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Montag, 26. August 2013

Rückblick: Conductor



Neulich hat mir eine gute Freundin diesen Manga empfohlen und da mir die Inhaltszusammenfassung und der Zeichenstil zusagten, habe ich den Manga gestern begonnen zu lesen und habe ihn heute nachmittag fertig bekommen. Und ich muss folgendes sagen: Wow!


Allgemeine Informationen:
Mangaka: Nokiya
Autor: Kaminaga Manabu
Erscheinungsjahr: 2012
Genre(s): Drama, Horror, Mystery, Psychological, Romance, Tragedy

Inhaltszusammenfasssung:
Die junge Flötistin Naomi leidet jede Nacht unter furchtbaren Albträumen, in denen sie einem schwarz verhüllten Mann begegnet ist. Ist diese mysteriöse Erscheinung vielleicht jemand aus ihrer Vergangenheit? Sie sucht die Hilfe der Psychotherapeuten Matsuzaki auf, der ihr dabei hilft, den Alptraum zu deuten.
Währenddessen entdeckt Ishikura, ein Polizei-Inspektor, unerwartet eine kopflose mumifizierte Leiche in einem verlassenen Apartment und ist dem Fall auf der Spur. Als Naomi nach und nach ihre verlorene Erinnerung wieder erlangt, nimmt die Katastrophe ihren Lauf!


Meine Meinung:
ACHTUNG! Enthält viel SPOILER!

Story:
Wir haben hier eine absolut raffinierte und super ausgeklügelte Story, die von Anfang an viele Fragen aufwirft und bis zum Schluss richtig fesselnd erzählt bleibt.
Man wird praktisch von den ersten Seiten an in einen geheimnisvollen Alptraum hineingeworfen, was schon mal einen ungewöhnlichen Anfang darstellt.

Weswegen hat Naomi immer den gleichen schrecklichen Alptraum? Hat dieser eine bestimmte Botschaft? Was versucht sie damit zu verarbeiten? hier zeigen sich also Parallelen zwischen dem Alptraum und dem plötzlichen Auffinden eines kopflosen Skelettes. Das Tolle an der Geschichte ist ja, dass Naomi während der Handlung nach und nach ihre einzelnen Erinnerungsbruchstücke zusammen findet und dies eben parallel auch mit der Aufdeckung der Musikhochschulmorde eben zusammen hängt, der Leser durchlebt also mit Naomi das Gleiche und wird auch an vielen Stellen verwirrt. Es wurde schön gemacht wie eben diese vorherigen Morde mit dem aktuellen Fall des kopflosen Skelettes zusammen hängt und nach und nach das große dunkle Geheimnis gelüftet wird. Ich musste während der gesamten Handlung auch stets immer Rumrätseln und hatte eigentlich keine wirkliche Ahnung, wer denn nun das Mastermind hinter der gesamten Geschichte war.

Ich finde es gut, dass die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven erzählt wird, nicht nur aus Sicht der Haupt- sondern auch Nebenfiguren.Dabei kann man also das Geschehen jeweils aus unterschiedlichen Sichten erfassen und somit auch immer neue Erkenntnisse und Informationen zum Lösen der vielen Rätsel erschließen.

Der Höhepunkt der Geschichte wurde dabei auch sehr dramatisch und aufregend dargestellt und fesselt einen ohnehin schon zu sehr. Das Tempo steigerte sich immer mehr, die Ereignisse überschlugen sich und die Spannung war dann kaum mehr auszuhalten.
Erstaunlich war auch die Erkenntnis, dass man zuvor erst dachte, dass der wahre Verbrecher, derjenige war, der das alles arrangiert hat, also sprich Matsuzaki. Doch im Nachhinein stellt sich dann heraus, dass die eigentlichen Verbrecher, die am Ende bestraft werden, die Figuren sind, mit denen wir fortwährend konfrontiert werden. Dabei ahnte ich zwar, dass Yuki nicht ganz sauber ist, aber dass die anderen zwei auch Verbrecher waren, kam mir nicht in den Sinn. 




Mit dem Schluss hätte ich ehrlich gesagt nicht gerechnet. Ich hatte zwar irgendwo geahnt, dass Matsuzaki irgendwie verdächtig rüber kommt und sicherlich auch etwas mit dem geheimnisvollen Rätsel zu tun hat, aber dass er eben in verschiedene Rollen geschlüpft ist, alle wie ein  "Dirigent" geleitet und manipuliert hat, das war schon sehr überraschend und originell gemacht. Am Ende wurde alles sehr schlüssig aufgelöst und der Leser war auch erleichtert, dass sich alles geklärrt hat. Auch die Motivation von Matsuzaki für das sehr aufwendige Spielchen wurde gut verdeutlicht. Ziemlich traurig dagegen fand ich, dass Naomi und Matsuzaki am Ende nicht zusammen gekommen sind, das hätte ich mir sehr gewünscht.

