selten vorkommt. Klar ist der Manga eigentlich schrecklich gezeichnet, aber ich finde, dass der Stil sehr gut eben zur Story und zu den Themen passen. Wenn ich mir vorstellen würde, dass der Manga in einem sauberen schönen Zeichenstil gezeichnet wäre, fände ich das irgendwie nicht passend. Der Manga würde einfach nicht den perfekten Eindruck hinterlaßen oder überhaupt im Kopf bleiben, wie es jetzt der Fall ist. Denn wie oft findet man schon einen Manga, der so einen "schrecklichen" Zeichenstil hat. Ich würde sogar behaupten, dass dieser Zeichenstil den Manga noch besonderer macht, als er schon ohnehin ist. Es ist das Markenzeichen des Mangas und hinterlässt Spuren bei mir. Außerdem könnte ich mir eine hübschere Tomoko nicht vorstellen, der Zeichenstil unterstreicht einfach ihre verdrehte Art und auch ihren absurden Alltag.

3 Kommentare:

  1. Yoho! Ich bin 100%ig mit dir einer Meinung. Ich kenne jetzt nicht den Manga, aber der Artikel beschreibt sehr diesen und Tomokos Charakter sehr gut und schön. Während des Lesens, dacht ich auch über mich etwas nach. Und... Ich werde mal Anfang den Manga zu lesen.

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    1. Dankeschön für das Kompliment! Und ich freue mich, dass ich dich zum Nachdenken und zum Lesen des Mangas bewegen konnte. :)

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  2. Ich (m) bin sogar noch verdrehter und auch perverser als Mockochi. Traurig aber war. Meine soziale Phobie ist ähnlich stark ausgeprägt und ihr stetiger, innerer Monolog kommt mir sehr bekannt vor. Ich wünschte sie wäre real und ich könnte ihr helfen und mir selber somit auch. Naja, die von dir ersehnte Verbesserung ihrer sozialen Situation ist ja inzwischen ein wenig eingetreten. Mal gucken wie es in vol 12 weitergeht... ciao

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