In Japan wird Religion viel pragmatischer praktiziert als in westlichen Kulturen üblich ist. Für jeden Bedarf gibt es den richtigen Glücksbringer. Man hat deutlich weniger Hemmungen bei Geistern wie Göttern nach Wünschen um Hilfe zu bitten.
Davon zeugen die verschiedenen Glücksbringer und Orakelvorhersagen. So gibt es neben O-mamori, O-fuda und o-mikuji auch Engimono. Für jeden Anlass und Wunsch gibt es die passenden Glücksbringer. Interessant ist dabei, dass Religion und Handel sehr eng verbunden sind. Der Kauf der Talismane zur Verbesserung der Chancen bei den Göttern wird als eine logische Fortsetzung von Opfergaben betrachtet.
Das Besondere an Japan ist, dass diese nicht unbedingt an Glaubensformen gebunden sein müssen. Sie sind in der japanischen Kultur verankert. Sehr oft begegnen einem kleine Gegenstände, die Unheil vorbeugen und Glück hervorbringen sollen. Diese nimmt man entweder mit oder stellt sie Zuhause auf. Außerdem gibt es verschiedene Glücksorakel. Diese sind billiger, dafür halten sie aber nur für eine bestimmte Zeit und gelten meist maximal für ein Jahr. Daher muss man diese immer wieder kaufen, um von ihnen Glück zu erhalten.
All diese kleinen Talismane und Opfergaben sind an einen Wunsch an eine Gottheit gebunden. Dabei haben diese immer ein diesseitsbezogenes Ziel: es geht immer um das eigene Glück im Leben. Bemerkenswert ist, dass die japanische Religion im allgemeinen und Shinto im Besonderen das weltliche Glück thematisieren, anders als andere Religionen. Dafür gibt es auch den japanischen Fachausdruck „genze riyaku“ („Gewinn oder Belohnung in dieser Welt/diesem Leben“).
Genze riyaku hat eine sehr lange Tradition und wird dabei von sozialen Bedingungen beeinflusst. So wie kommerzielle Unternehmen sind auch religiöse Institutionen auf Zuwendungen angewiesen. Dabei unterscheidet man zwischen zwei Dienstleistungen, aus denen sie ihre Einnahmen beziehen
1. Große Zeremonien, die wichtigste Schicksalsabschnitte kennzeichnen (Hochzeit, Firmengründung, Hausbau, Begräbnis)
2. Kleine religiöse Handlungen als Rückversicherungen, die dem alltäglichen Leben förderlich sein sollen.
Die bekanntesten und auch die beliebtesten Glücksbringer sind die „O-mamori“ (お守り) . Das „O“ steht für die respektvolle Vorsilbe. „Mamori“ trägt die Bedeutung Beschützer, was auch oft mit Talisman synonym verwendet wird. Bei diesen handelt es sich um kleine Beutelchen aus Seide mit einer Aufschrift, die verdeutlicht, wofür der Glücksbringer verwendet wird. Sie können für Gesundheit, Erfolg im Studium oder Beruf, für Schutz etc. stehen. Doch damit sie einem Glück bringen, muss man sie immer bei sich haben. Außerdem darf man sie auf keinen Fall öffnen, sonst erfüllt sich der Wunsch nicht. Im Inneren befindet sich ein kleiner Papierstreifen mit einem Schriftzeichen, was Schutz gewähren soll.
Mit „O-fuda“ (お札) sind Holztäfelchen oder Papierstreifen zu verstehen, auf denen etwas geschrieben steht. Sie sind vergleichbar mit den O-mamori, müssen aber nicht getragen werden, sondern werden an Hausschreinen oder Hausaltären angebracht. Dort stellen sie die sutra (wichtigsten Texte des Buddhismus) der verehrten Gottheit eines Tempels oder Schreins dar.
Eine Zwischenform von Orakel und Opfergabe sind die „O-mikuji“ (おみくじ).
Dabei handelt es sich um weissagende Lose, die sowohl Gutes als auch Schlechtes voraussagen können. Meist sind sie an Schreinen, aber auch gelegentlich bei buddhistischen Tempeln zu erwerben. Die Lose werden nicht mitgenommen, sondern an Bäumen innerhalb der religiösen Stätten angebracht. Positive Vorausdeutungen sollen damit erfüllt werden und negative Vorhersagen durch Gottheiten verhindert werden. Es gibt aber auch reine Opfergaben, die verbunden mit Beten direkt vor Ort geopfert werden. Ein bekanntes Beispiel sind die Räucherstäbchen oder Holzstücke für Feuerrituale.