Jedoch bleibt für mich eine offene Frage übrig: Woher wusste Matsuzaki von der ganzen Geschichte? Es wurde zwar an einer Stelle erklärt, dass er Naomi bereits vor der eigentlichen "Therapie" zu sich her bestellt hat und durch ein besonderes Verfahren die verdrängten Erinnerungen her vor holte und das erste Treffen mit ihm anschließend aus ihrem Gedächtnis "löschte". Aber konnte er dadurch schon von Anfang an alles gut durchschauen?

Richtig gut fand ich, dass mit den Mystery-Elementen auch psychologische Komponente mit eingeflossen sind. So u.a. dass die Alpträume von Naomi einen direkten Bezug zu ihren verdrängten Erinnerungen darstellen. Ich finde diese Thematik sehr interessant, da es wirklich sehr in die Psyche der Menschen geht. Traumatische Erlebnisse können teilweise nicht verkraftet werden, weswegen praktisch eine Schutzfunktion des Körpers aktiviert wird um die Psyche vor weiteren Schäden zu bewahren. Aber auch die Problematik mit den Träumen, die ja ebenso die Funktion haben, Erlebtes im Unterbewusstsein zu verarbeiten, wird hier auch sehr sinnvoll in die Geschichte mit eingeflochten. 

Die Geschichte bleibt bis zum Ende spannend und es werden erst am Ende wirklich alle Rätsel gelöst. Schön ist ebenso, dass der Manga eben Einblick in die Abgründe der Menschen gewährt und das erkennt man ganz deutlich an den einzelnen Figuren, die alle irgendwo eine gewisse Schuld auf sich geladen haben und dennoch damit davon kommen. Jedoch ist wohl die eindeutige Botschaft, dass man nicht ewig seiner Schuld entfliehen kann, denn schlussendlich kommt die Wahrheit doch ans Licht und man wird immer zur Rechenschaft gezogen, ob man nun will oder nicht. Alle Figuren, die etwas Schlimmes begangen haben oder sich unmoralisch verhielten, sind am Ende gestorben und haben somit eigentlich das bekommen, was sie verdienten. (Nur Akiho hätte in meinen Augen nicht unbedingt sterben müssen, aber ihr Tod war wichtige Bedingung für den weiteren Handlungsverlauf)

Und nicht zu vergessen die Romantik in diesem Manga! Diese ist zwar teils etwas unterschwellig und wird nicht besonders in den Vordergrund gestellt, aber sie kommt auf jeden Fall vor, wenn auch begrenzt. Schon allein die Szenen, in denen Naomi und Matsuzaki zusammen sind, finde ich wirklich schön gemacht. Sie sind zwar rar, aber man merkt, dass da Romantik mitschwingt. ♥


Charaktere:
Wir haben hier verschiedene Figuren, die zwar gut charakterisiert werden, da man immer ihre Gedanken, Motivationen, Lebenshintergründe und auch Gefühle nachvollziehen kann, aber da öfter mal die Perspektive des Erzähler wechselt, ist es nicht möglich sich mit einer Figur zu verbinden. Grund hierfür könnte sein, dass der Autor die Konzentration bewusst auf die Story legt als eben auf die Figuren, wobei diese nicht minder von Bedeutung sind.
Auf den ersten Blick wirken die Figuren nicht besonders individuell, sondern eher gewöhnlich. Ihre Handlungsweisen dagegen sind durchaus glaubwürdig und realistisch, da man sich gut in sie hineinversetzen kann. Jeder der Figuren hat ihre eigenen Probleme und Schattenseiten, was sie wiederum sehr interessant macht.

