Das
Studio Ghibli ist bekannt für seine hochwertigen mit Liebe gemachten
Filme, die jede Generation begeistern kann. Sie sind meist eine
Mischung aus realen Problemen wie auch fantastischen Elementen und
faszinieren Menschen aller Länder und Kulturen. Heute widme ich mich
mal der sehr bemerkenswerten Tatsache, dass nicht wenige Filme
überraschenderweise keine originalen Werke des Studios sind, sondern
auf Büchern wie auch Manga basieren. Wusstet ihr, dass „das
wandelnde Schloss“ und „Erinnerungen an Marnie“ alles Werke
sind, die auf originalen englischsprachigen Büchern gründen?
Als
ich das erste Mal davon erfahren habe, war ich wirklich erstaunt,
wobei wahrscheinlich eher positiv, weil ich mich dafür interessierte
inwieweit Ghibli sich an den Vorlagen hielt oder etwas anderes daraus
gemacht hat. Das liegt daran, dass ich als Studentin des
Master-Studienganges Germanistik: Kultur, Transfer und
Intermedialität häufiger mit solchen Erscheinungsformen zu tun
habe. In meinen Seminaren befassen wir uns sehr oft mit Büchern und
deren Filmadaptionen, meine Masterarbeit wird sich mit Märchen in
Comics befassen. Umso neugieriger bin ich demnach auch, wie die
Wechselbeziehungen zwischen Büchern und Anime/Animefilmen ist, da
ich mich bisher nicht so ausführlich beschäftigt habe. Daher stelle
ich euch heute einige bemerkenswerte Beispiele vor.
„Das
wandelnde Schloss“ wurde von der Autorin Diana Wynne Jones
geschrieben und umfasst einen sehr großen Charaktercast sowie sehr
vielen Handlungssträngen, was es unmöglich machte es 1:1 auch in
den Film zu übertragen. Daraus resultierte, dass beispielsweise die
zweite Schwester Sophies ausgeblendet wurde. Zwar diskutierte Jones
mit dem Studio über dem Film, hat sich aber nicht direkt an der
Filmproduktion beteiligt. Miyazaki ist auch im Sommer 2004 nach
England gereist um mit ihr über den abgeschlossenen Film zu
sprechen. Sie war davon sichtlich begeistert. Sie fand es gut, dass
der Film anders sei, aber das sei notwendig.
Im
Roman ist das Schloss viel größer und auch düsterer gemacht als im
Film. Das Schloss im Film erscheint wie eine Parodie von Maschinen,
sowohl von Maschinen wie auch Magie betrieben. Sowohl Film als auch
Buch versuchen fantastische Elemente mit gewöhnlichen zu verbinden.
So spielt das ganze zwar in einem fantastischen Universum, doch wir
können die Figuren auch bei normalen Aufgaben des Alltags
beobachten. Im Buch unterbricht Jones das Fanasiewelt-Setting indem
sie Szenen einbaut, in denen die Figuren in die echte Welt gelangen.
Der Film vermeidet dies jedoch und bleibt bei einem konstanten
Setting. Die größte Änderung von Miyazaki ist das Motiv des
Krieges, was sehr entscheidend für den Plot ist. Im Buch wird nur
eine kleine Referenz gemacht. Auch die Rollen der einzelnen Figuren
unterscheidet sich von denen im Buch. Die Hexe wird zu einer
richtigen Antagornistin, während sie im Film als eine harmlose alte
Frau dargestellt wird, die sogar Sympathie ausstrahlen soll. Die
Tatsache, dass Sophie eine mächtige Zauberin wird, wird im Film
gedämpft, wobei man merkt, dass sie tatsächlich Einfluss auf ihren
Fluch hat.
„Die
letzten Glühwürmchen“ basiert auf dem semi-autobiographischen
Roman von Akiyuki Nosaka. Die Geschichte handelt von einem Bruder und
dessen Schwester, die während des Zweiten Weltkrieges um ihr
Überleben kämpfen müssen. Das Buch wurde ursprünglich 1967
veröffentlicht, gerade in der Zeit des wirtschaftlichen Wachstums
Japans. Nosaka wurde inspiriert, dieses Werk zu schreiben, teilweise
um einen Kontrast zu den Kindheitserlebnissen, die er gemacht hatte.