Sehr bekannt sind die „Engimono“ (縁起物).
Hier handelt es sich um Figuren, die eine glücksbringende Funktion inne haben. Sie können als Dekoration an jedem beliebigen Ort aufgestellt werden. Sie werden meist zu Neujahr an Schreinen verkauft. Beliebte Figuren sind die chinesischen Tierkreiszeichen oder die „Shichifukujin“ (die sieben japanischen Glücksgötter). Jede Region hat ihren eigenen Engimono, der von Generation zu Generation weitergegeben wurde. Heutzutage sind sie in verschiedenen Formen erhältlich, ob nun als Schlüsselanhänger, fürs Handy oder als Figur zum Aufstellen.
Sehr populär sind der „Daruma“ (だるま) und die „Maneki neko“ (winkende Katze: 招き猫).
Der Darum repräsentiert die verkleinerte Form des indischen Mönches Bodhidharma, der in Meditation erstarrt ist, wodurch seine Arme und Beine weggelassen werden. Anfangs sind die beiden Augen noch weiß. Möchte man nun einen Wunsch erfüllt bekommen, fokussiert man sich auf diesen und malt dabei dem Daruma ein Auge. Erfüllt sich dann der Wunsch, wird das zweite Auge angebracht. Danach wird er meist auf traditionelle Art und Weise bspw. bei einem Neujahrsfeuer verbrannt. Auf dem Körper des Daruma sind die Zeichen für Glück und Erfolg zu sehen.
Die winkende Katze, Maneki neko, soll Erfolg fördern. Darum trägt sie auch eine alte teure Goldmünze in ihrer Pfote. Sie winkt entweder mit der rechten oder linken Pfote. In privaten Haushalten tendiert sie mehr zu rechts, was für Glück und Wohlstand führen und Unglück abwehren soll. In Geschäften dagegen wird mit der linken Pfote winkend gezeigt, was Kunden und Besucher herbeiführen soll. Außerdem gibt es auch verschiedenen Farben, die wiederum andere Bedeutungen haben. Eine rote Katze soll vor Krankheiten bewahren, eine schwarz das Böse vertreiben. Die goldene Winke-Katze soll Reichtum fördern und die weiße Unschuld und Reinheit symbolisieren. Neben den Katzen gibt es weitere magische Tiere in Japan, zu denen Füchse, Schlangen zu zählen sind.
Eine weitere Figur wäre die Kokeshi, eine aus Holz und handgemachte Figur, mit einer schlichten Form ohne Gliedmaßen ähnlich wie der Daruma. Im 19. Jahrhundert stellten Holzarbeiter diese als Talismane für Fruchtbarkeit und eine reiche Ernte her. Die dünnen Linien auf dem Gesicht bilden die Gesichtszüge. Traditionell wurden die Kokeshi-Puppen (oder Kimmidolls) in Rot, Schwarz und Gelb gefertig. Heute findet man sie wie die anderen Engimono in verschiedenen Farben.
Neben den gängigen Glücksbringern gibt es aber auch weniger bekannte wie die „Hagoita“ (羽子板), die eher als Spielzeug gebraucht werden. Hagoita sind sehr kunstvoll verarbeitete Holzpaddel. Sie sollen besonders zu Neujahr Glück unterstützen und sind meist mit einer Figur, die 200 oder 300 Jahre alt, geschmückt, wie Prinzessinnen, Shogune, Geisha oder Akteure aus den Kabukitheatern.
Die Tempel und Schreine konzentrieren sich bei den Talismanen auf bestimmte Lebensbereiche, wie Gesundheit, Reichtum, Liebe und Erfolg bei Prüfungen. Daher spezialisieren sich die Glücksbringer immer auf einen bestimmten Nutzen Zweck im Leben.
Ich liebe Darumas! Hab selbst immer welche und finde das Ritual so richtig befreiend, wenn man sie nach dem Erreichen des Ziels/Wunsches dann letztendlich verbrennt. *_* Damals, als ich ganz neu auf die kleinen Glücksbringer gestoßen bin, habe ich einen gaaanz kleinen gehabt. So groß wie eine Faust. Obwohl das schon so viele Jahre her ist, sind sie immer noch ganz schön schwierig zu bekommen... >_<
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