Wir hätten zum einen die Protagonistin Naomi Kuchiki, die in letzter Zeit unter einem sehr schrecklichen Alptraum leidet, der ihr das Leben zur Hölle macht. Das Besondere an ihr ist, ist zum einen ihre Schlüsselfunktion im gesamten Manga, worauf ich jetzt aber nicht genauer eingehen werde. Sie wirkt sehr freundlich, liebenswürdig und etwas naiv. Aber im Grunde ist sie so ziemlich eine der wenigen Figuren im Manga, die das Herz am rechten Fleck hat und auch keine dunklen Geheimnisse hat. Jedoch hat sie in ihrer Vergangenheit viel Schlimmes erlebt, weswegen ihr Körper die Erinnerungen versiegelte, sodass sie nicht weiter unter einem Trauma leiden musste. Sie hat also sprichwörtlich die schrecklichen Ereignisse (Mord, Vergewaltigung und Verlust einer geliebten Person) vergessen, aber diese erscheinen durch ihre Alpträume immer wieder und quälen sie, weswegen sie heraus finden will, was wirklich dahinter steckt. Ich finde es durchaus sehr bemerkenswert, wie sie mit der ganzen Situation umgeht. Sie scheut sich nicht davor, sich die grausamen Erinnerungen von damals wieder bewusst zu machen, da es eine viel größere Angst entfacht, nicht zu wissen, was wirklich passiert ist. Dabei sind viele Menschen eigentlich schwach und wollen nur die Augen vor Schrecklichem abwenden um sich zu schützen, sie dagegen kämpft dagegen an und stellt sich ihrer Angst. Stück für Stück gelangt sie zu ihren verlorenen Erinnerungen und ist schlussendlich auch mit sich selbst im Reinen, obwohl sie sich auch wieder an schreckliche Dinge erinnern kann. Bei Naomi kann man am besten mitfühlen und durchlebt mit ihr eine Achterbahn der Gefühle.

Matsuzaki wird am Anfang als ein Psychiater oder Therapeut vorgestellt, der Naomi während der ganzen Handlung bei steht. Dabei zeigt er sich stets kühl bis gar emotionslos und sehr analytisch. Er geht ganz sachlich an die seelischen Probleme der Protagonistin, aber hat auch Gespür dafür, sobald es ihr nicht gut geht. Man könnte sagen, dass er in solchen Momenten, in denen Naomi sehr leidet, viel Einfühlungsvermögen und eine sanfte Seite zeigt. Das mag wohl ein Grund sein, weswegen sich Naomi auch sehr zu ihm hingezogen fühlt. 
Außerdem sieht er extrem gut aus und ich konnte es mir beim Lesen einfach nicht vergneifen für ihn zu schwärmen und bei seinem Anblick dahin zu schmelzen. (Ja ich bin ein Fangirl na und?)
Ich hatte eigentlich schon Anfang an das Gefühl, dass er etwas zu verbergen hat und wie sich herausstellt konnte meine Vermutung bestätigt werden. Matsuzaki ist der wahre Drahtzieher hinter der ganzen Geschichte und schafft es sehr geschickt die Leute nach seinem Willen zu manipulieren. Dabei nutzt er seine Fähigkeit nicht dazu um anderen direkt zu schaden (auch wenn es anfangs so aussehen mag), er sorgt damit lediglich für Gerechtigkeit. Dies hängt wohl damit zusammen, da er in seiner Mittelschulzeit den Mord an seinen Eltern mit erleben musste und seitdem wohl auch an starkes Interesse an Psychologie zeigt, da er neugierig ist, weswegen Menschen zu solchen Taten fähig sind. Gleichermaßen versucht er also durch sein Handeln, die Menschen, die Schlimmes verübt haben, zur Rechenschaft zu ziehen. Dabei ist seine Methode nicht gerade eine legale, aber ich empfinde ihn selbst nicht als einen wirklichen Betrüger, da er dies zu einem gutem Zweck macht. Ich liebe solche Figuren mit einer gewissen Doppelidentität oder einem Doppelleben. ♥


Yuki stellt für mich in diesem Manga der eindeutige Bösewicht dar. Ich konnte ihn von allen irgendwie am wenigsten leiden, da er wirklich skrupellos war und einen Menschen eiskalt umbrachte, nur weil dieser viel mehr Anerkennung erhielt, was er als ungerecht empfand. Außerdem war auch er derjenige, der den Freund von Naomi eiskalt nieder gestochen hat, was wirklich unverzeihlich ist. Dieser Mann hat viele Menschen auf dem Gewissen gehabt und scheint auch gar keine Probleme damit zu haben. Das Einzige was für ihn zählt, ist Ruhm und soziale Anerkennung, wofür er auch sogar über Leichen gehen würde. Außerdem ist er überaus arrogant, egoistisch und ein wahrer Frauenheld. 