Zum anderen auch um sich bei seiner Schwester Keiko zu entschuldigen,
die während des Krieges gestorben ist.
Interessant
ist, dass er danach viele Angebote zur Verfilmung erhalten, aber alle
abgelehnt hatte. Er ging davon aus, dass es nicht möglich sei, das
Buch zu verfilmen und dass kindliche Schauspieler auch nicht die
Emotionen vermitteln konnten. Als ihm aber angeboten wurde, daraus
einen Anime zu machen, stimmte er zu. Während der Film international
erfolgreich geworden ist, steht sein Roman im Schatten seiner
Adaption. Heutzutage ist es auch nicht mehr so einfach, an das
Originalwerk zu kommen. 1978 wurde eine englische Übersetzung von
James R. Abrams heraus gebracht, doch ansonsten ist es problematisch
an andere Übersetzungen zu kommen.
„Chroniken
von Erdsee“ war der erste Film, der von dem Sohn Goro Miyazaki
geleitet wurde. Vage basiert dieser auf der Erdsee-Saga von Ursula K.
Le Guin. Eigentlich greift der Film aber auch auf Elemente aus
verschiedenen Büchern zurück. Erdsee ist eine fiktive Welt, in der
die Geschichten auch sehr stark von der Philosophie des Daoismus
beeinflusst wird und auch das Prinzip des Nicht-Handelns spielt hier
eine wesentliche Rolle. Natürlich besitzt Magie in Erdsee eine große
Bedeutung sowie auch die Ausbildung zu Magiern.
„Kikis
kleiner Lieferservice“ wurde ursprünglich von Eiko Kadono im Jahre
1985 geschrieben. Sie ist bekannt als Autorin für diverse
Kinderbücher. Es sind wundersame Geschichten über seltsame
Phänomene, wie dass ein Buch zu einem Tiger oder ein Bär zu einem
Arzt. Tatsächlich spiegelt sich ihre Vorliebe für Hexen und
übernatürliche Phänomene auch in weiteren Büchern und es
existiert auch das Zitat auf ihrer Webseite, was besagt, dass sie
nach Deutschland gereist ist um eine Hexe zu finden. Das Buch hat
auch mehrere Preise gewonnen und ist weltweit auch eines ihrer
bekanntesten, was teilweise auch an der Anime-Adaption liegt.
Der
dazugehörige Animefilm wurde von Nobuyuki Isshiki und Sunao
Katabuchi konzipiert. Man nahm auch einige Änderungen an dem Skript
vor. Während das Buch natürlich japanisches Setting widerspiegelt,
geht der Film andere Wege und zeigt uns eine westlich geprägte
Optik. Hierzu sind Miyazaki und sein Team sogar nach Schweden gereist
und haben Elemente von Lisabon, Paris, San Francisco und Milan
übernommen um die Stadt Koriko zu erschaffen. Außerdem
unterscheidet sich die Handlung auch ab dem Zeitpunkt, an dem Kiki in
der neuen Stadt ankommt. Während der Film sich intensiv um die
Charakterentwicklung der Protagonistin befasst, fokussiert sich das
Buch mehr auf einer Serie an Aufträgen, die die Heldin erledigt.
Miyazaki ging es hierbei mehr darum, ein authentisches Gefühl zu
vermitteln wie auch die Höhen und Tiefen mehr herauszustellen, als
es im Buch der Fall ist. Darüber war Eiko Kadono nicht sonderlich
begeistert. Daraufhin wurde die Autorin sogar vom Studio in dessen
Räumlichkeiten eingeladen, um sie von den Änderungen zu überzeugen.
Wem also der Film allein nicht reicht und wer mehr von den Abenteuern
Kikis erfahren will, dem soll das Buch ans Herz gelegt werden.
„Arrietty“
wurde im Jahre 2010 heraus gebracht. Grundlage für den Fim war das
Buch von Mary Norton aus dem Jahre 1952 mit dem Titel „Die Borger“.