Ishikura ist der leitende Kommisar im Falle des kopflosen Skelettes. Dieser ist keinen Deut besser als Yuki, er ist sehr gewalttätig und schroff im Umgang mit anderen Menschen. Er sieht auf andere nur herab und verabscheut die Menschen. Die einzige Person, die ihm in seinem Leben wichtig ist, ist sein Sohn Akira, für den er auch alles tun würde. Dies ist wohl ein Grund, weswegen er auch Yuki erpresst, nachdem er erfahren hat, dass dieser jemanden umgebracht hat. Schon mal eine unmoralische Tat für einen Gesetzeshüter, denn er deckt somit nicht nur einen Mörder, sondern beschafft sich auf illegalen Weg Geld und das nur für seinen Sohn. Des Weiteren heckt er mit Yuki und Tamaki weitere Pläne um mögliche, gefährliche Zeugen für immer mundtot zu machen, was ihn ebenso zu einem eiskalten Mörder macht. Das Ganze ist eben bei ihm noch extremer, da er doch eigentlich für Gerechtigkeit sorgen sollte, aber auch er ist nur ein Mensch der ganz üblen Sorte.

Tamaki ist der Verlobte von Akiho, der damaligen Freundin von Yuki. Dieser empfindet eine extreme Eifersucht, wenn er Yuki und Akiho zusammen sieht und sieht in Yuki eine Belastung, die er um jeden Preis los werden will. Auch er hat in der Vergangenheit, nachdem er von der üblen Tat von Yuki erfahren hat, diesen erpresst, aber unter einer anderen Bedingung: Er solle mit Akiho Schluss machen, wenn er nach Deutschland zieht um zu studieren. Damit hat er also auch moralische Schuld auf sich geladen, da er einerseits den Mord vertuscht und den Mörder deckt, sich das sogar zu Nutze macht, um Akiho zu bekommen. Er ist auch der damalige Vergewaltiger von Naomi und das obwohl er doch eigentlich ein Freund von ihr war. Genauso wie Ishikura hat er den Mord an Takumi, den Freund von Naomi, geplant und bei der Ausführung mitgeholfen.

Akiho ist eine bildhübsche Frau, welche vor vielen Jahren noch mit Yuki zusammen war und noch immer etwas für ihn empfindet. Im Gegensatz zu Yuki, Ishikura und Tamaki hat sie kein wirkliches Verbrechen begangen, aber wusste vom Mord an Takumi, deckte Yuki dennoch und konnte ihn nach wie vor noch lieben. Allein das halte ich für sehr bedenklich und nicht mehr normal, sie muss wohl wirklich unsterblich blind vor Liebe gewesen sein.



Zeichenstil:
Der Manga wurde gut gezeichnet. Mir hat das ganze Setting, Charakterdesign und auch das Zusammenspiel von dunkel und hell sehr gut gefallen, was dem Ganzen ja ein noch geheimnisvolleren Touch gegeben hat.
Die Emotionen wurden sehr gut dargestellt, man konnte dadurch besonders gut mitfühlen. 

Unterhaltungswert/Lesevergnügen:
Ich liebe ja das Mystery/Psychological-Genre und deswegen konnte mich der Manga von Anfang an sehr gut fesseln! Man muss eben eine Faible für dieses Genre haben, um es zu lieben, aber ich denke jeder, der spannende Geschichten mag, würde diesen Manga unterhaltsam finden. Ich konnte von Anfang an nicht genug von der Geschichte bekommen, wollte meine Fragen beantwortet und die Rätsel gelöst bekommen und habe den Manga ganz schön verschlungen. Schließlich sind hier mehrere Dinge nicht wirklich klar gewesen und je mehr sich eben häuften, desto größer war die Motivation zu wissen, was die Erklärung dafür war. Ich wollte vor allem auch wissen, wer denn nun der wahre Drahtzieher hinter allem ist und wurde gewissermaßen in meiner Vermutung bestätigt. Besonders gut gelungen waren auch die Wendungen in der Geschichte, besonders natürlich am Ende, das hat mich dann noch mal besonders begeistert. Die Atmosphäre in diesem Manga ist eindeutig sehr düster, lustige Momente kommen so gut wie nie vor, alles wirkt ziemlich ernst, was aber auch zum Plot eben passt. Aber gerade diese geheimnisvollere, düstere Stimmung, die dieser Manga vermittelt hat, konnte mich ebenso weiter dazu anspornen zu lesen und hat dem ganzen nochmal einen Mystery-Touch gegeben.

Kurzbewertung:

Story: 10/10
Charaktere: 8/10
Zeichenstil: 8/10
Unterhaltungswert/Lesevergnügen: 9/10

Gesamtergebnis: 9/10
Fazit: Ein wahrer Genuss für Fans des Mystery/Psychological-Genres und alle, die fesselnde, rätsellastige und geheimnisvolle Geschichten lieben.

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