Das ist im übrigen auch die erste animierte Version des Werkes, doch
die Geschichte wurde für Film und Fernsehen mehrfach realisiert. Der
Ghibli-Film hält sich sehr nahe an dem zweiten Buch der Serie. Die
größte Veränderung betrifft das Setting, das vom England der 50er
Jahre ins moderne Tokyo verwandelt wurde. Die Namen der Borger wurden
aus dem Englischen übernommen wie Pod und Homily. Doch entsprechend
dem japanischen Setting scheint es doch etwas irrsinnig. Die
Borger-Serie gilt als Klassiker der Kinderliteratur und wurde auch
ausgezeichnet.
„Erinnerungen
an Marnie“ ist einer der aktuelleren Filme von Ghibli und hat auch
zwei Gemeinsamkeiten mit „Arrietty“: beide wurden von Hiromasa
Yonebayashi entwickelt und basieren auf Kinderbüchern aus England.
Auch hier wurde die Handlung ins heutige Japan übersetzt, speziell
liegt der Fokus auf dem östlichen Hokkaido und entspricht auch dem
orgignalen Norfolk-Setting im Buch, mit dem mysteriösen Nebel und
der schönen Landschaft. Der Wechsel des Settings bringt auch
zusätzliche Tiefe in die Charaktere. So gibt es am Ende eine
Herausforderung für die Figuren, die im Original nicht enthalten
ist. Ansonsten wird aber der Großteil der Handlung so unverändert
übernommen, mit vielen Dialogen aus dem Werk. Die Geschichte handelt
von Anna, einem Mädchen was soziale Probleme hat. Sie trifft während
eines Sommers auf ein mysteriöses Mädchen namens Marnie. Die beiden
kommen sich näher und das Mysterium um Marnie wird allmählich
gelüftet. Das ursprüngliche literarische Werk wurde von Joan G.
Robinson 1967 geschrieben. Sie hatte zuvor schon Bücher für Kinder
verfasst, aber Marnie war das erste, was sich auch an junge
Erwachsene richtete.
„Ponyo“
basiert lose auf dem Märchen „Die kleine Meerjungfrau“ von Hans
Christian Anderson und ist ein Märchen über einen kleinen
Goldfisch, der sich in einen Menschen verliebt und menschlich wird.
In der Anime-Adaption sind beide im Vorschulalter, wodurch es eine
sehr niedliche Geschichte um Freundschaft wird. Aber die Story trägt
auch ernste Züge, als es um den Tsunami geht und Gefahr droht. Auch
hier erkennt man wiederum eine Aktualisierung des ursprünglichen
Werkes, wodurch natürliche neue Elemente hinzukommen, aber auch
Bekanntes erhalten bleibt.
Weiterhin zu erwähnen ist, dass auch andere eher weniger beachtete Werke auf
Vorlagen basieren, die aber keine Bücher, sondern Manga sind. Zu
nennen wäre „Only Yesterday“ von Horatu Okamoto sowie „Stimme
des Herzens“, einem Manga von Aoi Hiiragi aus den 80er Jahren, wie
auch „Meine Nachbarn die Yamadas“ basierend auf einer Mangaserie
mit dem Titel „Nono-han von Hisaiki Ishii. Außerdem erkennt man
auch bei bei dem Film „Die Legende der Prinzessin Kaguya“ die
Vorlage, nämlich ein bekanntes japanisches Märchen, indem ein
Bambussammler einen Bambus findet, aus dem ein Kind hervorgeht, was
seinen Zieheltern bald Reichtum verschafft.
Das
war also mal ein kleiner Überblick über die literarischen Werke.
Abschließend kann man sagen, dass die Wechselbeziehungen zwischen
den Anime-Adaptionen von Ghibli und den Büchern sehr unterschiedlich
ausfallen. Es gibt Adaptionen, die sich nur lose an den Grundlagen
orientieren, nur Stoffe, Struktur oder Figuren übernehmen, aber
alles in ein modernes Setting mit neuen Herausforderungen verpacken.
Dann wiederum lassen sich auch solche Adaptionen herausstellen, die
durchaus sehr nahe an der Vorlage sind. Und doch erkennt man immer
wieder, dass Ghibli nicht einfach nur die Werke kopiert, nachahmen
will. Es geht nicht einfach um Werktreue, sondern immer darum, etwas
Eigenes einzubauen und die Vorlagen auch neu zu interpretieren. Ich
finde, vor allem als Fan, ist es eine ungemeine Bereicherung beide
gegenüber zu stellen, aber nicht einfach nur hinsichtlich Schwächen
oder Stärken zu untersuchen, sondern beide zusammen zu nehmen und
dadurch den eigenen Horizont zu erweitern.
Wie
sieht es mit euch aus? Habt ihr gewusst, dass viele Werke Ghiblis auf
Bücher zurückgreifen? Was haltet ihr davon? Wenn ja, habt ihr
bereits welche gelesen?
Eigentlich wollte ich nicht so viel auf einmal in deine Kommentare schreiben, wenn ich jedoch sehe, dass es um STUDIO GHIBLI geht, kommt das einer Aufforderung gleich.
AntwortenLöschenEs ist mir bekannt, dass diverse Ghibli Filme auf Romanen aufbauen, namentlich wusste ich das bei "Das wandelnde Schloss", "Die Chroniken von Erdsee", "Arrietty" und "When Marnie Was There". "Kiki" und "Die letzten Glühwürmchen" (da würde mich der Roman reizen) sind mir als Adaptionen neu. In den spärlichen Making Of Bereichen der Ghibli DVDs und Online in einschlägigen Lexika lässt sich schnell nachlesen, wer von wem inspiriert wurde.
Was ich davon halte? Ich finde es gut und sinnvoll, denn jeder kopiert von jedem und lässt sich inspirieren. In der Musik, im Theater, in der Literatur, einfach überall. Schlimm ist es nicht, denn Nachwuchskünstler lernen auf diese Arte ihren eigen Stil zu kreieren, während sie ihr Handwerk lernen - zum Beispiel fanfiction Autoren, die auf bekannte Settings und Charaktere zurückgreifen, Musiker, die Songs covern, Schauspieler, die zum x-ten Male Shakespeare aufführen. Ein Schaden entsteht dadurch nicht, da die 'Lernfraktion' generell eher ohne Geldeinnahmen agiert. Und die Profis, wie hier Studio Ghibli, ändern ja diverse Sachen ab. Auf der einen Seite ist das eine zwingende Notwendigkeit, da ein durchschnittlicher Film eine Laufzeit von 2 Stunden hat, während ein typisches Buch locker 8 Stunden Lesezeit erreicht, es also Kürzungen, Anpassungen und Beschleunigen bei der Adaption geben muss, damit am Ende die Narrativik funktioniert. Auf der anderen Seite ist ein Regisseur Künstler und hat seine eigenen Visionen, zumal das Medium Film sein Eigenleben besitzt. Dinge, die im Buch funktionieren, sind im Film nicht möglich und umgekehrt.
Daher ist jede kongeniale Buch zu Film Adaption immer auch eine Verfremdung, die sich eben nicht sklavisch an die Vorlage hält. Im Buch mag es zum Beispiel schön sein, wenn zwei Charaktere einfach nur in einer Küche / im Auto / im Zelt (wo auch immer) hocken und plaudern. Würde man so etwas dann 1:1 in einen Film übertragen, wäre es total langweilig und verschenktes Potenzial. (Einer der Gründe, warum dann Unterhaltungen im fahrenden Auto vor berauschendem Setting stattfinden oder im Regen oder während im Hintergrund ein Gebäude abfackelt, eine riesige Baustellte zu sehen ist usw. - im Film ist im Idealfall jede Einstellung fotografiert, das heißt, egal, worum es inhaltlich geht, es muss erst einmal ganz einfach toll aussehen - die Kamera ist gewissermaßen das Äquivalent zum Schreibstil - je fasznierender die Form, desto besser wird der Inhalt in Szene gesetzt)
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Auf der anderen Seite ist es möglich, in einer Minute Film Dinge zu zeigen, über die man Aufsätze schreiben könnte, weil es so komplex und vielschichtig zugeht. (Habe dazu neulich eine Analyse auf youtube zu Akira Kurosawa Filmen gesehen; jene Filme muss ich mir irgenwann dann mal anschauen ...) Früher dachte ich immer: Wie ärgerlich, das halbe Buch fehlt im Film. Heute weiß ich, wieso das nötig ist, beziehungsweise, warum eine Aaption dennoch schwach sein kann. (Siehe die Harry Potter Filme - da ist höchstens der dritte Teil brillant umgesetzt) Studio Ghibli und Hayao Miyazaki haben mich darauf aufmerksam gemacht, was mit dem Medium Film im Animationsbereich möglich ist. Bei den Realfilmen war es Andrei Tarkovksy, der mich umgehauen hat, und dem ich es verdanke, dass ich die meisten Filme nun als öde empfinde. Da brauche ich dann schon etwas von z.B. Makoto Shinkai gegen das Gefühl der immergleichen Tristesse und des 'das hast du so oder so ähnlich bereits gesehen'. (Es gibt Szenen in den Filmen 'Stalker' und 'Der Spiegel', die mich in der Entwicklung meiner Persönlichkeit stark beeinflusst haben - wenn ich Edward Artemiev - Meditation, den Stalker Soundtrack, höre, dann wird mir auf einmal ganz anders. Als würde ich im Grunde meiner Seele erhaschen, wie essenziell die Menschlichkeit in Anbetracht ihrer Endlichkeit innerhalb eines unendlich rauen und großen Universums doch ist ...)
AntwortenLöschenMir fällt gerade ein Beispiel für die Adaption von Literatur zu Musik ein, weil ich es hier im CD-Regal stehen habe: The Alan Parsons Project - Tales Of Mystery And Imagination Edgar Allan Poe. Da wird, ähnlich wie bei guter Buch zu Film Übertragung auch verfremdet, gekürzt, verändert, ergänzt - aber! - es wird die Essenz beibehalten. Eines der wenigen Alben, die im Subtext einen unheimlichen Klang haben. Vor allem dann bei 'The Fall of the House of Usher'. Wobei das Album generell mystisch ist, fängt es doch bereits mit einer gesprochenen Einleitung 'there is however a class of fancies of exquisite delicacies ...' von Orson Welles an (der ja bekanntlich mit seiner Buch zu Radio-Hörspiel Adaption von Krieg der Welten eine Massenpanik in den USA ausgelöst hat, weil Menschen dachten, Aliens würden angreifen ...)
Aber um auf das Thema zurückzukommen: Ja, ich habe 'When Marnie Was There' gelesen (amazon e-book), sowie 'Der Zauberer der Erdsee', 'Die Gräber von Atuan', 'Das ferne Ufer' und 'Tehanu' (da gab es mal diesen Sammelband, Piper Verlag, wenn ich mich nicht irre.)
Marnie ist eines der schönsten Bücher, die ich jemals lesen durfte. Vor allem der Charakter Wuntermenny wird mir in Erinnerung bleiben. Als nämlich gegen Ende des Buches Anna per Zufall herausfindet, warum Wuntermenny so wortkarg und verschroben ist, trotz seiner Liebenswürdigkeit und bedingungslosen Hilfsbereitschaft, hat es mir echt das Herz gebrochen. Dass bloßer Text dazu in der Lage ist, solche Emotionen bei mir auszulösen, spricht für sich. (Ja, ich lache manchmal bei Charaktertoden, wenn diese schlecht arrangiert sind oder habe einen trockenen, schwarzen Humor) Wenn ich eine Empfehlliste für Kinder und Jugendliche machen müsste, stünde das Buch da drauf, zusammen mit Harry Potter, den Klippenland Chroniken, Momo, Jim Knopf, Den sieben unterirdischen Königen und dem Goldenen Kompass.
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Bei Erdsee bin ich bis heute zwiegespalten. Es liegt nicht etwa daran, dass ich damals noch zu jung war und bei Fantasy nur die "Action" lesen wollte. Ich bin ja vom Typ her ruhig und mag es, wenn sich eine Geschichte Zeit nimmt, meine Geduld ist daher gewaltig. Dennoch war 'Die Gräber von Atuan' eine Strapazierung meiner Nerven und 'Tehanu' empfand ich als Totalausfall, und das nicht mal, weil es an sich schlecht geschrieben ist, sondern, weil 'Der Zauberer der Erdsee' und 'Das ferne Ufer' an den besten Stellen an der Weltliteratur kratzen. Das liegt einmal an der daoistischen Ehtik und einmal an der faszinierenden Inselwelt, der Magie und ihren Bewohnern.
AntwortenLöschenDer Animefilm hat dann versucht, das Beste daraus zu machen. Also die Suche des Erzmagiers nach dem Übel, das für das Ungleichgewicht in der Welt verantwotlich ist, die Sache mit dem bösen Dämon und der 'Jagd', die Sache mit der charakerlichen Reife des Prinzen und schließlich die Grenze zwischen den Lebenden und den Toten. Erdsee ist für mich persönlich das Paradebeispiel eines Rohdiamanten mit ungeheurem Potenzial, eigentlich tragisch, denn man hätte noch so viel mehr aus den dargebotenen Eindrücken herauskitzeln können. Es hat mich so überwältigt, diese Bild im Kopf zu haben mit dem Magier im fortgeschrittenen Alter, der in einem kleinen Boot von Insel zu Insel segelt und in einer von Magie durchdrungenen Welt nach dem Sein der Dinge sucht.
Generell liebe ich dieses Motiv vom Wanderer in einer mysteriösen Welt, voll von Magie, Ruinen, Schätzen und tödlichen Gefahren. Deshalb habe ich mir reichlich Let's Plays und Streams zu den Dark Souls Teilen angeschaut oder deshalb mag ich den ersten Teil vom Herrn der Ringe so sehr - wo ja ein seltsamer Typ namens Streicher einige Hobbits über die vergangene Strahlkraft der Menschen in Eriador aufklärt, zum Beispiel an der Wetterspitze. Ich finde diese Melancholie, diesen Hauch von längst vergangener Größe, die niemals wiederkommt, in all seiner morbiden Art äußerst packend. Leider wird dieses Motiv nur viel zu selten eingesetzt, beziehungsweise, solche Geschichten sind nicht populär genug, als das sie viel gelesen würden. Die meisten interessieren sich für Action und Plot. Vermutlich gibt es Leute, die sich bei Ghibli Filmen richtige Antagonisten wünschen, weil sie ihr schwarz-weiß Denken im Bezug auf die sie umgebende Wirklichkeit noch nicht überwunden haben, weil ihr Bewusstsein immer noch in der Eintönigkeit der einzelnen Perspektive auf die Wet verankert ist.
Im Prinzip wäre es mal interessant, verschiedene Bearbeitungen eines Projektes zu vergleichen. Also zum Beispiel das Werk als Roman, als Film, als Theaterstück /Oper, Hörspiel, Musik (mit der spannenden Frage, inwiefern manche Musik eine Essenz in sich trägt und damit zum Beispiel einen Film unterstützt, bzw. selbstständig dastehen kann) Joe Hisaishi ist ja ein wesentlicher Bestandteil der Extraklasse von Ghibli Filmen. Auch bei dem quasi Ghibli Videospiel Ni No Kuni war sein Einfluss enorm (da muss ich ja glatt mal schauen, ob du was zu Ni No Kuni geschrieben hast; zu schade, dass ich keine Playstation besitze - dafür habe ich 2013 ein Let's Play zu diesem begehbaren Ghibli Universum gesehen)
Und heute ist ein Freudentag, denn vorhin bin ich durch Zufall auf Studio Ponoc gestoßen, den geistigen Nachfolger von Studio Ghibli, und ihre Film-Ankündigung für 2017. Hier schließt sich dann der Kreis, denn "Mary and the Witch's Flower" wird ebenfalls eine Buchadaption im Ghibli Style sein.
Ich hatte vorhin eine Gänsehaut bei dem 30 Sekunden Teaser Trailer. Halleluhja. Und dann noch die Tatsache, dass Hayao Miyazaki selbst an einem eigenen Film bis 2019 arbeitet (bin vorhin auf dieses ca. 47 Minuten Video vom November 2016 gestoßen, wo Miyazaki den Kurzfilm mit der Geburt des Caterpillar und den fischähnlichen Wesen erschafft und dabei herrlich gegen CGI wettert :D), und dass dieses Jahr Ni No Kuni 2 kommt. Der Overkill, so schön, dass die Phantasie lebt! :)
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